Muttersprachlich: "Ich frag' nicht mehr"

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Hallo zusammen,
hier mal wieder ein paar Zeilen für Textinteressierte:
Bitte spart nicht mit Kritik und Tadel.

Auch bei diesem Text interessiert mich:
Kommt was an?
Wenn ja, was für Gedanken und Empfindungen löst das aus.
Ich halte auch ein "Find ich doof" oder " Find ich gut" schon hilfreich.
Danke.

Ich frag nicht mehr -


Sperr dich mit fünf Menschen ein,
was wirst Du sein?
Bewahrst Du dein Leben,
wirst Du Leben geben?

Sperr doch fünfzig Menschen mit dir ein,
was wirst du sein?
Wird man dich hören
oder sich nicht nur an dir stören?

wer kann schon ahnen, was passiert?

Ref.:
Komm frag nicht mehr - dein Wort, es fragt für dich.
Klage niemals gegen dich und auch nicht gegen mich.
Wir flüchten vor der Liebe, vor dem Hass
Wir bluten niemals aus uns selbst,
und unsre Wangen sind immer nur vom Regen nass


Sperr dich mit Fünfhundert ein,
wirst Du zum Schwein?
Wirst du kalt und rücksichtslos,
schwimmst du in der Masse bloß?

Eingesperrt mit sechs Milliarden,
mit soviel Sünden schon beladen.
Kleiner Mann im großen Spiel,
deine Helden können viel.

Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!

Ref.:
Ich frag nicht mehr - mein Wort, es fragt für mich.
Ich klage niemals gegen mich und auch nicht gegen dich.
Ich flüchte vor der Liebe, vor dem Hass.
Ich blute niemals aus mir selbst,
und meine Wangen sind immer noch vom Regen nass
 
Eigenschaft
 
"Find ich gut." - ;)

Ich werd mir mal die Zeit nehmen den Text was ausführlicher zu kommentieren, nicht zu kritisieren, denn mir persönlich lieferst du dazu keinen Grund ;)

Mein erster Eindruck beim Lesen war: "Der formuliert's echt gut, dieses Untergehen in der Masse von Menschen um uns herum." Ich weiß nicht ob du das in dem Text aussagen wolltest, aber das kommt bei mir an. Das LI hält einem lyrischen Du den Spiegel vor und sagt ihm, dass es fast schon keinen individuellen Wert zwischen all den anderen Menschen hat, die ja auch nur eine homogene Masse darstellen ... je öfter ich den Text lese, desto transzendenter wird er für mich ... ich versuch mal meine Gedanken etwas zu ordnen, augenblick bitte ;)

Also, die Menschen verlieren ihre Emotionen, je weniger sie selbst für sich aus der Masse hervorstechen. Das Bild mit den regennassen Wangen lässt ja darauf schließen, dass sie nicht weinen, aber auch erstaunt sind darüber, dass sie vor Liebe und Hass flüchten - ein bisschen reflektierend: "Wie sind wir nur dazu gekommen?" Die Steigerung in jeder Strophe zeigt den Werdegang ja so ein bisschen: zuerst 5, eine kleine Gruppe, in der man sehr persönlich noch etwas bewirken kann. Bei 50 Menschen stellt sich dann die Frage: Ist man der jenige, der es schafft diese 50 Menschen zu leiten oder ist man der, der den Fluss behindert?
Bei 500 Menschen sieht man dann, dass man sein Menschliches vergessen muss um nicht unterzugehen, Konkurrenzkampf, um sich an die Spitze zu arbeiten. Und wieder: Hebt man sich in diesem Streben von der Masse ab oder verliert man sich wie jeder andere in dieser? Will nicht jeder das, wofür man selber kämpft? Unterscheidet nur die eigene Position einen von den anderen oder gleicht man den anderen, weil man die gleichen Ziele hat?
Die letzte Strophe ist ganz klar unsere heutige Zeit in der aufgezeigt wird, dass wir uns in all dem irgendwie schon verrannt haben ...

Und dann bereitet mir die Zeile Ich frag nicht mehr - mein Wort, es fragt für mich. ein bisschen Kopfzerbrechen ...

Aber nochmal zusammengefasst: schöner tiefer Text (zumindest hab ich da jetzt viel reininterpretiert). Ich hoffe ich hab nicht zu viel Blödsinn geschrieben xD

LG
Diavor
 
Gefällt mir sehr gut! Wirklich, auch das Thema, sehr gut umgesetzt, wie ich finde.

Der Mensch, wie er sich in einer Masse oder auch einer kleinen Gruppe anpassen muss, oder aber auch angepasst wird.

Sperr dich mit Fünfhundert ein,
wirst Du zum Schwein?
Wirst du kalt und rücksichtslos,
schwimmst du in der Masse bloß?

Ja, richtet man sich nach Kant, wird der Mensch hier nicht zu Schwein, er verhält sich so, wie er sich wahrscheinlich auch in einer kleineren Gruppe verhalten würde, da er sein Verhalten nicht den Umständen anpasst.
Da das aber die wenigsten schaffen oder gar wollen, wird der Mensch hier leicht zum Schwein, wird egoistisch und rücksichtslos, weil er allein da steht und mit allen Mitteln versucht zu überleben... überspitzt formuliert.

Doch, gefällt mir wirklich gut! :)

lg
 
Hallo Willy,

ich finde auch, dass der Text rund uns stimmig ist. Die Reime, Wortwahl usw. .....das passt, für mich, alles gut zusammen.

Nur eine Zeile musst Du mir bitte erklären:

Komm frag nicht mehr - dein Wort, es fragt für dich.
und

Ich frag nicht mehr - mein Wort, es fragt für mich.


Da erschliesst sich für mich nicht der Hintergrund deines Gedankens.

:great:


Grüsse Zündapp
 
Hi willypanic,

ein erster Eindruck: Sehr klasse, wie Du der Sprache ihre eigenen Worte in anderer Bedeutung wiedergibst, dadurch Verstörung und Irritation schaffst, die dort Fenster öffnen wo vorher noch nicht mal Licht war. Zu dieser Irritation, die geradezu zum Widerspruch provoziert und sich in einen eingräbt, gehört für mich auch die Zeile mit den Worten, die für einen sprechen - gerade das, was in einigen Feedback-posts angesprochen wurde.

Sehr klasse, dass mit Fragen gearbeitet wird: Die Aufmerksamkeit wird auf die Situation, den Konflikt und den eigenen Umgang damit gelenkt - Wie verhälst Du Dich, was machst Du, wie wirst Du sein?

Treffend der rote Faden, durch den das lyrische Ich (auch sehr treffend der Begriff des lyrischen Du von diavor) mit einer zunehmend größeren Zahl von Menschen umringt wird, der dann fast die Welt umspannt - und darauf insistiert, zu fragen was man als Einzelner, als Individuum erreichen kann bzw. wie man sich dort verortet und verhält.

Hier sind jetzt ein paar Sachen im Text, bei denen sich mir Fragen aufgetan habe, welche ich Dir einfach auftische:

Ich frag nicht mehr -
Warum nicht: frag nicht mehr?


Sperr dich mit fünf Menschen ein,
was wirst Du sein?
Spontane Reaktion: wer wirst Du sein? Dann die Frage, was der Unterschied zwischen was und wer ist. Keine Antwort, eine Ahnung und eine erste Irritation.
Bewahrst Du dein Leben,
wirst Du Leben geben?
Leben geben? Im physischen Sinne? Eher nicht - was aber erst im Laufe des songs geklärt wird. Weiß noch nicht - auf jeden Fall wird dadurch (bewußt oder unbewußt) auf´s Ganze gezielt: Leben bewahren, Leben geben ... the circle of life ...

Sperr doch fünfzig Menschen mit dir ein,
Wieso doch? Stört mich. Denn es provoziert für mich als spontane Reaktion: warum sollte ich - wodurch die lässige, geradezu nebensächlich herbeigeführte Experimentalsituation für mich gestört wird. Absicht?
was wirst du sein?
Wird man dich hören
oder sich nicht nur an dir stören?
Im sprachlichen Fluß fände ich den Verzicht auf das nicht überlegenswert.

wer kann schon ahnen, was passiert?
Spontan: hier könnte ein Bild her. Sicher richtig diese Frage. Aber sprachlich auf der gleichen Ebene wie der Rest des Textes.

Ref.:
Komm frag nicht mehr - dein Wort, es fragt für dich.
Klage niemals gegen dich und auch nicht gegen mich.
Vielleicht statt niemals nicht? Klingt imho etwas flüßiger.
Wir flüchten vor der Liebe, vor dem Hass
Wir bluten niemals aus uns selbst,
und unsre Wangen sind immer nur vom Regen nass
klasse Refrain - gefällt mir

Sperr dich mit Fünfhundert ein,
wirst Du zum Schwein?
Wirst du kalt und rücksichtslos,
schwimmst du in der Masse bloß?

Eingesperrt mit sechs Milliarden,
mit soviel Sünden schon beladen.
Kleiner Mann im großen Spiel,
kleine Figur? Kleiner Mann hat was als Anspielung auf das geflügelte Wort, auf den Roman Kleiner Mann, was nun ... und ist insofern eingängig. Aber irgendwie sind die Frauen dann sprachlich raus ...
deine Helden können viel.

Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!

Ref.:
Ich frag nicht mehr - mein Wort, es fragt für mich.
Ich klage niemals gegen mich und auch nicht gegen dich.
Ich flüchte vor der Liebe, vor dem Hass.
Ich blute niemals aus mir selbst,
und meine Wangen sind immer noch vom Regen nass
wie wärs mit: und meine Wangen sind von irgendwas nass? Das wäre für mich eine Wendung, die die Entscheidung des lyrischen Ich, stumm zu bleiben, doch wieder in Frage stellt - und damit den Keim des Anderen in sich trägt ...


x-Riff
 
find ich gut xD

ich hab gänsehaut gekriegt beim lesen. auf jeden fall ein in sich stimmiger text, den ich auch mehrmals gelesen hab, weil er halt doch teilweise etwas unbequem ist und man nicht mal eben so drüberfliegen kann.

ein paar kleinigkeiten die mir aufgefallen sind:

Ich frag nicht mehr -


Sperr dich mit fünf Menschen ein,
was wirst Du sein?
Bewahrst Du dein Leben,
wirst Du Leben geben?

Sperr doch fünfzig Menschen mit dir ein,
was wirst du sein?
Wird man dich hören
oder sich nicht nur an dir stören? da stolpere ich über das 'nicht'. imho wäre es logischer und auch für den fluss besser es rauszunehmen.

wer kann schon ahnen, was passiert?

Ref.:
Komm frag nicht mehr - dein Wort, es fragt für dich.
Klage niemals gegen dich und auch nicht gegen mich.
Wir flüchten vor der Liebe, vor dem Hass
Wir bluten niemals aus uns selbst,
und unsre Wangen sind immer nur vom Regen nass

Sperr dich mit Fünfhundert ein,
wirst Du zum Schwein?
Wirst du kalt und rücksichtslos,
schwimmst du in der Masse bloß?

Eingesperrt mit sechs Milliarden,
mit soviel Sünden schon beladen.
Kleiner Mann im großen Spiel, sehe ich ähnlich wie x-Riff oben schon schrieb...vllt. auch sowas wie "Schachfigur im großen Spiel" ..?
deine Helden können viel.

Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!

Ref.:
Ich frag nicht mehr - mein Wort, es fragt für mich.
Ich klage niemals gegen mich und auch nicht gegen dich.
Ich flüchte vor der Liebe, vor dem Hass.
Ich blute niemals aus mir selbst,
und meine Wangen sind immer noch vom Regen nass

und ich schließe mich an, was die zeilen "mein wort, es fragt für mich" bzw. "dein wort, es fragt für dich" angeht. da kann ich deinen gedanken nicht ganz folgen.

auf jeden fall bin ich auf die vertonung gespannt, sollte es denn eine geben :)
 
Hallo,
euch allen vielen Dank für die sehr ausgiebigen und hochinteressanten Beiträge.
Es ist immer wieder toll, wieviel Eindringlichkeit und Bedeutung ihr den Texten durch euer Einfühlungsvermögen und durch das kritische Durchleuchten einhaucht.

Ich verstehe erst dadurch, wo NoGo-Paradoxien, Unerklärliches und Widersprüchlichkeiten meine Intention ad absurdum führen.
Das ist mir sehr viel wert.

Im Einzelnen:
oder sich nicht nur an dir stören? da stolpere ich über das 'nicht'. imho wäre es logischer und auch für den fluss besser es rauszunehmen.

Ich verstehe nicht, wie dieses "nicht" dahinkommt.
Ihr habt völlig recht- das muss weg.


und ich schließe mich an, was die zeilen "mein wort, es fragt für mich" bzw. "dein wort, es fragt für dich" angeht. da kann ich deinen gedanken nicht ganz folgen.

Ja, was hat es damit auf sich?
Verstören, so wie x-riff immer sagt, soll es wohl.
Und das gelingt- zu sehr!
Also ich enmpfinde dieses Untergehen in der Masse versus der Individualisierungs und Selbstverwirklichungsgier als weitgehend sprachlosen Widerspruch.
Es ist nicht schick, nach dem Sinn zu fragen-Aber alle wollen wissen, wo es hingeht...
also: Ich frag (mich) nicht mehr.

Aber ich kann doch mein Wort für mich fragen lassen: ich kann es öffentlich machen.
niederschreiben, auf Transparente drucken, bloggen, was auch immer.
Ich kann doch reden über das, was mich bedrückt, über Liebe und Hass, ich kann meine Gefühle beschreiben und zeigen- ich bin mir das wert.- Ich bin das wert.
Ich bin damit nicht im Abseits.
So soll dieser Refrain verstanden werden. Ist das sehr weit (zu weit) weg??

x-riff hat auch einige Sachen in Frage gestellt, die mal wieder den Finger in die Wunde legen, du hast wieder Sachen geschieben, deren Bedeutung für den unvoreingenommenen Hörer(Leser) ich mich nicht entziehen kann.
"Kleiner Mann im großen Spiel." ist so ein Ding. Du hast recht, da sind die Frauen vielleicht primär 'raus. Aber fühlen sie sich gleich vom Text nicht mehr angesprochen?
Darf ich mal die Damen um eine Stellungnahme bitten?

Das "doch" in der zweiten Strophe werde ich kippen. Du hast recht. Danke.

Das die Wangen am Ende von "irgendetwas" nass sind, finde ich verlockend, aber auch ein wenig dramatisch. Ich überlege noch.

Es hat sich für mich ne Menge am Text getan durch euch. Vielen Dank dafür.

Besonders hilfreich war auch die eingehende inhaltliche Analyse von Diavor.
Ganz tolle Sache- Ich bin dir sehr verbunden, weil du so viel Ungefähres auf eine grundsätzliche Bedeutung zurückgeführt hast und für mich eine gewisse Plausibilität beschrieben hast, die ich bei meinen Texten schwerlich orten kann.

Grüße
willy
 
Gern geschehen, willy ;)

Ich äußere mich als "Dame" mal zu der Zeile

"Kleiner Mann im großen Spiel"

Mag sein, dass einige Frauen dir einen emanzipatorischen Strick daraus drehen könnten, das würde ich aber nicht. Ehrlich gesagt ist mir die Zeile ob der Formulierung nicht negativ aufgefallen. Viel eher sehe ich dort nicht den Mann als Zeichen des Geschlechts (also dass Helden immer Männer sind ^^) sondern als Platzhalter. Man(n/Frau ;)) braucht ja schließlich eine namenlose Person, mit der man sich identifizieren kann. Und da ist Mann weitaus geschlechtsloser als Frau - wenn jemand die Logik versteht ;)

In welche Richtung geht denn die Musik?
 
hiho willy,

:gruebel:

dein text läd zum nachdenken ein. du schaffst es, durch "widersprüchliche" oder verwirrende formulierungen, die mMn. schon ein markenzeichen von dir geworden sind, den leser zum grübeln zu bringen. das gefällt!

was mir nicht gefällt, sind eher so kleinigkeiten. dein text ist z.b. einerseits ein wenig umgangssprachlich ("Komm frag' nicht mehr..."), andererseits dann so ein ding wie

"Wirst du kalt und rücksichtslos,
schwimmst du in der Masse bloß?"


ist eher so zweckgereimt und tut weh beim lesen. der inhalt ist top, aber da hast du ihn, wie ich finde, nur mit zeitungspapier verpackt :)

"Kleiner Mann im großen Spiel,
deine Helden können viel."


ist meine lieblingszeile! bitte nicht dem geschlechterkampf zum fraß vorwerfen! im sprichwort heißt es nunmal mann (was ja auch völlig wurstegal ist).

die idee mit der klimax (5, 50, usw.), sozusagen der rote faden, an dem man sich im text dranhangelt, gefällt mir gut. am ende hät ich mir persönlich aber einen bruch gewünscht. du baust damit eine spannung auf, aber am ende kommt nicht so der große knall. nur ein "Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!". das trifft den kern des textes meiner meinung nach nicht. vielleicht kehrst du nochmal zum individuum zurück. sowas wie "eingesperrt mit dir/mir selbst...".

hm, mehr gibts dann aber auch nicht zu meckern. eher im gegenteil. ich sehe hier einen super text und 'nen super autor! ;)

grüße,
 
Der Chorus klingt nach Muff Potter in wütend und das ist eigentlich ein recht großes Lob. Und das Glas kommt finde ich trotz allem ziemlich halb voll rüber.. ;)

Ich störe mich ein wenig an Reimen wie "bloß" auf "los" und "mich" auf "dich" in Dauerbenutzung.. aber das ist denke ich einfach eine Geschmacksfrage. Ich bin sehr rapgeprägt und im Rap gilt ja ungewöhnliches Reimen als hohes Gut, während Herz auf Schmerz eher unangebracht ist.. schätze daran liegts.
 
Phizzèl;4119450 schrieb:
ist eher so zweckgereimt und tut weh beim lesen. der inhalt ist top, aber da hast du ihn, wie ich finde, nur mit zeitungspapier verpackt :)

die idee mit der klimax (5, 50, usw.), sozusagen der rote faden, an dem man sich im text dranhangelt, gefällt mir gut. am ende hät ich mir persönlich aber einen bruch gewünscht. du baust damit eine spannung auf, aber am ende kommt nicht so der große knall. nur ein "Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!". das trifft den kern des textes meiner meinung nach nicht. vielleicht kehrst du nochmal zum individuum zurück. sowas wie "eingesperrt mit dir/mir selbst...".

grüße,

Hi Phizzèl,
vielen Dank für deine differenzierte Kritik.
Was das "Zeitungspapier als Verpackung" angeht, kann ich mich nur damit rechtfertigen, dass ich immer im gefühlten Dilemma festhänge, schwer nachvollziehbare Gedankengänge möglichst durch einfach Wortwahl und Satzkonstruktionen zu- und eingänglich machen zu wollen. Zeitungspapier scheint mir da einigermaßen "volksnah"
Mir ist das Reimen dabei auch immer sehr wichtig, manchmal kann man sich dann aufdrängenden Reimwörtern nicht entziehen.
Wo findest du es denn besonders schlimm. (Wo riecht die Zeitung schon nach Fisch?)
Für das "schwimmst du in der Masse bloß?" hätte ich mir gerne auf die Schulter geklopft.
Du findest das wohl antiquiert geschwafelt, wie?


Der Spannungsbogen von 5, 50, 500 sollte eigentlich in dem Sprung auf die 6 Milliarden Weltbevölkerung seinen "großen Knall" bekommen. Ist das für dich nur ein Lady-Kracher?
Verfehlt es die Wirkung?

Danke auch NoUse4aName für das Lob aus dem Rap-Bereich, das ist schon was besonderes.
Grüße
willy
 
Nachdem du bereits bei mir eine sehr qualifizierte Kritik abgegeben hast, will ich mich revanchieren. Damit das jedoch möglich ist, würde ich gerne wissen, auf welche musikalische Art und Weise es vertont werden soll - ruhig mit Gitarre, wild mit Klavier, oder umgekehrt, vielleicht ganz Elektro... gäbe es viele Herangehensweisen.

Was mich an dem von Phizzel kritisierten Reim stört, ist die seltsame Wortstellung. Im normalen Deutsch müsste "bloß" nach "schwimmst du" kommen - hier extra ans Ende gesetzt, damit es sich reimt. Liest sich wirklich nicht angenehm, kommt etwas komisch - vor allem, weil der Rest eigentlich sauber geschrieben ist.
 
Nur 'ne kleine Randbemerkung: Die "Billionen" würde ich vielleicht ein paar Zehnerpotenzen zurückdrehen. Besonders, weil die Sonne vermutlich "nur" noch einige Milliarden brennen wird... und auch erst seit einigen Milliarden Jahren brennt ;)
 
Nachdem du bereits bei mir eine sehr qualifizierte Kritik abgegeben hast, will ich mich revanchieren. Damit das jedoch möglich ist, würde ich gerne wissen, auf welche musikalische Art und Weise es vertont werden soll - ruhig mit Gitarre, wild mit Klavier, oder umgekehrt, vielleicht ganz Elektro... gäbe es viele Herangehensweisen.

Hallo Mondluchs,
du sprichst einen wichtigen Mißstand bei der Beurteilungsmöglichkeit von SONG-Texten hier im Forum an.
Vieles wird bei einem Song über den Vortrag gesteuert.
Diese Eindrücke beim Feedback für Songtexte nicht berücksichtigen zu können erschwert alles.
Du tust also gut daran, und wirkst damit umso engagierter, wenn du nach der musikalischen Umsetzung fragst, bevor du dich äußerst.
da ich auf deine Meinung nicht verzichten kann, teile ich mit, dass es sich um Deutschrock, der in diesem Falle etwas heftigeren Sorte handelt.
Ziemlich aggressiv- midtempo, viele verzerrte Gitarren im Refrain. etwas düstere Gesamtatmosphäre in Moll.
drückende Drums und schiebender Bass.
Reicht dir das aus?

@Iron Alf,
danke für den Hinweis.
Ich weiß nicht, von welchem Planeten du kommst, aber mir ist es echt egal, ob die Sonne Milliarden oder Billionen Jahre brennt. Ich wollte einfach übertreibungstechnisch mal voll auf die Kacke hauen-
und in Mathe war ich eh keine Leuchte.
Trotzdem vielen Dank, jede Kritik hat ihren Reiz.
Grüße
willy
 
So, komme ich nun endlich zur Ehre, deinen Text zu analysieren.

Die Schreiber vor mir haben bereits viel gesagt - inhaltlich guter Text, regt zum Nachdenken an, schön formuliert. Schließe mich ihnen an, mir gefällt es auch. Das war der eine konstruktive Teil, jeder nächste.

"Schwimmst du in der Masse bloß" - es passt leider nicht ganz rein. Ich hab mir das mit der Musik vorgestellt, eine junge Band, die auf einer Bühne steht, wie sie das singen - so verständlich, dass die Leute es hören, sie fühlen sich angesprochen davon, denken darüber nach. Er spricht SIE an, "Sperr' dich mit ihnen ein, wirst du zum Schwein?" - und da auf einmal kommt so ein anderer Stil rein, ein Bruch, der nicht sein sollte. Würde ich auf jeden Fall nochmal ändern - auf "-los" die Reime durchgehen, ansonsten umdrehen und auf "kalt" was suchen. Da fällt dir sicher was ein. :)

"Eingesperrt mit sechs Milliarden" - tja, da reißt du uns wieder raus. Du redest von FÜNF, FÜNFzig, FÜNFhundert - aber SECHS Milliarden? Klar, wir sind ca. sechs Milliarden am Planeten, aber dummerweise durchschneidest da den Faden, der das Stück lang gesponnen wird. Wie wäre es, wenn du allgemein mit sechs anfängst? Ist auch eine schöne Zahl, und der Übergang zu "sechs Milliarden" ist dann viel mehr "Aha, darauf will er hinaus mit der sechs - auf die Weltbevölkerung, sechs Milliarden!".

"Billionen Jahre sind wir ohne Ziel!" - klar, du übertreibst bewusst. Aber ehrlich gesagt: man verliert jeglichen Bezug zu deiner Aussage. Wenn du sagst "Jahre hindurch sind wir ohne Ziel" denke ich "Er spricht unsere verschiedenen Lebensphasen an, wo wir immer was suchen!". Wenn du sagst "Jahrzehnte sind wir ohne Ziel!", dann denke ich "Hey, unser Leben lang suchen wir, und vielleicht finden wir es mal!". Bei Jahrhunderten denke ich an die westliche Zivilisation, bei Jahrtausenden an die Menschheitsgeschichte, bei Millionen an das Leben auf der Erde, bei Milliarden an unser Universum - und bei Billionen hörts bei mir auf. Ich weiß nicht, was du ansprechen willst, liegt bei dir - aber bei Billionen Jahren habe ich keinen Bezug mehr, da ist "immer" um einiges besser, wenn du etwas von laaanger Dauer nennen wolltest.

So, der Refrain passt, und dann - ist aus? Schon? Schon klar, dass du keine Botschaft auf dem Silbertablett servieren willst, die Leute sollen nachdenken - aber jetzt gerade hast du einen kryptische Botschaft geschrieben, ein Code, der interessant ist, voller Geheimnisse. Gib uns jetzt noch einen Schlüsseln, einen Ansatz zum Übersetzen. Anders gesagt: irgendein Outro, wo du das, was du mit dem Song sagen wolltest, in einer weiteren kryptischen Botschaft oder einem Bild klar schreibst, damit am Ende ein "Woah, geiler Song"-Gefühl und kein "Häh, was war das?" entsteht - wer sich damit beschäftigt, wird sowieso daran rumrätseln, die Anderen sollen es auch beim Gig genießen dürfen. ;)


Hoffe, dir mit meinem Feedback geholfen zu haben. :)
 
Hallo Willy,
den Beurteilungen meiner Vorredner kann ich mich teilweise anschließen. Was mir an dem Text gefällt, ist die aufsteigende Linie von den 5 zu den 500, die ich aber, wie Mondluchs vorgeschlagen hat, ändern würde. Allerdings liegt die Weltbevölkerung bereits bei fast 7 Milliarden. Was du in der 5er-, 50er- und 500er-Strophe sagst, ist für mich verständlich und schlüssig. In der 6-Milliarden-Strophe setzt’s bei mir aber schon aus. Während du bei den 500 noch fragst „Wirst du zum Schwein?“, gehst du bei den 6-Milliarden wie selbstverständlich davon aus, dass man mit vielen Sünden beladen ist – so als hätte die Anzahl der Menschen einen Einfluss auf das Sündenregister.
Wo mein Verständnis aber gänzlich versagt, sind der Refrain und „Billionen Jahre ohne Ziel“. Abgesehen von den Billionen, die bereits kommentiert wurden, verstehe ich nicht, welche Verbindung du zwischen der „Ziellosigkeit“ und dem Rest des Textes herstellst. Und beim Refrain sehe ich bestenfalls einen schemenhaften Bezug. Sogar die einzelnen Zeilen untereinander scheinen nur eine sehr lose Verbindung zu haben. Zusammenfassend: Gute Grundidee, gute 5er-, 50er- und 500er-Strophe, doch der Rest ist mir – selbst nach mehrmaligem Durchlesen - ein Orakel. Wenn das Ganze dann auch noch relativ schnell gespielt wird, wie du sagtest, bleibt fürs Nachdenken keine Zeit.:gruebel:
AE
 
Hallo,
vielen Dank für die sehr differenzierte Auseinandersetzung mit dem Text.
Eure Einwände sind sehr interessant und ich überlege schon intensiv wie ich ihnen mit Änderungen gerecht werden kann.
Das Nachdenken über textliche Inhalte in kryptischer Verpackung während des Vortrages ist sicherlich eine schwierige Aufgabe für den Ersthörer.
Ich habe diese Erwartung nicht, obwohl ich natürlich versuche Texte zu verfassen, die den Hörer eben zum Nachdenken anregen.
Während des Vortrages wäre ich allerdings über ein Mindestmaß an Textverständlichkeit (auch bezüglich Lautstärke und Aussprache) schon glücklich.
Ich wäre froh, wenn der Hörer beim Gig ein Anfangsinteresse entwickelt, sich mit der Band, den Songs und den Texten weiter auseinander zu setzen.

Ich glaube nicht, dass ich 5/50/500 in 6/60/600 umwandeln werde, um den aktuell 6,8 Milliarden Menschen auf der Erde die nach Ordnung suchen, gerecht zu werden.
Fünf klingt einfach besser.

Die Geschichte mit dem Sündenregister verstehe ich nicht.
"Eingesperrt mit 6 Milliarden, mit soviel Sünden schon beladen"
Auf wen beziehst du die Sünden? Wie viele fühlen sich denn deiner Meinung nach eingesperrt?
Fühlst du dich angesprochen? Kann man in Deutschland überhaupt ethisch leben? ohne Sünde?

Was den Refrain angeht habe ich schon in einem vorangegangenen Post versucht, meine Intention zu erklären:
Also ich empfinde dieses Untergehen in der Masse versus der Individualisierungs und Selbstverwirklichungsgier als weitgehend sprachlosen Widerspruch.
Es ist nicht mehr schick, wie die Heulsuse nach dem Sinn zu fragen- Aber alle wollen wissen, wo es hingeht...
Ich kann mein Wort und meine Ehrlichkeit, sei sie auch naiv, oder kurzsichtig, unbedarft oder einfältig für mich fragen lassen: ich kann es öffentlich machen.
niederschreiben, auf Transparente drucken, bloggen, herausschreien was auch immer.
Ich kann doch reden über das, was mich bedrückt, über Liebe und Hass, über meine (Zukunfts-) Angst ich kann meine Gefühle beschreiben und zeigen- ich bin mir das wert.- Ich bin das wert.
Ich bin damit nicht im Abseits.

So soll dieser Refrain verstanden werden. Gegen den allgemeinen Emphatie-Verlust.
Das erschließt sich nicht so ohne weiteres, das gebe ich zu und trifft auch nicht auf jeden zu. Wahrscheinlich nicht auf Mondluchs und AE.
Ich werde daran arbeiten.
Danke
Grüße
willy
 
Auf wen beziehst du die Sünden?

Auf wen soll ich sie denn beziehen? Auf mich? Auf irgendeinen anderen der 6 Milliarden? Ich weiß es nicht.

Wie viele fühlen sich denn deiner Meinung nach eingesperrt?

Das weiß ich auch nicht. Ich persönlich fühle ich mich weniger wegen den 6 Milliarden eingesperrt als vielmehr von anderen Dingen – die es aber auch schon gab, als die Erde nur 2 Milliarden Menschen hatte. Das ist auch das Problem an der Stelle. Bei den 5, 50 und 500 stelle ich mir entsprechend große Räume vor, in denen ich mit anderen dicht an dicht eingepfercht bin. Doch wenn ich die Zahl 6 Milliarden höre, taucht ein völlig anderes Bild auf. Da fällt dann die Enge plötzlich weg und ich kann mich wieder frei bewegen. Allerdings mit der Perspektive der begrenzten Ressourcen und deren Konsequenzen. Das Eingesperrtsein wird also etwas abstrakter.

Kann man in Deutschland überhaupt ethisch leben? ohne Sünde?

Kann man denn überhaupt ohne Sünde leben?

Also ich empfinde dieses Untergehen in der Masse versus der Individualisierungs und Selbstverwirklichungsgier als weitgehend sprachlosen Widerspruch.

„Komm frag nicht mehr - dein Wort, es fragt für dich.“

Wenn der Widerspruch sprachlos ist, müsste der Sinn des Satzes doch eher lauten „Komm frag doch endlich, dein Schweigen fragt nicht für dich“? Doch das reimt sich mit dem Rest auch nicht schlüssig zusammen.
Hab den Refrain jetzt von verschiedenen Seiten beleuchtet, versteh ihn aber immer noch nicht. Ist entweder zu hoch für mich, oder ich steh auf der Leitung. :(

Gruß
AE
 
Ganz kurz, da ich eigentlich schon lange ins Bett gehör:

"Wir bluten niemals aus uns selbst,
und unsre Wangen sind immer nur vom Regen nass"

...gehört zum Schönsten, was ich bisher in diesem Forum gelesen habe. Ganz großer Refrain!
 

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