Mag sein, dass ich heute ein bisschen unverträglich bin, aber bei der Hin- und Herrechnerei, wieviel es denn nun kostet, irgendwelche Technik anzuschaffen, werde ich echt grantig.
Erst neulich gab's hier irgendwo 'nen Thread, wo es darum ging, dass alle im Proberaum mit Kopfhörern rumstehen, nur weil der Schlagzeuger wie ein Ochse auf sein Set eindrischt. Alle erörtern nur zu gern irgendwelche technischen Lösungen, nur das eigentliche Problem will keiner lösen. Wäre ja auch zu mühsam...
Musik bedeutet Interaktion, das Zusammenwirken unterschiedlicher Instrumente und Charaktere, das aufeinander Eingehen der Musiker. Das kann ich mir mit der erzwungenen Isolation eines Kopfhörers nur äußerst schwer vorstellen.
Wenn man hier durchs Forum stöbert, bekommt man irgendwie den Eindruck, dass die Jüngeren unter uns glauben, man könne sich guten Sound einfach kaufen. Welches Instrument passt zu dieser Musik, welcher Amp zu jener, taugt dieses Effektgerät was und kann man Wireless-Systeme unter 1000,- Euro tatsächlich live einsetzen? So was wird hier seitenweise diskutiert. Und das alles in der Kreis- und Regionalliga, wohlgemerkt. Die allerwenigsten hier im Forum spielen regelmäßig Gigs jenseits der Jugendzentrum-Liga. Und die, die es tun, befassen sich mit ganz anderen Fragen.
Klar ist es bequem, für alles eine technische Lösung zu finden. Irgendwas klingt noch nicht so toll? Hmmm, da gibt es sicher ein Gerät dafür. Und welches genau das Richtige ist, lässt sich hervorragend im Forum diskutieren. Dafür ist so ein Forum ja da...
Wie wär's denn, wenn man sich einfach mal von Grund auf mit den Basics beschäftigen würde? Wenn man einfach mal jeden Ton bewusst spielt? Noten konsequent reduziert? Auf saubere Spieltechnik achtet? Mal mit Metronom im Proberaum spielt? Die Arrangements kritisch überprüft? Mal genau hinhört, was die anderen gerade spielen? Mal hinterfragt, ob man gerade zusammenspielt oder jeder für sich? Sich mal mit dem vorhandenen Equipment ernsthaft auseinandersetzt? Einfach mal ausprobiert, was bei verschiedenen Reglereinstellungen passiert?
Klar ist das mühsam. Man muss dabei nämlich lernen. Ist nicht so cool, wie neues Equipment anzuschließen, aber auf Dauer kommt man einfach nicht drumrum. Denn sonst ist spätestens beim nächsten Gig schon wieder alles vorbei.
Ich will jetzt nicht sagen, dass alle über so grottiges Zeugs spielen sollen wie ich vor 20 Jahren. Aber ich habe das Gefühl, dass gewisse Einschränkungen beim Equipment nicht nur negative Effekte haben. Wer sich täglich mit den Unzulänglichkeiten seines Instrumentes oder seines Amps herumschlagen muss, findet irgendwann Lösungen. Und die haben nichts mit neuem Equipment, sondern mit dem Wissen um Akustik und Spieltechniken zu tun.
Ich staune immer, wenn ich hier die Equipmentliste von unter 20jährigen Forumsmitgliedern sehe. Wahre Instrumenten-Sammlungen, dazu natürlich passend diverse Verstärker und die neueste Elektronik. Aber für die simple Erklärung, was ein Gain-Regler denn nun eigentlich wirklich bewirkt, bekomme ich plötzlich fünf oder sechs positive Bewertungen, weil die Jungs gerade ihr Equipment ein kleines bisschen besser kennengelernt haben.
Wozu haben diese Leute das ganze Zeugs? Viele von denen haben nicht die blasseste Ahnung, was sie damit anstellen sollen. Aber irgendwie haben sie halt noch nicht den Sound, den sie sich vorstellen. Und das kann ja nur daran liegen, dass mit dem Equipment was nicht stimmt...
Investiert eure Zeit in die Beherrschung eures Instrumentes! Lernt das, was ihr an Equipment habt, richtig kennen und bedienen. Und hört endlich mal richtig hin, was genau beim Zusammenspiel bei euch im Proberaum wirklich passiert. Das bringt euch die nächsten 20 Jahre erheblich weiter als wieder ein neues Spielzeug!
Sorry, wenn das zu unfreundlich war, aber das ist nun mal der beste Rat, den ich nach zwei Jahrzehnten in verschiedensten Bands weitergeben kann.
LeGato