Prinzipiell kann es 3 Gründe dafür geben.
Erstens: der Stimmer. Würde ich bei 3 verschiedenen aber ausschließen.
Zweitens das Klavier. Evtl. sind die Wirbel locker. Aber das hätten dir die Stimmer wohl gesagt. Oder aber der Resonanzboden ist gerissen oder die Rippen auf der Rückseite haben sich gelöst. Das würde aber sehr wahrscheinlich komische Nebengeräusche machen, die die Stimmer bemerkt haben dürften.
Drittens die klimatischen Bedingungen und/oder deine Art, in die Tasten zu hauen. Hast du ein Hygrometer und kannst sagen, wie die relative Luftfeuchtigkeit in dem Raum ist bzw. wie sie sich über die Zeit verändert hat? Und wann wurden die Stimmungen jeweils durchgeführt? Je nach Wetterlage kann es durchaus sein, dass Klaviere sich ruckzuck wieder verstimmen.
Momentan ist ein scheußliches Wetter für Klaviere, aber ein super Wetter für den Umsatz von Klavierstimmern.
Beispiel: das Klavier wurde im März/April gestimmt, als noch die Heizperiode war. Die rel. Luftfeuchte lag evtl. bei 35 %. Im Mai/Juni wurde es sehr plötzlich und für längere Zeit sehr feucht. Ich hatte ca. 65 % über längeren Zeitraum gemessen. Da verstimmt sich jedes Klavier. Und wenn du jetzt dein Klavier stimmen lässt, kann es sein, dass es im Oktober, wo die Heizperiode beginnt, wieder ganz gruselig klingt. Der Trick besteht also darin, eine möglichst gleichmäßige Feuchtigkeit im Raum zu haben. Das erreicht man im Winter mit einem Venta Luftwäscher, der befeuchtet die Luft. Und im Sommer kann man sich ja falls nötig Luftentfeuchter hinstellen. Dann sollte die Stimmung sehr gut halten.
Ein Extrembeispiel: ich hatte in einem Jazzclub nachmittags das Klavier gestimmt und mir abends dann das Konzert angeschaut, wobei ich stolz auf meine Arbeit war. Am nächsten Mittag wurde ich angerufen, dass das Klavier total verstimmt sei. Das hielt ich erst für Künstlerallüren. Bis ich hingefahren bin und es selber gehört habe: der Tenor war um 3 Hertz hochgewandert. Übrigens eine typische Art der Verstimmung bei Feuchtigkeitsschwankungen. Die nicht Kupferumsponnenen Blankseiten im Übergang vom Bass zum Tenor wandern hoch. D.h. die Otktaven und alle anderen Intervalle klingen gruselig. Der Rest geht meistens noch. Im Fall des Jazzclubs führe ich das darauf zurück, dass das Konzert gut besucht war, es wurde geschwitzt, getrunken und geraucht. Also eine plötzliche Veränderung der Feuchtigkeit.
Dann spielt noch eine Rolle, wie du spielst. Es gibt Leute, die haben einen extrem harten Anschlag. Und spielen jeden Tag stundenlang härtesten Boogie auf dem Klavier. Dann verstimmt es sich auch schnell.
Und zu guter letzt: wie empfindlich sind deine Ohren? Ein Klavier sollte einmal im Jahr gestimmt werden, die meisten Hersteller empfehlen sogar zwei mal. Und es ist nicht so, dass sich das Klavier nach 364 Tagen denkt: oh, es ist schon wieder so weit, ich muss mich jetzt schnell verstimmen, weil ja schon wieder ein Jahr vergangen ist. Die Verstimmung beginnt bereits, wenn der Klavierstimmer die Tür von außen zu zieht. Manche Kunden hören das sehr gut. Vor allem die, welche Digitalpianos und Synthies gewohnt sind. Andere wiederum hören das erst nach Jahren, wenn sich jedem Stimmer bereits die Nackenhaare sträuben.
