Mehrkanälige Amps stehlen Sound?

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el_duderino
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hab kürzlich eine recht lustige diskussion mit einem anderem gitarristen gehabt, der meinte er würde nur noch einkanälige amps spielen, da mehrkanälige einfach zu viel sound stehlen würden. ich bin da nicht näher darauf eingegangen, da ich keine lust zum streiten hatte, aber grundsätzlich halte ich das für ein wenig übertrieben.
denn ob ich jetzt höhen verliere, indem ich 3 zerrpedale vor den amp hänge, oder diese minimalen verluste im verstärker selbst habe, ist IMO ein und das selbe.
wollte nur mal fragen, wie die leute hier darüber denken
 
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Moin,
naja richtiger Quatsch ist das doch nicht, nur elektronisch gesehen. Praktisch ist es allerdings so, dass jeder Kanal auf den anderen abgestimmt werden muss. Der alte Rectifier hatte z.B. 17 Schaltbare Elemente (LDRs), um die verschieden Kanäle zu realisiseren. Soldano leistet es sich im Slo 1,5 Röhren nur mit einem Kanal zu belegen. Und Peter Diezel lässt in der DIY-Gemeinde damit werben, dass gerade dies eine besonderheit bei ihm sind: die aufeinander abgestimmten Kanäle.

Grüße
 
Wahrscheinlich hat Dein Kumpel einfach noch nicht die richtigen Amps gespielt... ;)

Ein Funken Wahrheit steckt natürlich in jedem Gerücht: man schaue sich mal die einkanaligen Amps an. Da kommen mir vor allem JTM45, 1959 oder Bassmans in den Kopf... (okay, und ein paar Soldanos, aber um die geht's wohl nicht). Diese Amps liefern meist mehr oder weniger einen Sound. Ein Channel-Switcher ist für mindestens zwei Sounds ausgelegt, oft werden dabei Kompromisse eingangen damit alle Kanäle gut klingen. Z.B. könnte ich eine sehr "hart" klingende Endstufe komstruieren für tighte, extrem verzerrte Sounds. Der fehlt dann natürlich am anderen Ende die Wärme etc. Besonders kompliziert wird es, wenn sich mehrere Kanäle auch noch den EQ teilen müssen. Aber gute mehrkanalige Amps haben das im Griff und bieten viel mehr Flexibilität als einkanalige.
 
:rolleyes: ...in der Tat, da kommen jede Menge Fragen hoch.

Grundsätzlich gilt sicher: je weniger Zeugs zwischen Gitarre und Speaker, desto besser.

:) Nun erstmal zum Amp:

In guten hochwertigen Amps wird das Signal für jeden Kanal separat geführt und grundsätzlich mit so wenig Bauteilen wie möglich belastet.

(Ich lasse jetz einmal die Diskussion um Platine, handverdrahtete Point-to-Point-Lösung, Effektwege, Tonsektionen etc. außen vor).

Da ist also max. ein hochwertiges Relais, das gegenüber einem Einkanaler zusätzlich im Weg liegt. Ich bezweifle, dass man das hören kann.

Aber: natürlich kann ein Einkanaler grundsätzlich puristischer aufgebaut werden und hat von daher auch Chancen auf den besseren Ton.
(Vergleiche: Hughe & Kettner Custom Tube Serie Puretone mit ausblendbarer Tonsektion)

Im möchte aber wetten, dass die meisten im Blindtest den Unterschied zwischen Ein- und mehrkanaligen hochwertigen Amps nicht hören werden.

;) Nun zu den Bodentretern: Da passiert sehr viel mehr!

Hier verschlingen die Patchkabel (meist minderer Qualität weil billig) oft große Mengen Ton.

Kann man sehr gut nachvollziehen, wenn man Effekte - einzeln oder in Kette hintereinander - durch einen Lehle Looper schickt und das Signal einmal direkt und einmal durch alle (natürlich ausgeschalteten) Effekte schickt. Da liegen zum Teil Welten zwischen.

Entweder: der Effekt hat keinen True-Bypass, der True-Bypass-Schalter ist Murks und/oder die verbindenden Patchkabel/Stecker taugen nicht.

Ich teste jeden Bodentreter über einen Looper (Dank an Burkhard Lehle), um herauszufinden, welche tonale Beeinflussung sich hier ergibt. Ist es merkbar, geht das Teil nur über einen Looper in die Signalkette. Kostet mehr, hilft aber auch.

(Ich gebe ja nicht xtausend Euros für Klampfe und Verstärker aus, um dann hier zu sparen. Das macht keinen Sinn!)

:cool: Nun noch ein Hinweis, der eher selten beachtet wird:

Wenn Du deine Gitarre direkt mit dem Amp verbindest, dann gibt Dir der Amp einen definierte Eingangsimpedanz für die PUs Deiner Gitarre. Meist so >= 1 MegaOhm. Das ist sehr wichtig für den Klang Deiner Klampfe.

Wenn Du nun eine Reihe von Bodentretern zwischen Dir und Deiner Gitarre hast, ergeben sich je nach Effektgeräteaufbau, True- oder Not-True-Bypass, Effekt an oder aus zum Teil sehr unterschiedliche Abschlußimpedanzen, die bewirken, dass sich Deine PUs im Ton verändern: heller, dunkler, mehr und weniger Leistung.

Deshalb ist mein erstes "Effekt"gerät ein "Impedanz-Geber". ich benutze entweder den Banzai New Rising Sun II (mit Pre=On) oder den Finetone Tube Booster (hat den Vorteil, dass ich unterschiedlich laute Gitarren im Signal anpassen kann). So habe ich unabhängig von folgenden Effekten immer "geordnete elektrische Verhältnisse".

Ich mache das jetzt schon seit Jahren so (mit wechselndem Equipment) und war erfreut, dass sich Banzai, Bernd From von finetone und VHT des Themas angenommen haben. (Anm.: Das günstigste Teil ist das Finetone, dann Banzai (dafür aber mit zusätzlichem zweifachen Boost sehr flexibel), dann VHT.)

Im Ergebnis wird der Kollege mit den Bodentretern ob der o.g. Besonderheiten also trotz Einkanaler ggf. mehr Tonverluste hinnehmen müssen, als derjenige, der direkt in den Amp geht - egal ob ein, zwei oder mehr Kanäle.


Es gibt zu diesem Thema auch ein interessantes Statement von VHT.
Die Geräte von Banzai siehst Du unter http://www.banzaieffects.de/ ansehen, das Teil von Bernd Fromm unter www.finetone-bf.de (Menüpunkt Custom Shop)

Statement von VHT (unter http://www.vhtamp.com/frames.html und dann zum Produkt Valvulator I):

VALVULATOR I VACUUM TUBE BUFFER/POWER SUPPLY
Your tone is important to you. You spend countless hours searching for the right guitar and amplifier combination to produce your sound. You experiment with the virtually limitless possibilities offered by today’s staggering array of stompboxes to embellish your sound. And in this process you have also discovered the frustrating loss of signal level, high frequency response and low end punch caused by effects pedals. This annoying degradation of tonal quality is caused by three things:

1) Loss of high frequency response due to cable capacitance.
2) Loss of signal level and high frequency response due to impedance effects.
3) Signal degradation caused by the design of the circuitry in the effects device.

The VALVULATOR I solves all three of these problems using a vacuum tube based Buffer circuit to change your guitar signal from high impedance to low impedance. This low impedance signal is better able to survive the trip from your instrument to your amplifier, including all of the detours in between. You will be amazed at the renewed responsiveness of your instrument as well as the effect on your playing. In addition, the VALVULATOR I input stage utilizes the same circuitry as that found in the input stage of most guitar amplifiers. This means you get the same dynamic feel from your instrument as you would if you were plugged directly into your amp!
 
^^ Gut geschrieben, ich möchte aber ein oder zwei Sachen ergänzen.

Ich spiele momentan mit 9 Pedalen, alle ohne True-Bypass und JA man hört einen kleinen Unterschied aber nur im Direktvergleich.
Seit dem ich den FX-Weg meines Verstärkers benutze mache ich mir allerdings gar keine großen Gedanken mehr da so "nur" noch 5 Pedale vor dem Amp "hängen".

Boss verbauen übrigens keinen True Bypass weil ihnen bei Studien aufgefallen ist, dass auch bei True-Bypass Pedalen Soundverluste auftreten wenn man mehrere in Reihe schält.
Ich hab leider keine Quelle aber das ist der Grund weshalb Boss keinen True-Bypass verbauen ...
 
thommy schrieb:
wie schautsn da mit meinem 3 Kanaler TSL aus ?

Hört sicher der dann auch schlechter an als ein zweikanaliger DSL oder was ? :eek:
Der DSL klingt ein bisschen anders, dafür ist der TSL flexibler.
Es gibt kein allg. "schlecht". Erlaubt ist was gefällt.
 
KH-3 Spider schrieb:
^^ Gut geschrieben, ich möchte aber ein oder zwei Sachen ergänzen.

...

Boss verbauen übrigens keinen True Bypass weil ihnen bei Studien aufgefallen ist, dass auch bei True-Bypass Pedalen Soundverluste auftreten wenn man mehrere in Reihe schält.
Ich hab leider keine Quelle aber das ist der Grund weshalb Boss keinen True-Bypass verbauen ...

Danke für Deinen wichtigen Anmerkungen! :great:

Ja, das ist eines der Probleme: etliche Effekte in Reihe klauen immer Sound, weil jeder Effekt verkabelt werden muss. Also: das (ohnehin kleine) Signal zwängt sich durch Stecker - Kabel - Taster - Stecker - Kabel - Taster etc...

Bei etlichen Effekten in Reihe macht es u.U. tatsächlich Sinn, auf True-Bypass zu verzichten, weil der klanglich verändernde Effekt des Verstärkerbauteils kleiner ist als sein Nutzen: das Signal etwas aufzupäppeln und mit "sauberen" Eingangs- und Ausgangsimpedanzen elektrisch "auf Kurs" zu halten...

Was immer Sinn macht ist: Geld in gute Kabel und Stecker zu investieren...und ggf. True-Bypass-Pedale mit besseren Schaltern auszurüsten. Und natürlich: gute Looper a la Lehle, die dem Signal den geringsten Schaden zu fügen sowie der im anderen Beitrag beschriebene Impedanzbuffer am Anfang der Kette...
 

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