Wir haben bislang so ca. acht- bis zehnmal in der Türkei (Robinson Clubs) gespielt, so dass wir die Prozeduren zumindest für Flüge dorthin mittlerweile ganz gut verinnerlicht haben.
Mitgenommen haben wir (natürlich) unsere Instrumente, ein bis zwei Gitarrenamps (kleine Combos), showbedingt jede Menge Kostüme und, da die Robinson-Clubs in dieser Hinsicht ein wenig schwach ausgerüstet sind, ein wenig zusätzliches PA-Equipment (zwei kleine Digitalpulte, Multicore, jede Menge Kabelzeugs, Kleinkram). Die Kosten für das Übergepäck haben jedesmal die Clubs bezahlt.
Türkei ist Nicht-EU, d.h. alles, was an Geräten mitgenommen wurde, musste auf einem Carnet (Dokument für den Zoll) mit Herstellername, Seriennummer und Gewicht vermerkt werden. Dieses Carnet muss bei jeder Aus- und Einreise (also pro Trip vier mal) zumindest stichprobenartig überprüft werden. Versiegeln oder verplomben der Cases ist daher weder nötig noch möglich.
Es empfiehlt sich, die erste Überprüfung durch den deutschen Zoll bereits im Proberaum vornehmen zu lassen. Das spart wertvolle Zeit und Nerven am Flughafen. Der Zoll schickt auf Anfrage gerne Leute, die die erste Abfertigung direkt bei euch im Proberaum durchführen.
Das gesamte Equipment wurde als Sperrgepäck aufgegeben. Ich weiß nicht, wie das in anderen Ländern abläuft, aber die Türken sind am Flughafen GNADENLOS mit dem Zeugs. Ich habe selbst gesehen, wie der Mann am Check-In sorgfältig einen großen orangen Aufkleber mit "Caution! Highly sensitive electronic equipment!" auf ein Rack klebte, um es dann zwei Meter weit durch die Luft aufs Transportband zu schleudern...
Ein anderes Mal saß ich im Flugzeug direkt über der Laderaumklappe und hatte das Vergnügen, die Verladung unserer Cases live mit anzusehen. Bei unserem großen PA-Case (1x1x2 m, ca. 200 kg) ging ein Ruck durch das gesamte Flugzeug, gefolgt von lautem Knirschen und Rumpeln.
Trotzdem ist insgesamt erstaunlich wenig zu Bruch gegangen. Mein Basskoffer hat seitdem einen Standfuß weniger, und ein nicht in ein Case verpackter massiver Metall-Keyboardständer sah aus, als wäre ein Panzer darüber gefahren (völlig verbogen), aber ansonsten ging es eigentlich. Wichtig ist, alles sorgfältig und gut abgepolstert in vernünftige Flight Cases zu verpacken.
Die Schauergeschichten über etliche zig Minusgrade im Frachtraum sind übrigens übertrieben. Bei der ersten Überprüfung des Equipments nach der Landung war mein Zeugs zwar immer kühl, aber keineswegs eiskalt. Damit gab es nie Probleme.
Ein besonderes Schmankerl ist noch die Zollabfertigung in der Türkei. Die ist nämlich sehr von der Laune und Dienstauffassung der jeweiligen Beamten abhängig.
In Dalaman z.B. wurden wir bei jedem Besuch fast schon wie Familienmitglieder empfangen, großzügig verteilte Promo-DVDs und Autogrammkarten taten ein Übriges. Das war immer einfach süß und sehr angenehm.
Am Großflughafen in Antalya dagegen waren die Zöllner eher mürrisch, und es war durchaus üblich, dass der zuständige Beamte erst dann schlecht gelaunt mit Windows Solitär spielen aufhörte, wenn der Stapel Bargeld auf dem Tisch hoch genug war. Einmal konnte auch nur noch die Intervention des einheimischen Robinson-Busfahrers nebst eines üppigen Bakschischs die Einfuhrgenehmigung retten.
Allerdings ist das deutlich besser geworden, seit die Türkei ernste Anstrengungen unternimmt, in die EU zu kommen. Es gibt spezielle Taskforces, die die Beamten an den Flughäfen auf Korruption überprüfen, und oft genug sind nach dem Besuch der Taskforce nur noch 50% der Beamten übrig. Bei Schwierigkeiten sorgt also die lässig hingesagte Zauberformel "EU" für Gesichter, als läge jetzt gleich ein Mord in der Luft, aber die Papiere werden abgefertigt.
Vor Ort gab es dann so gut wie nie Probleme, was aber auch zu 90% an der sehr straffen Führung der Robinson-Clubs liegen dürfte. Bei anderen Veranstaltungen in dieser Region würde ich sicherheitshalber sehr viel Zeit und ein äußerst dickes Fell mitbringen ...