Nach Studium der Musikwissenschaft an Uni weiter lehren/arbeiten

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Hallo,

ich komme mal gleich auf den Punkt:D

Wie eröffnet man sich den Weg um nach dem Studium der Musikwissenschaft an der Uni arbeiten zu können? Wie stehen die Chancen, dass eine Promotion unterstützt wird? Und wie könnte ich bereits während des Studiums meine Chancen verbessern (Auslandssemester...)?

Die persönlichen Voraussetzungen müssen vorhanden sein, das ist mir klar....mir geht es eher um diesen Zweig der Arbeitswelt und welche Perspektiven es in diesem gibt ;)

Schon einmal Danke ;)
 
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Hi blues,

entschuldige dass ich nicht direkt auf die Frage antworte aber ich verstehe nicht wieso Du nicht deine Dozenten fragst?
 
Ich habe mal vier Semester MuWi studiert und hatte den Eindruck, dass du deutlich mehr auf dem Kasten haben musst als deine Kommilitonen, um später Fuß zu fassen. Auslandssemester bringen's im Ethno-Zweig.
Solltest du es noch nicht studieren, musst du dich unbedingt genauer umsehen. Die meisten MuWis haben eine völlig unrealistische Vorstellung von dem, was dort abgeht. Du bist Historiker, Psychologe oder Ethnologe. Das kann extrem spannend sein. Aber du solltest wissen, dass es mit Musikpraxis oder Musiktheorie (außer im letzten Punkt) wenig zu tun hat. Das kann aber auch dein Vorteil sein, denn sehr viele aus meinem Semester sind desillusioniert abgesprungen. Konkurrenz gibt's da meines Wissens deutlich weniger als in anderen musikbezogenen Fächern.
 
Dafür gibt es aber auch wenige Promotionsstellen. Du musst definitiv gezielt darauf hinarbeiten und dir ein sehr spezielles Feld aussuchen, in welches du dich dann richtig reinhängst. Dann musst du noch das glück haben, dass die Forschung in besagtem Feld gefördert wird. Was dir dabei helfen könnte (hier erhebe ich keinen Anspruch auf zuverlässige Erfolgsaussichten), ist als HiWi bei verschiedenen Dozenten zu arbeiten oder bei einem erfolgsversprechenden Projekt mitzuwirken.
Wie gesagt, das sind nur ein paar Anregungen, aber du solltest wirklich, wie Fastel schon erwähnte, bei deinem Studienmenager mit dieser Fragestellung vorstellig werden.

MfG
 
Ich promoviere selber in einer Geisteswissenschaft und kann dazu grundsätzlich nur sagen: Als Musiker verdient man in aller Regel wesentlich mehr. Ich vermute, dass es in MuWi sehr ähnlich ist wie bei uns, deshalb schildere ich kurz meine Erfahrungen.
Wer den wissenschaftlichen Weg einschlägt braucht SEHR viel Enthusiasmus und möglichst ein finanziell gut gestelltes Umfeld (oder einen gut bezahlten Nebenjob). "Feste Stellen" als berufliches Endziel gibt es pro Uni ungefähr eine (die Professur), in der freien Wirtschaft / Verwaltung auch nicht viele, und um die schlägt man sich noch mit Leuten aus anderen Fachrichtungen. Assistentenstellen/ akademischer Mittelbau sind heute grundsätzlich befristet und fast immer mit einem Habilitationsprojekt verbunden.
Um erst mal eine Diss-Stelle zu bekommen, sollte man dem Prof vorher (positiv) aufgefallen sein: Fachschaftsarbeit, Exkursionen, Mitwirkung in "Aushängeprojekten" der Fakultät, weit überdurchschnittliche und originelle Qualifikationsarbeiten. Fast alle Doktoranden waren außerdem vorher schon langjährige HIWIs. Ein Semester außerhalb der eigenen Uni (durchaus auch in Deutschland) sieht natürlich auch gut aus und hilft evtl. das Studium auch in Zeiten starrer Master-Ordungen zu verlängern (mehr Zeit, Wissen anzusammeln). So man sich für ein Stipendium außerhalb der eigenen Uni bewerben will, sind auch hervorragende Abschlussnoten entscheidend sowie ein guter Ruf des Profs, der sie vergeben hat. Und viele sind auch thematisch eng begrenzt, informiere dich mal über die SFBs der DFG, Garduiertenkollegs der einzelnen Unis und die aktuellen Projekte der üblichen Stiftungen.
Bei uns gibt es an der Uni selbst faktisch keine bezahlten Promotionsstellen sondern alles läuft über die oben genannten Drittmittelquellen. Bezahlung ca. 900-1000,- €/Monat, davon geht aber noch die Krankenversicherung (ca. 150,- €) ab. Normalerweise auf 2 Jahre befristet, um eine ordentliche Diss zuschreiben, braucht man heutzutage aber eher 3-4 Jahre, es sollte also noch was aus der finanzierten Zeit angespart werden. Ich lebe von deutlich weniger als Harz IV, und die Zukunftsperspektive ist auch nicht unbedingt rosig.
Aber wenn du jetzt schon zur absoluten Elite deines Jahrgangs gehörst und wissenschaftliche Arbeit für dich alternativlos dein Leben sein soll und du kein Problem hast, dich finanziell einzuschränken, versuch es trotzdem, es ist eine super-spannende Zeit und trotz allem oft auch einfach nur schön!
 
Zuletzt bearbeitet:
Als Musiker verdient man in aller Regel wesentlich mehr.

Dann sind das ja wunderbare Aussichten! Musiker verdienen ja schon so viel! :D

Ich kann dir nur von "meiner" Musikhochschule berichten: wir haben drei Musikwissenschaftler hier, alle als Lehrbeauftragte beschäftigt. Das sind die am schlechtesten bezahlten Jobs bei uns. Die drei schmeißen die Seminare und Vorlesung zur Musikgeschichte, Analyse, wissenschaftlichem Arbeiten und betreuen die eine oder andere Abschlussarbeit.

Einer von den dreien ist Goldschmied, mit Fachgeschäft. Der andere hat Kirchenmusik, Musikwissenschaft und Soziologie (und wahrscheinlich noch viel mehr) studiert und arbeitet so weit ich weiß in allen drei Bereichen (Kirchenmusik allerdings kaum, Musikwissenschaft am meisten).

Der dritte hat soweit ich weiß auch Gitarre studiert, was er sonst noch macht kann ich dir allerdings nicht sagen - nur die Bücher, die er geschrieben hat...

Ich hoffe das gibt dir ein Bild davon, was die Musikwissenschaftler an unserer Hochschule machen.

Grüße

Lukas
 
Rosige Aussichten. Aber warum gibt ein MuWi Analyseseminare? Habt ihr dafür keine Theoretiker?
 
Nun alle drei haben noch andere Jobs (Goldschmied!), als den bei uns - insofern sind sie da abgesichert.

Für Tonsatz (+Analyse) und Höranalyse haben wir natürlich Theoretiker. Aber auch in Musikgeschichte wird analysiert. Das Seminar heißt ja eh ganz anders und fasst Musikgeschichte, Instrumentenkunde und Analyse zusammen.
 
Man kann ja Musistücke auch auf ihren Bezug zur Historie, sozialen Kontexten oder Ethno-Strömungen analysieren.
 

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