Selmer Amp restaurieren/reparieren/ins Museum?

[Taj]

Hallo zusammen,
unter meinem Schreibtisch ist ein Selmer Zodiac MkII geparkt (http://www.vintagehofner.co.uk/selmer/amps/sel36.html), den ich sehr mag und niemals hergeben würde. Leider ist das gute Stück inzwischen so alt, dass ich mich kaum mehr traue, ihn anzuschalten.

Ich frage mich: Soll ich versuchen, ihn reparieren zu lassen? Ich kann ihn schlecht im Musikgeschäft abgeben; die schütteln da wahrscheinlich den Kopf. Muss da ein Restaurateur ran? Oder ist es vielleicht am Ende gescheiter, ihn so zu lassen wie er ist?

Anschalten lässt er sich (*zitter*), er verstärkt auch noch. Einer der beiden Lautsprecher bleibt aber stumm. Es sind bis auf die Endstufenröhre alle Teile noch original (Baujahr 1965-67). Unglaublich, dass der Amp noch Töne von sich gibt - und die sind nicht mal hässlich. Mit einer Humbucker-Gitarre gespielt, klang er früher richtig "fett". Man musste ihn halt voll aufdrehen. Singlecoil-Gitarren mochte er nicht so, da fing er an zu pfeifen. Hab ihn in den 80ern gebraucht gekauft, war mein erster eigener.

PS: Bin wie ihr seht neu hier. Auf diesem Weg Gruß an alle, hochinteressantes Forum! Danke, dass ich dabei sein kann.

 

[kypdurron]

Kenne mich mit dem Hersteller nicht sooo gut aus, aber auf den ersten Blick sieht man da nichts, was man noch nie gesehen hat? Ziemlich sicher sollten die Elkos getauscht werden, die können nach so langer Zeit nicht mehr i.O. sein (eigentlich schon in den 80ern nicht mehr ...), aber das ist jetzt auch keine unmögliche Operation. Materialkosten unter 50 Euro. Dass ein Speaker nicht geht ist auch nicht weiter problematisch, solange der Speaker ansich noch ok ist. Kabel abgerissen, Lötstelle gebrochen ... wäre auch kein Problem. Ein Techniker, der sich mit Röhrenamps auskennt, wird mit diesem Gerät sicher nicht überfordert sein. Ich denke, eine Überholung würde sich lohnen

 

[68goldtop]

hallo taj!

willkommen im forum

selmer war in den 60ern einer der top-hersteller in england - und die amps waren klasse. heute würde man sagen "klassische" englische amps - irgendwo zwischen vox und marshall.
aus irgendwelchen gründen haben sie aber im laufe der 60er den anschluß an das große geschäft verpasst und sind heute (weitgehend) nur noch unter fans bekannt.

dein amp ist mit sicherheit eine restaurierung wert, und - wie kyp schon sagte - wird das für einen versierten techniker keine große sache sein. es müssen sicherlich ein paar kleinteile ausgetauscht werden und vielleicht sind auch ein paar neue röhren fällig, aber dass größere kosten anfallen ist eher unwahrscheinlich.
ich kenne mich mit selmers auch nicht besonders gut aus, aber viele dieser alten amps sind einfach kaum kaputt zu kriegen

cheers - 68.

 

[packesel]

Ich würde dir auch raten einen versierten Amp-Techniker aufzusuchen, da kann man eigentlich nix verkehrt machen, ansonsten würd ich dir den Amp gerne abnehmen.

 

[Taj]

Herzlichen Dank für die Antworten.

Das mit den Elkos ging mir auch schon durch den Kopf. Ist mir ein echtes Rätsel. Gab's damals bessere als heute? Aber wie gesagt, im letzten Jahrhundert lief der Amp + klang echt gut. Auch so ein Grund, warum ich ihn nicht hergebe... ;-)

Besonderheiten habe ich bisher auch keine entdeckt. Unüblich ist vielleicht höchstens die zusätzliche Tonschaltung mit Druckknöpfen. Die funktioniert aber mechanisch noch, nur die Plastikkappen sind zum Teil gesplittert.

Ich wollte, als ich ihn damals gekauft habe, die Röhren komplett austauschen lassen. Da habe ich die Auskunft bekommen, die gäbe es nicht mehr. Ich weiß ja nicht, ob das damals gestimmt hat. Aber heute sieht das doch wieder besser aus, oder? [EDIT: Wer lesen kann, ist klar im Vorteil. zumindest röhrenmäßig ist nichts drin, was es nicht mehr gibt:]

http://www.vintagehofner.co.uk/selmer/schematic/zod1.html

 

[kypdurron]

Herzlichen Dank für die Antworten.

Das mit den Elkos ging mir auch schon durch den Kopf. Ist mir ein echtes Rätsel. Gab's damals bessere als heute? Aber wie gesagt, im letzten Jahrhundert lief der Amp + klang echt gut.

Also der Techniker meines Vertrauens hat gesagt, dem ist nicht so. Es müssen auch nicht die teuren US-Produkte sein, es gibt auch gute aus deutscher Herstellung. Wie gesagt, komplette Neubestückung der überalterten Mullards in meinem Twin kam Materialkosten unter 50 € (bei TAD). Sind nunmal wie Röhren Verschleißteile, und sollten alle 15-20 Jahre gewechselt werden. Erst recht, wenn der Amp lange nur rumstand. Auch mit angegangenen und teilweise ausgelaufenen Elkos kann der Amp noch funktioniert haben, aber mit Klangeinbußen und wahrscheinlich auch Nebengeräuschen und dem Risiko, dass mal einer platzt und dann noch mehr Bauteile mitnimmt auf dem Weg zum Exitus.

 

[Thhherapy]

Bersser waren die Elkos Früher natürlich nicht, aber es kommt auf den gesammten Aufbau und die Nutzung des Amps an, wie lange sie halten.
Die Flüssigkeit in den Elkos verdampft mit der Zeit, je nachdem ob die Elkos lange Zeit hoher Wärme ausgesetzt waren oder nicht, wirkt sich das auch auf die Lebensdauer aus.

 

[Bierschinken]

Moin,

die Elkos sind wahrscheinlich hin, müssen es aber nicht sein.
Das Problem ist, wenn sie lange stehen, dann baut sich die Oxydschicht ab und wenn dann das Gerät in Betrieb genommen wird und schlagartig Spannung auf den Elko kommt, kann es passieren dass die zu dünne Oxydschicht durchschlägt.

Zurück zum Amp:
Womit kann man rechnen? - Neue Röhren, neue Elkos, vielleicht sind ein paar Koppelkondensatoren leckend und wohlmöglich sind ein paar Widerstände im Wert gedriftet. Erfagrungsgemäß müssen auch die ganzen Kontakte wie Buchsen und Potis gereinigt werden.
Wenn man das aber durchgezogen hat, hat man die nächsten 10-20 Jahre wieder Ruhe und nen Top Amp

Wenn du da keinen Techniker in deiner Gegend hast, würd ich dir anbieten, den Selmer wieder auf Vorderman bringen zu können.

Grüße,
Schinkn

 

[Taj]

Alles klar, dann mache ich mich jetzt mal auf die Suche nach einem Tech in meiner Gegend.
Dank euch nochmal allen für die Info, insbesonders @Schinkn für dein Angebot, komme evtl. auf dich zu.
Grüße!