Lektüre zum Thema Jazz-Blues

PH
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Hallo rare Jazzgemeinde.

Ich spiel in letzter Zeit viele Blues Stücke (Billies Bounce, Alice in Wonderland, usw.)
Nur würd auch gerne verstehen wie sich das alles vom 12 Taktigen Bluesschema herleiten lässt.
Frank Sikoras Ausführungen dazu finde ich ein bisschen mager und genügt mir nicht.
Kann mir jemand zu dem Thema LIteratur empfehlen, welche auf die ganzen Substituten, Eigenheit des Parker Blueses, usw. eingeht?

Dankbare Grüße,
Philipp
 
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Hi!

Literatur zu dem Thema kann ich dir keine Empfehlen, aber ein bisschen was dazu sagen kann ich..

Im Großen und Ganzen gehts beim Blues ja um die harmonischen Schwerpunkte in den Takten 1, 5 und 9. In Takt Eins steht immer die Tonika, in Takt Fünf die Subdominante und in Takt Neun die Dominante. Das liegt beim Parker Blues genauso vor, allerdings wurde vor die Dominante die dazugehörige zweite Stufe gesetzt, was aber ein gängige Technik ist (vor jede Dominante lässt sich eine zweite Stufe setzen).

Meines Wissens werden die Changes von Blues for Alice als Parker Blues bezeichnet. Da werden die Tonika und die Subdominante, genauso wie die Subdominante und die Dominante mit II-V Ketten verbunden. Ich finde es lässt sich rückwärts ganz gut erklären:

Was führt am logischsten nach Bb7?

eine II-V nach Bb, also C-7 F7.

Was führt am logischsten nach C-7?

eine II-V nach C, also D-7 G7.

Was führt am logischsten nach D-7?

eine II-V nach D-7, also E-7b5 A7.

Reiht man das, von der Tonika in Takt Eins ausgehend aneinander, ergibt sich folgendes:

l F l E-7b5 A7 l D-7 G7 l C-7 F7 l
l Bb7 l ....

Die nächsten drei Takte sollen zur Dominante führen, also C7. Im Prinzip ist es hier ähnlich, nur lösen sich die II-V-Elemente nicht direkt auf. Im Prinzip wird die V jeder II-V vermollt, tritonussubstituiert und als neue zweite Stufe der nächsten II-V benutzt.
Da vor die Dominante noch die zweite Stufe gestellt wurde, löst sich die II-V in Takt 8 auch nicht "richtig" auf. Sie ist eigentlich eine tritonussubstituierte II-V nach C7.

Ich hoffe das hilft dir irgendwie...


Philippe
 
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Ich hab mir mal für mich vor langer Zeit das da gemacht ...

Anhang anzeigen Blues.pdf

Das trifft´s wahrscheinlich ungefähr. C-Dur .... bin Pianist ... :)

Unnötig zu sagen, daß viele "Detailvarianten" wie Tritonussubstitutionen als ApproachAkkorde und die unzähligen Turnaround-Varianten nicht angeführt sind ...

Vielleicht hilft es trotzdem ...
Thomas
 
... Blues Stücke (Billies Bounce, Alice in Wonderland)
Ist das möglicherweise eine Verwechslung des Titels von Birds Blues for Alice mit dem Disney-Song, der durch das Bill Evans Trio zum Standard wurde? Alice In Wonderland ist kein Blues: http://www.youtube.com/watch?v=CuzZ8mV9Zh8

Die Substitution im Blues For Alice folgt m.E. den Regeln, wie sie in den 18 Seiten von Frank Sikoras Kapitel zum Thema Reharmonisation (PDF) auf der seinem Buch beliegenden CD besprochen werden.
Kurz und bündig siehst Du das Reharmonisations-Schema bei wikipedia: Bird Changes

Aber vielleicht können wir den Parker Blues hier noch konkreter diskutieren. Was genau genügt dir denn nicht bei Sikora bezüglich deiner Betrachtungen von Blues for Alice (Taktbereich, Frage dazu)?
 
@zonquer, natürlich meinte ich blues for alice......mein namensgedächtnis....
In die Cds von Sikora hab ich, ehrlich gesagt, noch garnicht richtig reingeguckt.
Vl. sollte ich das erstmal machen, bevor ich weitere fragen stelle...
 
Kann mir jemand zu dem Thema LIteratur empfehlen, welche auf die ganzen Substituten, Eigenheit des Parker Blueses, usw. eingeht?

Zu den verschiedenen Substituten mit denen ein Blues reharmonisiert werden kann habe ich Dir mal ein paar aus der Reihe fallenden Stücke aufgeschrieben.

1. Blues For Gwen
Besonderheiten:
Im 6. Takt steht ein SDM Akkord.
Im 9. Takt steht nicht direkt V7/I, sondern die Dominante von subV/7/I.
im 11. und 12. Takt der etwas weniger gebräuchliche Turnaround | I7 bVII7 | subV7/V7 V7/I |

2. Farmer's Market
Besonderheiten:
Auf den Hauptstufen I und IV stehen diatonische Stufenakkorde (keine X7)
im 6. Takt stehen SDM Akkorde
11. und 12. Takt ungewöhnlicher Turnaround | I6 bIII6| bVI6 subV7/I |

3. Bluesette
Besonderheiten:
3/4 Takt
24-taktige Form
Reharmonisation
Bis einschließlich Takt 12 gleicht Bluesette dem Parker-Blues.
Die beiden SDM Akkorde in den Takten 11 und 12 lösen aber nicht zur Tonika hin auf, sondern werden als II-7 V7 von bIII interpretiert. Im Weiteren werden die I Stufen als IIm7 umgedeutet.

4. Freight Train
Bis einschließlich Takt 6 gleicht Freight Train dem Parker-Blues.
Danach folgen leichte Variationen deselben.

5. Israel
Besonderheiten:
Moll Blues
Takt 7 Dur Tonika
Takt 7-10 Turnaround | I bIII | bVI V7/I |

6. Mr. P.C.
Besonderheiten:
Moll Blues
9. Takt subV7/V7

7. Some Other Blues
Besonderheiten:
Durchgehende Dominantkette von Takt 5 bis 9.

8. Vierd Blues
Besonderheiten:
Harmonischer Durchgang von Takt 5 bis 7.

9. West Coast Blues
Besonderheiten:
3/4 Takt
24-taktige Form
Takt 3 und 4 SDM Akkord bVII7
Takt 7 und 8 subV7/IV mit vorgeschaltetem IIm7


Und hier noch ein Auszug aus meiner Harmonielehre.
In der 2. Graphik kann man sehr gut erkennen, dass das 12-taktige Blues Schema eigentlich nur aus 2 verschiedenen Kadenzformen besteht, wobei jede einmal in der zweitaktigen- und einmal in der viertaktigen Form vorkommt.
 

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