Mein Herz – eigener Song

  • Ersteller scratchthestring
  • Erstellt am
scratchthestring
scratchthestring
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
04.12.16
Registriert
23.03.13
Beiträge
192
Kekse
53
Der Text ist ganz frisch.
Nachdem ich die letzten Wochen/Monate unfreiwillig verhindert war finde ich jetzt vorsichtig wieder Zugang zum Schreiben, zur Musik.

Thematisch geht es um die Situation nach einer Trennung, wenn Kinder im Spiel sind.
Und wenn über einen längeren Zeitraum ungeklärt bleibt, wie der Verbleib der Kinder sein wird.
Also bei welchem Elternteil?
Und die Frage im Raum steht die Kinder zu trennen. Eins da, und Eins da.

Ich freue mich über Rückmeldungen.:)






Mein Herz




Dein weiches Haar, Dein weiches Gesicht
Und große Augen fragen mich
Wie es werden wird, und dabei
Bleiben wir doch zusammen, wir beide, ihr Beiden, wir Drei?

-Du und ich, und ihr Beide- …und zärtlich wiege ich Dich
Küsse, tröste, halte - und sicherlich
Mit Kraft - ich habe sie nicht!
…nur von Deinem unsicheren, fragenden Blick.


I: Mal seid ihr dort, mal seid ihr hier. Mal seid ihr dort, und Mal bei mir. :I


Dabei bin ich selbst nur gewiegt vom Wind am Ort
Und gebleicht von der Sonne im Spätsommer, gedorrt
Ich bin nur ein Halm, gerissen vom Sturm am Feld
In der flimmernden Hitze unterm Sehnsuchtszelt.

Dort harre ich aus, mein Herz, bis zum Ende der Welt
Zwischen losen Schatten der Mäuse vom Feld.
Und die Krähen steigen vom Himmel herab
Als wenn es nie zu Fressen gab…


I: Mal fressen sie woanders, und mal hier. Mal fressen sie woanders, und mal an mir! :I


Meine zärtliche Liebe zu Dir. Es steht die Zeit
Tief in meinem Herzen, ich bin schon lange bereit.
Im Keller. Dort unten
Ist es sicher, nur dunkel.

Auf einem der Regale im Eck
Puste ich Spinnfäden und Staubflocken weg.
Dort bewahre ich Dich
Für unsere Zeit in Sonne und Licht.

Durchs schmale Kellerfenster fällt Dämmerlicht.
Ein Spalt in der Mauer, ich seh die Mäuse nicht.
Doch ich seh ihre Spur, und die Monate vergehen.
Es nagen Woll-Mäuse an meinen morschen Zehen!


I: Mal nagen sie woanders, und mal hier. Mal nagen sie woanders, und sie nagen an mir! :I
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
stimmt was nicht mit dem text..
 
Ist halt ein schwieriges Thema und es schreiben im Moment nicht so viele Leute hier.

Persönlich tu ich mich ein wenig schwer mit dem Text, weil ich stellenweise die Form nicht so gelungen finde.
Die Reimen stören mich z.B. zum Teil schon sehr und lassen das ganze unnötig konstruiert und gekünstelt wirken.
Z.B. der Vers mit dem "Wind am Ort", dem nachgeschobenen "gedorrt" oder das "Sehnsuchtszelt". Vielleicht hat letzteres für Dich eine besondere Bedeutung, aber spontan liest sich das eher so, als ob da ein Reim für Feld hersollte und das Sehnsuchtszelt schien so pi mal Daumen zu passen und klang noch irgendwie kreativ und es wird sich im Nachhinein eine Bedeutung zurechtgezimmert. (Das liest sich jetzt wahrscheinlich ziemlich gehässig, ist aber nicht so gemeint und soll vor allem verdeutlichen, wie die Stellen auf mich wirken. ) Besonders schade ist es, wenn man dann mit so einem zumindest empfundenen Zweckreim aus dem Text entlassen wird.

Dann ist an manchen Stellen auch nicht klar, wo ein Satz anfängt und wo er aufhört, wo wir eine Auslassung haben, oder ein Gedanke weitergeführt wird.
Man kann sich das schon zusammenreimen, aber Du willst da vielleicht oft mehr Inhalt reinstecken als die Zeilen hergeben und anstelle einer wirklichen Verdichtung wirkt das dann manchmal etwas gestückelt hingeworfen.
Theoretisch kann das natürlich alles Absicht sein und minutiös ausgetüftelt, um die Zerissenheit des LIs auszudrücken, aber so kommt es bei mir nicht an.

Die Bilderwelt wirkt auf den ersten Blick zumindest innerhalb der Verse einigermaßen konstant, was mir gefällt, aber ich weiß nicht, wie ich es finde, dass Du hin- und herspringst zwischen Realität und Bildern und das dann auch teilweise mit Ankündigung. ("Ich bin....) Die Bilder finde ich auch insofern passend, als sie einen starken Bezug zu Kindergeschichten/gedichten haben. (Mäuse, Feld, Himmelszelt etc. )
Auf den zweiten Blick steige ich aber nicht so recht durch, was jetzt für was stehen soll und vor allem wie im Verhältnis zueinander.
(Harrt der Halm noch aus im Feld? Macht das Bild da noch Sinn? Bei Millionen Halmen und ein paar Mäusen? Wie steht der Halm zu den Mäusen und die Mäuse zu ihm? Beschreibt "lose" die Schatten zutreffend? Ich rate mal Du meinst ein flüchtiges Wuseln, ähnlich dem Aufflackern von schnellen Bewegungen in einer Zeitrafferaufnahme. Lose ist da nicht ganz verkehrt, aber eben sowohl inhaltlich wie auch schon rein klanglich für mich erstmal eher ein Stolperstein.
Da wirkt die Bilderwelt dann wieder inkonsequent und wandelt sich spätestens von Vers zu Vers, wie ein Traum, so dass man dann pro Abschnitt eine vage Idee bekommt um was es gehen könnte.

Die durchschimmernde Stimmung gefällt mir auch, die angedeutete Innigkeit, Rückzug und Angst vor Verlust, aber ich habe auch das Gefühl, dass da noch mehr ginge.

Der Text, ohne die Einleitung macht es einem relativ schwer sich inhaltlich einzufinden, weil es am Anfang sehr klar um ein Kind geht und man evtl. noch den anderen Elternteil dazuzählt. Dass es um die Trennung vom Kind geht kann man denke ich schon rauslesen, aber z.B. die Aufteilung zweier Geschwister sehe ich da eher nicht drin.

Letztendlich ist es Dein Text, ich würde vor allem zwei Dinge anders machen:

Erstmal keine Reime, die tun hier meiner Meinung dem Text nicht gut und führen ihn zu oft auf Abwege oder drängen sich in den Vordergrund.
Erst muss der Inhalt stehen, dann kann sich das gerne auch reimen.
Und dann würde ich mich wahrscheinlich für eine Erzählebene entscheiden, entweder Bilder oder "Realität" das ist aber wie alles andere auch Geschmackssache.
Das Kind könnte z.B. ruhig auch selber zu Wort kommen, sofern das LI nicht nur seine eigenen Zukunftsängste auf es projiziert.
"Wie es werden wird" klingt halt z.B. auch etwas sperrig und nicht kindgemäß.

Edit:
Also nicht dass "Wie es werden wird" grundsätzlich eine schlechte Formulierung ist, kann ich mir sogar gut als Titel eines Gedichts vorstellen, nur konkret an der Stelle und vor dem Hintergrund des restlichen Textes gefällt mir der Satz nicht so.
Mal scheinst Du sehr auf Klang und Rhythmus zu achten und dann wieder gar nicht.
Das kann im Vortrag natürlich wieder anders rüberkommen, ist jetzt halt mein erster Eindruck.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hey Tinnitus,

vielen Dank daß Du Dich so ausführlich damit befasst!
Vieles was Du schreibst macht mich nachdenklich, auf solche Ideen wäre ich gar nicht gekommen.
Aber es wirft auch Fragen bei mir auf.

Die Bilder-nichtBilder-Folge entstand mehr oder minder unbewußt.
Grundsätzlich aber dachte ich, daß Bilder Gefühle transportieren können-im Gegensatz zu einer rein sachlichen Beschreibung, wie z.B. der Bedienungsanleitung einer Waschmaschine (grob gesagt).
Daher dachte ich, wenn ich es schaffe, daß man ein Bild vor Augen hat ist das doch für einen Songtext erstmal positiv?!...
Gibt es dafür Regeln, oder Gesetze (so wie in der Rechtschreibung)? (Hast Du Schreiben gelernt?).

Zu den Reimen: ist am Ende nicht jeder Reim "konstruiert"?
Mir persönlich geht es oft so, daß mich an Songtexten auch der Sprachgebrauch interessiert.
Es ist spannend und reizvoll, wie der Inhalt sprachlich ausgedrückt wird. Und auch manchmal, wie der Reim vollzogen wird.

Speziell bei diesem Text keine Reimform zu wählen?
Ich weiß nicht. Weil der Inhalt schon großflächig ist dachte ich, daß wenigstens die Reimform ihn schneller erschlossen macht. Die sachliche Situation ist mehr als komplex. Und es wird unmöglich sein, diese in einen Text für einen Song zu begrenzen-so, als reine Beschreibung. Und eigentlich soll es das auch nicht! Es geht ja um die Emotion.
Ist es grundsätzlich verkehrt mehrere verschiedene Bilder für dasselbe zu beschreibende "etwas" zu verwenden?

Ich mag es manchmal, wenn ich einen Song höre, und ihn irgendwie mag, aber ich frage mich worüber wird denn eigentlich gesungen. Und dann denke ich darüber nach, und entweder ich begreife von alleine, oder ich erfahre etwas über die Biographie des Texters, und dann wird es mir klar.

"Mehr Inhalt als die Zeilen hergeben"-Du meinst die Länge eines durchschnittlichen Songtextes?

Wie es werden wird-ganz ehrlich?
Spontan kann ich Deine Wahrnehmung wenig nachvollziehen.
Ich denke mal drüber nach. Vielleicht kommt es noch.
 
Hi scratchthestring ,

alles kann, nichts muss. Ich schau mir den Text halt auf meine Art und Weise an, aber hab jetzt die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, oder das irgendwie gelernt. Ich geh halt oft sehr analytisch ran und nehme die Texte vor allem formal auseinander, weil mir das so Spass macht. (Das wiederum hab ich schon ein bisschen gelernt, aber mehr aus dem Lateinischen, wo zum Teil extrem verdichtet wird. Siehe z.B. Catulls "Odi et amo." Ich hab also nicht per se was gegen konstruierte Sachen, mag sogar wenn man das nachher wieder rauskitzeln kann, aber ich mag nicht, wenn die Konstruktion wie ein Reim spürbar den Inhalt diktiert oder eine Alliteration reingeschmissen wird, weil sich das gerade angeboten hat. Das empfinde ich als lustlos. Ich mag auch nicht wenn eine gekünstelte Sprache eingesetzt wird, um das ganze kreativer klingen zu lassen, oder weil man das ja so "darf" in einem Gedicht/Liedtext. Das sind aber natürlich persönliche Vorlieben. )

Bilder sind auf jeden Fall was gutes, aber man kann sie ja in unterschiedlicher Dicke aufs Brot schmieren und da ist "Ich bin das und das" natürlich die direktmöglichste und offensichtlichste Variante. Auch wieder nicht per se schlecht, aber eben auch nicht superelegant.
Den Wechsel kannst Du letztendlich machen, wie Du lustig bist, Du solltest Dir nur klarwerden wie Du an welcher Stelle wechselst und warum und dann muss man meiner Meinung nach eben auch schauen, dass man sich nicht verhaspelt in den Bildern. Du vergleichst ja nicht nur, sondern gehst richtig rein ins Bild und dann will jedes Element auch seine Bedeutung haben. Du nimmst uns mit ins Feld und dann sind wir da erstmal. Jeder Wechsel, vor allem auch in der Bedeutung der Charaktere bekommt dann auch schnell etwas traumhaftes, was wiederum nicht schlecht ist, aber Du musst Dir dessen eben bewusst sein.

Generell keine Reimform wählen: Nein, aber eben nicht Inhalt und sprachlich deutlich sichtbar vom Reim diktieren lassen. Da
Das ist hier in meinen Augen Dein Hauptproblem, das den Text für mich etwas runterzieht.

Ich mag es manchmal, wenn ich einen Song höre, und ihn irgendwie mag, aber ich frage mich worüber wird denn eigentlich gesungen. Und dann denke ich darüber nach, und entweder ich begreife von alleine, oder ich erfahre etwas über die Biographie des Texters, und dann wird es mir klar.
Da geht es mir ähnlich, aber das wird in meinen Augen auch oft als Entschuldigung genommen um echter Textarbeit aus dem Weg zu gehen.
Wenn ich ein Lied höre, dann ist mir der Text oft erstmal egal. Im Idealfall unterstützt er natürlich das Erlebnis oder macht sogar einen Song aus, aber mir ist das letztendlich nicht so superwichtig, wie man meinen könnte. Die Präsentation, Betonung, Phrasierung etc. macht dann ja auch noch einiges aus.

Verkürzung:

Dein weiches Haar, Dein weiches Gesicht
Und große Augen fragen mich
Wie es werden wird, und dabei
Bleiben wir doch zusammen, wir beide, ihr Beiden, wir Drei?

Da weiß man z.B. nicht, ob da das weiche Haar fragt, oder ob mit dem "und" ein neuer Satz losgeht. Natürlich wird hier in dem Fall klar was hier gemeint ist und da kann man sich dann als Texter zufriedengeben, aber ich mag das nicht so, die Bausteine so hingeworfen zu bekommen. Man könnte jetzt rauslesen, dass die reine Existenz des Kindes schon die Fragen aufwirft, dass jeder Kontakt, jede Berührung von Zukunftsangst überschattet wird, aber so wirklich drin ist das da nicht, im Text.
"Redet" bei "und dabei" noch das Kind oder schon wieder das LI?
Was soll das "dabei" genau heißen? Ist es ein Gegensatz/Widerspruch? So wie der nächste Satz angfängt klingt es danach und dann geht es schon in die Frage hinein. Das könnte jetzt Absicht sein um die innere Unruhe und Zerissenheit, vielleicht auch Schönrederei zu verdeutlichen, aber im Endeffekt empfinde ich das nicht als verdichtet sondern so, als fehlen da ein paar Satzteile oder Informationen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hi Tinitus und scratchthestring,

vieles, was Ihr gerade am Wickel habt, beschäftigt mich an dem songtext auch. Ich finde das Thema richtig klasse und auch recht gut eingegrenzt - ich kann mir vorstellen, dass das alles noch viel komplexer ist. Ich finde auch die Bilder und die Beschreibungsebene gut.
Sprachlich geht es mir ähnlich wie scraththestring: es würde manches klarer une einfacher, wenn dem nicht ein Reim entgegenstehen würde - dabei würde ich nicht komplett auf Reime verzichten, sondern die Reime der ersten beiden Zeilen lassen und die letzten beiden Zeilen ungereimt lassen. Das würde sich dann für die erste Strophe so lesen:

Dein weiches Haar, Dein weiches Gesicht
(Und) Deine große Augen fragen mich
Wie es werden wird:
Bleiben wir zusammen, wir beide, ihr Beiden, wir Drei?

Ich würde zur Verdeutlichung irgendwo in den Text auch ein "Du. mein Kind" oder so etwas einfügen, dann wird das "Dreierverhältnis" direkt viel klarer.

Bei den Bildern bin ich mir etwas unsicher - ich glaube nicht, dass Du zu viele Bilder benutzt, ich kann nur manche Auskleidungen der Bilder sozusagen nicht wirklich sehen.
In den Strophen drei und vier wird ein zentrales Bild von einem Feld vorgestellt - das ich vor Augen habe, bei denen mir allerdings die Mäuse nicht so recht vor Augen treten wollen - die Krähen mit ihrer Metaphorik sind mir da viel näher und stimmiger. Auch sprachlich-bildlich bleiben lose Schatten bei mir recht wirkungslos ...
Das zweite zentrale Bild ist das des Kellers, das ich auch als grundsätzlich treffend und stimmig empfinde. Aber auch hier bekomme ich die Mäuse und die Wollmäuse, die an den Zehen nagen (sind Wollmäuse nicht eher die spinnwebenartigen Hinterlassenschaften von irgendwas?), nicht wirklich ins Bild hinein ...

Also: die beiden zentralen Bilder oder vielleicht Bildräume finde ich stimmig und auch tragend, manche Auskleidung nicht so sehr ...

Vieles davon ist natürlich Empfindungssache und "Vorschriften" oder "Faustregeln" für deren Verwendung gibt es nicht - mancher mag das anders empfinden, aber ich kann ja in meinem Feedback nur vorwiegend von meinen Empfindungen sprechen, gerade wenn es um so etwas wie Bilder oder Emotionen geht.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hey X-Riff,

vielen Dank für Deine Rückmeldung!
Ja, es ist wichtig, wie die Empfindung beim Lesen/Hören ist. Und es wichtig für mich das zu erfahren.

Das Bild mit den Wollmäusen beschreibt eigentlich genau das: die Situation ist eigentlich unhaltbar, aber es dauert und dauert-bis man eben wie zugestaubt (Wollmäuse) da steht und immer noch wartet, auf etwas, das längst hätte passieren müssen. So etwa.
Wenn ich mir vorstelle ein Halm (Ähre) auf nem Feld zu sein, dann können mich die Mäuse fressen. Es ist ähnlich bedrohlich, wie wenn die Krähe anfliegt. Es kommt nur aus einer anderen Richtung. Also weiß das Lyrische Ich nicht vor welcher Richtung es sich mehr in acht nehmen soll. Es wird sehr bedrängt, erlebt sich selbst als schwach und wehrlos gegenüber den Gefahren, und versucht sich in all der Bedrängnis am Glauben festzuhalten (wir bleiben zusammen).
„Mein Kind“ einfügen. Ja, vielleicht. Ich hielt das ganze für so komplex, daß ich dachte es sei vielleicht besser es irgendwie nur anzudeuten. Aber ich bin nicht sicher.
Die Ausführung der Bilder-wie meinst Du das?
…
Vielleicht nochmal zur Erklärung: die Situation ist die, daß es zwei Kinder gibt, die beide nach einer Trennung vorübergehend beim Vater untergebracht sind. Es ist klar, daß das eine Kind zur Mutter kommen wird. Und das andere Kind möchte so gerne auch zur Mutter, und die Mutter will es, und das erste Kind möchte das auch. Aber die Klärung der Situation (Ämter+Machtkämpfe der Eltern) zieht sich fast endlos hin (Monate), in denen die Kinder und die Mutter (hier das LI) bangen, und nicht wissen wie ihr Leben weitergehen wird.

Das Lyrische Ich spricht eigentlich gedanklich mit dem zweiten Kind. Es sind Gedanken und Empfindungen, die die Mutter gegenüber dem Kind hat, von dem alle nicht wissen ob es auch zur Mutter zurück dürfen wird.

Ooookeeyy…ich gebe zu, das ist wirklich kompliziert.
Aber darum geht es in dem Text!

lg -sts-
…


Hey Tinnitus,

eigentlich geht es mir nicht zuerst darum es elegant zu lösen. Mir ist vor allem der Inhalt wichtig.
„eben nicht Reim und sprachlich deutlich sichtbar vom Inhalt diktieren lassen“-aber wovon dann? Ich lese was Dir persönlich jetzt nicht so gefallen würde... Aber mir wird nicht klar, was Du besser fändest?

Wie es werden wird = bange Sorge.
Und dabei = möchte der Angst etwas entgegensetzen.
Bleiben wir doch zusammen wir Beide, = möchte ganz fest daran glauben, daß es
ihr Beiden, wir Drei. gut werden wird.

Also, das mit der Textarbeit aus dem Weg gehen-wie beziehst Du das auf meinen Text?

lg -sts-
 
"Mein Kind" einfügen. Ja, vielleicht. Ich hielt das ganze für so komplex, daß ich dachte es sei vielleicht besser es irgendwie nur anzudeuten. Aber ich bin nicht sicher.
....
….
Vielleicht nochmal zur Erklärung: die Situation ist die, daß es zwei Kinder gibt, die beide nach einer Trennung vorübergehend beim Vater untergebracht sind. Es ist klar, daß das eine Kind zur Mutter kommen wird. Und das andere Kind möchte so gerne auch zur Mutter, und die Mutter will es, und das erste Kind möchte das auch. Aber die Klärung der Situation (Ämter+Machtkämpfe der Eltern) zieht sich fast endlos hin (Monate), in denen die Kinder und die Mutter (hier das LI) bangen, und nicht wissen wie ihr Leben weitergehen wird.

Das Lyrische Ich spricht eigentlich gedanklich mit dem zweiten Kind. Es sind Gedanken und Empfindungen, die die Mutter gegenüber dem Kind hat, von dem alle nicht wissen ob es auch zur Mutter zurück dürfen wird.

Ooookeeyy…ich gebe zu, das ist wirklich kompliziert.
Aber darum geht es in dem Text!

lg -sts-

Das ist aus dem Text nicht ersichtlich!

Im Text wird ein Dreierverhältnis an- bzw. ausgesprochen.
Die ganz offene Deutung umfaßt hier auch ein Dreierverhältnis auf Erwachsenen-Ebene: ein (Ehe-) Paar und eine dazustoßende Dritte Person (das kann ein Mann oder eine Frau sein und sich auf das Lyrische Ich oder dessen PartnerIn beziehen). Weil diese Offene Deutung grundsätzlich möglich ist, habe ich angeraten, irgendwo ein "Du, mein Kind" einzubauen.

Die von Dir jetzt angesprochene und offensichtlich gemeinte Situation von ZWEI Kindern habe ich aus dem Text nicht herausgelesen. Mir hat sich aufgedrängt: EIN Paar, ein Kind - beide sind offensichtlich in einem Trennungsprozess und das Kind ist hin- und hergerissen und das Lyrische Ich, der Vater bzw. die Mutter - das kommt darauf an, ob der Gesang von einem Mann oder einer Frau umgesetzt wird, sieht sich den Fragen und Bedürfnissen dieses Kindes ausgesetzt. Den im Text beschriebenen Konflikt sehe ich genau darin plus der Situation, dass es dem Lyrischen Ich das Herz zerreißt, das mit ansehen zu müssen.

Auf das offensichtlich gemeinte "Dreierverhältnis" Vater/Mutter, 2 Kinder mit der Situation, das ein Geschwisterpaar auseinandergerissen wird, wäre ich nicht gekommen - mir wäre nie aufgegangen, dass die Mutter als wichtige zweite Erwachsenenperson überhaupt nicht auftaucht.

Ich will hier natürlich keine Begründung dafür, warum sie nicht auftaucht - worauf ich aufmerksam machen will, ist, dass das von Dir gemeinte Verhältnis mir nicht deutlich wurde und zwar unter allen möglichen Kombinationen eines nicht weiter bestimmten Dreiecksverhältnisses auch möglich ist, aber bei weitem nicht so, dass Du davon ausgehen kannst, dass der Leser mitbekommt, was Sache ist bzw. was Du meinst.
Auch dass die Person, die Du in dem Text ansprichst, gerade ein bestimmtes der zwei Kinder ist, wird überhaupt nicht deutlich.

Du solltest diese konkrete Situation im Text klarstellen, ansonsten kommt überhaupt nicht rüber, um was es geht. Das halte ich für das vordringlichste bei diesem Text.
Die Bilder sind eine zweite Ebene, das würde ich gesondert machen.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Also, das mit der Textarbeit aus dem Weg gehen-wie beziehst Du das auf meinen Text?
Das war erstmal eine allgemeine Beobachtung, trifft aber denke ich auch ein stückweit auf Deinen Text zu.
Du stellst Dich ja durchaus möglicher Kritik, was mutig ist, aber davor war ja dann irgendwann ein Punkt an dem Du gesagt hast: Ja, passt für mich so.
(Was auch dein gutes Recht ist, was ich oder andere hier schreiben, kann Dir im Prinzip herzlich egal sein. )
Speziell geht es um den Gedanken, dass das ja alles gar nicht so klar sein muss, dass schwammige Bilder und Versatzstücke reichen, dass das Thema ja ohnehin zu komplex ist um es wirklich darstellen zu können, dass grammatikalische Auffälligkeiten ohne Not stehengelassen werden können, weil es ja Lyrik ist und dass man dann an einem Punkt mit dem Text zufrieden ist, an dem gerade mal das Grundgerüst steht. (Das ist aber wie gesagt in erster Linie meine Wahrnehmung und mir kommt es immer auch auf die Absicht an, die durch den Text durchschimmert. Ein direkter Text in einfacher Sprache kann oft effektiver sein und geht dem Zuhörer näher - ist aber oft um so schwerer zu schreiben und bietet letztlich auch weniger Puffer und Versteck.) Ich finde es durchaus legitim wenn man dem Zuhörer eine fast leere Leinwand mit einer Skizze oder Farbstimmung anbietet so dass er dann die Lücken füllen kann, irgendwann ist man dann aber halt an dem Punkt, wo man irgendwas schreiben könnte. (Gibt es ja auch. )

eigentlich geht es mir nicht zuerst darum es elegant zu lösen. Mir ist vor allem der Inhalt wichtig.
"eben nicht Reim und sprachlich deutlich sichtbar vom Inhalt diktieren lassen"-aber wovon dann? Ich lese was Dir persönlich jetzt nicht so gefallen würde... Aber mir wird nicht klar, was Du besser fändest?
Das hast Du jetzt falsch gelesen und wiedergegeben (kurze Schrecksekunde bei mir. ;) ) Natürlich ist der Inhalt am wichtigsten und soll nicht vom Reim diktiert werden und das ist auch, was ich besser fände. Da haben wir anscheinend unterschiedliche Wahrnehmungenm was Deinen Text angeht.
Natürlich kann man mal was umformulieren oder bekommt eine neue Idee durch einen Reim, aber es sollte nicht gezwungen wirken.

Zu den Bildern: Mit Erklärung kann ich Dir folgen, aber die Bilder für sich sind nicht so klar.
Ein Halm ist keine Ähre, vielleicht liest der Leser das so, vielleicht nicht. Das Feld muss auch kein Kornfeld sein.
Der vom Wind gerissene Halm kann auch abgerissen sein. Und so trennen sich nach und nach Deine Absicht und was der Leser versteht möglicherweise immer weiter. Ein Halm kann nicht ausharren, das bist dann wieder Du/das LI. Du kannst den Halm personifizieren und ihn Angst haben lassen, aber eine Flucht ist ausgeschlossen.
Eine Ähre und eine Maus sind nicht unbedingt ein gängiges Antagonistenpaar, die Ähre setzt vielleicht sogar auf den Transport einiger Körner durch die Maus. Eine Ähre hat "Kinder" im Überfluss, eingebaute Redundanz sozusagen und wenn sie es nicht schafft, dann eine der zigtausen Nachbarinnen, sofern das Ziel nicht ist im Magen eines Menschen zu landen und eigenständige Fortpflanzung von vorneherein unmöglich ist. (Ich übertreibe es jetzt absichtlich ein wenig. )
Auf die Krähen trifft das um so mehr zu. Die werden eher mal was fallen lassen und weit weg transportieren, oder vielleicht geht auch mal so was durch.
Man kann sich natürlich trotzdem eine (leicht makabere) Kindergeschichte oder Fabel vorstellen, in dem die Ähre auf dem Tisch der Menschen landen will um ihre "Erfüllung" zu finden, und diverses Ungeziefer sind dann die Gefahren auf dem Weg. Aber letztlich sind die Mäuse und Krähen Schädlinge für den Menschen, nicht für die Pflanze, die eher für ein Überleben aus vollkommen austauschbarer Redundanz steht.

Ich verstehe schon, was Du sagen willst, der Halm ist diversen Widrigkeiten ausgesetzt und vielleicht sind für Dich persönlich die Mäuse, der Wind, die Sonne, die Krähen alle konkret besetzt, aber die Stelle kann halt sehr leicht anders gelesen werden.
Weil die Schatten der Mäuse "lose" sind, habe ich z.B. auch überlegt, ob es vielleicht die Kinder sind, die mal hier und mal dort sind.
Es ist eine ungewöhnliche Formulierung und dann sucht man nach einem Grund dafür und sucht Bezüge im Text.
Ein Kind als Maus ist auch eher ein gängiges Bild als die Maus als Gefahr für Leib und Leben.
Die Krähen, selbst getrennt auftretend, bilden automatisch ein viel stärkeres Paar mit den Mäusen, die stets vor dem Tod aus der Luft auf der Hut sein müssen, als mit dem Halm, von dem auch gar nicht mehr so klar ist, ob wir überhaupt noch von ihm reden.

Letzendlich ist Dein Halmbild auch ein sehr allgemeines. Es geht um Ängste, am ehesten um Existenzangst, aber nicht deutlich nachvollziehbar um Verlustängste oder gar den Verlust der Liebsten.
Das sind zwei Strophen, die eigentlich Dein Thema nicht näher beleuchten und wo Du Dich in Deinem Bild verlierst. Da kann man dann wieder sagen: OK, das bietet dann um so mehr Projektionsfläche, aber man kann es auch als vertane Chance sehen. (Das klingt jetzt alles wieder schrecklich, ich mein es aber nicht bös und es gibt sicher auch Leute, die das anders sehen werden. Wie gesagt wäre ja z.B. ein Traum auch eine mögliche Assoziation. )

Wie es werden wird = bange Sorge.
Und dabei = möchte der Angst etwas entgegensetzen.
Bleiben wir doch zusammen wir Beide, = möchte ganz fest daran glauben, daß es
ihr Beiden, wir Drei. gut werden wird.
"Und dabei": Das ist aber hier gegensätzlich zur Frage, nicht zur Angst. Dein Satz ergibt letztendlich keinen Sinn, so wie er da steht und man rät dann halt, was wahrscheinlich gemeint ist. So sicher scheint die Zukunft ja eben nicht zu sein, dass man noch nicht mal die Frage danach stellen braucht/darf.
Ich unterstelle auch mal, dass das "dabei" eben nur da steht, damit es sich reimt.
Es ist auch nicht ganz klar, wer hier spricht, auch wenn man einen inneren Monolog des LI vermutet.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Hallo scratchthestring,

ein verstörender Text!

ich lese heraus, dass die Mutter von ihrem Kind eine Lösung erwartet. Oder zumindest Verständnis dafür, dass sie zu schwach ist, die Verantwortung zu übernehmen. Das ist menschlich. Doch wer möchte sich mit dieser Aussage identifizieren?

ich habe vor vielen Jahren während einer Scheidung einen ähnlich Song geschrieben und mich gewundert, dass er von meinem Publikum eher braven Applaus erhielt, trotz aller Dramatik nicht "gefeiert" wurde. Ich nahm ihn ratlos wieder aus dem Programm. Jahre später erkannte ich für mich, dass Eltern und Kinder keine künstlerischen Entschuldigungen brauchen, sondern nichts weiter als faktische Begegnungen! Wie schwer es auch manchmal den Erwachsenen fallen mag.

Ich spüre in dem Text die unendliche Energie eines tiefen Schmerzes.... Und wünschte mir ( aus eigener Erfahrung) diese Kraft möge dich als Autorin am Ende vielleicht doch zu zeitnaher Hoffnung und Zuversicht im Text führen. Denn wie tragisch einem auch das Leben mitspielen mag: wen kann man tiefer und uneigennütziger lieben als seine Kinder?

Bitte versteh das nicht als moralisierenden Appell (wie sollte ich) ... aber vielleicht doch als dramaturgischen Hinweis. :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 6 Benutzer
Hallo xriff und tinnitus.

ich habe viel nachgedacht, und nochmal geprüft, wie es mir mit dem text geht, wenn ich dabei hinspüre was eure rückmeldungen waren.

x-riff, ja, es ist total wichtig, daß es deutlich wird, daß es um zwei kinder geht, plus den erzähler.
ich habe ein paar stellen abgewandelt, und jetzt wird es besser sein.

tinnitus. ich habe auch schon texte geschrieben, die nicht in reimform sind. die einfach nur den inhalt deutlich machen.
i-wie ist mir das aber zu "eng", wenn texte so oder so sein müssen, um annahme zu finden, oder "gültigkeit" zu haben.
wenn ich, wie kürzlich hier im forum gesehen, einen text lese, der scheinbar peinlich genau darauf achtet nur ja nicht zu reimen, um dann auch nicht in dieses klischee (reime auf teufel-komm-raus) zu fallen-ich weiß nicht.
das ist dann irgendwie an mir vorbei. so will ich das nicht.

ich habe auch noch mal im bekanntenkreis nachgefragt und mir rückmeldungen der personen eingeholt, die die situation kennen, und seit monaten miterleben wie sich etwas unerträgliches in die länge zieht. die aussagen sind einheitlich, daß die bilder und der text das leid der betroffenen familie recht gut deutlich machen, und wenigstens ansatzweise nachempfindbar. wenn so etwas überhaupt möglich ist.

vielleicht ist es so, daß das thema speziell ist. und wenn man sich selbst nicht darin wiederfindet, weil man so etwas noch erlebt, oder gar gehört hat, dann bleiben die bilder und vergleiche fremd. man fragt sich "was soll das", oder man denkt es ist zu ungenau, weil man es halt nicht nach-empfinden kann.

ich habe beschlossen mich damit zu begnügen, daß es die situation ausdrückt.

ok, die mäuse am feld sind tatsächlich etwas unklar. das werde ich noch ändern-wie da kaue ich noch drauf rum.

...


aber ich danke euch beiden für die rückmeldungen. es hat doch viel bei mir angestoßen, und mir neue sichtweisen eröffnet!!

lg -sts-

- - - aktualisiert - - -

hallo jongleur,

vielen dank für die rückmeldung.
wenn dieser schmerz spürbar wird ist das gut, denn genau das will ich. darüber freue ich mich.

über den dramaturgischen hinweis (keine sorge, ich nehme das nicht als moralischen appell) muß ich nachdenken. das heißt, (so unüberlegt spontan geantwortet), daß ein text, der ein happy-end "besser" ist, als einer der einfach die situation spürbar macht?
ich nehme an du meinst aber, daß es vom hörer warscheinlich freudiger aufgenommen wird, weil man sich im allgemeinen lieber mit etwas angenehmen als mit etwas unangenehmen befasst...? und wenn ich also anerkennung für meine arbeit möchte, dann sollte ich mir überlegen, ob ich es "appetitlicher" zurechtrücke.
ich weiß nicht, ob das thema meines textes für mich diese auflösung zulässt. weil es genau das leid ist, das aus dieser dauerhaft ungeklärten sotuation entsteht-für die kinder, wie für die mutter.

und: nein, es geht nicht darum, daß das kind die verantwortung tragen soll.
die mutter fühlt sich schwach, hat angst es alles nicht tragen zu können, hat angst den bedürfnissen der kinder nicht gerecht werden zu können. sie hat angst, daß sie dem kampf, den es braucht, nicht standhalten kann.
aber sie spricht ja nicht mit dem kind. sondern sie schaut auf das kind, sieht was es braucht und möchte, und es ist das was in ihr vorgeht.
es beschreibt einfach den fakt, daß ihre kraft begrenzt ist. und sie nicht wissen kann ob diese kraft reichen wird.
und dadurch drückt sich auch die liebe aus. (ja, das hast du echt schön geschrieben, die kinder sind alles). sie steht da -gefühlt ohne kraft- einzig durch die liebe (von deinem unsicheren, fragenden blick).

...

ich bin dabei es musikalisch umzusetzen. vielleicht ist es durch diesen rahmen leichter zu "nehmen"...

lg!
-sts-
 
Hallo sts,

Ich sollte vielleicht eingangs erwähnen, dass ich mit dem Keller, den Spinnweben Stagnation assoziiere, dicke Staubschichten infolge jahrelanger Unfähigkeit aufzuräumen...

ich nehme an du meinst aber, daß es vom höret warscheinlich freudiger aufgenommen wird, weil man sich im allgemeinen lieber mit etwas angenehmen als mit etwas unangenehmen befasst...? und wenn ich also anerkennung für meine arbeit möchte, dann sollte ich mir überlegen, ob ich es "appetitlicher" zurechtrücke.

Nein! Ich versuche es noch mal. Wenn das Mutter-Kind-Band zerreißen würde, wäre der Schaden für beide Beteiligte maximal. - Nach sagen wir mal 20 Jahren bliebe beiden höchstens die Erklärung, warum sie sich als Erwachsene nicht so lieben können, wie es die gesellschaftliche Norm und wahrscheinlich auch der innigste Wunsch nahe legen. DIESES schreckliche Drama steht mir vor Augen, wenn ich Deinen Text lese. Und soviel Einfühlungsvermögen vermute ich bei vielen Zuhörern...

Es geht nicht um appetitlich. Es geht mir um die Wirkungsweise unserer Psyche. Die sucht nach Auswegen aus Konfliktsituationen. Und das Tier in uns wählt spontan zwischen Angriff oder Flucht. Du hast mMn einen Fluchttext geschrieben. Der Angriffstext bestünde mMn in dem Versuch, die tiefen inneren Widerstände zu überwinden, den regelmäßigen Kontakt zum Kind zum Zentrum eigenen Handelns zu machen.

Bist du nicht auch überzeugt, dass jeder tatsächliche Schritt in DIESE Richtung automatisch ein wahres Glücksversprechen beinhaltet? Einfach weil unsere Psyche auf den liebevollen Umgang mit unserem Nachwuchs programmiert ist. Jeder erfolgreiche Schritt erfüllt uns mit Stolz, jeder misslungene mit Schuldbewusstsein...

Kunst ist Erfindung. und Kunst ist mehr als das Tier in uns. Ein Autor hat die Möglichkeit, verschiedene Wege durch zu spielen, die Wirkung dieser Wege auf die eigene Psyche in Ruhe zu testen...

Heute würde ich mir als Autor gerade in der tiefsten Depression schreibend einen Weg zu meinen Kindern bahnen, sozusagen als Vorboten tatsächlicher künftiger Ereignisse.

Fazit: Ein "ich bin auf dem Weg zu Dir"-Text macht mich als Autor immer glücklicher als ein " Du wirst mich später verstehen"-Text. Vielleicht weil " auf dem Weg zu Dir" eigentlich bedeutet: auf dem Weg zu meiner Kraft...

Lg

das heißt, (so unüberlegt spontan geantwortet), daß ein text, der ein happy-end "besser" ist, als einer der einfach die situation spürbar macht?

Meine ehrliche Antwort lautet:Ja.

Kunst ist weder Journalismus noch Sozialwissenschaft. In jedem Spielfilm oder Roman gibt es eine Einführung, die eine Konfliktsituation deutlich macht. Warum beenden die Autoren ihre Arbeit nicht mit der Einführung? Warum kommt es anschließend zu einer Konfliktzuspitzung und -lösung? Sag Du es mir...

Und: Du weißt aber auch, dass "Happyend" ein sehr, sehr dehnbarer Begriff ist?
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Gefällt mir
Reaktionen: 4 Benutzer
tinnitus. ich habe auch schon texte geschrieben, die nicht in reimform sind. die einfach nur den inhalt deutlich machen.
i-wie ist mir das aber zu "eng", wenn texte so oder so sein müssen, um annahme zu finden, oder "gültigkeit" zu haben.
wenn ich, wie kürzlich hier im forum gesehen, einen text lese, der scheinbar peinlich genau darauf achtet nur ja nicht zu reimen, um dann auch nicht in dieses klischee (reime auf teufel-komm-raus) zu fallen-ich weiß nicht.
das ist dann irgendwie an mir vorbei. so will ich das nicht.
Hi scratchthestring,
damit wir uns da am Ende nicht doch noch mißverstehen: Ich habe kein Problem mit gereimten Texten und kann mir hier auch sehr gut eine gereimte Umsetzung vorstellen. Die momentane mag ich aus den genannten handwerklichen Gründen halt einfach nicht so sehr, und da ich grob im Hinterkopf hatte, dass mir schonmal ähnliches bei einem Text von Dir aufgefallen war, hatte ich vorgeschlagen, erstmal auf die Reime zu verzichten um ein paar Stolpersteine von vorneherein aus dem Weg zu räumen und vielleicht auch mehr Platz für Inhalt zu schaffen. Der Wind "am Ort" wird ja z.B nicht da stehen, weil er so wichtig für den Text ist, zieht aber aufgrund der ungewöhnlichen Konstruktion viel Aufmerksamkeit auf sich.
 
Hallo. Also, das ist wirklich nur eine Skizze um den Aufbau des Songs.
Ich bitte darum die Unsauberkeiten zu überhören.

Kann man sich das so vorstellen?
Wie kommt das an?
Kann man/könnt ihr damit was anfangen?

danke um rückmeldungen!

-sts-

https://soundcloud.com/scraththestring/mein-herz-skizze-mp3
 
Hi scs,

gefällt mir gut, soweit. :)
Das Tempo würde ich wahrscheinlich etwas rausnehmen, zumindest am Anfang.
Von der Begleitung her passt das eigentlich, aber in Kombination mit dem Text wirkt es etwas fahrig. Passt vielleicht zum Thema, aber mir würde eine etwas ruhigere Linie da besser gefallen.
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
Würde das Lied prinzipiell mit wechselndem Tempo spielen. Thematisch scheint ja das LI ja auch schwankend, mal zurückhaltend, dann sehr "direkt und laut" mit seiner Kritik... das "mal seid ihr dort" wäre dann so schnell wie jetzt gerade, aber sonst scheint es ein nachdenklicher Song zu sein... vom Vortrag würde ich es dementsprechend ruhiger halten, mehr "spielen". Die Begleitung ergibt sich dann von allein.

Auf deine Frage also: ja, kommt an, kann man auf jeden Fall was draus machen. :)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
@jongleur: ah, ok. also mit den spinnfäden, staubflocken, sowie wollmäusen meine ich eigentlich die reale dauer bis endlich die situation faktisch geklärt ist. es ist nicht fiktiv für irgendwann, und auch nicht stellvertretend für den inneren klärungsprozess.

und es ist ein angriff. nur leider nicht so einer wie wenn man mit der faust auf den tisch haut, und mal ordentlich sagt wo es jetzt lang geht. es ist viel zäher, und braucht viel mehr. es ist die kraft, die das LI über viele monate nicht weichen lässt (ausharren). Und selbst wenn Es nur noch als zerfledderter halm zurückgelassen am feld steht, und möglicherweise aufgefressen werden kann: es steht da, und wartet, ob die kinder kommen.

mir fällt gerade ein, da gibt es einen film mit Veronika Ferres, das erinnert mich daran. Wo sie als DDR-Bürgerin i-wie in den westen kam, und ihre kinder waren in ostberlin. Und sie stand tag für tag für tag an diesem einen grenzübergang, mit einem plakat, über viele monate. sie verhielt sich ruhig, weil sonst hätte man sie nicht mal das gelassen!
und es dauerte monate, in denen sie nicht wußte: würde sie ihre kids zurückbekommen??
am ende hat sie es geschafft. aber nicht mit der faust auf den tisch. sondern mit viel biß, und ausdauer, und glauben.
das verlangt einem viel mehr ab.
...ist aber eine form des angriffs!

und mit dem happyend-ich weiß was du meinst.

aber ich mag diesen text nicht der musikalischen prostitution preisgeben.
da nehme ich lieber in kauf, daß er für viele schwer zu verstehen sein mag.

wieviele eltern gibt es in deutschland, die über monate um ihre kinder kämpfen mußten, in denen sie sie nicht, oder nur sehr wenig sehen konnten?

lg!!
-sts-

...

hey tinnitus,

der wind am ort steht aber stellvertretend für den rauhen wind der dem li um die ohren pfeift, und es ihm ziemlich ungemütlich macht, und seine ausdauer auf die probe stellt!

ja, es ist gut, wenn du das nicht so grundsätzlich siehst.
gut, daß du es nochmal sagst.
aber vielleicht merke ich es nä.mal früher, wenn etwas unklar aus der feder rutscht (grins)

lg
-sts-
 
Hi sts,

Das mit dem Wind ist schon klar, aber "der Wind am Ort" ist ja keine normale Formulierung, noch ist dadurch (für mich) sprachlich irgendwas gewonnen, außer halt, dass es sich reimt. (Und die Zeile mit dem Gegenreim ist dann ebenfalls wieder für den Reim hingebogen und zieht unnötig Aufmerksamkeit auf die Form. )

Genauso wie der personifizierte Halm der Dinge harren kann, oder von mir aus auch aushalten, aber nicht ausharren, denn dazu gehört für mich, dass er theoretisch auch davonspazieren könnte. Das kann der Halm in der ihm zugedachten Rolle hier aber nicht, so kleinlich das jetzt wahrscheinlich auch klingt.
Da willst Du in dem Moment also was ausdrücken, wofür das Bild in der Form eigentlich nicht geeignet ist.

Aber da könnten wir jetzt wahrscheinlich auch noch zehnmal hin- und herdiskutieren, von daher viel Spass bei der weiteren Vertonung. ;)
 
  • Gefällt mir
Reaktionen: 2 Benutzer
hey tinnitus,

ja vermutlich hast du recht. aber ich versteh was du meinst!

danke dir!

lg
-sts-
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben