Radias vs. Virus und sind Arpeggiatoren Schummel?

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MamboJumbo
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Hi,

Ich habe letztens bei meinem lokalen Musikhändler den Radias und den Virus (ich glaube die Polar Version) probegepielt. Ich bin eigentlich eher Pianospieler interessiere mich aber trotzdem für Geräte dieser Art wegen der, nun ja, "Clubsounds"? Ihr wisst schon, House und so. Da ich trotz guter Kenntnisse in digitaler Signalverarbeitung mit den ganzen Buttons eher überfordert war, interessant fand ich die schon, hab nur den Workflow nicht ganz geblickt, habe ich mich auf das Anspielen der Presets beschränkt.

Vielleicht war ich vorgeprägt, weil ich den Radias optisch einfach cooler fand und auch einen der Demosongs im Netz nicht schlecht fand (den mit dem "Radias, adias, ias, yes, yes", wenn Ihr wisst, was ich meine), jedenfalls fand ich den deutlich günstigeren Radias dem Virus ebenbürtig, wie gesagt, bezogen auf dei Presets.

Was mir auch aufgefallen ist, dass der Arpeggiator des Radias die Beats per Minute deutlich anzeigt, dasselbe habe ich beim Virus vermisst, ist das da versteckt? Jedenfalls schien mir der Radias diesbezüglich leicht in Arrangements integrierbar, beim Virus bin ich mir da nicht so sicher. Kann doch eigentlich nicht sein, oder?

Wieso ist der Virus soviel teurer als der Radias?

Und wo ich schon mal frage, sind Arpeggiatoren nicht Schummel? Ich meine, so ein Arperggio bei 120 BpM sollte man mit ein bischen üben doch auch per Hand hinbekommen. Oder anders, ich drücke beim Radias eine einzige Taste und der spielt erst einmal ein Soundgewitter ab und rockt los wie nichts (nicht dass das schlecht klingt, keineswegs). Das stelle ich mir aus der pianistischen Perspektive unbefriegend vor, so als ob man selbst nichts erreicht hätte. Aus Soundbastler-Perspektive, die allerdings nicht meine ist, ruft das allerdings möglicherweise ein Gefühl tiefster Befriedigung hervor. Na ja, sicherlich ein schon of diskutiertes Thema.

Hat da jemand eine Meinung zu?


Gruß,
Christian
 
Eigenschaft
 
Also...

Das der Virus keine BPM anzeigt hat einen simplen Grund:
Das Tempo wird automatisch zum eingespeisten Midi Signal synchronisiert.. also wenn du über Cubase aufnimmst spielt der Virus automatisch gleich schnell..

Ich habe auch darüber geflucht bis ich es herausgefunden habe..
Natürlich ist der Virus teurer.. der hat ja weit über 1000 Speicherplätze.. und ich denke der Virus ist und bleibt einer der besten modernen Synths...
 
Die Sache mit der Taste, die fast fertiges Material abspielt, ohne, dass man auch nur einen weiteren Finger dafür krummgemacht oder ein Hirnzellchen bemüht hätte, ist mir auch schon oft durch den Kopf geschossen.
Ich finde diese vorgefertigten Dinger sehr störend und auch einschränkend, denn die sind doch meist wirklich nach gängigen Genre-standards erbastelt und nur für Baukastenfreunde hilfreich und erbaulich.
Ich finde, so etwas gehört nicht in Instrumente, die so viele Möglichkeiten bieten, selbst gestalterisch tätig und mit den Klängen innovativ und aktiv zu werden.
Wen die Klänge allein nicht inspirieren, der sollte sich dann dementsprechend lieber nach anderen Modellen umsehen.
 
Jede Automatisierung ist doch ähnlich einem Segen. Warum selbst spielen wenn es auch automatisch geht? Man hat es ja trotzdem selbst zu verantworten.
 
Und wo ich schon mal frage, sind Arpeggiatoren nicht Schummel? [...] Na ja, sicherlich ein schon of diskutiertes Thema.

In der Tat. Arpeggiatoren sind genausoviel Schummel wie MIDI, Begleitautomatik, elektrischer Strom bei Musikinstrumenten generell, Drehorgel-Notenbandrollen, Koppeln bei der Kirchenorgel, Bordunsaiten bei Drehleiern und Bordunpfeifen bei Dudelsäcken. Alles elektronische und mechanische Spielhilfen, damit ein Instrument größer und besser klingt, als wenn man jeden einzelnen Ton von Hand erzeugen müßte.

Die Diskussion ist Jahrhunderte alt und wenig ergiebig - mit jeder technischen Neuentwicklung bekommt die gleiche Diskussion nur neuen Stoff. Wesentlich ist einzig, wie das klangliche Endergebnis ist und ob es die Hörer musikalisch so berührt, daß sie auf das Endergebnis ansprechen.

Ich meine, so ein Arperggio bei 120 BpM sollte man mit ein bischen üben doch auch per Hand hinbekommen.

Arpeggiatoren können heutzutage ja nicht nur Up-/Down-Patterns abspielen, sondern sind Softwarebestandteile des Betriebssystems mit maximal variablen Pattern-Play-Funktionen. Das heißt: Arpeggiatoren können nicht nur wie im "klassischen" Anwendungsfall bei historischen Analogsynthesizern melodisches Material spielen, sondern heutzutage (z.B. bei der Korg-Triton-Reihe) auch Drumpatterns, Gitarren-Strummings oder ganze Rhythmusgruppen und komplette Backings. Das ist dann doch mehr, als man von Hand spielen könnte.

Das stelle ich mir aus der pianistischen Perspektive unbefriegend vor, so als ob man selbst nichts erreicht hätte.

So isses.

Das ist genau der Punkt, wo sich Keyboardspieltechnik und pianistische Spieltechnik unterscheiden: Keyboarder bedienen Tasten als Funktionsauslöser, Pianisten bedienen Tasten als Klangerzeuger. Beim Keyboardspielen ist halt noch Software zwischen Spieler und Klangerzeuger geschaltet. Wenn man das als Chance und Erweiterung der Spielmöglichkeiten betrachtet, kann man das kreativ nutzen. Wer dagegen lieber pianistisch spielt, kann das ja durchaus tun und verzichtet dann halt auf Arpeggiatoren und Artverwandtes wie Begleitautomatik und Pattern-Play-Funktionen.

Arpeggiatoren machen auf der Bühne dann Sinn, wenn man unspielbare Dinge ins Spiel integrieren will oder einen speziellen mechanischen Touch in der Musik braucht. Ich habe z.B. einen Song, wo ich auf einer Taste eine Techno-Hi-Hat-Figur starte und stoppe. Das könnte der echte Bandschlagzeuger nie so superpräzise und mechanisch spielen - hier ist das Teil der Ästhetik des Stückes (das sonst mit Techno nicht viel zu tun hat... ;-) ) und so macht ein Arpeggiatoreinsatz Sinn.

Harald
 
In der Tat. Arpeggiatoren sind genausoviel Schummel wie MIDI, Begleitautomatik, elektrischer Strom bei Musikinstrumenten generell, Drehorgel-Notenbandrollen, Koppeln bei der Kirchenorgel, Bordunsaiten bei Drehleiern und Bordunpfeifen bei Dudelsäcken. Alles elektronische und mechanische Spielhilfen, damit ein Instrument größer und besser klingt, als wenn man jeden einzelnen Ton von Hand erzeugen müßte.

Da würde ich zumindest zum Teil wiedersprechen wollen. Elektrischer Strom macht noch keine Musik. Um ein E-Piano zu spielen brauchst Du nicht weniger Können als für einen Flügel. Und Midi erlaubt es Dir z.B. dass aufzunehmen, was Du spielst (Es erlaubt Dir natürlich auch Eingriffe in die Aufnahme, wenn Du willst).

Wesentlich ist einzig, wie das klangliche Endergebnis ist und ob es die Hörer musikalisch so berührt, daß sie auf das Endergebnis ansprechen.
Aus Sicht das Hörers ist das sicherlich wesentlich. Aus Sicht des Vortragenden mag es allerdings ein Unterschied machen, ob hierzu lediglich eine Taste gedrückt wurde oder spieltechnisches Können offenbar wurde. Auf Platte ist das wohl egal, live eher nicht, oder?

Wenn man das als Chance und Erweiterung der Spielmöglichkeiten betrachtet, kann man das kreativ nutzen. Wer dagegen lieber pianistisch spielt, kann das ja durchaus tun und verzichtet dann halt auf Arpeggiatoren und Artverwandtes wie Begleitautomatik und Pattern-Play-Funktionen.

Tja, das ist so ein bischen meine implizite Frage, lohnt sich ein Instrument wie der Radias für mich, ein Instrument das, so mein Eindruck, zu einem guten Teil von den Arpeggien lebt, allerdings auch nicht ausschließlich, wenn ich eigentlich nur bestimmt Sounds spielen möchte, selber aber eigentlich allenfalls live an Soundparametern drehen, betimmt aber keine automatisierten Arpeggien feuern möchte.

Christian
 
Da würde ich zumindest zum Teil wiedersprechen wollen. Elektrischer Strom macht noch keine Musik.

Das ist sicher richtig. Mein Punkt ist eher das Misstrauen, das elektronischen Musikinstrumenten in frühreren Zeiten generell entgegengebracht wurde. Die Vermutungen, die z.B. bei elektronischen Orgeln in den 70ern geäußert wurden gingen in die Richtung, daß diese "alles" alleine spielen würden und der Spieler dementsprechend weniger eigenes Können mitbringen müßte. Diese Vermutung trifft eben auf alle von mir genannten Hilfsmittel zu - sie vereinfachen das Spielen und ermöglichen ungeahnte Klänge. Trotzdem hat noch keine Spielhilfe eine gute Spieltechnik überflüssig gemacht.

Um ein E-Piano zu spielen brauchst Du nicht weniger Können als für einen Flügel.

In der Tat. Das ist aber deswegen der Fall, weil ein E-Piano ein Instrumententyp ist, der es drauf anlegt, alle Möglichkeiten und vor allem Grenzen des Originals einzuhalten. Das müßte es nicht. Man könnte Spielhilfen einbauen, und bei Portable Keyboards und eben Synthesizern (Arpeggiatoren) wird das ja auch gemacht. Bei E-Pianos vernünftigerweise nicht, aber nur weil bestimmte andere Ziele (Gewichtsersparnis, billiger, kein Stimmen notwendig) wichtiger sind.

Aus Sicht des Vortragenden mag es allerdings ein Unterschied machen, ob hierzu lediglich eine Taste gedrückt wurde oder spieltechnisches Können offenbar wurde. Auf Platte ist das wohl egal, live eher nicht, oder?

Ein Grund, warum ich lieber live spiele...es ist ehrlicher und direkter; bei Aufnahmen kann man nicht nachvollziehen, wie sie gemacht wurden. Das ist auch der Grund, warum kaum eine aufgenommene Musik so tiefgehend, authentisch und künstlerisch unmittelbar wirken kann wie Livemusik: die Hörsituation des Hörers ist eine andere. Der Arpeggiator auf der Bühne ist da ein Mittelweg: geschickt eingesetzt kann er kraftvolle und energiereiche Phrasen zur Livemusik beisteuern - er kann aber, wenn er schlecht eingesetzt wird, auch genau das obengenannte Klischee-Vorurteil bestätigen.

Tja, das ist so ein bischen meine implizite Frage, lohnt sich ein Instrument wie der Radias für mich, ein Instrument das, so mein Eindruck, zu einem guten Teil von den Arpeggien lebt,

Habe ich mich auch gefragt, in einer für mich ähnlichen Situation. Ich habe einen Triton Rack und einen Virus Indigo hier, beide haben tolle Arpeggiatoren. Trotzdem bin ich Pianist. Die Instrumente geben neue Ideen, laden zum Jammen ein, öffnen den Blickwinkel etc. . Wenn dir sowas etwas wert ist, hol dir den Radias. Wenn du dadurch was Neues lernst, hat sich die Investition vielleicht schon gelohnt. Wenn er dir nach einem Jahr immer noch total überflüssig vorkommt, verkauf ihn wieder. Dadurch wirst du aber genauer herausgefunden haben, was du eigentlich brauchst. Die Differenz zwischen Neu- und Wiederverkaufspreis ist das Lehrgeld, das jeder Musiker auf die eine oder andere Weise bezahlen muß.

Harald
 

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