Review: Span-Bass

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Hier ist ein kleines Review eines Basses, den ich über die Feiertage gebastelt habe.
Was macht man nicht so alles zwischen den Jahren ... eine beliebte Zeit für solche Projekte.

Ich habe einen alten japanischen Cimar-Bass aus den Siebzigern, der schon immer ziemlich schlecht war und dessen Hals sich im Laufe der Zeit uneinstellbar verwunden hat. Den Korpus hatte ich schon lange verfräst und als Lackierübungsbrett verwendet.

Bevor ich nun den Hals entgültig entsorge, dachte ich, baue ich noch kurz einen neuen Korpus dazu. Meine Wahl fiel auf ein Stück Pressspan, kombiniert mit einer Decke aus feingesprenkeltem MDF.
Spanplatte und MDF sind ja wohlbekannt im Gitarrenbau und gerühmt für ihre Schwingungsfreudigkeit. Beide Platten wurden mit Spax-Schrauben ordentlich verschraubt. Leimen kann ja jeder.

Den Sattel hatte ich verloren, aber ein passendes Stück Holzleiste gefunden, aus Fichte (vielleicht auch Kiefer?). Fichte eignet sich hervorragend als Sattelmaterial, weil es sich so leicht bearbeiten läßt.

Eine günstige Brücke fand sich und auch ein alter Minihumbucker von Epiphone. Aus meiner Grabbelkiste nahm ich Saiten, die wohl aus dem letzten Jahrtausend stammen. Genau kann ich es nicht sagen, es ist auch kein einheitlicher Satz.


Ok, ok, hier nun ein symbolischer Smiley für den ganzen Sermon bisher ... :D



Ein paar Bilder, um sich ein Bild der Kreation machen zu können:


spanbass_full.jpgspanbass_pickup.jpgspanbass_neck.jpgspanbass_action.jpg


Die Klinkenbuchse ist freischwebend angebracht, möglicherweise für eine freiere Schwingungsübertragung zum Verstärker hin. Das Stück Teppichboden vor der Brücke ist nur dekorativ und wirkt sich wohl nicht klangformend aus, aber wer weiß ...
Die Spanplatte war doch relativ groß. Insgesamt wiegt das Gerät nun 5,4 kg. Sägen wollte ich aber nicht nochmal.

Mit diesen edlen Zutaten habe ich eine kurze Aufnahme gemacht, mit Plektrum und Fingern. Das Schlagzeug kommt von einem Mikrophonier-test, direkt in Audacity "gemischt". Ohne Nachbearbeitung, nur etwas Hall aus Audacity kam dazu.
Da der Minihumbucker alleine ziemlich dünn klingt, habe ich eine Bassvorstufe vor das Recording-Interface gesteckt, um Bässe und Höhen etwas anzuheben.
Der Schlagzeugtrack enthielt drei Teile und genau die Pausen, die hier zu hören sind. Das paßt eigentlich ganz gut, um die Ausklingeigenschaften demonstrieren zu können.
(Da es um den Bass geht, ist das Schlagzeug leiser als sonst erwartet)




Das hier ist ja nun nicht ganz vollständig ernsthaft gemeint. Vermutlich würde nicht einmal ich mit diesem Gerät auf eine Bühne gehen.
Warum das Ganze ? Ich wollte eigentlich nur die Chance nutzen, schnell auszutesten, wieviel ein Korpus am Sound ausmachen kann. Korpus und Sattel sind natürlich absichtlich schlecht ausgesucht. Verschraubt ist der Korpus, damit ich die Teile nach diesem Test schnell wieder auseinanderschrauben kann.

Aber, wie zu befürchten war: Eigentlich klingt es doch ziemlich nach Bass, würde ich sagen.
Wer hätte am Sound die MDF-Decke erkannt ?? Vielleicht liegt es an den Spax-Schrauben, oder ??

Eine Diskussion über Tonholz ist hier im Forum gar nicht so beliebt. Kein Problem, hier ist nicht viel Holz beteiligt ;) Wer Lust hat, kann nun in die Diskussion über Sustain von Spax-Schrauben einsteigen.
Ich kann auch auf Fragen antworten. Wenn, dann aber bitte schnell. Ich will das Zeug nun möglichst schnell auseinanderbauen und wegwerfen ... :whistle:
 
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Mach noch Flatwound-Saiten drauf, und das Ding klingt nach Gibson EB-0 :)
Okay, im Ernst: Geht doch absolut vom Sound. Aber ob das nun die Diskussion um Klanghölzer beendet, wage ich zu bezweifeln. Im schlimmsten Fall hast Du der Diskussion noch eine weitere Facette hinzugefügt.
 
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Exzellente Demonstration. :great:
 
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Ich will das Zeug nun möglichst schnell auseinanderbauen und wegwerfen ...
Bitte nicht, da gibt es doch noch so viele Möglichkeiten.

Wenn ich ein paar Vorschläge machen dürfte:
  • Ich stehe total auf Edelbässe mit AAAAAAAAA-Wölkchenahorndecke und könnte mir durchaus vorstellen dem mit einem Furnier aus einer weiteren Platte aus OSB recht nahe zu kommen.
  • Um eine Soundvariante zu erhalten könntest Du dem Korkenzieherhals ja mal die Gräten ziehen. Statt Bootslack könntest Du ja den Rest Unterbodenschutz aus der Dose in der Garage verwenden, der dichtet genauso gut.
  • Wenn es Dir dann doch leid tut, kannst Du ja immer noch den Hals aus dem HB-Bausatz als Ersatz hernehmen, der passt viel besser zu Deinem Korpus als dieses Ding mit den Rundungen, das Du da jetzt dran hast:
1642703139978.png


Obwohl, dessen Kornkreise sind auch irgendwie rund. :gruebel:
Solltest Du dann noch weiter Interesse am Basteln haben frag ruhig, mir fällt bestimmt noch was ein.

Ach und sollte dieser Thread versehentlich von der Bastelecke in die Plauderecke verschoben werden, folge ich Dir natürlich auch dorthin. ;)
 
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Wenigstens ist er nicht kopflastig, denk ich. Das kann nicht jedes renommierte Bassmodell von sich behaupten.

Geiles Projekt!
 
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Du solltest keine hellen Sparxschrauben nehmen,die klingen zu hell..nimm schwarze,die klingen dunkler... :)
 
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keine hellen Sparxschrauben nehmen,die klingen zu hell

Na, ob das nicht mal eine "urban legend" ist ... :D

Bei sowas bin ich schon ein paar Mal reingefallen.
Die Tonblende gibt dem Ton auch kein bisschen mehr Tiefenschärfe, obwohl ich's im Photographierbuch genau nachgelesen hatte ... :bang:
 
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Die Frage ist doch, aus welchen Spänen die Spanplatte besteht!
Linde kann es nicht sein, denn Linde mumpft...

Wirklich tolle Aktion! :great:
 
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Nicht falsch verstehen,mir gefällt die Aktion auch !!Aaaaber ...sie widerlegt auch nicht die Klangholztheorie...wäre ja auch traurig :)
Wegen dem Gewicht...schonmal über Hohlkammern nachgedacht :) `?
 
Die Frage ist doch, aus welchen Spänen die Spanplatte besteht!

Der Kleber, mein Gutester, der Kleber macht's ! :opa: :D


Nein, der Ironie meines Startposts zum Trotz steckt natürlich ein ernsterer Kern im ganzen Thema.
Ich nutze gerne Gelegenheiten, um selbst etwas auszuprobieren. Auch mal Dinge, die ich zuerst als gegeben annehme.
Zum Verstehen der Welt sozusagen, ansatzweise zumindest.

Und hier war es einmal die Auswirkung des Bodies eines Basses (und Sattel).
Natürlich macht es einen Unterschied, ob ich Spanplatte oder Erle o.ä. verbaue. Es fühlt sich anders an und schwingt anders. Der Unterschied ist da, aber - vor allem klanglich - gar nicht so groß.

Und das ist mein Credo bei solchen Sachen:
Es ist nicht so sehr die Frage, *ob* es einen Unterschied überhaupt gibt, sondern, ob dieser Unterschied relevant ist.
Es reicht mir nicht, wenn ein Unterschied irgendwie nachweisbar ist, wie labormäßig die Umgebung dazu auch sein mag. Der Gesamtkontext ist mir wichtig. Die Antworten darauf sind individuell oft sehr verschieden, da gibt es kein ja oder nein.

Mit diesem Spanbass hätte ich spontan bei einer Tanzband aushelfen können. Der Sattel war nicht gut gefeilt, daher wäre es etwas anstrengend geworden, aber man hätte den Abend nicht absagen müssen. Es hätte funktioniert, der Sound wäre nicht auf einmal unakzeptabel schlecht geworden. Der Body war also nicht entscheidend.
Wenn ich klanglich dagegen etwas sehr spezielles hätte machen wollen, wäre es eventuell entscheidend.

Unterschiede bei Instrumenten gibt es viele und es ist durchaus interessant, herauszufinden, wo denn die eigentlichen Stellschrauben beim Instrument sein können - oder auch beim Spieler :whistle: Es können manchmal Kleinigkeiten sein, das ist gar nicht ausgeschlossen. Das muß man selbst erkennen und bewerten. Und dazu sind Experimente gut.

Ich habe auch schon Experimente zum Einspielen von Lautsprechern gemacht, oder zum Thema, wie anders ein Lautsprecher klingt, wenn er lauter gedreht wird. In beiden Fälle habe ich nun eine klare Meinung ... und die kann ich dann auch belegen (wenn auch nicht wissenschaftlich) ;)

Bei den nächsten Gelegenheiten bastle ich wieder an etwas anderem ... macht ja auch Spaß.
 
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Meine allererste Bass-Anschaffung war eine Vision E-Bass Combo. Vor 20 Jahren. Hat mir vom Anfang an keinen Spaß gemacht, brummt, summt, Finger tun weh... ab in den Keller. Viele Jahre später...

Ich wurde dann Vater, lange Elternzeit, etwas Langeweile... guten Bass gekauft, eine gute Combo war Geschenk von den Eltern... und das Vison Teil?

Warum so leise, warum so schlecht spielbar? Endlich mal Zeit, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. 1 cm Saitenhöhe am 12. Bund, Hals krumm wie eine Banane und der Humbucker gänzlich im Korpus versenkt... dann versucht, den Hals zu richten bis hin zum "dong", Trussrod abgerissen.

Den krummen Hals hab ich mit Hitze und Schraubstock so in Position gebraucht daß er mit Saiten fast gerade war, das lose Trussrod mit Klebstoff vergossen.

Beim Abschrauben vom Hals... Aha, Spanplattenkorpus. Ganz gerade wurde der Hals dann doch nicht, den Rest hab ich dann korrigiert indem ich Papier zwischen die Halsschrauben gelegt hab .. Humbucker gerichtet, Saitenlage war dann soweit ok. Endlich mal ein Signal, man kann ihn spielen... aber ich selber wollte nicht. Hab ihn dann für ein Taschengeld inseriert und bin ihn auch losgeworden, und Kommentar von dem Käufer? "Klingt echt gut mann. Echt nur 40 Euro?"
 

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