Profiausbildung - Wofür Hochschule?

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felixsch
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Moin,

ich gehe zur Zeit in die Realschule und hab nach dieser Vor, auf eine Berufsfachschule f. Musik zu gehen. Das wäre schonmal Grundlage, da ich evtl. Berufsmusiker werden will oder eine Ausbildung zum Veranstaltungstechniker bzw. Studium zum Toningenieur machen will.
Ich tendiere allerdings zum ersterem: also Berufsmusiker.

Man hört ja sehr viel, dass die meisten die Ausbildung an der Berufsfachschule als Vorbereitung auf die Hochschule nutzen. Aber warum ist es eig. vorteilhaft auf eine Hochschule zu gehen? Ich meine nach 3 Jahren Berufsfachschule kann man doch auch schon arbeiten, also an Staatlichen Musikschulen arbeiten.
Sein Wissen könnte man doch auch noch selbst oder auch bei Jazzgitarristen, die sich richtig auskennen, vertiefen.
Eigentlich wäre ein Studium da doch Zeit/Geldverschwendung (man muss ja auch Wohnen und alles Bezahlen)

Und ich mein, die Chance Dozent zu werden hat man doch auch wenn man "nur" die Berufsfachschule absolviert hat. Anders: auch als Hochschulabgänger wird man nicht immer Dozent an Akademien/Hochschulen.

Was bringt einem die Hochschule denn Beruflich?

Sorry wenn die Frage etwas dumm ist ("du kannst alles machen wenn du gut spielst!" :rolleyes:) aber das interessiert mich :cool:

Felix
 
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Hi! :)

Da noch keiner geantwortet hat, versuche ich mal kurz zusammenzufassen was ich so alles weiß. Erstens kommt es natürlich darauf an, was deine Ziele sind. Der Beruf des Musikers ist vielseitig. Wenn du Orchestermusiker werden willst, ist ein Hochschulabschluss notwendig - und dazu eine Portion Glück um einen der begehrten Plätze im Orchester zu bekommen. Für Kirchenmusiker gibt es neben der Hochschule weitere Ausbildungsplätze, z.B. beim Erzbistum Köln.

Private Musikschulen bestimmen selbst, welche Abschlüsse ihre Lehrer haben sollen. Da sollte man als staatlich geprüfter Leiter für Popularmusik (BFS) mit zusätzlichem pädagogischen Aufbaujahr gute Chancen haben. Ich kenne auch angestellte Lehrer, die keinen musikalischen Schulabschluss haben. Üblicherweise arbeitet man dann aber nicht jeden Tag und braucht eine Nebenbeschäftigung.

Staatliche Musikschulen haben normalerweise höhere Anforderungen, da könnte die Berufsfachschule nicht reichen. Am besten mal bei einer solchen Schule nachfragen, die wissen es wohl am besten!

Wenn der Berufswunsch Richtung Dozent an Berufsfachschulen oder sogar Hochschulen geht, benötigt man einen Hochschulabschluss, das dürfte ja klar sein :)

Wenn mich jemand korrigieren will, dann gerne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Natürlich kannst du jederzeit sagen: "Ich bin Berufsmusiker!" Auch jetzt! Du musst halt nur sehen, dass du Geld mit deiner Tätigkeit verdienst. Alle musikalischen Ausbildungseinrichtungen erleichtern dir dabei den Weg erheblich, aber zwingend notwendig sind sie nicht.

Wie du dich musikalisch entwickelst hängt vor allem von den Menschen ab mit denen du dich umgibst. Man lernt am meißten wenn man mit besseren Musikern zusammen spielt. An der Hochschule hast du eben Leute, die's alle wirklich wissen wollen.

Du hast jede Woche mehrere Unterrichte bei Dozenten, bei denen die Privatstunde 60€+ kostet. Das alles zahlt der Staat für dich und deshalb sind die Aufnahmebedingungen so hoch. Unter diesem Aspekt klingt es schon nicht mehr nach Geldverschwendung. Außerdem hindert dich ja niemand daran nebenbei zu spielen und zu unterrichten. Außerdem macht man an der Hochschule nicht sooo viel was man sonst als Musiker nicht gebrauchen kann. Zeitverschwendung kann man also auch abhaken.

Hochschulen sind ein Werkzeug. Ich würde es halt weniger als "'Schule" sehen, sondern eher als Angebot.
 
staatliche/städtische Musikschulen haben die Auswahl - wenn die einen Arbeitsplatz ausschreiben, dann bewerben sich 200 Arbeitssuchende mit Hochschulabschluß und 20 mit anderen Qualifikationen. Welchen werden die dann nehmen?

Und bei privaten Musikschulen wird der nicht vorhandene Hochschulabschluß "finanziell regelt" - die Bezahlung ist allgemein eh minder, ohne Abschluß nur die Hälfte...
 
Man darf nicht vergessen, dass die Studienkontakte ganz wichtig für den Einstieg in den Beruf sind. Wenn eine Band zusammengestellt wird, werden ganz oft Studienkollegen zusammentelefoniert, ebenso, wenn Aushilfen gesucht werden. Auch studiengangsübergreifend werden oft alte Bekannte angesprochen, Kontakte zu Dirigenten, Tonmeistern, Tontechnikern, Komponisten usw. können langfristig im wahrsten Sinne des Wortes Gold wert sein. Das sollte man IMHO bei der Auswahl einer Ausbildungsstätte beachten.

Noch eine Sache: du machst im Leben die Entscheidung für einen Musikstudiengang evtl. nur ein einziges Mal. Warum nicht dann die maximale und beste Ausbildungsmöglichkeit wählen? Je nach Studiengang ist IMHO die Wahrscheinlichkeit groß, daß eine solche Überlegung zu einer Musikhochschule führt, auch wenn es für bestimmte Studiengänge vielleicht noch speziellere Ausbildungsmöglichkeiten gibt.

Harald
 
na ja, momentan hat er ja noch gewisse Einschränkungen, als Realschulabgänger kann er nicht an alle Hochschulen, und die anderen prüfen auf dann auf außergewöhnliche Begabung...
 
Hey,

zum ersten Beitrag: ich will eine Ausbildung im Fach Gitarre machen, also Jazzgitarre studieren.
Also "Haupttätigkeit" wahrscheinlich unterrichten.

Mein Gitarrenlehrer (der wirklich sehr, sehr gut Unterrichtet) arbeitet an gleich zwei staatlichen Musikschulen und hat weder Hochschule noch sonstige Staatliche Einrichtungen absoliviert, er war auf dem MGI (Müncher Gitarreninstitut).
Aber mir ist schon klar, je besser die Ausbildung, desto höher die Wahrscheinlichkeit genommen zu werden.

Da ich ja auf die Realschule gehe werde ich so oder so erstmal die Berufsfachschule machen, als Vorbereitung und auch , damit ich während dem Studium gut unterrichten kann.

Danke für die Infos
Felix
 
An der Uni gibt es einige (vor allem asiatische :D ), die ihren Dozenten in ihrern Fertigkeiten extrem nahe kommen.
Dozenten an den Hochschulen unterscheiden sich von denen an "normalen" Schulen oftmals(!) darin, dass sie einfach viel kennen und wissen.
Die haben Bühnenerfahrung und sind mit Stars unterwegs gewesen, oder selbst welche.
Wolfgang Rihm z.B. ist einer der weltweit wichtigsten Komponisten und lehrt an der Hochschule Karlsruhe Komposition.

Du kannst jede Hochschulhomepage aufmachen, die Dozenten haben nicht selten jahrelang Bühnenkarriere. Die können Dir den Reggae machen genauso wie den Metal oder die abgefahrene Jazzimpro - und mit einem Orchester haben die meisten auch als Solist gearbeitet. Egal ob am Kontrabass oder Trompete. Konzerte gibts für alle Instrumente ;). Ob Bigband oder Sinfonie. Und müssen ihre Schüler/Studenten ja auf eben diese Aufgaben vorbereiten können.

Ein Meisterlehrer muss die Probleme seiner Schüler schnell erkennen und aus seinem Erfahrungsschatz Tips geben, egal vor welchen Aufgaben sie stehen. Und an der Uni werden die Aufgaben wesentlich größer als an der Musikschule.
 
na ja, momentan hat er ja noch gewisse Einschränkungen, als Realschulabgänger kann er nicht an alle Hochschulen, und die anderen prüfen auf dann auf außergewöhnliche Begabung...

Die "außergewöhnliche Begabung" besteht meist aus einem Aufsatz in Englisch und einem Gespräch. Wenn du gut spielen kannst ist denen das in der Regel Schnuppe was für eine Schulausbildung du hast, die kriegen dich schon durch wenn die dich wollen.
 
Die "außergewöhnliche Begabung" besteht meist aus einem Aufsatz in Englisch und einem Gespräch. Wenn du gut spielen kannst ist denen das in der Regel Schnuppe was für eine Schulausbildung du hast, die kriegen dich schon durch wenn die dich wollen.
Wenn die Dich wollen, dann gibt es immer einen Weg...!

Ich kenne einige Musiker, die über diese Schiene der außergewöhnlichen Begabung teilweise auch OHNE Realabschluß (natürlich auch ohne Abi) zum Musikstudium zugelassen wurden, die waren auf ihrem Hauptinstrument schon top und sehr weit, die konnten auch bestens Klavier spielen, Theorie sowieso vorhanden und in der Praxis abrufbar, der Jüngste von denen war knapp 15, als er mit dem Studium angefangen hat.
 
Was machen die dann, wenn sie eine Hausarbeit zum Thema die Chormusik des 20. Jahrhunderts schreiben sollen?

Natürlich werden die da irgendwie durchgewunken... ist ein bisschen obsolet manches...

Aber n Abi zu haben bringt einem auch im Musikstudium was.
 
...Natürlich werden die da irgendwie durchgewunken... ist ein bisschen obsolet manches...
Aber bei weitem nicht auf die Musik beschränkt - ich habe gehört, daß ein sehr guter Schachspieler (im Verein Bundesliga) dafür, daß er in der Hochschulmannschft mitgespielt hat, keinerlei mündliche Prüfungen machen mußte - das in dem Fall zwar nur eine Zeitersparnis war, weil er war einfach fit, auch im Studium.

Ein direkter Kommilitone von mir hat die Hochschule gewechselt, weil er dort alle Praxissemester incl. aller Loborscheine erlassen bekommen hat, weil er die Hochschul-Basketballmannschaft trainiert hat.
 
Mir sind die Fragestellung und die Antworten eindeutig zu ökonomisch ausgerichtet. Warum studieren - wo liegen die Vorteile? Die Frage sollte gerade bei Musik eher lauten: Warum nicht studieren?
Gerade der Beruf des Musikers ist doch zu einem erheblichen Teil ein idealistischer Beruf. Daher gehe ich davon auf, dass jeder, der sich darauf vorbereiten will, so viel "Input" wie möglich aufsaugen möchte. Es gibt außerdem in der Musik viele verschiedene Meinungs-/Auffassungsrichtungen oder "Schulen", so dass man in vielen Punkten mehr als nur eine gehört haben sollte, um sich dann irgendwann eine eigene Meinung oder Richtung bilden zu können. Daher wäre es fahrlässig, nicht die bestmögliche Ausbildung anzustreben.
 
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Anonymusus hat Recht.

Wenn mich jemand sowas fragt suche ich auch automatisch nach okonomischen Rechtfertigungen. Quasi all das was man seinen Eltern und der Außenwelt erzählt um sein Studium zu rechtfertigen. Wenn es jemand so aufschreibt, muss ich mich auch mal daran erinnern warum ich mein früheres Physikstudium abgebrochen und das Musikstudium aufgenommen habe. Ökonomische Gesichtspunkte haben dabei sicher keine Rolle gespielt.

Danke für diese Richtigstellung.
 
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Bei der Studiumsauswahl würde ich ebenfalls nicht nur nach ökonomischen Gesichtspunkten agieren. Spätestens im Berufsleben bleibt dann der Spass auf der Strecke und wenn man bedenkt, das man die Tätigkeit zwischen 35 und 50 Jahren ausüben muss, wird das sehr hart und unangenehm. Das Interesse und die Freude am Beruf würde ich schon weit nach oben setzen.
Wer beruflich im Bereich Musik tätig werden will, sollte meiner Meiner Meinung auch eine Ausbildung, nach Möglichkeit die Beste, haben. Möglichst breit und möglichst gut, dann hat man Arbeit und es macht Spass. Und schief gehen kann in jedem Studium etwas.
 

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