Solieren/Improvisieren - Wie gebe ich meinen Soli (mehr) Ausdruck und Individualität?

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Hallo zusammen!

Ich beschäftige mich in letzter Zeit immer mehr mit meinem eigenen Solospiel. Oft nehme ich mir Backing Tracks, worüber ich improvisiere. Ich habe mittlerweile viel Spaß daran entwickelt und denke auch, dass es immer besser klappt. Dennoch habe ich das Gefühl, dass mir an manchen Stellen Elemente fehlen um es noch kerniger, noch interessanter, noch spannender zu gestalten. Momentan arbeite ich an einem sauberen Vibrato, einem besseren Rhythmusgefühl, daneben versuche ich viel Bendings und ein wenig Legato einzubauen, aber es fühlt sich dennoch immer noch an an wie ein langer, steiniger Weg.

Würde gerne mal Tipps bzw. Meinungen von euch hören, darüber wie ihr euren Solis Leben einhaucht und welche Elemente ihr dabei einbaut. Und gerne auch, wie ihr das in die Tat umsetzt, bzw. das Einbauen der div. Techniken erlernt habt.

Bin gespannt auf eure Antworten :great:
 
Eigenschaft
 
Wie lange spielst Du schon und wie häufig?

Alles, was mit Technik zu tun hat (vor allem das Anspruchsvollere), sollte erst langsam und mit ruhig langweilig anmutenden Übungen erarbeitet werden, ehe man es überhaupt in einen musikalischen Kontext transplantieren kann - die Lehrbuchmethode. ODER Du machst weiterhin wie bis jetzt, was nicht schlechter sein muss. Technikgeschichten würde ich aber aufbröseln. Wo Du Schwächen siehst, muss gezielt gearbeitet werden.

Dies vorausgeschickt, ist es natürlich sinnvoll, seinen Blick aufs Musikalische zu lenken, wenn dann die Einzelelemente möglichst kreativ kombiniert werden. Hier hilft es, Deinen Vorbildern gut zuzuhören und deren Phrasierung möglichst genau zu übernehmen. Auf dieser Grundlage kannst Du Deinen eigenen Stil bilden.

Wenn es heißt "Legato", meinst Du dann so ein bisschen oder gleich Satriani-mäßig? Je nach Ziel-Spielvermögen ergibt sich ein unterschiedliches Übungspensum. Um so abzujagen wie die bekannten Leute (ich unterstelle jetzt mal, dass teilweises Schnellspielen für Dich nicht zuwider ist), muss man die Einzelbereiche auch für sich üben. Also Wechselschlag, Hammers/Pulls, Arpeggien/Sweepings, Economic Picking. Da gibt es unzählige Literatur und genauso viel Infomaterial im Web. Auf YouTube & Co. werden auch so ziemlich alle Techniken mehr oder weniger gut erklärt.

Spielelemente - alle, die Du kriegen kannst ;-) Selbst wenn man sich ein Thema, z.B. "Slides", herauspickt, lässt sich damit irre viel anfangen. Versuche mal die einzelnen Spieltechniken richtig auszuschlachten. Von oben in den Ton hineinrutschen, große Intervalle sliden...

Vibrato ist nicht gleich Vibrato. Vergleich mal B.B. King und Marty Friedman, da liegen Welten dazwischen (wertungsfrei!) - und die allermeisten Gitarristen-Geschmäcker liegen da auch irgendwo.
 
Danke schonmal für die schnelle Antwort...

spiele seit knapp 6 Jahren jetzt und fast jeden Tag 1-2 Stunden. Technik ist bei mir weniger das Problem, habe mir einige Techniken sauber angeeignet. Es geht mir darum, wie ich mein Spiel eigener mache. Nehm ich da ein paar Licks von meinen "Vorbildern" und setze sie dann zusammen, oder kann ich mir besser auf eine andere Art ein eigenes Spiel kreieren?
 
OK, das klingt nach einer sehr guten Basis. Nur zur Klarheit: Ich liebe Shredding! Aber... man muss es auch musikalisch einbetten bzw. damit dosieren können. Technik ganz gut zu können, kann nicht schaden - auch wenn andere auch mit mäßiger Technik supergefühlvoll spielen oder einfach nur berühernde, klasse Musik machen. Ich meine, dass ein technischer Grundstock da ist und man _dann_, auf dieser Grundlage, natürlich versucht, musikalisch das "Beste" herauszuholen. Dann empfehle ich, wie gesagt, Dir bestimmte Favoriten vorzunehmen und deren subtilere Kniffe und Alleinstellungsmerkmale unter die Lupe zu nehmen.
 
Also ich bin jetzt nicht der Profi-Solierer sondern befinde mich noch im Anflug sozusagen - halt so wie Inf1nity.

Aber ich höre schon ne ganze Weile Musik und war auch schon auf vielen Sessions. Und was mir da aufgefallen ist, geht vielleicht in Deine Richtung: Leute, die schnell gniedeln können und mit Licks um sich schmeißen und auch nen schönen Aufbau hinbekommen mit Dynamik und Schnell und tief und hoch, aber halt so wie tausendmal gehört - die gibt es halt wie Sand am Meer ... aber Gitarristen, wo man aufhorcht und denkt: hallo - das ist mal was anderes - die sind halt rar gesäht.

Ich denke, es kommt auch daher, dass viele eben die Pentas und Tonleitern und Skalen und Licks lernen - und die dann beim Solieren einfach sozusagen wie Wäschestücke auf einer Leine hintereinander hängen. Und da sich eben die meisten Gitarristen aus dem gleichen Fundus bedienen kommt eben auch oft das gleiche dabei raus.

Ich rede jetzt überhaupt nicht dagegen sich sowas draufzuschaffen. Schließlich brauchst Du ja diese Elemente um überhaupt solieren zu können. Und ich rede auch nicht davon, die Technik Außen vor zu lassen. Auch die brauchst Du.

Aber was einen eben abheben kann ist das mehr an Feeling, die Mühe etwas abseitigere Wege zu gehen, das Ungewohnte zu machen statt sich auf dem highway des mainstream zu bewegen.

Und vielleicht auch: sich wirklich auf ein Stück und seine Stimmung einzulassen, bevor man anfängt zu dudeln und zu gniedeln ... es wirklich erst mal auf sich wirken zu lassen und nicht das runterzujammen, was einem durch den Kopf oder die Finger geht ...

Und das bezieht eben dann auch Deine ganz persönlichen Stärken ein - als Gitarrist und als Musiker und als Mensch ... Wie heißt denn Eric Clapton? Genau: Slowhand. Was ist das Erkennungszeichen von Santana? Genau: dieses gefühlvolle Spiel, das Sustain und die Verbindung mit lateinamerikanischen Einschlägen. Van Halen, Hendrix, Satriani, Gilmore - die alle haben etwas, was sie besonders macht und nicht nur auf rein technischer Ebene liegt (wie gesagt: ich sage damit nicht, dass Technik nicht wichtig ist - nur, dass sie nicht alles ist).

Wo liegen denn Deine Stärken? Im Ton? In der Melodie? In bestimmten Rhythmiken? Im Gefühl? Im schnellen Wechseln? In der Dynamik? ....

Das wären so meine 73 Cent in dieser Angelegenheit ...

x-Riff
 
Ich hab mich auch mal genau an der Stelle befunden, wo du gerade bist und tue es eigentlich immer noch. Ich denke ständig es könnte doch vielleicht interessanter klingen.
Allerdings hab ich einfach angefangen mir Stile verschiedener Gitarristen anzuhören und zu gucken, was mir wirklich gefällt. Die hab ich dann rauf und runter gehört (mache ich immer noch) und gehe die Melodien von ihrer Führung im Kopf nach, ich spiele sie quasi im Kopf. Das muss dann nicht mal richtig sein, man bekommt aber ein gutes Gefühl für Rhythmus, Dynamik und vor allem das "auf und ab".
Die Stile der anderen sollte man zwar nicht kopieren, bestimmte Elemente kann man aber übernehmen kombinieren mit eigenen Dingen etc. D.h. Licks lernen, Techniken "trainieren" wie z.B. Speed Picking, Sweep Picking, Tapping. Alles Techniken mit denen man meiner Meinung nach eine Menge Gefühle, Stimmungen erzeugen und ausdrücken kann.

Wichtig ist auch wenn du improvisierst, dass du, wie schon geschrieben, langsam spielst. Versuche mal Melodien, die du im Kopf hast nachzuspielen. D.h. keine "Zufallsproduktionen" sondern gezielte Melodien zu spielen.
Du wirst irgendwann nachvollziehen können, warum Gitarristen so abgehen, wenn spielen. Es ist einfach unglaublich die Melodie, damit auch den Gedanken, das Gefühl, Wirklichkeit werden zu lassen. Oft man diese Sachen mit Worten garnicht ausdrücken.
Die Geschwindigkeit kommt in den Melodien von alleine und wenn du immer schön Technik übst, dann macht das auch richtig Spaß.

mfg
 
Freies Improvisieren ist die ganz hohe Schule! Dazu gehört neben der absolut sicheren Beherrschung seines Instruments, dem "Feeling" und sauberer Technik vor allem ein guter Schuß Genialität. Ich denke, beim spieltechnischen Niveau der meisten von uns hier im Board bewegen wir uns im Bereich des freien Solierens über ein Thema / Riff, was ich als Vorstufe des Improvisierens sehen würde.
Ich habe mir im Laufe der Jahre beispielsweise einen gewissen Fundus Spielweisen meiner Vorbilder angesammelt, was Licks, Stilistiken, Tonarten, Betonungen etc. angeht.
Wenn ich heute soliere, dann mixe ich das ziemlich unbewußt zusammen, wie es meinem eingenen Gefühl enstpricht. Da mir wohl dieser Schuß Genialität fehlt, der mich von meinen Gitarrenhelden unterscheidet wird das wohl das höchste an persönlicher Ausdrucksfähigkeit bleiben, damit bin ich aber auch zufrieden.
Ich denke schon, dass ich damit eine art eigenen Stil gefunden habe. Wenn ich mir meine Soli hinterher selbst anhöre und analysiere, wird mir häufig klar, wie ich in einem Teil zum Beispiel Gilmour-like gespielt habe, um dann im Mittelteil ein Slash-mäßiges Lick hinzulegen und in einem Keith Richards-ählichem Off-Beat-Stakkato zu enden. Wenn andere mir zuhören, ist denen das allerdings nicht klar, da bekomme ich dann gelegentlich Kommentare wie: Mensch Du hast aber einen interessanten Stil...
Ich denke, es ist ein guter Weg, einen gewissen Fundus an Bausteinen für seine Soli anzulegen, aus dem man sich dann nach Bedarf bedient. Mit dem richtigen "Feeling" entsteht dann auch zwangsläufig etwas Eigenes und Interessantes.

Gruß
Hank
 
Hören ist die Antwort!
Hör dir gute Solisten an und das viel und oft. Du wirst merken, dass wenn du wirklich zuhörst, dass du automatisch besser wirst d.h. natürlich nicht, dass man nur vom zuhören ein 2. Jimi Hendrix wird ;), aber das ist wirklich ein nicht zu unterschätzendes Element.
Desweitern hilft auch das bloße kopieren von Soli anderer Künstler, da du automatisch kleine Dinge (Licks oder rhythmische Phrasierungen) übernimmst oder in abgewandelter Form für dich übernimmst.
Ansonsten kann ich dir nur dazu raten dir gute Licks rauszusuchen und die zu üben. Auch wenn sie bei manchen verhasst sind werden sie dich weiterbringen, selbst wenn du nur kleine Dinge mitnimmst (Ich habe z.B. aus einer Bebop-Lick Sammlung z.T. nur einzelne Intervalle übernommen)

Wichtig ist bei einem guten Solo die Struktur, d.h. der dramaturgische Aufbau. Das ist so ziemlich das schwerste, weil man das nicht explizit üben kann. Auch hier bringt dich hören wirklich weiter (Ich empfehle natürlich Django Reinhardt, den Meister aller Klassen :D)

Außer natürlich dem Hören wird dich beharrliches Üben mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weiterbringen. Hier musst du manchmal Abstand von der Tagespolitik gewinnen und dich fragen, was konnte ich vor 2 Monaten und was werde ich dann in 2 Monaten können. Das hilft ;)

Grüße
Django

Hier noch ein Beispielt für dramatogisch gut aufgebautes Solo:
http://de.youtube.com/watch?v=10qLYy6hiFQ
 
...dramaturgisch... ;-)
 

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