Miad [österreichische Mundart mit Übersetzung]

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GerhardEichberge
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Gerhard Eichberger


Untenstehend nun ein Text von mir, der schon etwas älter ist. Wie so oft, ist der Text so entstanden, daß ich einfach zum Schreiben angefangen habe und gar nicht wußte, was dabei herauskommt. Der Text beschreibt sehr gut die Situation, in der ich damals war, also meine damaligen Gedanken und Gefühle.

Bemerkenswert ist, daß mir so ein Text ausgerechnet in einem Hardrocklokal eingefallen ist.

Diesen Text habe ich früher oft bei Lesungen vorgetragen. Als ich den einmal im Weberknecht vorgetragen habe, hat der Text die Sü-vaal derart berührt, daß sie den Refrain gleich gesungen hat.

Mich würde interessieren, wie Euch dieser Text gefällt und wie sehr ihr ihn für ein Lied geeignet haltet. (Selber habe ich noch nicht so recht eine Vorstellung, wie man den Text musikalisch rüberbringen könnte. Wichtig wäre halt, daß die Musik den Text emotional unterstreicht.)


Gerhard

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HELMI'S NIGHTMARE: Miad


(geschrieben am 15. September 1995, 22.00, Graffity/fertiggestellt am 7. Dezember 1995 14:40, im Bett)
(Musik noch nicht komponiert)


I lieg' do auf meina' Kautsch und sinnier' vua' mi' hin.
"Eigantlich soi't i 'wos tuan." Doch kummt m'a des heit' net in ' Sinn.
Friahra' woar i a anderer, doch jetzt hob i kan Antrieb mehr.
Den Grund waaß i aa' net genau, bin a Karikatur nua vo' an Mau'.
I frog' mi' nur, is' des so guat, daß i auf ollas hau' mein' Huat?
Soit' i mi net bessa stö'n? Oba' naa', ' wü' mi' net quwö'n.
Geht des ewig jetzt so weiter, niemoi's traurig, niemois heiter?
Oda' wird si' 's Schicksoi' drah'n, aus'n Sumpf mi' 'außezaah'n?
Grüb'ln tua i und studier'n, a Hauf'n Zeig foah't dua'ch mei' Hirn.
I woa't am Lichtblick ohne Frog', wann 's sei' muaß, bis zum Jüngsten Tog,
wäu' i bin miad.
So miad.
Endlos miad.
Jo, i bin miad,
so miad,
nua miad.
Warum?
I hob' kan' Leffe', absolut kaa' Lust.
I wü' goa' nix moch'n, hob' nua' an' Frust.
I hob' kan' Gusto, bin fia ollas z' bled.
I brauch' an, der mi 'aussezaaht, oba den hob i leida' net.


No' imma' knotz' i auf da' Kautsch und stiea' ins Noarrenkast'l.
I schau' ma' do im Fernseh'n au' den Hias und den Wast'l.
Doch irgendwie geht's an mia' vurbei, die Sendung do mi'n Moik.
Do haaßt 's oi'wäu, des g'foit so sehr dem ganzen Oip'mvoi'k.
Doch frog' i mi': Wea' kaunn do loch'n, bei diese bled'n Schmäh,
d'rum schoi't i des Programm jetzt um, wäu' i auf des net steh.
Im Zwaara' tan s' politisier'n, im RTL spüh'n s' Töa'mineter.
Der tuat mi' aa' net int'ressier'n, der Muskelmann, durch Wände geht er.
Oba' i fang glei' zum Gähnen an, wäul i do nimma' zuaschau'n kaunn.
And're find'n des so steu', nua i schlof' vorm Fernseha' ei'.
wäu' i bin miad.
So miad.
Endlos miad.
Jo, i bin miad,
so miad,
nua miad.
Warum?

Heit' denk' i ma', steh' net auf, bleib' den ganzen Tog im Bett.
Wäu Wunda' passier'n eh kaa', und unta' da' Tuchant is 's aa' nett.
So lebt si' 's aa', de Tog, Woch'n und auch Johr
verge'ngan sowieso. Beim Schlof'n is' wenigstens kaa' G'foahr,
daß ma' wos foischmocht oda daß goa a Unfoi' g'schichte:
Vo' an' Auto üba'foah'n, gibt's im Schlofzimma' nicht.
Woa't'n tua i, daß wer kummt, mi' aufhebt und mi' motiviert,
doch scheint 's, daß mei' Schicksoi' eh' kan' int'ressiert.
Oba fia' heit' is' g'nua', i loß' des Schreib'n sei',
wäu heit' foit mir sowieso nix G'scheit's mehr ei'.
Wäu' i bin miad.
So miad.
Endlos miad.
Jo, i bin miad,
so miad,
nua miad.
Warum?
I hob' kan' Leffe', absolut kaa' Lust.
I wü' goa' nix moch'n, hob' nua' an' Frust.
I hob' kan' Gusto, bin fia ollas z' bled.
I brauch' an, der mi 'aussezaaht, oba den hob i leida' net.
I hob' kan' Leffe', absolut kaa' Lust.
I wü' goa' nix moch'n, hob' nua' an' Frust.
I hob' kan' Gusto, bin fia ollas z' bled.
I brauch' an, der mi 'aussezaaht, oba den gibt's net.

(Gerhard "Helmi" Eichberger)


Übersetzung: Müde

Ich liege da auf meiner Couch und grüble vor mich hin.
"Eigentlich sollte ich etwas machen." Doch kommt mir dies nicht in den Sinn.
Früher war ich ein Anderer, doch jetzt habe ich keinen Antrieb mehr.
Den Grund weiß ich nicht genau, bin nur eine Karikatur von einem Mann.
Ich frage mich nur, ist das so gut, daß ich auf alles meinen Hut haue?
Sollte ich mich nicht besser [den Problemen] stellen? Aber nein, ich will mich nicht quälen.
Geht das ewig jetzt so weiter, niemals traurig, niemals heiter?
Oder wird sich das Schicksal drehen, mich aus dem Sumpf herausziehen?
Grübeln tu' ich und studier'n, ein Haufen Zeug fährt durch mein Hirn.
Ich warte auf den Lichtblick ohne Frag', wenn's sein muß bis zum Jüngsten Tag,
denn ich bin müde.
So müde.
Endlos müde.
Ja, ich bin müde,
so müde,
nur müde.
Warum?
Ich habe kein Interesse, absolut keine Lust.
Ich will gar nichts machen, habe nur einen Frust.
Ich habe keinen Willen, bin für alles zu dumm.
Ich brauche wen, der mich herausreißt, aber den habe ich leider nicht.

Noch immer hocke ich auf der Couch und schaue in die Luft.
Ich schaue mir im Fernsehen den Hias und den Wastl an.
Doch irgendwie geht sie an mir vorbei, die Sendung da mit Herrn Moik.
Dabei heißt es immer, das gefällt so sehr dem ganzen Alpenvolk.
Doch frage ich mich: Wer kann da lachen, bei diesen blöden Scherzen,
darum schalte ich das Programm jetzt um, weil ich da drauf nicht stehe.
Im zweiten Programm wird politisiert, im RTL wird Terminator gespielt.
Der interessiert mich auch nicht, der Muskelmann, der durch Wände geht.
Aber ich fang' gleich zum Gähnen an, weil ich da nicht mehr zuschau'n kann.
Andere finden das so steil, nur ich schlafe vor dem Fernseher ein.
denn ich bin müde.
So müde.
Endlos müde.
Ja, ich bin müde,
so müde,
nur müde.
Warum?

Heute denke ich mir, steh' nicht auf, bleib' den ganzen Tag im Bett.
Denn Wunder passieren eh nicht, und unter der Bettdecke ist es auch nett.
So lebt sich's auch, die Tage, Wochen und auch Jahre
vergehen sowieso. Beim Schlafen gibt's wenigstens keine Gefahr,
daß man etwas falschmacht oder gar ein Unfall passiert:
Von einem Auto überfahren, gibt's im Schlafzimmer nicht.
Warten tue ich, daß jemand kommt, mich aufhebt und mich motiviert
doch scheint's, daß mein Schicksal eh niemanden interessiert.
Aber für heute ist es genug, ich lasse das Schreiben sein,
denn heute fällt mir sowieso nichts Gescheites mehr ein.
denn ich bin müde.
So müde.
Endlos müde.
Ja, ich bin müde,
so müde,
nur müde.
Warum?
Ich habe kein Interesse, absolut keine Lust.
Ich will gar nichts machen, habe nur einen Frust.
Ich habe keinen Willen, bin für alles zu dumm.
Ich brauche wen, der mich herausreißt, aber den habe ich leider nicht.

Ich habe kein Interesse, absolut keine Lust.
Ich will gar nichts machen, habe nur einen Frust.
Ich habe keinen Willen, bin für alles zu dumm.
Ich brauche wen, der mich herausreißt, aber den gibt es nicht.

(Übersetzt von Gerhard Eichberger)
 
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Das ist (als Gedicht) richtig gut! Nur würd ich Herrn Moik, den Terminator und RTL streichen damit es zeitloser wird
 
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Gefällt mir auch sehr gut! Musikalisch sehe ich es als absolute Solonummer. Akustikgitarre dabei, fertig!
 

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