Mozart-Requiem: Rezeption der verschieden Fassungen

Primut
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Eins vorweg: Ich bin kein großer Klassikexperte.
Aber: Ich singe gerade mal im Chor das Mozart-Requiem, daher also mal ein Grund für mich, sich ein wenig mit den Hintergründen zu beschäftigen.

Es ist ja bekannt, dass Mozart dieses große Werk leider nicht mehr selbst vollenden konnte, so dass diese Arbeit nach Mozarts Tod überwiegend von Süßmayr vervollständigt wurde und dass es große Diskussionen um die Art der Vervollständigung gab bzw. gibt. Daher gibt es auch andere Fassungen als die von Süßmayr, am bekanntesten neben Süßmayr ist wohl derzeit noch die Beyer-Fassung.

Mir geht es hier gar nicht um die tiefe Diskussion, welche Version denn richtiger sei, sondern eher, wie die verschiedenen Fassungen beim Publikum wahrgenommen werden.
Gibt es dafür beim"normal"- Publikum überhaupt eine Sensibilität? Immerhin hat sich ja die Süßmayr-Fassung locker 200 Jahre gehalten, obwohl sie ja wohl genug satztechnische Fehler etc. beinhaltet. :D

Unser Kantor hat sich für die recht neue Levin-Fassung entschieden und ist im Großen so ziemlich (bis auf kleine Ausnahmen..... :D) zufrieden mit dieser Fassung.
Interessanterweise musste ich feststellen, dass beispielsweise bei einem aktuellem Werbeplakat in Berlin nicht angegeben war, welche Fassung gespielt wird. Wäre dass dann zwangsläufig Süßmayr?
Levin (bzw. sein Verlag) dagegen legt jedenfalls Wert darauf, benannt zu werden.

Hat so eine neue Fassung gegen den "Klassiker" Süßmayr überhaupt eine Chance, beim breiten Publikum bekannt zu werden, wenn sie musikalisch tatsächlich besser ist?
Welche verschiedenen Fassungen habt ihr im Vergleich gehört / findet ihr besser / wird am meisten bzw. am wenigsten aufgeführt?
Achtet ihr darauf oder nicht?
Oder sind das nur musiktheoretische Streitereien von Experten, die von der Allgemeinheit nicht nachvollzogen werden können?
Wird es üblich, dass sich jeder seine eigene Version zusammenstellt?
Wie denkt ihr darüber, was sind eure Erfahrungen?
 
Eigenschaft
 
Satztechnische Fehler sind nicht undbedingt ein Kriterium bei der Rezeption eines Werkes, davon hat Mozart selbst genug gemacht.
Es ist die Frage, ob es tatsächlich Fehler aus Mangel an Verstehen der Satzregeln sind, oder ob sie nicht für einen guten Einfall in Kauf genommen werden.

Stören tun sie die breite Masse jedenfalls nicht.
 
Wer sich mit rezeption beschäftigt hat, hat keine illusionen mehr über "musikverständnis", d.h., das hören all dessen, was in der musik vorgeht.
Wie bei einem illusionisten freut man sich der darbietung, ohne die tricks zu durchschauen, ja, das wissen darum würde das erlebnis mindern.
Ich habe immer das bild vor augen, als ein "führender" musikwissenschaftler und kritiker vor mir saß in einem konzert, weit hinten, ich der akustik wegen, er, um schnell den saal verlassen zu können, nachdem er am schluss einmal müde in die hände geklappt hatte. Er hatte wohl die ganze zeit nur gedacht, "was schreibe ich darüber?"
Erlebnisfähigkeit ist nicht an wissen gebunden, auf höherer ebene jedoch möglich.
Für das publikum wird das requiem immer das von Mozart sein, wer auch immer es redigiert und vollendet hat. Die Süßmeyersche fassung hat tradition, sie wurde von Konstanze angeregt, um den vorschuss nicht zurückzahlen zu müssen und ist somit legitimiert.
 

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