Noch einen Wunsch?

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Jongleur
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Ich schreibe manche Texte am liebsten in der Öffentlichkeit, Das öffentliche KINO mildert so manchen Selbstzweifel….;)

Übriges, was die „Filmmusik“ betrifft; ich schreibe gern und immer öfters Strophe, Bridge, Chorus, C-Teil mit jeweils eigenen Rhythmen und Reim-Schemata. Denn mir sind in der Kunst Stimmungswandel stets willkommen. Das sind Herausforderungen, die meinem Innen entsprechen, auch wenn das Außen vor viel Spontanität gern warnt… :unsure:




Noch einen Wunsch

Für einen Moment im Trend
Bis zum Happyend
Sich selber fremd
Für einen Augenblick gefragt
Verzagt, gewagt
Und weiter geht’s


So öffnen wir Türn
Abwesend im Geist
Was immer das heißt
Was immer wir spüren

Wir spazieren ein wenig
Am Thresen, wie‘n König
Von Preisen auf Tafeln gebannt
Starrn wir Wände an

Ach könnten wir uns dabei sehn
Wie würden wir die Welt verstehn

Für einen Moment im Trend
Bis zum Happyend
Sich selber fremd
Für einen Augenblick gefragt
Verzagt, gewagt
Und weiter geht’s
Noch einen Wunsch… noch einen Wunsch… und noch einen Wunsch



Du sitzt an einem Tisch
Finger zitternd über‘m Papier
Dann unterschreibst du den Wisch
Im Trockenen schwimmt der Fisch

Dann öffnest du eine Tür
Abwesend im Geist
Was immer das heißt
Und ich sitze hier

Ach könnten wir uns dabei sehn
wie würden wir die Welt verstehn…,

Noch einen Wunsch… noch einen Wunsch… und noch einen Wunsch

Für einen Moment im Trend
Bis zum Happyend
Sich selber fremd
Für einen Augenblick gefragt
Verzagt, gewagt
Und weiter geht’s


SOLO

Wir spazieren ein wenig
Am Thresen, wie‘n König
Vor Preisen auf Tafeln verbannt
Starrn wir Wände an


Ach könnten wir uns dabei sehn
Wir würden die Welt verstehn

Für einen Moment im Trend
Bis zum Happyend
Sich selber fremd
Für einen Augenblick gefragt
Verzagt, gewagt
Und weiter geht’s


Noch einen Wunsch… noch einen Wunsch… und noch einen Wunsch… und….
 
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Ein allgemeines Schweigen irritiert natürlich.

Ich schrieb das in einem türkischen Bäckerei-Geschäft einer Ladenkette in meinem Kietz. Die Verkäufer bedienen dort recht … ähm…unverbindlich. Anschließend trank ich meinen Kaffee und beobachtete die scheinbare, kurze Ratlosigkeit der anderen Kunden, Oder bildete ich mir deren Ratlosigkeit nur ein?

Ich jedenfalls fühle mich jedesmal von diesem „noch einen Wunsch“ massiv bedrängt. Man hat, endlich an der Reihe seiend, eigentlich gar keine Zeit, das Angebot, das nun vor der Nase steht, zu betrachten. Und das in Zeiten der Inflation…:bang:

Dieses Schauspiel der (Ohn)Macht beobachtend, entstand der Text. Hm… Vielleicht sollte ich mehr Verständnis für die Verkäufer aufbringen? :unsure:

Aber meine Gefühle nerven eben, wann immer es ihnen gefällt: als ich Kind war, nannte man den Kunden noch König…:unsure: in der DDR allerdings eher ironisch…. Was hat nur aktuell diese scheinbar allgegenwärtige Gleichgültigkeit geschaffen?

Sollte ich die Geschichte solange umschreiben, bis sie die „Masse“ verstehen kann? Nur weil eventuell die Mehrheit ihre eigene Angst und Ohnmacht ver- oder wenigstens missachtet?!?

Dabei liebe ich sie doch so, die Paradoxien… :unsure:;)
 
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Was hat nur aktuell diese scheinbar allgegenwärtige Gleichgültigkeit geschaffen?
Tja, die Deutschen, wir Deutsche. Wissen wir nie, was wir denken sollen.... Der wütende Bürger, wie negativ das klingt. Dafür sein, klingt viel besser. Innere Verzerrtheit. Aber ich drifte ab ins Gesellschaftliche.


Ach könnten wir uns dabei sehn
Wie würden wir die Welt verstehn

Sehr starke Zeilen!!
 
Tja, die Deutschen, wir Deutsche. Wissen wir nie, was wir denken sollen.... Der wütende Bürger, wie negativ das klingt. Dafür sein, klingt viel besser. Innere Verzerrtheit. Aber ich drifte ab ins Gesellschaftliche.
Herzlichen Dank für deine Reaktion. :love: Hm…ich habe noch gar nicht darüber nachgedacht, ob ich als Deutscher in einer Schlange unruhiger reagiere als beispielsweise ein Türke. Könnte schon sein, obwohl scheinbar alle Kunden auf die monotone Frage „noch einen Wunsch“ irgendwie eilig reagierten. Haben Kunden-Schlangen etwa ihre eigenen Gesetze? :unsure:

Innere Verzerrtheit.
Was für ein interessantes Wort!
Aber ich drifte ab ins Gesellschaftliche.
… bzw in das Zentrum meiner eigentlichen Absichten! ;) Herzlichen Dank für deinen anregenden Beitrag!
 
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auf die monotone Frage „noch einen Wunsch“ scheinbar eilig reagierten. Haben Kunden-Schlangen etwa ihre eigenen Gesetze? :unsure:

Ja, ich glaub schon. Nicht, dass ich das in Worte fassen könnte.

Aber wenn man sich das mal von außen anschaut: Auf den Kunden, der gerade an der Reihe ist, sind alle Augen gerichtet: Hoffentlich will er nicht noch ein Whiskey aus dem abgeschlossen Schrank, hoffentlich bezahlt sie nicht mit 300 Münzen, hoffentlich fragt die Verkäuferin nicht dieses "Noch einen Wunsch?". Mann, das dauert heute wieder......
Dieses Kunde-ist-König kenn ich eigentlich nur aus Filmen.

Der Deutsche will definitiv nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen. So im Allgemeinen.
 
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Aber wenn man sich das mal von außen anschaut: Auf den Kunden, der gerade an der Reihe ist, sind alle Augen gerichtet: Hoffentlich will er nicht noch ein Whiskey aus dem abgeschlossen Schrank, hoffentlich bezahlt sie nicht mit 300 Münzen, hoffentlich fragt die Verkäuferin nicht dieses "Noch einen Wunsch?". Mann, das dauert heute wieder......
Der „Whiskey aus dem abgeschlossenen Schrank“ bei einem türkischen Ladenkette brachte mich erst mal lauthals zum Lachen! Deine anderen Gedanken kaum weniger!! :ROFLMAO:
Uff, so ähnlich hätte man das aufziehen können und wahrscheinlich auch sollen!(y)

Nun bin zwar Mann, aber nicht „man“… Schade, doch ich lasse mir diesen Humor weiter durch den Kopf gehen.

Dieses Kunde-ist-König kenn ich eigentlich nur aus Filmen.
Oops, lieber @camus, das tut mir leid. Ich durfte mich schon häufig für einen tollen Service bedankt. Nur mit derartigen Erwartungen werde ich Stammkunde bis zur Unvernunft! ;)

Und das bringt mich in unserem Falle auf ein Wort, dass ich plötzlich im Text schmerzlich vermisse : BILLIG! BILLIGER Laden, BILLIGE Bedienung. BILLIGE Erwartungen…ach ja und BILLIGE GÄSTE ;)

Der Deutsche will definitiv nicht auffallen, nicht aus der Reihe tanzen. So im Allgemeinen.I
Ich werde das beim nächsten Besuch mal mutig testen.:)
 
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Oops, lieber @camus, das tut mir leid.
Nee, muss es gar nicht. Wenn ich mal meine Gehirnzellen aktiviere, fallen mir doch schon Momente ein, in denen ich als Kunde nett behandelt wurde....

Aber um auch mal über deinen Text zu sprechen, und nicht über Kundenschlangen, der hier gefällt mir extrem gut. Nicht so ganz einfach zu (be)greifen, und doch wecken die Bilder eine Art Vertrautheit. Erinnerung an Momente, in denen man nicht wusste, ob einem gerade Gutes widerfährt oder ob man in eine Falle tappt. Ob man gerade an sich glaubt oder an das Bild der Anderen über sich. Sich selber fremd, soll ich's jetzt machen? Verzagt, gewagt. Und nicht mal wissen, ob es einen jetzt glücklicher macht. Egal, noch einen Wunsch? Ich bin Mensch, ich kenne das nur zu gut....

Und wie gesagt:

Ach könnten wir uns selber sehen
wie würden wir die Welt verstehen

Ich bin geneigt, das als empirische Wahrheit zu verstehen. Wie oft meint man zu wissen, die Themen unserer Gegenüber zu durchschauen und die Lösung zu kennen. Nur in Bezug auf uns selbst nicht. Da sieht man den Wald vor Bäumen nicht....
 
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Hier auch von mir ein vorläufiges Fazit: Ich schreibe vermutlich nicht für ein Lob. Ich sehe mich eher als Neutrum.

Mir ist ein: „Ok, so kann man das vielleicht auch sehen,,,“ viel lieber! Das hat einen einfachen Grund: Meine Erfolge und Misserfolge halten sich mE die Waage.

DAS sagen mir, wenn ich mir ausgeruht zuhöre, jedenfalls meine Gefühle. Ich habe zu den meisten Seiten des Lebens zwiespältige Erinnerungen. Also kann ich auch beruhigt anfangen, zu spinnen… ENDE. :)
 
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.. ich hatte das "Noch einen Wunsch" viel mehr auf der Kundenseite verstanden, die Gier nach mehr, mehr, mehr
Die Ungeduld, dem Vordermann noch nicht einmal einen weiteren Wunsch zu gönnen - könnte auch beim Drängler kritisiert werden :)
Ach könnten wir uns dabei sehn
wie würden wir die Welt verstehn…,
Damit kommt dann der tolle Blick von außen auf uns selbst dazu - für mich die beiden stärksten Zeilen!

by the way - the British love queuing
Vielleicht hier mal ein Vorbild!
 
.. ich hatte das "Noch einen Wunsch" viel mehr auf der Kundenseite verstanden, die Gier nach mehr, mehr, mehr
Die Ungeduld, dem Vordermann noch nicht einmal einen weiteren Wunsch zu gönnen - könnte auch beim Drängler kritisiert werden :)
Wer kam sich schon eine unbegrenzte Gier leisten? Am ehesten unterstelle ich so eine Art Gier den Leuten, die gern an Anderen herum nörgeln. Egal, ob sie arm oder reich sind. :ROFLMAO:
by the way - the British love queuing
Vielleicht hier mal ein Vorbild!
Wow, das britische Queueing scheint wunderbar dieses Themenfeld zu erweitern! Das ist das Schöne am spontanen Schreiben: man weiß nie, ob der nächste Schritt im Fettnäpfchen landet. Und falls doch, wie man da wieder rauskommt… als Gewinner, Verlierer oder kurzfristig als beides….

Und an dieser Stelle fällt mir immer wieder auch der Charakter der Vertonung einl. Wie weit können gerade unterschiedliche Auffassungen zwischen Texter und Komponisten den Song immer „ver-rückter“ machen - statt infolge unlösbarer Widersprüche letztlich vorab alles zu zerreden.
 
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