Röhrenpreamp für E-Violinen: Klangliche Beeinflusssung und die Physik dahinter

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maffyn
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Ausgekoppelt aus dem EQ Thread https://www.musiker-board.de/mikros...trings/554403-equalizer-fuer-die-e-geige.html

Es wäre zu schade, wenn beide interessanten Gedankengänge vermischen und deswegen unklar werden



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trotzdem ist für die geige immer noch ein röhrenamp das beste: bevor crunch udn verzerrung losgeht (also darüber rede ich hier nicht) verstärkt die röhre schon mal die 1. oktave etwas mehr und das ist analog zur akustischen geige, wo auch die erste oktave stärker als der grundton ist. ergo, wirkt die egeige dadurch knackiger und ich kann das anspracheverhalten positiv beeinflussen.

mit anderen worten: selbst, wenns einem nicht um verzerrung geht, sollte man eigentlich immer irgendnen kleinen röhrenpreamp einbauen.
 
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trotzdem ist für die geige immer noch ein röhrenamp das beste: bevor crunch udn verzerrung losgeht (also darüber rede ich hier nicht) verstärkt die röhre schon mal die 1. oktave etwas mehr und das ist analog zur akustischen geige, wo auch die erste oktave stärker als der grundton ist. ergo, wirkt die egeige dadurch knackiger und ich kann das anspracheverhalten positiv beeinflussen.

mit anderen worten: selbst, wenns einem nicht um verzerrung geht, sollte man eigentlich immer irgendnen kleinen röhrenpreamp einbauen.

Oktave stärker, als der Grundton?
Ansprache verbessern durch Röhrenpreamp?

hä?
 
hä? ja...;-) nana...etwas lektüre von martin schleske würde auch nicht schaden....

also: ja, es ist so, daß bei der geige, die 1. oktave eigentlich mehr verstärkt (also resoniert) wird und erst über kombinationstonbildung der grundton als solcher dann IN unserem ohr udn gehirn voll und fett da ist. jetzt leuchtet dir sicher ein, daß ein doppelt so hoher ton weniger masse bewegen muß, um "anzusprechen" (ich vereinfache mal stark), aber u.a. führt das natürlich zu einer viel leichteren ansprache, als wenn resonator und luftmassen den tatrsächlichen grundton resonieren müßten.

jetzt zur e-geige: dort ist es ja auch so: große massen (membrane der speakeroder auslenkungen, sprechen schwerer an, als kleine. wenn nun ein röhrenamp-also die röhre die erste harmonische, eben jene 1. oktave anfängt unlinear zu übertragen: sprich zu verstärken, dann ergibt sich ein ähnlicher effekt bei dem was letztlich hinten raus kommt: der klang wird luftiger, die ansprache knackiger (im ohr wird wiederum durch kombinationstonbildung der grundton klar abgebildet). usw....

nur eins kann die röhre nicht ganz so: bei der geige ist dieser effekt unterschiedlich, da der resonator ja fix ist: heißt auf den tiefen saiten ist der effekt stark, bei der e-saite kaum noch vorhanden-da wird der grundton voll ausresoniert. der amp unterscheidet hier wahrscheinlich weniger und "verzerrt" gleichmäßig, aber dafür wurde ja dann die box erfunden, daß die wiederum mit ihren maxima dafür sorgen soll, daß da unterschiede bei höhen und tiefen gemacht werden sollen.
jetzt verständlicher? zugegeben, eigentlich hochkomplexe materie, aber spannend! lies mal bei schleske über das vibrato, daß ist krimi pur, was da im zusammespiel geige/physik/akustik/neurologische verarbeitung passiert. DAS läßt sich z.b. nur seeehr mühsam elektr. nachbilden....

lg
 
OK, ich kauf mir jetzt ne Röhre und schau mal rein.
 
Hallo
@maffyn

oh ha, jetzt wurde es aber wissenschaftlich....

Sag mal maffyn, bist du studierter Akustiker? Bei den Formanten konnte ich dir noch gerade so folgen. Allerdings habe ich hier durch dich zum ersten Mal davon gehört, dass es sowas gibt.
Im Ernst, ich finde es gut, wenn sich jemand mit den Hintergründen beschäftigt. Eigentlich sind wir alle "Einzelkämpfer", die auf der Suche nach dem guten und vielleicht noch besseren Klang ihrer Instrumente sind.
Die Wege dahin sind, wie wir wieder merken, sehr unterschiedlich.

Was für mich am meisten zählt, ist die Praxistauglichkeit.
Es mag alles richtig sein, was du da aufgeführt hast (ich kann es nicht einschätzen!). Ich könnte mir sogar vorstellen, dass unter Laborbedingungen auch vieles nachweisbar ist; aber ob das in der Praxis auf der Bühne von Relevanz ist ?????

Wenn ich mal eine "Röhre" auf der Bühne habe, kann ich ja testen.

robbert
 
Ja, es ist wirklich erstaunlich, was für unterschiedliche Pfade hier mit dem gleichen Ziel beschritten werden. Und von der Theorie abgesehen hat Maffyn hier schon Soundbeispiele gepostet: sein Sound ist amtlich voll in Ordnung, wie auch immer er da hin kommt - es ist gut wie es ist.

Davon abgesehen sind einige der hier so ganz nebenher geposteten Thesen durchaus eine Diskussion wert:

also: ja, es ist so, daß bei der geige, die 1. oktave eigentlich mehr verstärkt (also resoniert) wird und erst über kombinationstonbildung der grundton als solcher dann IN unserem ohr udn gehirn voll und fett da ist. jetzt leuchtet dir sicher ein, daß ein doppelt so hoher ton weniger masse bewegen muß, um "anzusprechen" (ich vereinfache mal stark), aber u.a. führt das natürlich zu einer viel leichteren ansprache, als wenn resonator und luftmassen den tatrsächlichen grundton resonieren müßten.

Verstehe ich Dich richtig: bei der akustischen Geige wird im Bereich der G- und D Saiten die Oktave des jeweils gespielten Tons stärker wiedergegeben als der eigentliche Grundton und erst im Ohr werden diese Frequenzen auseinandergenommen, umgedeutet und korrekt in der Wahrnehmung ins Bewusstsein gesendet?


jetzt zur e-geige: dort ist es ja auch so: große massen (membrane der speakeroder auslenkungen, sprechen schwerer an, als kleine. wenn nun ein röhrenamp-also die röhre die erste harmonische, eben jene 1. oktave anfängt unlinear zu übertragen: sprich zu verstärken, dann ergibt sich ein ähnlicher effekt bei dem was letztlich hinten raus kommt: der klang wird luftiger, die ansprache knackiger (im ohr wird wiederum durch kombinationstonbildung der grundton klar abgebildet). usw....

Verstehe ich auch hier richtig: Röhrenverstärker geben ebenfalls die Oktave als 1. Oberton unverhältnismäßig laut wieder?

Irgendwie entsteht für mich bei beiden Thesen ein unüberbrückbarer Widerspruch zu bisher erlesenem, gemachtem und erprobtem Wissen. Was nicht heissen muss, dass die Thesen falsch sind. Doch wenn sie stimmten, dann müssten Messgeräte zur Frequenzanalyse der Geige enorme Probleme haben, im Extremfall eine Oktave weniger anzeigen als wir meinen zu spielen. Hab noch nie davon gehört, dass solche Probleme existieren.

Und bei den Amps müssten dann im Prinzip Röhren als höhenlastig und bassarm empfunden werden. Irgendwas passt hier gerade nicht.
 
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stollenfidler: du mußt es nur richtig einordnen: ich sagte nicht, daß eine röhre die 1. harmonische lauter macht als den grundton, aber wenn sie anfängt zu übersteueren, d.h. nichtlinear zu übertragen, dann wird die 1. harmonische dabei lauter ...(und auch die 2. (die quinte)) -je nach röhre/amp. aber die verstärkung des 1. obertons in zunehmenden masse (k1) ist fakt.

zur geige: nagel mich nciht auf messprotokolle fest, ich kenne es so...(daß eigentlich der 1. oberton messtechnisch lauter ist). in welchem bereich der geige nun ganz genau genau-überfragt. meine letzten eigenen messungen liegen auch schon jahre zurück. messen von lautstärken einzelner frequenzen ist auch nicht ganz ohne, da eben die kombinationstonbildung nicht nur in unserem ohr, sondern auch in allen anderen nichtlinearen systemen erfolgt, die gekoppelt sind. ich kenne das in dem zusammenhang, wie man eine geige klangvoll baut und wo die größten resonanzen liegen- und das der geigenkorpus eben darauf ausgelegt ist, die oberoktave zu verstärken (also mehr zu verstärken als den grundton).

mein verweis auf schleske (martin) ist von daher von größter wichtigkeit: ich schrieb hier aus dunkler erinnerung und evtl. nicht ganz exakt, auf seiner websiteaber steht viel und er mißt wirklich absolut souverän,genau und wissenschaftlich. das kann man ernst nehmen. wenn man also interessiert ist an der akustik einer geige, muß man sich bei ihm durcharbeiten, bzw. da steht ds alles evtl. nochmla genau und ordentlich ;-)
wie man das dann auf das spiel, oder den umgang mit einem röhrenamp überträgt-da darf man selber nachdenken.

robbert: spiel einfach mal einen monat über einen röhrenamp/preamp. danach wird dir eine transe immer nur muffig und dumpf vorkommen. (oder du schaltest exciter o.ä. davor, die auch sowas nachbauen (verstärkung einzelner obertöne udn formanten). es hat leider absoluten praxisbezug. auch und vor allem imho, was ansprache anbelangt: die e-geige klingt schnell sehr glatt und man kann eben nicht so galant mit verschiedner tonansprache agieren, wie bei der akustischen. die röhre hilft einem ein bißchen, daß etwas besser zu machen.

man sollte aber beide themen hier im strang nicht ungeschickt vermengen: fiddles ursprüngliches anliegen war ja, per EQ den sound auf der bühne grundsätzlich erstmal ordentlich hinzubiegen. diese röhren/oktavgeschichten dagegen beziehen sich eher auf den unterschied akustik/e-geige, bzw. wie man den e-geigen klang lebendig bekommt.

für beides gilt aber (und hier landen wir wieder bei schleske): wenn man verstanden hat, was bei der geige akustisch wie funktioniert, dann kann man das auch nachbilden.

noch ein kleines akustisches schmankerl aus der eigenen praxis;-): doppelgriffe: doppelgriffe erzeugen sowohl auf einer akustischen geige (nichtlinearer resonator), als auch über einen verzerrten (nichtlinear übertragenden) röhrenamp die entsprechenden kombinationstöne (differenztöne). das klingt immer solang gut, wie wir "dur" spielen. aber mollterzen über zerrenden amp mit der geige gestrichen klingen furchtbar, weil der kombiton ein anderer als der grundton ist.
abhilfe: am intelligenten pitchshifter ne terz einstellen und schon kann man die schönsten verzerrten mollterzen spielen, ohne die störtöne.
 
Nach dem Energieerhaltungssatz kann ein Oberton (1. Oberton ist die 1. Oktave), der durch Resonanz entsteht, nicht energiereicher sein, als der angeregte Grundton.
Ergänzung: ok, das Menschliche Gehör nimmt hohe Frequenzen lauter wahr, als tiefe bei jeweils gleichem Pegelausschlag.

noch eine: ok, längsam dämmert es: die leichte anzerrung einer Röhre soll die etwas unterbelichteten Höhen anheben.
Naja, ich denke in der Tat seit einiger Zeit über einen Exiter nach.
Die Röhre wäre mal einen Versuch wert, aber ich bleibe skeptisch.


cheers, fiddle
 
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:gruebel: aber klingen, also subjektiv empfunden werden...

IRGENDWASS kommt mir hier bekannt vor, mit Resonanzüberhöhungen im K1 (und weiter im harmonischen Obertonbereich) bei Röhren (im Gegensatz zu Transistoren) und den "klingenden, Ton ausmachenden" Resonanzen bei Streichinstrumenten. Die Diskussion ist aber bei mir ca. 15 Jahre her, deswegen les ich hier weiter und halt mich lieber raus, bevor ich Quatsch aufschreibe.
 
nein, fiddle: hier bist du gedanklich irgendwie noch in der falschen weiche ;-) die geigensaite stellt erstmal die schwingungen zur verfügung (grundton, obertöne). soweit von mir aus auch mit energieerhaltungssatz;-) ABER: der korpus macht den ton und der macht dann solche resonanzspitzen und verschiebungen...

hier auf die schnelle von schleske kopiert: .....Ähnliches gilt auf dem „musikalischen Konturdiagramm“ der Guarneri del Gesù für die Resonanzspitzen um 2000 und 2300Hz. Sie liefern einerseits ihren starken Beitrag zur Schallabstrahlung im Bereich der sehr hohen Grundtöne h3 bis #d4, anderseits sind diese Resonanzspitzen verantwortlich für die starken Schallanteile („Berggipfel“) der 2. Harmonischen der um eine Oktave tiefer liegenden musikalischen Töne und wiederum die Schallanteile der 3. Harmonischen der um eine weitere Quinte tiefer liegenden musikalischen Töne; usw. Die grundsätzliche Bedeutung der hochfrequenten Resonanzen des Instrumentes für die höheren Harmonischen der tieffrequenten musikalischen Töne wird somit sehr anschaulich....." zitat aus: http://www.schleske.de/unsere-forschung/einfuehrung-geigenakustik/schallanalyse/harmonische-struktur.html



auf die schnelle hier gut zu sehen: http://www.sengpielaudio.com/VomSpektrumUndDemKlangDerGeigen.pdf






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cello und bass: es eght ja bei der geschichte (klingen und ton ausmachen) daß sich eine röhre bei unlinearer übertragung etwas ähnlich verhält wie ein geigenkorpus. auch der übertraägt quasi unlinear und völlig ungleichmäßig. warum soll man das nicht nutzen? hier im forum scheinen lediglich die deutlichen verzerrungne ab crunch bis high gain bekannt zu sein, wo die röhre eher "durchdreht"...aber bevor es cruncht, kommt die phase, wo eben lediglich die 1. oktave oder auch quinte sanft dazugefügt wird (mehr verstärkt) und das klingt schon deutlich frischer, als im vergleich zum transistoramp. (gilt alles nur für e-geige). im prinzip müßte aber auch ein röhren preamp reichen für den effekt. deutlich isses schon und gut hörbar. und wenn man den amp abnimmt, kommt das auch über die PA. wie bei den gitten.
 
Das letzte pdf ist interessant. Kannte ich nicht.

Das natürliche (akustische Klangbild) ist mein Ideal, nur:
Was hat eine Vollholzaxt damit zu tun??

Bei einem Röhrenpreamp habe ich ein Problem:
Der Eingangspegel muss eine gewisse Stärke erreichen, damit die Röhre das macht, was gewünscht ist.
Der dynamische Umfang einer Geige ist aber dermaßen groß, daß da im Piano - Mezzoforte (gespielt)
kaum was passieren wird. Ich möchte nicht auf die dynamischen Fähigkeiten einer Geige verzichten.
Dann gehe ich lieber den digitalen Weg und weiß, daß ich auch im Piano meine Obertöne bekomme.


cheers, fiddle
 
@maffyn: Ich habe jetzt fast 2 Stunden diese Schleske Website studiert. Um auf das EQ Thema zurückzukommen: Hier unterteilt Schleske bestimmte Frequenzbereiche, diese decken sich eigentlich ganz gut mit den ansonsten hier ausgetauschenten EQ-Grobeinstellungen. Allerdings geht Schleske nicht auf das Spektrum oberhalb des Brillianzbereichs ein, nach meiner Beobachtung tut sich dort jenseits der 6kHz noch eine ganze Menge.

Was diese Verwirrung um Grundtöne und vermeintlich lautere Obertöne angeht - das ist weder wild noch schwer: tiefe Töne werden psychoakustisch häufig aus den Obertönen erschlossen. Ein Küchenradio ist nicht in der Lage, deutlich unter 200Hz zu kommen - trotzdem können wir den Bassisten hören und tiefere Töne wahrnehmen, weil diese einfach in der Verarbeitung ergänzt werden.

Wenn man Schleske folgt, dann macht es (vereinfacht) eine gute Geige aus, aus dem jeweiligen Grundton ein reiches Obertonspektrum abzubilden, keine Frequenzbereiche zu überhöhen und quasi "linear" auch auf das kleinste Vibrato mit dem gesamten Spektrum zu folgen.

Der Schritt zur E-Geigen legt nahe, dass diese keine Rückkopplung zwischen Klangkörper und Saiten aufweist, daher im Frequenzspektrum "ärmer" ist und in der Folge eben "gerade" und vergleichsweise "langweilig" wirkt.

Tatsächlich bin ich nach 1,5 Jahren Frickelei in einer E-Geigen-Sinnkrise angekommen, denn gerade diese Lebendigkeit ist es, die mir immer mehr fehlt. Zumal meine Akustische lange Zeit einen unentdeckten Riss unter dem Saitenhalter hatte, dieser wurde vor 2 Wochen verschlossen und nun geht das Teil wieder ab wie die Katze des Herrn Schmidt aus Lüdenscheid. Zwischen Transe und Röhre muss ich allerdings nicht entscheiden - ich fahre Class-D! Und den Amp bekomme ich nicht in den Zerrbereich, vorher fliegen mir die Ohren weg. Aber einen kleine Röhrenpreamp, den habe ich noch zu liegen und den werde ich jetzt einfach mal wieder in die Kette einpflegen...
 
Hallo,

ich hab mir gestern mal die Seiten von Martin Schleske überflogen, sehr, sehr interessant. Allerdings ist das für mich eher eine Winterlektüre, denn dafür müßte ich mir wesentlich mehr Zeit nehmen. Vieles war absolutes Neuland für mich.
Sein Buch(Der Klang) werde ich mir aber nicht kaufen, danach müsste ich wohl in die Kirche eintreten:gruebel:

@maffyn: Ich spiele eine A-Geige mit PickUp. Das meist direkt in die PA ohne weiterenen Amp dazwischen. Wenn ich mehr Monitor brauche, nehme ich eine aktive RCF-Box mit.
Bisher konnte ich mich noch nie für eine reine E-Geige entscheiden, weil mir die Lebendigkeit im Klang fehlte. Selbst die teure NS-Design als 5-Saiter habe ich zurückgeschickt, weil sie mich klanglich nicht überzeugen konnte (was mich dort auch absolut nervte, war die bescheuerte Schulter-und Kinnstützen-Konstruktion).
Im Laufe der Zeit habe ich verschiedene E_Geigen gehört und ich stimme dir zu, wenn du sagst:
die e-geige klingt schnell sehr glatt und man kann eben nicht so galant mit verschiedner tonansprache agieren
Ich vermisste immer die Offenheit im Klang einer E-Violine.
Warum das so sein könnte, dafür habe ich gestern bei Schleske erste Erklärungen gefunden.

Sicher hat die E-Violine für live auch ihre Vorteile, z.Bsp. die Rückkopplungs-Unempfindlichkeit. Deshalb, und auch, um eine neue Klangfarbe reinzubringen, werde ich mir wahrscheinlich eine REITER zulegen, wenns finanziell geht. Das wird aber noch ein wenig dauern und wenns soweit ist, würde ich gerne auf eure Erfahrungen zurückkommen.

Morgen kann ich mir höchstwahrscheinlich meine Geige vom GB abholen, danach gehts gleich zum Löter und dann wird getestet.
Ich berichte!

robbert
 
Was diese Verwirrung um Grundtöne und vermeintlich lautere Obertöne angeht - das ist weder wild noch schwer: tiefe Töne werden psychoakustisch häufig aus den Obertönen erschlossen. Ein Küchenradio ist nicht in der Lage, deutlich unter 200Hz zu kommen - trotzdem können wir den Bassisten hören und tiefere Töne wahrnehmen, weil diese einfach in der Verarbeitung ergänzt werden.

Wenn man Schleske folgt, dann macht es (vereinfacht) eine gute Geige aus, aus dem jeweiligen Grundton ein reiches Obertonspektrum abzubilden, keine Frequenzbereiche zu überhöhen und quasi "linear" auch auf das kleinste Vibrato mit dem gesamten Spektrum zu folgen.

Der Schritt zur E-Geigen legt nahe, dass diese keine Rückkopplung zwischen Klangkörper und Saiten aufweist, daher im Frequenzspektrum "ärmer" ist und in der Folge eben "gerade" und vergleichsweise "langweilig" wirkt.

ganz so einfach und simpel ist es leider nicht...aber man darf sich da ruhig zeit nehmen, in diese materie hineinzuwachsen: einfach immer wieder hinhören ist da der beste weg.
schau mal ob du bei schleske die artikel zum stichwort "neuronales feuern" findest (mir kommt es so vor, als ob auf der seite immer weider unterschiedlcihe kleine artikel stehen).

es ist, glaub ich, hier nicht so ohne weiteres möglich, die ganze thematik hinreichend zu erörtern, aber ich glaub es ist schon viel gewonnen, wenn begriffen wird, daß eine röhre (plus nichtlinear übertragende lautsprecher?) mit ihrer nichtlinearen übertragung (ab einer gewissen verstärkung) zumindest ein ganz kleines bißchen, den eigenheiten eines geigenkorpus nahekommt und man damit den klang einer e-geige nicht nur auffrischen kann, sondern auch das spielverhalten gewinnt.

und umgedreht ist es auch einleuchtend, daß eine a-geige am röhrenamp wenig sinn macht.
 
Hier gehen gerade unglaublich viele Dinge miteinander quer. A-Geigen mit Mikro, A-Geigen mit Piezo, E-Geigen mit Piezo, Transe, Röhre, ClassD und nun ein Geigenbauer, der Material- und Klangeigenschaften im Geigenbau mit wissenschlaftlichen Mitteln angeht, versucht reproduzierbare Forschung zu machen, Formeln formuliert und forscht ob es möglich ist, Klangeigenschaften verlässlich zu prognostizieren. Dazu muss er Bestände sammeln und über die Empirie Daten sammeln, bewerten und Modelle kalibrieren. Was auf der Website steht ist unvollständig, unerklärt, nicht belegt und führt zu einer "ich glaub das" oder zu einer "ich glaube das nicht" Haltung. Ich finde das Interessant, habe derzeit aber Zweifel, ob der Zuverlässigkeit der Erkenntnisse:

1. Es ist Pionierarbeit, praktisch ein neues Wissensgebiet.
2. Da Schleske mit dem Ansatz allein ist, können seine Erkenntnisse noch nicht überprüft werden.
3. Holz ist ein ungemein vielfältiger Baustoff, die Rückkopplung auf die Akustik vermutlich komplett unerforscht, das Gesamtsystem hochgradik komplex.
4 Nachvollziehbare Bewertungskritierien bezüglich des Hauptfaktors "Klang" sind für mich nicht erkennbar, sehr viel in dem Gebiet ist "Geschmacksache".

Ich will Schleske nicht schlechtreden und meine Argumente fallen oberflächlich betrachtet in die Kategorie "Pedanten, Nörgler & Bedenkenträger. Ausserdem finde ich es toll und bewundernswert, dass sich hier jemand an eine derartige Aufgabe herantraut. Allerdings habe ich selber beruflich regelmäßig mit Prognosen im Bruchverhalten von Holz zu tun. Auf diesem vergleichsweise einfachen Sektor gibt es Menschen, die versuchen mit Messungen, Kernbohrungen, Ultraschalluntersuchungen, Zugversuchen, Druckversuchen an Proben verifizierbare Ergebnisse zu erarbeiten. Bisher ist dies keinem so richtig gelungen, alle Erklärungsmodelle unterliegen starken Einschränkungen, keine Vorgehensweise ist belegbar richtig. In der Praxis führt dies dazu, dass die ganzen Rechenwege so komplex aufgebaut werden, das die eingebauten Variablen in den wirklich schwer zu beurteilenden Einzelfällen stets genügend Ermessensspielraum anbieten, um das vom Sachverständigen bevorzugte Ergebnis auszuspucken. Ich hoffe wirklich, dass Schleske in der Akustik mehr Erfolg haben wird.

Davon abgesehen: seine Einteilung der Frequenzbereiche halte ich für eine tolle Hilfe beim Justieren des EQ. Das unangenehme daran ist allerdings, dass man selbst spielend nichts beurteilen kann, da man ja das direkte Saitengeräusch auch am Ohr hat, Akustikgeige mit PU ist unmöglich fein zu justieren, E-Geige immer noch schwierig. Dazu dann noch unterschiedliche Raumakustiken und lange Wiedergabeketten, in denen sich eine minimale Änderung am Preamp maximal durchschlagen kann. Wohl dem, der einen fest eingebauten Pickup hat, gerade am letzten Wochenende habe ich mal wieder den alten Piezo an die Akustikgeige geklemmt und festgestellt, das wirklich nichts den Klang stärker beeinflusst, als Lage und Art der Befestigung des Piezos. Ganz nebenher musste ich dabei auch feststellen, dass der Piezo-Klang sich zwischen A- und E-Geige nur minimal unterscheidet, wer glaubt die A-Geige mit Piezo klänge aus dem Amp heraus anders als eine E-Geige, der hat halt das Akustiksignal am linken Ohr und addiert dies stets zum Ampsignal hinzu.

Die Transe-oder-Röhre Diskussion finde ich durchaus berechtigt. Als Schüler habe ich aus Kostengründen auf Transe gesetzt, den Zerrbereich aber stets vermieden. Sämtliche späteren Versuche mit Röhrenamps habe ich irgendwann abgebrochen, mit einem Röhrenpreamp habe ich dabei wochenlang herumgefrickelt. Auf der Suche nach meinem aktuellen Amp hatte ich auch eine Röhre im Testfeld gehabt, hat sich aber nicht durchgesetzt. Ich glaube das liegt daran, dass ich das Geigensignal grundsätzlich "clean" haben möchte. Den geilsten Amp, über den ich bisher gespielt habe, das war der Roland Jazz-Chorus, eine Transistor-Gitarrenlegende für cleane Sounds. Das Problem liegt ja tatsächlich im Zerrbereich: die Zupfer haben eine frei schwingende Saite, welche praktisch ein Sinussignal mit Obertönen hergibt. Wird dieses Signal verzerrt, bekommt die runde Schwingung Ecken, statt Sinus gibt es die "Rechteckwelle". Wir Streicher haben aber kein Sinussignal - die stete Anregung durch die Bogenhaare führt zu einem obertonreichen Signal der Familie "Sägezahn". Diese dann noch mit Verzerrungen auszustatten erschließt sich mir noch nicht so richtig, bisher war ich immer der Meinung, dass ein starkes ausgewogenes cleanes Signal die Basis für alles was danach kommt sein sollte, denn ein sauberes Singal zu verzerren ist einfach, umgekehrt ist es unmöglich.
 
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Was auf der Website steht ist unvollständig, unerklärt, nicht belegt und führt zu einer "ich glaub das" oder zu einer "ich glaube das nicht" Haltung. Ich finde das Interessant, habe derzeit aber Zweifel, ob der Zuverlässigkeit der Erkenntnisse:

;-)) ui....schleske ist nicht irgendjemand, sondern fast heutzutage so eine art neuer stradivari! da ist nicht nichts belegt, sondern seine geigen zeigen,daß, das was er macht und sagt, hand und fuß hat! versuch mal eine geige von ihm zu bekommen...jahrelange wartezeit, teuer....(über 50000) und er baut nur nachdem er deine vita gesehen hat. er ist einer der wenigen, die richtig viele stradivaris unter den fingern und messmikrophonen hatte.... also wenn jemand überhaupt relevantes und belegbares zum geigenklnag sagen kann, dann er.....
natürlich-das ist alles quasi der high end bereich in dem hier wahrscheinlich niemand spielt. man muß sich die grundsätzlichen sachen und dinge da herausfischen. aber seine forschung ist gold wert, um auf das traditionelle "ah-der spezielle lack ist das geheimnis"-gedöns verzichten zu können:)
dazu noch frei zugänglich! jahrhundertelang wurde in diesem gewerbe auch viel wissen nur innerhalb der familie weitergegeben und ging damit auch immer mal wieder verloren.
 
@maffyn: bleib locker, ich habe überhaupt nichts zu Schleskes Geigen gesagt, mir persönlich ist auch vollkommen wurscht, zu welchen Preisen und mit welcher Reputation er die auf den Markt bringt. Ich habe nur darauf hingewiesen, dass er auf seiner Website viel behauptet, seine Forschung aber nicht transparent macht. Das ist OK so, seine Entscheidung und ja, da steht schon unglaublich viel an Informationen und das ist super. Nichtsdestotrotz bewegt er sich auf einem ungemein extrem komplexen Arbeitsfeld, muss zwingend "sinnvolle Annahmen" treffen und auf empirischer Basis arbeiten. Ich bin nicht der, der über seine Arbeit urteilt. Ich warne lediglich davor, das "ah-der spezielle Lack ist das Geheimnnis-Gedöns" durch komplexe Formelsammlungen zu ersetzen, welche letztlich ebenso wenig nachvollziehbar sein können.

Die EQ-Röhre-Transen Diskussion finde ich viel interessanter...
 
Wie ihr seht, hab ich mal beide Gedankengänge entkoppelt.

@ maffyn, wenn dir der Threadtitel nicht passt - PM an mich!


@ alle, wenn ich einen Beitrag von hier (ganz oder teilweise) noch in den EQ-Thread kopieren soll, auch PM an mich ;)
 
stollenfddler: ich bin locker;-)) kein problem. nur schleske behauptet eben wirklich nciht einfach so irgendwas. (ist kein ami, der forschungsgelder braucht...;-))) ich meine damit, der is eine anerkannte internationale koryphäe. auch wenn für unsereins viel nicht nachvollziehbar und nachprüfbar ist. der hat quasi kontakte zu allen und jeden. die website von ihm reißt doch nur so ein paar dinge an, damit man weiß womit er sich beschäftigt.

zurück zur röhrendiskussion: um das zu hören, was ich meine mit der oktave oder sich ne vorstellung zumachen, kann man folgendes machen: iphone (oder cd o.ä.) in röhrenamp stöpseln und so clean fahren, daß es wie cd klingt: da wird man den amp wahrscheinlich gaaaanz leise drehen müssen (also gain)... dann gain etwas auf, wo es anfängt hörbar schlechter zu klingen. das ist die stellung wo die röhre anfängt unlinear zu übertragen. wenn man jetzt anstelle des iphones die geige einstöpselt, klingt die "quasi" clean, aber hat die leicht verstärkt verstärkten k1,k2 (oktave, quinte-je nachdem). da das alles noch weit vor crunch etc. ist, reicht imho auch ein röhrenpreamp um diese leichte auffrischung zu erzielen.

im zuge meiner röhrenampsuche war es dann so, daß die, die auch wirklich in dei oktave verzerrt haben für die geige sehr gut klangen, die, die in die quinte (also 2.oberton) verzerrt haben klangen dreckiger (damit dann im crunch fülliger und mehr zerre, aber eben clean nicht so schön glockig frisch).
 

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