Singen bei Trauer

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Schlumpfienchen
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Hallo Leute.
Leider habe ich gerade einen familiären Verlust erlitten und habe Angst, bei bestimmten Liedern, die wir demnächst im Chor aufführen werden, anzufangen zu weinen und dann nicht singen zu können. Gerade bei den Solostücken ist das natürlich nicht so wirklich schön.

Gibt es von euch Erfahrungen und Tipps? Es gibt ja sogar Leute, die bei Trauerfeiern singen.

Ich danke euch
 
 
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Hey, danke für den Link. Mir geht es aber gar nicht darum, bei einer Beerdigung zu singen, sondern dass mir bei einer normalen öffentlichen Aufführungen plötzlich bei Liedern, wie zum Beispiel „Yesterday“ plötzlich die Stimme versagt. Bei uns war es auch so, dass gestern noch alles in Ordnung war, und heute ist alles vorbei und die geliebte Person nicht mehr da.

Wie schaltet man sich bei sowas emotional weg?
 
Ist das dein Beruf? Musst du singen? Wenn du in Trauer bist, gibt es mehr als nur das Singen, wozu du im Moment keine Neigung haben wirst. Gesellige Momente, Tanzen, Feiern, ... Dass du emotional weniger stabil bist, finde ich jetzt eher normal. Wir haben ja kein Herz aus Stein.

Du fragst direkt: Wie schalte ich das weg? Es mag Tricks geben, aber es gibt auch die Möglichkeit zu sagen: Lieber Herr Chorleiter, dieses und jenes Solo solltest du mir in den nächsten x Wochen nicht abverlangen, weil ich nicht garantieren kann, dass ich es durchstehe.
Beitrag automatisch zusammengefĂĽgt:

Und noch etwas: Ich habe auch schon Profi-Musiker erlebt, die bei einer ihnen verbundenen Person den Abschied mitgestalten wollten - und die es vergeigt haben: zittrige Geigen, Trompeter mit flatteriger AtemstĂĽtze etc. Das mag im Einzelfall trotzdem richtig gewesen sein, aber "funktionieren" tun wir Menschen eher in Grenzen.
 
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Nein, ich mach das nicht beruflich, aber es ist ein großes Jubiläums Konzert. Ich kann mit Sicherheit mit meiner Chorleiterin reden, aber ich will das auch nicht auffallen lassen.

Ich danke dir.
 
Wie schaltet man sich bei sowas emotional weg?
Ich stimme meinen Vorrednern zu: Wir sind keine Maschinen, fĂĽr die es einen An-, Aus- oder Wegschalt-Knopf gibt. Das ist auch gut so!

Gleichzeitig gibt es zum Glück auch Möglichkeiten, sich emotional zu regulieren - sonst würde die Therapie von Ängsten etc. nicht möglich sein.

Ein SchlĂĽssel ist hier "Fokussierung" und Achtsamkeit. Das kann man lernen: Sich im "Hier-und-jetzt" zu verankern.

Für die Therapie von Ängsten und bei Traumata werden Übungen wie die 5-4-3-2-1-Übung erlernt und geübt. Nur als Beispiel.
Wenn man diese und andere Ăśbungen in seinem Alltag integriert und geĂĽbt hat, kann es auch in "heiklen" Situationen gelingen, leichter "umzuschalten".

Google mal nach "AchtsamkeitsĂĽbungen". Da findest Du sicher vieles: Vom achtsamen Sitzen (Atembeobachtung) bis Bodyscan und mehr.
 
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Meine Zeilen passen vielleicht nicht so ganz.

Ich verstehe das sehr gut. Ich kann nicht mal Grönemeyers „Der Weg“ für mich alleine und meine Frau singen. Ich begleite mich dazu auf der Gitarre. An mehreren Stellen versagt die Stimme.
 
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Hallo @Schlumpfienchen
erstmal wĂĽnsche ich dir viel Kraft bei deinem Verlust.

Ich habe recht "nahe am Wasser gebaut" und es passiert mir regelmäßig, dass mir die Tränen in die Augen steigen wenn wir was schönes getragenes spielen, das machen wir immer am Schluss unserer Konzerte. Ich kriege das auch nicht weg.

Von konkreten Trauersituationen kann ich nur anekdotisch berichten, aber vielleicht hilft es dir.

Vor neun Jahren ist ein lieber Kollege im Urlaub verunglĂĽckt und wir haben bei uns in der Klinikkapelle eine Trauerfeier gemacht weil die eigentliche Beerdigung so weit weg war. Ich habe was von Khalil Gibran vorgetragen ("Der Freundliche"). Zu Hause beim Ăśben habe ich keine zwei Verse am StĂĽck rausgebracht.
Bei der eigentlichen Feier hat es irgendwie "Klick" gemacht und ich konnte das ohne zu stocken vortragen, zwar mit einem fetten Kloß im Hals, aber störungsfrei.

Bei der Trauerfeier fĂĽr meinen Papa vor einem halben Jahr genau das gleiche, ich habe einen Psalm vorgetragen den er ins Alemannische ĂĽbersetzt hatte.

Wie schaltet man sich bei sowas emotional weg?
Ich wĂĽrde sagen, nicht ich habe mich weggeschaltet, sondern "es" hat sich weggeschaltet. Wie wenn man aus dem Auto steigt und denkt "wie komme ich hierher, waren ĂĽberhaupt alle Ampeln auf grĂĽn...?"

Vielleicht kannst du dich von den Solostellen entbinden lassen. Langfristig ist das keine Lösung, denn die Trauer hört ja nicht auf. Sie versteckt sich nur. Als Auslöser reicht ein Bild an der Wand oder ein Thread wie dieser hier. Es gehört zum Leben.
Aber du schaffst das.
 
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Ich danke euch für eure lieben Worte. Es ist mein Papa der plötzlich und unerwartet gestorben ist.
 
Hallo, @Schlumpfienchen
Es ist mein Papa der plötzlich und unerwartet gestorben ist.
...zuunächst mal herzliche Anteilnahme, und euch allen viel Kraft in der kommenden Zeit!

In dem oben bereitrs von Antipasti verlinkten Thread habe ich hier u. a. meine Erfahrungen zum Singen bei Trauerfeiern geschilderrt.
In anderen Fällen ist mir auch schon mal die Stimme weggeblieben. Ziemlich sichere Kandidaten sind bei mir "Wie liegt die Stadt so wüst" von Mauersberger und das "Agnus Dei" von Samuel Barber. Beim Mauersberger sind auch schon mal um Konzert Tränen geflossen - aber im gesamten Chor... was uns das Publikum damals gar nicht übelgenommen hat.
Eine besondere Strategie zum "Abschalten" habe ich nicht, weil ich festgestellt habe, daĂź ich mich damit nur selbst verrĂĽckt mache. Mittlerweile vertraue ich daraur, daĂź es "klick" macht, wie es oben rbur in seinem Beitrag schreibt, und mein UnterbewuĂźtsein die Kontrolle ĂĽbernimmt. Falls es nicht klappt... was soll's? Das Publikum darf zur Not ruhig mitbekommen, daĂź ich bewegt bin ;)

Viele GrĂĽĂźe
Klaus
 
Hallo Schlumpfinchen,

ich wĂĽnsche dir alle Kraft und Beistand in dieser Zeit!

Ich bin zwar nicht sonderlich Stage-Erfahren was das Singen angeht, aber ich weiß wie tief und wie sehr die Emotionen bei bestimmten Songs hochkommen können. Ich nutze das ganz gerne für mich, anstatt zu versuchen es abzuwehren. In Momenten, in denen ich für mich alleine singe, lasse ich dann all diese Emotionen in den Song heraus, quasi wie ein Ventil. Vllt kannst du das ausprobieren, in einem Moment ganz für dich, alles fließen lassen und dadurch kannst du dann mit dem Song in anderen Momenten ggf. etwas bewusster umgehen. Dann übermannt er dich nicht mehr so. Du fühlst ihn, aber etwas ruhiger.

Ich wĂĽnsche dir das aller Beste und zwinge dich zu nichts, womit du dich aktuell nicht wohlfĂĽhlst. Du bist ein Mensch und Trauer ist so tief und roh und wichtig. Du brauchst dich fĂĽr nichts verstecken, du bist ein Mensch und das ist wunderbar!

Warme GrĂĽĂźe an dich!
 

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