Notation / Zeichen / Symbol erkennen (Scan des Lambdoma) - bitte Hilfe

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shiva2012
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Hallo Musikexperten,

ich habe in allgemeinen Ratgeberforen bisher keine Hilfe bekommen können, da es vielleicht sehr speziell ist. Ich habe mich extra wegen dieser Frage hier angemeldet. Auch wenn hier niemand das Lambdoma kennt - mir genügen die Angaben zur Notation, die sicher allgemeingültig sind.

ich bin gerade dabei, eine Lambdoma Tabelle für eine PDF umzusetzen und kann nicht alles erkennen (schlechter Druck in einem Oberton Buch) - auch meine Notationskenntnisse sind begrenzt.

Um nicht gleich erschlagen zu werden erstmal ein Ausschnitt: Lambdoma Tabelle Ausschnitt. Hier würde ich entziffern (mittlere Reihe rechts): c#A1

Hier die Gesamt-Vorlage: Lambdoma Tabelle Scan

Vermutlich ist die Vorlage aus Hans Kaysers "Akroasis" (obwohl ich nicht glaube, dass es jemand hat und genauer nachsehen kann - aber man weiss ja nie)

Besonders unklar sind mir die hochgestellten Zeichen, die mal wie ein v und manchmal wie ein A aussehen. Vielleicht steht das hochgestellte "v" für vermindert anstatt "-" ( siehe erklärende Tabelle zur Notation der Naturtonreihe ). Nur wofür steht das vermeintliche "A"? Erhöhung (irgendwas auf Englisch/Latein) oder Erhöhung durch ein umgedrehtes "v" - so sieht es zumindest aus.

Schon mal vielen Dank im Voraus für jeden Tipp.

Gruß Sven
 
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Hallo Sven,

willkommen im Musiker-Board!

Auch wenn hier niemand das Lambdoma kennt - mir genügen die Angaben zur Notation, die sicher allgemeingültig sind.

Ich habe zwar einmal ein Buch von Hans Kayser gelesen, mich aber nicht sehr mit dem Lambdoma beschäftigt. Doch ich denke, der Beantwortung Deiner Fragen kommen wir auch so näher.

Besonders unklar sind mir die hochgestellten Zeichen, die mal wie ein v und manchmal wie ein A aussehen. Vielleicht steht das hochgestellte "v" für vermindert anstatt "-" ( siehe erklärende Tabelle zur Notation der Naturtonreihe ). Nur wofür steht das vermeintliche "A"? Erhöhung (irgendwas auf Englisch/Latein) oder Erhöhung durch ein umgedrehtes "v" - so sieht es zumindest aus.

Allgemeinere Erklärungen vorausgeschickt:

Zunächst sind ja im Lambdoma von links nach rechts die Obertöne aufgetragen und von oben nach unten die sog. "Untertöne".

Letztere spielen in der Akustik so gut wie keine Rolle, im Gegensatz zu den Obertönen. Untertöne lassen sich aber leicht berechnen. Man kann die "Untertonreihe" auch erzeugen, indem man die Saitenlänge oder die Länge einer schwingenden Luftsäule mit 2, 3, 4, 5... usw. multipliziert. Bei einer angeschlagenen Saite oder einer angeregten Luftsäule definierter Länge schwingen zwar i.d.R. die Obertöne mit, jedoch keine "Untertöne".

In der linken oberen Ecke ist der Ton c als Grundton eingetragen. Nach rechts sind dann die höheren Oktaven als c1, c2 usw., hochgestellt notiert, nach unten die tiefern Oktaven als c₁, c₂ usw., tiefgestellt.

Die Teiltöne (Grundton plus Öbertöne) sind unter dem Bruchstrich durchnumeriert, die entsprechenden "Untertöne" über dem Bruchstrich.

Der siebte Teilton ist bekanntlich ein b (dt.), das deutlich tiefer schwingt als z.B. das temperierte b. Kayser verwendet die angelsächsische Notation, also bb. Bei einem Grundton c befindet sich der siebte Teilton in der zweigestrichenen Oktave, deshalb bb2. Um anzuzeigen, daß dieser Naturton tiefer gestimmt ist, wird ein "v" verwendet.

Dieses Zeichen würde ich folgendermaßen deuten:

Man sieht, daß das ganze Lambdoma in Normschrift geschrieben ist. Zu Zeiten von Hans Kayser (1891-1964) waren der PC und der erschwingliche HP LaserJet noch nicht erfunden. Auch Letraset war noch nicht verbreitet.

Unter Wissenschaftlern war es üblich, mit einem Satz Schriftschablonen zu arbeiten, nicht mit so billigen, wie in Wikipedia abgebildet, sondern welchen mit Aluschienen oben und unten. Die gab es für unterschiedliche Schriftgrößen und -arten (z.B. kursiv).

Das "v" würde ich ganz einfach als Pfeil nach unten deuten, das umgekehrte "v" als Pfeil nach oben. Als Zeichen auf der Schablone konnte man das "<" oder ">", um 90 Grad versetzt, verwenden.
Ich bin mir bei dieser Deutung so sicher, daß es mir der Mühe nicht wert scheint, nachzurechnen, ob die mit "A" bezeichneten Töne tatsächlich zu hoch sind, gegenüber denen unserer Tonleiter.

Schon witzig, daß das, was vor 25 Jahren noch verbreitet war, heute schon zu Spekulationen Anlaß gibt (A"?, irgendwas auf Englisch/Latein?), weil keiner mehr eine Ahnung hat. :D

Wie schwer muß es uns erst fallen, die Kultur und Geisteswelt vergangener Jahrhunderte und Jahrtausende nachzuvollziehen?. :gruebel:

Viele Grüße

Klaus
 
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... Unter Wissenschaftlern war es üblich, mit einem Satz Schriftschablonen zu arbeiten, nicht mit so billigen, wie in Wikipedia abgebildet, sondern welchen mit Aluschienen oben und unten. Die gab es für unterschiedliche Schriftgrößen und -arten (z.B. kursiv). ...
ist zwar ziemlich OT...
Die Z-Profil-Schriftschablonen (Wiki-Link) sind nicht "billig", noch nicht mal sonderlich preiswert und wenn man gelernt hat, damit umzugehen, dann haben die Vorteile gegenüber den Schablonen mit beidseitigen Alu-Leisten.
Z.B. kann man damit wesentlich schneller arbeiten.
 
Hallo Klaus,

in drei Foren habe ich nicht einen kleinen Satz als Antwort bekommen und dann hier so ein ausführlicher und hochwertiger Beitrag - 1000 Dank :great:, auch wenn du selbst nicht zu 100% sicher bist.

Da aber diese Pfeile (< gedreht) sonst so nicht vorzukommen scheinen - zumindest niemand es so kennt, gehe ich auch davon aus, dass diese Deutung richtig ist. In meiner verlinkten Obertontabelle wurde ein "-" verwendet, wo die Hz Zahl unter dem Ton liegt. Ich werde das in der Richtung mal untersuchen.

Vielen Dank auch für die weiteren Infos zum Lambdoma, manches war mir schon bewust, aber einige neue Infos haben mich ermutigt einen zweiten Anlauf zu wagen, das Lambdoma zu durchleuchten. Habe heute auch festgestellt, dass manches von Kayser über Stadtbibliothek eingesehen werden kann.

Es wäre wirklich schade, wenn das, was Kayser geschaffen hat, untergehen sollte. Habe mal auf hanskayser.com in einige Texte (Übersetzungsprojekte) reingesehen und verstehe hauptsächlich Bahnhof - sehe nur, dass dieser Bahnhof gigantisch ist.

Auch erwähne möchte ich, dass die kleine Schriftkunde für mich sehr interessant war - habe erst 2002 meinen Mediengestalter gemacht. Ein Tagesausflug ins Druckereimuseum, um Bleisätze zu bestaunen, war dann schon alles was ich aus dem letzten Jahrhundert gelernt habe (naja fast)

Danke auch für das freundliche Willkommenheißen. Werde beizeiten mal etwas im Forum stöbern.

Gruß, Sven
 

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