Notation für Sakralorgel

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Hallo,

hat zufällig jemand Ahnung, wie man ein Stück für eine typische Kirchenorgel schreiben kann, wenn man die Disposition der Orgel nicht kennt - oder anders gefragt:
Wenn man was für Orgel schreibt, von welcher Disposition sollte man ausgehen (falls man Registerwechsel mitnotiert)?
Ich denke, es gibt einige Register, die jede Orgel besitzt, aber schon Trompeten bspw. besitzt nicht jede Orgel... :confused:

Vielen Dank schonmal...
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hat zufällig jemand Ahnung, wie man ein Stück für eine typische Kirchenorgel schreiben kann,

Was denn nun - im Threadtitel schreibst du Sakralorgel, jetzt aber Kirchenorgel...die meisten Kirchenorgeln sind nach wie vor akustisch. Sakralorgel sind das elektronische Imitat. Welchen Instrumententyp meinst du?

Ansonsten sollte man natürlich die Register nehmen, von denen man annehmen kann, daß sie auf jeder Orgel vorhanden sind. Wenn du für Kirchenorgel schreibst, hast du ja sicher auch schon mal verschiedene Kirchenorgeln gespielt und hast damit einen grundlegenden Überblick. Ein- bis zwei 8', ein 4-' und ein 2'-Register werden die meisten Orgeln haben. Ansonsten kannst du auch die Registergruppenbezeichnungen nehmen. Auf dieser Seite gibt's viele Dispositionen zur Ansicht.

Für Sakralorgeln sitzen die Experten hier, für akustische Kirchenorgeln z.B. hier und hier.

Harald
 
Das Herzstück jeder Pfeifenorgel(und wohl auch einer Sakralorgel nehme ich an) sind die Principale, 8', 4', 2'-Fuß, wie Harald schon schreibt. Häufig gibt es auch bei kleinen Orgeln zumindest ein/zwei Zungenregister wie Krummhorn o.ä.
Ich denke, wenn Du etwas für Kirchenorgel schreiben willst, solltest Du Dich auch erkundigen, ob die Orgel nur ein Manual oder mehrere besitzt.
Auf einer einmanualigen Orgel kann man bestimmte Literatur wie Trio-Sonaten, in denen die beiden Oberstimmen sich oft überlappen, nicht spielen.
 
Danke für Eure Antworten erstmal.

Zu Harald: Nein, ich habe bisher nur an einer einzigen "echten" Orgel gesessen, deswegen meine Frage :). Ich wusste auch nicht, dass "Sakral-Orgel" ausschließlich und immer und nur und nichts anderes als elektronische Instrumente meint.

Zu Effjott: Ich müsste mich also über das konkrete Instrument erkundigen - na gut, das wäre zu machen.

Ist es also so, dass z.B. Herr Bach einfach bestimmte Register gefordert hat, und die Ausführenden mussten dann die passende Kirche dazu finden, damit auch alles so gespielt werden konnte wie gefordert? Oder ist Herr Bach herumgereist, und hat ein bestimmtes Stück für eine bestimmte Orgel geschrieben?

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EDIT: Ich sehe gerade auf http://forum.sakral-orgel.de/, dass die auch Pfeifenorgeln behandeln, damit ist der Zweifel über "sakral" ja ausgeräumt - puhh... :)
 
Zuletzt bearbeitet:
Bach war nicht nur der geniale Komponist von Orgelmusik, er war zudem sehr interessiert an dem Instrument selbst und galt als Spezialist (zumindest in Sachsen und Thüringen) für den richtigen Instrumentenbau, so eine Art Inspizient und Ratgeber für den Bau von Kirchenorgeln. Daher ist er viel herumgereist und seine Ratschläge wurden nach Möglichkeit auch angenommen.

Die komplexe Polyphonie seiner Orgelmusik läßt sich in der Regel nur auf einer Orgel mit mindestens zwei Manualen(Hauptwerk+Schwellwerk oder Positiv) und Pedal umsetzen.
Die späteren Komponisten seit der Romantik (Max Reger, Charles Widor u.a.) setzen bei bestimmten Werken oft drei Manuale plus Pedal voraus.

Ein Standardwerk über die Orgel(Bau, Funktionsweise, Disposition etc.), das ich selbst auch besitze ist:

http://www.buecher.de/shop/Orgel/Da...ns/products_products/detail/prod_id/00325425/

Ist zwar nicht ganz billig, aber eine lohnende Investition für Interessenten.
 
Hi,

also kurz zusammengefasst kann man resümieren:
Es ist nicht so wie bei einem Orchester, wo ich Instrumente fordern kann, und dann werden die entsprechenden Musiker eingekauft, sondern es gibt eine Standarddisposition, die die meisten Orgeln haben, und wenn man etwas spezielles will (z.B. Trompeten ;)), dann muss man sich drum kümmern, eine Kirche zu finden, wo es Trompeten gibt.

Klingt eigentlich total tautologisch, aber ich habe mich vorher mit der Materie noch nicht beschäftigt, daher meine Unsicherheit. Danke jedenfalls für die Antworten, ich werde wahrscheinlich im Orgelforum noch ein bisschen stöbern...

Caps
 
Es gibt leider gerade eben keine Standarddisposition, weil eine Orgel immer auch an den Platz angepasst ist, wo sie gebaut wird.

Aber, wie schon richtig gesagt, es gibt gewisse Funktionsgruppen, die auf den meisten Orgeln da sind:

1. Principale und Co., die recht präsent sind und sich auch gut mischen lassen
2. Weitchörige, wenig eigenständige Stimmen, die sich besonders zum Mischen von Klangfarben eignen
3. Solostimmen, die sich nur schlecht mischen lassen, wie z. B. Regale
 
Was werden denn von den Orgelkomponisten der verschiedensten Epochen so für Klangfarben gefordert, bzw. wie genau werden diese Klangfarben benannt?
Speziell am Beispiel der Trompete mal wieder (ich bin wirklich neu in dieser Sparte :)):
Wenn ich schreibe: Manual I - Trompetenregister; wäre das dann ungewöhnlich für Orgelliteratur oder kommt sowas oft vor? Oder zieht der Organist der kleinen Baptistengemeinde dann eine Kombination, die der einer Trompete am ähnlichsten klingt?
 
Was werden denn von den Orgelkomponisten der verschiedensten Epochen so für Klangfarben gefordert, bzw. wie genau werden diese Klangfarben benannt?
Naja, pauschal kann man das nicht sagen. Das ist ein Forschungsgegenstand und Teil der Kirchenmusikerausbildung und jeder Kirchenmusiker hat dazu seinen eigenen Kenntnisstand und seine eigene Meinung. Generell kannst du über den Vergleich von Dispositionen viele Gemeinsamkeiten herausfinden. Die gibt's ja auch im Netz, z.B. hier und hier. Ein Diskussionsforum mit vielen Dispositionsdiskussionen gibt's hier.
Speziell am Beispiel der Trompete mal wieder (ich bin wirklich neu in dieser Sparte :)): Wenn ich schreibe: Manual I - Trompetenregister; wäre das dann ungewöhnlich für Orgelliteratur oder kommt sowas oft vor?
Das kommt schon durchaus vor. Wichtiger wäre allerdings die Fußlage, da es Trompete in 8' und 16' gibt.
Oder zieht der Organist der kleinen Baptistengemeinde dann eine Kombination, die der einer Trompete am ähnlichsten klingt?
So isses.

Harald
 
Ich kenne in der Orgelliteratur übrigens vor allem Fußangaben, sowas wie: I: 16' + 4' oder II: 8'. Solche Angaben kann man übrigens auch im Wikipediaartikel über Liturgisches Orgslspiel beim Beispiele für den Altsatz finden.

Allerdings gibt es zumindest in der Französischen Orgelmusik einen gewissen, sagen wir mal, Grundbestand, den eigentlich jede französische Orgel hat; m. W. steht im Wikiartikel über Orgellandschaften etwas dazu.
Das ist aber mehr ein Spezialfall. In der übrigen Orgelmusik entscheidet entweder der Organist nach eigenem Gutdünken was zum Stück passt oder es sind die genannten Fußangaben gemacht; ab und an kommen auch Anweisungen wie ,,Positiv/Oberwerk'' (in Frankreich ,,Positif''), ,,Hauptwerk'' (,,Grand Choeur'') oder auch ,,Solo'' und ,,Tutti'' oder ,,Organo pleno'' bzw. ,,Plein choeur''.

Das einzelne Register vorgeschrieben wurden, kenne ich mit meinem bißchen Erfahrung nicht; Bach z. B. hat nur eine einzige Registrieranweisung in seinen Werken hinterlassen.
 
Ah... so langsam dämmert's mir ein bisschen.

Ähm, am Beispiel Bach: da gibt es diese berühmte Toccata und Fuge D-Moll, glaub ich, in der kommt etwas vor, was mir wie ein Registerschweller klingt. Wisst Ihr ob das sowas ist, oder ob der Organist einfach alles auf die Tasten legt was er an Fingern hat :)?
Weil wenn es ein Schweller ist - den gibt's ja auch nicht überall...
Nicht dass ich schon mit solchen Spielereien anfangen würde, aber interessieren tät's mich schon.

Ansonsten danke ich Euch nochmals für die aufschlussreichen Antworten, ich denke ich werde nicht explizit eine Trompete fordern (da isse wieder), obwohl das von Gelegenheit zu Gelegenheit vielleicht doch... ähm, na mal sehen.

Caps
 
Was Ostinato schreibt, kann ich nur unterstützen: Jeder Organist hat - unter Berücksichtung von Angaben des Komponisten natürlich - seine Interpretationsfreiheit.
Die berühmte d-Moll-Toccata von JSB habe ich schon in den unterschiedlichsten Versionen gehört. Es gibt Organisten, die im Tutti beginnen und z.B. figurative Wiederholungen auf dem
Rückpositiv quasi als Echo spielen, andere registrieren beispielsweise am Anfang alle Zungen und kommen dann per Fußschweller zu dem vollen Werk etc.

Interessante Hörbeispiele mit den entsprechenden Registrierangaben findest Du hier:

http://www.die-orgelseite.de/droehnichspielt.htm
 
Auch ein Punkt: Mir fehlt natürlich noch zu den meisten Registern die Klangvorstellung, gute Sache so eine Seite mit Hörbeispielen.

Danke an alle auch für die vielen Links, die werde ich mal durcharbeiten; alles in allem bin ich fürs erste zufrieden, für die bevorstehende Hochzeit darf ich sogar "am Instrument" üben wie ich heute morgen erfuhr. Ei das wird fein! :great:

Viele Grüße
Caps
 

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