Mischen sich die Töne oder hört man Sie getrennt...

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Guten Tag,
wenn man einen Akkord oder mehrere Töne auf einmal am Klavier anschlägt, entsteht dann ein neuer Ton, also vermischen sich die Töne oder kann man sie getrennt heraus hören?
Oder kann man bei einem Lied, das nur von einem Instrument gespielt wird, die Melodie und die Begleitung getrennt hören oder vermischen sich die Töne?
Wenn ein Lied mit mehreren Instrumenten gespielt wird, dann kann ich diese ganz gut unterscheiden, auch wenn dazu gesungen wird, aber am Klavier habe ich damit Probleme.
Ich lerne seit 2012 Klavier spielen und ich hoffe Ihr könnt mir helfen, vielen Dank im Voraus.
 
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Ich finde die Frage etwas merkwürdig gestellt, aber ja: mit genug Übung kann man die Akkorde und die Begleitung als getrennte Stücke raushören. Ein Moll-Akkord klingt anders als ein Dur-Akkord, ein verminderter Akkord, Septakkorde etc.
Wenn man die Akkordabfolgen erkennt, sei es nun, weil man weiß, wie die einzelnen Stufen in Kombination miteinader klingen, wenn man sie kombiniert, oder weil man einfach einen anderen Song kennt, der die selbe Abfolge verwendet (I-V-vi-IV wäre zum Beispiel eine in der Popmusik absurd oft benutzte Variante), kann man zusammen mit der Tonart eines Liedes relativ leicht heraushören, was für Akkorde gespielt werden und daraus wiederum die einzelnen Töne eines Akkords ableiten.
Die exakte Tonart rauszuhören ist allerdings nur etwas für diejenigen, die mit wirklich guten Ohren gesegnet sind. Der Rest darf sich mit einem auf den Song angewendeten Stimmgerät helfen. Oder einfach solange probieren, bis es passt.

Ob die Akkorde in der Grundform vorliegen oder ob es Umkehrungen sind, ist dann schon ein bisschen schwieriger, aber mit sehr viel Gefühl und vor allem Nachspielen durchaus noch machbar.

Begleitung und Melodie finde ich persönlich in den meisten Fällen recht einfach zu trennen. Bei unterschiedlichen Instrumenten sowieso, aber beim selben Instrument ist die Melodie häufig präsenter, sei es nun, weil sie lauter, höher oder komplexer ist als die Begleitung.

Das Ganze gilt zumindest für Rock, Pop und die meisten anderen Genres, die mehr oder minder im letzten halben Jahrhundert populär waren. Für komplexere Werke, vor allem die, die mit Clustern arbeiten, ist es oftmals eine Sache der Unmöglichkeit, einzelne Bestandteile der Akkorde wahrzunehmen. Ein Musterbeispiel dafür wäre zum Beispiel Atmospheres von György Ligeti:


Aber so etwas ist außerhalb von experimenteller Musik eher selten.
 
Ich finde die Frage etwas merkwürdig gestellt, aber ja: mit genug Übung kann man die Akkorde und die Begleitung als getrennte Stücke raushören. Ein Moll-Akkord klingt anders als ein Dur-Akkord, ein verminderter Akkord, Septakkorde etc.

Hallo zusammen,

ich finde die Fragestellung überhaupt nicht seltsam, sondern im Gegenteil sehr naheliegend. :)

Ich kann Egolsteins Aussage, daß man mit Übung einen Akkord am "Gesamtklang-Charakter" erkennt, völlig unterstreichen. Dahingegen kann es unter bestimmten Umständen aber sehr schwierig sein, wirklich die Einzeltöne herauszuhören.
Und auch die Trennung von Melodie und Begleitung ist oft recht gut möglich, weil sich die Melodie gut verfolgen läßt und oft in einem mehr oder wenig abgesetzten Tonhöhenbereich "stattfindet".

Aber das tatsächliche Heraushören von Einzeltönen kann auch ganz schön schwierig werden:
Bei einem polyphonen Instrument (wie z. B. dem genannten Klavier) gehören ja zu jedem Ton auch Obertöne, meist ist die Quinte recht prominent, so daß es sehr schwierig sein kann, zu erkennen, ob bestimmte Klangbestandteile von tatsächlich gespielten Tönen stammen oder nur Begleiterscheinungen anderer Töne sind.

Wenn man polyphone Einzelstimmen verfolgen kann, ist es relativ gut möglich, bei Akkorden, vor allem mit veränderlicher Stimmenanzahl, kann man sich oft nur auf den Gesamtklang verlassen (zumindest geht es mir so).

Das extremste Beispiel für Ununterscheidbarkeit von Obertönen und "gespielten Tönen" ist meines Erachtens die Hammond-Orgel, bei der ja jeder Einzelton eine über Zugriegel wählbare Kombination von Obertönen darstellt. Zu allem Überfluß kommen diese diskreten Sinustöne von einzelnen Tonrädern, die jeweils für viele Tasten/Zugriegel zuständig sind.
Wenn also eine Frequenz von 440 Hz auftauch, dann kann sie entweder von einem gespielten a' mit 8'-Zugriegel stammen, oder aber von einem A mit 2"-Zugriegel, oder sogar von einem d' mit dem 5-1/3'-Zugriegel. Und: diese 440-Hz-Frequenz stammt in jedem Fall von ein und demselben Tonrad.
Wenn sich das alles noch vermischt kann es je nach Registrierung sehr schwer sein, zu erkennen, was tatsächlich gespielt wird.
Es ist z. B. möglich, durch unterschiedliche Registrierungen unterschiedlich gespielte Akkorde wieder völlig gleich klingen zu lassen. :)

Das ist zugegebenermaßen wirklich ein Sonderfall, aber zeigt das Grundproblem der Auflösung von Gehörtem in Einzeltöne ziemlich gut auf.

Beim Klavier kommen erleichternd die temperierte Stimmung hinzu, denn eine wohltemperierte Kompromiß-Quinte ist anders als eine Oberton-Quinte (die aber wiederum wegen der Steifigkeit der Saiten auch nicht rein ist).
Aber ich glaube, es gehört schon sehr viel Übung und Erfahrung dazu, dann kann man viel erreichen.

Viele Grüße
Torsten
 

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