Masterkeyboardsystem für reines 'Klavierspiel' - Hypothesen und RealityCheck

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Maxime
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Hallo liebe Gemeinde,

ich möchte nach längerer Pause demnächst wieder meiner Leidenschaft Musik zu spielen nachgehen und möchte mich dazu erstmals in den Masterkeyboardbereich vorwagen. Ich würde mich als leicht fortgeschritten einstufen, hab moderate Ansprüche an die Tastatur und interessiere mich hauptsächlich für sakrale Orgelmusik und Klassik. Gelegentliche Expeditionen in die Welt der Popballaden und Filmmusik sind auch angedacht.
Ich möchte mich NichT als Musikproduzent oder Komponist o.ä. versuchen.

Nach dem Besitz eines Klaviers und Digitalpianos und mit beschränkten finanziellen Mitteln sind die Überlegungen für die Wahl dieses Masterkeyboard-Sampling Software-Kopfhörer-Systems die folgenden.

Ich weiß was ich will, daher möchte ich nur für die Features zahlen die ich auch wirklich benötige.
Beim Instrument (~400€) ist das allein eine passable Tastatur (daher Masterkeyboard ohne Knöpfe, Regler, interne Lautsprecher, Samples etc.),
bei den 'Klängen' ist das eine hochwertige Samplingsoftware (~200€) wie z.B. von Hauptwerk oder Synthogy Ivory
und da ich hauptsächlich nur für mich spiele, reicht mir als Klangwiedergabe ein guter Kopfhörer (~200€).

Zusammenfassend gehe ich also davon aus, dass ich mit diesem System die beste Preis/Leistung und den mit Abstand schönsten und vielfältig anpassbaren Samplingklang bekomme.
Die Tastatur und vor allem die Samples sind für mich die zwei wichtigsten Parameter für langanhaltendes Engagement und Spielspass.

Da diese Annahmen allein auf meinen theoretischen Überlegungen beruhen, hätte ich dazu gerne eure weit praxisnähere Einschätzung.
Wenn ich Recht behalten sollte, wieso findet sich solch ein vor allem auch schlankes, elegantes und modernes System nicht öfters in heimischen Wohnzimmern?
 
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Hallo Maxime, ich will mich mal an einer Antwort versuchen.

Ich glaube deine Lösung kann an der Menge der Komponenten, die zu beschaffen, einzurichten, verbinden und konfigurieren sind, scheitern. Daher habe nicht nur ich schon bereits im Forum vor vorschneller Begeisterung einer Computer-basierten Lösung
gewarnt. Aber generell ist es ein mögliche Lösung - und wenn man Technik-affin ist - eine stabil laufende.

Klanglich brauchen wir gar nicht diskutieren. Da sind Sample-basierte Plugins sicher extrem gut. Ich verwende lediglich Pianotq, kann dir also zur Software nur wenig sagen. Allerdings ist die Datenmenge zu beachten, also sollten genug RAM, ein schneller Prozessor und ev. auch eine SSD-Festplatte vorhanden sein. Und Zeit für die Installation einzuplanen, so viele GB wollen erst mal auf den Rechner gepackt sein. Noch dazu ist zu prüfen, ob nicht noch ein zusätzlicher VST-Host benötigt wird. Das wäre ein weiteres Programm, das zu installieren ist

Allerdings ist der Klang von Hardware auch nicht zu unterschätzen. Jedes halbwegs aktuelle Digitalpiano oder Workstation hat m.E. erstaunlich satt klingende Pianos an Bord. Sowohl über Kopfhörer, aber insbesondere auch im Bandkontext über eine PA gehört (aber das scheidet für Dich ja aus). Der Vorteil ist dabei allerdings die optimale Abstimmung der Tastatur auf den jeweiligen Klang, und da ist die Hardware sicher ihr Geld wert. Und sooo teuer ist was gebrauchtes nun auch nicht - ich bin sehr glücklich mit einem alten Motif, den ich vor kurzem für 250€ bekommen habe.

Was in deiner Aufzählung oben fehlt ist ein Audio-Interface. Klanglich ist da doch nochmal ein Unterschied zur Computer-internen Soundkarte. Da kannst du erstens noch mal Geld loswerden (höherpreisige Geräte klingen natürlich besser) und hast schon wieder ein weiteres Stück in deinem Aufbau, einen Treiber zu installieren, Einstellungen am Computer zu konfigurieren.

Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, eine Tastatur ohne Klangerzeugung Probe zu spielen. Du müsstest jemanden kenne, der das von dir bevorzugte Equippment und die entsprechende Software hat. Ich habe mir "auf gut Glück" ein Studiologic geholt (SL 990 war für 349€ im Angebot). Und bin - obwohl es eine Fatar-Hammermechanik ist - nicht so richtig warm damit geworden. Anfangs war ich sehr begeistert, vor allem beim ansteuern eines alten Roland-Expanders. Aber sie war "sehr stramm", einige einzelne Tasten auch irgendwie anders. Und alles Konfigurieren des Pianoteq und Anpassen an die Dynamik hat es nicht so ganz reißen können. In der Band hats Spaß gemacht, vom Transport war es angenehmer als mein altes Digitalpiano. Aber wenn ich versucht habe klassische Literatur zu spielen (so weit ich es noch hinkriege 25 Jahre nach der letzten Klavierstunde), war es leider etwas enttäuschend.

Hier höre ich erst mal aus. Kann es aber auch gerne noch weiter ausführen. Die Geldersparnis ist (für mich) im Vergleich zum Aufwand gering. Da ich aber sowieso gerne am Computer Musik mache und auch andere Plugins nutze, benutze ich natürlich alles weiter. Wenn ich mal eben so was spielen will, knipse ich lieber den Motif an...

Gruß, Wolfgang
 
Hallo Wolfgang, Chapeau!
Vielen Dank für deine Mühe - ich muss zugeben und dabei gibts ein wenig Wasser auf die Mühlen der Suchfunktion-Evangelisten, dass ich 'nicht nur dich' im Forum gefunden habe, kurz nachdem ich meinen Thread erstellt habe. :engel:
Dennoch, keiner hat sich dabei so schön strukturiert und umfassend mit meinen Überlegungen auseinandergesetzt wie du hier :D
Ich hoffe ich darf noch kurz bei einigen deiner Punkte nachhaken.

Der Vorteil ist dabei allerdings die optimale Abstimmung der Tastatur auf den jeweiligen Klang, und da ist die Hardware sicher ihr Geld wert. Und sooo teuer ist was gebrauchtes nun auch nicht - ich bin sehr glücklich mit einem alten Motif, den ich vor kurzem für 250€ bekommen habe.

Was in deiner Aufzählung oben fehlt ist ein Audio-Interface. Klanglich ist da doch nochmal ein Unterschied zur Computer-internen Soundkarte. Da kannst du erstens noch mal Geld loswerden (höherpreisige Geräte klingen natürlich besser) und hast schon wieder ein weiteres Stück in deinem Aufbau, einen Treiber zu installieren, Einstellungen am Computer zu konfigurieren.

Eine weitere Schwierigkeit sehe ich darin, eine Tastatur ohne Klangerzeugung Probe zu spielen. Du müsstest jemanden kenne, der das von dir bevorzugte Equippment und die entsprechende Software hat. Ich habe mir "auf gut Glück" ein Studiologic geholt (SL 990 war für 349€ im Angebot).

Da ich aber sowieso gerne am Computer Musik mache und auch andere Plugins nutze, benutze ich natürlich alles weiter. Wenn ich mal eben so was spielen will, knipse ich lieber den Motif an...

Die Gebrauchtmarkt-Option ist ein ausgezeichneter Punkt. Muss dir und den anderen Personen in diesem Forum recht geben, wenn sie sagen, dass es manchmal recht angenehm ist einfach drauflosspielen zu können. Nachdem ich mich eigentlich (so wie du) auf einen Studiologic SL990-Pro Blindkauf eingeschossen habe, ziehe ich nun auch gebrauchte Alternativen (e.g. Doepfer PK88, Yamaha P80, Kawai es100, Roland f20) in Betracht. Diese Modelle lassen sich sicherlich auch leichter finden und anspielen.

Zum Audio-Interface stehe ich etwas zwiegespalten. Ich möchte es erst ohne probieren. Die Latenzprobleme bekomme ich hoffentlich mit dem allseit angepriesenen ASIO4ALL Treiber unter Kontrolle. Zu etwaigen Klangqualitätsunterschieden kann ich mir kein Bild machen. Reden wir hier von Nuancen? Wie macht sich so ein Unterschied bemerkbar?

Ich muss gestehen, dass mich dieses elektrotechnische Neuland natürlich auch ein bisschen reizt. Lern gern dazu und tüfteln tue ich auch gerne ein wenig. Diesbezüglich ist für mich auch das folgende Anschlussprojekt von Interesse.
Ich könnte mir nämlich gut vorstellen, das Keyboard-Midi-System um ein Midi-Fußpedal für kleines Geld nach folgender Kurzanleitung zu erweitern. 'Man nehme ein Basspedal aus einer alten Orgel von ebay. Praktisch wäre natürlich eines von einer Komboorgel, da das gleich in einem Kasten drin ist. Hauptsache jedoch, jede Taste hat einen einfachen Kontakt. Dann nimmt man ein billiges Keyboard (Aldi, Lidl etc.), das MIDI-Out hat. Nun verbinde man die Kontakte des Basspedals mit den Tastaturkontakten des Billigkeyboard. Fertig ist das MIDI-Basspedal. Über MIDI-Out des Keyboards kann man jeden Expander ansteuern und zu allem Überfluß hat man sogar noch eine eigene Klangerzeugung im Basspedal.'

Aber das geht wohl über das aktuelle Thema hinaus.
Vielen Dank nochmals für deine ausführliche und ehrliche Einschätzung. :great:
 
Zuletzt bearbeitet:
und da ich hauptsächlich nur für mich spiele, reicht mir als Klangwiedergabe ein guter Kopfhörer (~200€).

Du hast das Audio-Interface vergessen! - mit desen Treibern steht oder fällt meist alles...


Warum man solche Systeme nicht öfters in Wohnzimmern antrifft?
Weil man dazu erst den Computer anwerfen- und die Software starten muss! ;)


HTH
:hat:
 
Die Ehre, HTH

Das Audio Interface war mir bereits ein Begriff - aber zu Beginn möchte ich ersteinmal darauf verzichten.

Zu den heimischen Wohnzimmern... Wir leben im 21. Jhdt. Wer muss denn da seinen Laptop erst hochfahren? :D
Und wenn, dann passiert das recht flux während man sich die 6seitige Klavierpartitur von Bachs Fantasie in G Dur aufs Notenpult friemelt. :D

Und ganz unabhängig davon. Ist es das nicht wert, wenn einem am Ende der Klang eines Bösendorfer, Steinway, Schnitger oder Silbermann
schmeichelnd ums Trommelfell weht?
 
Das Audio Interface war mir bereits ein Begriff - aber zu Beginn möchte ich ersteinmal darauf verzichten.

Geht nicht... (jedenfalls nicht, ohne unspielbare Latenzen in Kauf zu nehmen.)


Und ganz unabhängig davon. Ist es das nicht wert, wenn einem am Ende der Klang (...) ums Trommelfell weht?

Das musst du mit dir ausmachen. Es war nur ein Hinweis darauf, dass autarke Hardware schneller spielbereit ist als eine Laptop-Kombi.


:hat:
 
Hallo Maxime,

woher stammt denn dein absoluter Wille auf ein Audio-Interface zu verzichten? Hast Du einen so hochwertigen Rechner daheim?

Ältere Masterkeyboards haben noch gar kein usb sondern nur MIDI Out (das Sutdiologic SL-990 übrigens auch). Die besseren Interfaces haben MIDI Anschlüsse , dann wäre das Problem schon gelöst.

Ich zumindest würde einen 200€ Kopfhörer nicht an die mickrige Miniklinkenbuchse meines Notebooks mit gewöhnlicher Soundkarte anschließen. Ich hatte erst ein Alesis-Interface, bin aber (weil ich mehr Eingänge im Sinne eines Rackmixers brauchte) auf ein Focusrite umgestiegen. Und bin von der klanglichen Verbesserung angetan, ich vermute das das an den DA-Wandlern liegt.

Klar kann man mit ASIO4ALL auch einiges reißen, aber jetzt mit dem Treiber von Focusrite läuft es sehr gut. Und mit geringer Latenz, bei klassichem Klavierspiel kann man durchaus kleinste Latenzen merken. (BTW: Oft empfohlen werden hier im Forum auch MOTU und Steinberg Interfaces)
 
Selbst ein billiges UCA-202 von Behringer für 30 EUR klingt meistens besser und erzielt geringere Latenz als die eingebauten Audio-Interfaces (dann braucht man aber u.U. noch ein MIDI-Interface).
 
Hallo liebe Gemeinde,


Ich weiß was ich will, daher möchte ich nur für die Features zahlen die ich auch wirklich benötige.
Beim Instrument (~400€) ist das allein eine passable Tastatur (daher Masterkeyboard ohne Knöpfe, Regler, interne Lautsprecher, Samples etc.),
bei den 'Klängen' ist das eine hochwertige Samplingsoftware (~200€) wie z.B. von Hauptwerk oder Synthogy Ivory
und da ich hauptsächlich nur für mich spiele, reicht mir als Klangwiedergabe ein guter Kopfhörer (~200€).

statt solcher "bekannten Firmen" solltest du dir dringend mal Imperfect Samples anhören! für mich die einzige Firma, die realistischen Steinway-sound liefert;)

ich habe das sl-990 Pro und bin damit recht zufrieden;)


Liebe Grüße
 

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