Schwierigkeiten beim Lernen barocker Musik

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Hallo,

folgende Situation:
Grieg - Notturno op54,4 kann ich nach zwei Wochen so gut wie auswendig spielen. Jetzt habe ich mal wieder ein Stück von Bach als Hausaufgabe (frz. Suite h Moll 1. Satz) und verzweifle daran. Muss ich an barocke Stücke anders rangehen? Die Hände erstmal getrennt lernen...oder welche Methode bevorzugt ihr da? Oder ist es nur eine Sache der Routine? Romantische Stücke habe ich schon seit Beginn meines Unterrichts gespielt...

Ich bin gespannt auf eure Antworten.
 
Eigenschaft
 
Zur Klaviertechnik kann ich nichts sagen, aber vielleicht zur Musik an sich: Bach war ein extrem akribischer Komponist, seine Stücke wirken schon, wenn man sie einfach so spielt, wie aufgeschrieben.
Im Gegensatz zu den romantischen Stücken heißt das z.B. dass das Tempo ganz konsequent gehalten wird, also ohne Rubato.
Auch wenn die vielen Töne dich zur Verzweiflung bringen: Am besten gaaaaanz langsam, aber präzise üben. Nicht schludern, nicht versuchen, das Stück in die Finger zu zwingen. Einfach Ton nach Ton, sehr bewusst und dir selbst zuhören.
 
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Ein polyphones stimmengewebe lässt sich schwerer speichern als bewegungsorientierte figuren, die präludien Bachs eher als seine fugen.
Die ecksätze der Französischen Suiten sind meist zweistimmig polyphon/imitatorisch/komplementär-rhythmisch angelegt und prägen sich schwerer ein, warum sich damit plagen?
Wichtiger ist, "polyphon" zu spielen, d.h. horizontal zu lesen und jeder stimme die entsprechende dauer zu geben, was ohne oder mit einem minimum an pedal nicht immer leicht ist.
Ich habe immer den cembaloklang im ohr, auch was die dynamik angeht. Da es sich um tanzsätze handelt, - die Allemande ist ein gemächlicher schreittanz wie die spätere polonaise, die Gigue (Jigg) ein irischer, lebhafter springtanz, - sind rechtes tempo und rhythmisierung angesagt, es sind keine étuden!
 
Sorry gleichmal vorweg; ich kann bedauerlicherweise nichts zum Klavier-/ Keyboardspiel beitragen, aber bei dem Begriff 'barocker Musik' habe ich mich für diesen Thread hier interessiert.

Ehe ich mich (als Gitarrist) mit solchen Werken auseinandersetze, lasse ich mich von verschiedensten Künstlern akustisch berieseln. Erst dann beginne ich mich mit dem Gehörten zu befassen, indem ich die Noten mitlese beim Hören.
Das Ganze soll der Vertrautheit mit dem zu lernendem Stück dann förderlich sein.

P.S.: ...dzt. übe ich Antonio Vivaldi's Concerto in A Minor Op.3 No.6, 1st Movement - das Allegro :rock:
 
Grund: Rechtschreibfehler...
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Mir hilft beim Üben polyphoner Musik immer sehr, eine Stimme wegzulassen und diese statt dessen zu singen. Man kann das dann mit jeder einzelnen Stimme machen (natürlich muß man beim Singen immer wieder oktavieren, damit es in die eigene Gesangslage passt). Das schärft das Bewußtsein für die einzelnen Stimmen enorm.

Viele Grüße,
McCoy
 
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Spiel es doch einfach komplett vom Blatt, dann musst du es nicht auswendig lernen.

Zuerst hände getrennt vom Blatt spielen (zur not auch nochmal in einzelne Stimmen zerlegen wenn es mehr als zweistimmig ist) bis sie einzeln perfekt sitzen und du die stimmen fast auswendig im inneren Ohr hast und dann erst zusammen.
 
Wie meinst Du das? Ich dachte bisher, ein Cembalo hätte keine Dynamik.
Eben! Daran sollte man beim klavier denken. Aber bitte phrasieren, was in den urtextausgaben nicht und in den "herausgegebenen" oft willkürlch, wenn nicht falsch angegeben ist.
Ein cembalo, im unterschied zum "virginal" hat aber oft mehrere register (zwei tastaturen und einen lautenzug), die man einzeln spielen oder koppeln kann, so entsteht die "terrassendynamik". Bachs Italienisches Konzert unterscheidet deutlich zwischen "solo" und "tutti", ist ein aufs klavier (zu seinen zeiten alles, was tasten hatte) übertragenes Concerto Grosso. Auch manches präludium wie As-Dur WTK II ist so angelegt
 
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eine Stimme wegzulassen und diese statt dessen zu singen

Man kann garnicht genug betonen, wie wichtig und nützlich diese Methode ist.
Ergänzen würde ich noch, dass man die gesungene Stimme auch gestaltet. Das heißt zum Beispiel, die getroffenen Artikulationsentscheidungen auch zu singen und konsequent durchzuhalten - während das Ohr die spielende Hand mit den gleichen Gestaltungsabsichten führt/beobachtet. Das führt im Kontrapunkt ja gerade zu den spannenden aber auch schwer zu spielenden Konflikten.

Ein weiterer Schritt, um die Selbstständigkeit der Stimmen auch spielerisch umzusetzen ist, alle Stimmen zu spielen, aber nur eine hörbar. Die anderen Stimmen werden nur stumm angeschlagen. Dadurch wird erst bewusst, wie sehr Bewegungsabläufe in der einen Stimme/Hand die andere beeinflussen. Nur zu oft werden zum Beispiel Akzente der einen Hand auf die andere übertragen. So geht dann schnell die Polyphonie - oder zumindest die Transparenz der Stimmen flöten.
 
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Muss ich an barocke Stücke anders rangehen? Die Hände erstmal getrennt lernen....
Ich habe immer schon gerne Barocmusik gespielt, darunter natürlich auch Bach. Ich werde es sehr empfehlen beide Hände getrennt zu üben. Der Unterschied zu klassischen und sonstigen Stücken ist, dass es polyphon ist, also zwei oder manchmal sogar drei Stimmen hat und die linke Hand nicht nur Begleitung spielt sondern oft auch führend ist.

Im Grunde machen wir es uns schwerer als Bach es beabsichtigt hat. Auf einem Cembola, wofür die Musik geschrieben ist, gibt es keine Dynamik und keine Bindungen. Da ich kein richtiger Cembalofan bin, finde sie aber trotzdem schöner und interessanter klingen auf einem modernen Klavier. Ich würde es aber sehr empfehlen es mit getrennten Händen zu probieren. Es eröffnet sich eine Welt für dich!
 

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