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Tygge
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In der Straßen
Glitzerwelten
Spiegeln Scheiben
Menschenleben

An den Rändern
In den Winkeln
Leere Hüte
Alte Hände

Um die Ecke
Spielt verloren
Ermüdet ein
Akkordeon

Töne treffen
Schritte hastend
Nicht gehört und
Schon vergessen

Fallen klanglos
Auf die Steine
Leuchtreklame
Bannt die Blicke
 
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👏

Super. Bis auf eine Kleinigkeit: Ich würde schreiben "Schritte hasten"
 
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Ich würde schreiben "Schritte hasten"
Hatte ich überlegt, aber die Töne treffen „hastende Schritte“. Ich wollte gerne diese Verbindung von Tönen und Schritten. Aber vielen Dank für deinen Hinweis und natürlich für deine Rückmeldung überhaupt :)
 
Über "Schritte hastend" bin ich auch gestolpert - ist mir grammatikalisch unnötig umständlich.
"Hastende Schritte" ist da anders - wenn das vom Gesang her reinpaßt, finde ich das eine bessere Option als "Schritte hastend".

Bin gespannt, wie sich die musikalische Umsetzung gestaltet. Die formale Wiederholung bzw. Eindimensionalität ist gewollt, nehme ich an - wie kann dennoch ein Spannungsbogen entstehen? Oder anders gefragt: Wenn nicht auf einem Spannungsbogen: worauf gründet sich die emotionale/atmosphärische Stimmung - wo ist sie angesiedelt?

Reizvolle sprachliche Sparsamkeit!

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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worauf gründet sich die emotionale/atmosphärische Stimmung - wo ist sie angesiedelt?
Für mich in der geschilderten Situation, die ich immer wieder in der Stadt empfinde, diesem Nebeneinander von geschäftigem Glanz und einsamer Trübnis; das habe ich versucht einzufangen. Nein, einen Spannungsbogen gibt es nicht, nur eine Klammer aus erster und letzter Strophe, die die Traurigkeit ummantelt.
Bin gespannt, wie sich die musikalische Umsetzung gestaltet.
Ich auch.
Erinnert ein wenig an Rilkes "Der Panther"
Oha, das sind große Schuhe, die ich mir nicht anziehen werde. Aber ich empfinde das als großes Kompliment, denn "Der Panther" ist eines meiner Lieblingsgedichte.
Ich danke euch sehr für eure Rückmeldung.
LG
 
Das ist wieder ein wunderbarer Text von dir aus der Serie "In knappen Zeilen farbige Bilder gezeichnet".

Gefällt mir sehr gut! :great:
 
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Straßen

In der Straßen
Glitzerwelten
Spiegeln Scheiben
Menschenleben

An den Rändern
In den Winkeln
Leere Hüte
Alte Hände

Um die Ecke
Spielt verloren
Ermüdet ein
Akkordeon

Töne treffen
Schritte hastend
Nicht gehört und
Schon vergessen

Fallen klanglos
Auf die Steine
Leuchtreklame
Bannt die Blicke
Hi @Tygge,

toll gemacht! Hab musikalisch ein wenig mit dem Text gespielt. Das funktioniert gut.

Die Zeilen folgen ja fast durchweg einem 4 Silben Rhythmus-Pattern. Am Anfang betont, am Ende unbetont. Ausnahme ist „Ermüdet ein Akkordeon“, da ist es genau anders herum. Das braucht eine besondere musikalische Behandlung.

Wegen dieser Eigenschaft hab ich die 3. Strophe zum Chorus erklärt. Sie passt auch noch einmal gut ans Ende. Super.

An zwei Stellen würde ich als Interpret um Änderungen bitten..

„Alte Hände“ bekommen hier einen negativen Kontext. Aber Alter hat für sich nichts negatives. Idee stattdessen „Kalte Hände“ nehmen.

„Töne treffen Schritte hastend“ ist von der Artikulation her schwierig. Ich glaub es kommt von der Konsonanten-Ballung „n Schr“. Vielleicht findet sich eine Variante mit einfacherem Flow.

Bei Bedarf kann ich meine eingeröchelte Song-Version auch vorstellen

Gruß, Micha
 
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Lieber @michaw57 , vielen Dank für deine Rückmeldung. Es freut mich sehr, dass dich mein Text zum Komponieren animiert hat. Anmerken muss ich fairerweise, dass es einen weiteren Musiker hier im Forum gibt, der sich für den Text interessiert. Gleichzeitig bin ich offen für und interessiert an den musikalischen Versionen, die so ein Text anstößt.
Zu deinen Änderungsideen:
- Deine Idee, die 3.Strophe zum Chorus zu erklären, finde ich sehr gut. War beim Nachdenken darüber auch meine Wahl.
- "Töne treffen Schritte hastend" - was hälst du von: "Töne treffen Menschen hasten"? Dabei habe ich auch gleich das "hastend" verändert, das auch schon von anderen moniert wurde.
- "Alte Hände" - Hände sind ein sicherer Indikator für das Alter eines Menschen, sie erzählen Lebensgeschichte. Verarbeitete, manchmal knotige Hände, die versuchen, die Tasten eines Akkordeons zu bewältigen, haben für mich eine starke emotionale Ausdruckskraft. Sie sind eine Verstärkung der Begriffe "ermüdet", "verloren", "vergessen" - diesen Effekt erreichen "kalte Hände" für mich nicht. "Alte Hände" haben eine negative Konnotation, die ich so beabsichtigt habe.
Ich fand deine Anregungen richtig gut und hilfreich. Danke.
Kriegen wir jetzt deine geröchelte Version zu hören? :)
LG Tygge
 
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Töne treffen
Schritte hastend
Nicht gehört und
Schon vergessen
Super. Bis auf eine Kleinigkeit: Ich würde schreiben "Schritte hasten"
Was wollen Vorschläge ohne Begründung bewirken? In erster Linie erhoffen Autoren doch zunächst, richtig verstanden zu werden. Ich sehe einen Unterschied zwischen „Verb“ und „Partizip 1“!
Töne treffen
Schritte hastend* …. *hasten
Nicht gehört und
Schon vergessen
Wenn Töne treffen und Schritte hasten, dann höre ich andere Zusammenhänge, als wenn Töne Schritte hastend treffen.

So wie das @Tygge schrieb, könnten mE die Töne des Akkordeons die Schritte „hastend“ treffen.

Genau DAS sind für mich die (zahllosen) Feinheiten, die ich in Rilkes Versen nach all den Jahren immer noch fast täglich bewundere!

Ich kann mich in der Bewertung obiger Zeilen irren, aber ich habe mich um eine Begründung bemüht. Und finde die Variante von @Tygge viel interessanter. Und sei es nur die sprachliche Vielfältigkeit, an der ich mich erfreue!

Erinnert ein wenig an Rilkes "Der Panther"
Auch hier: Was genau erinnert dich an Rilkes Panther? Der Versuch einer näheren Begründung könnte viele von uns vielleicht auf interessante Gedanken bringen.

An zwei Stellen würde ich als Interpret um Änderungen bitten..

„Alte Hände“ bekommen hier einen negativen Kontext. Aber Alter hat für sich nichts negatives. Idee stattdessen „Kalte Hände“ nehmen.

„Töne treffen Schritte hastend“ ist von der Artikulation her schwierig. Ich glaub es kommt von der Konsonanten-Ballung „n Schr“. Vielleicht findet sich eine Variante mit einfacherem Flow.

Das meine ich mit hilfreichen Begründungen. Ich teile sie in diesem Falle nicht unbedingt, denn in meinem Versuch war genügend Raum zwischen …n und Schr…! Aber ich konnte etwas mit der Kritik anfangen.
 
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Danke @Jongleur. Du hast mich genau verstanden. So war meine Intention.
Was wollen Vorschläge ohne Begründung bewirken? In erster Linie erhoffen Autoren doch zunächst, richtig verstanden zu werden. Ich sehe einen Unterschied zwischen „Verb“ und „Partizip 1“!
Ich argumentiere in diesem Fall aus der Sicht eines Komponisten/Sängers und finde, dass "hasten" leichter von den Lippen gehen. Wenn Du @Tygge jedoch aus den von @Jongleur genannten Gründen auf "hastend" bestehst, dann soll es so sein.
 
..und voilà..


..ging mir speziell, um das rhythmische Verständnis des Textes..

Gruß, Micha

EDIT (0:25):
Am besten den Text parallel mitlesen. Ich bin ziemlich erkältet, deshalb klingen Stimme und Mix evtl etwas sonderbar, aber das ist eben so, wie es gerade ist;-)

Mir darum geht es bei dem Demo um das Strophe + Chorus Konzept, die rhythmische Umsetzung des Textes und die Übertragung der Glitzerstadt- Stimmung in das Arrangement..

m.

EDIT (4:54):
bitte Demo "Straßen(Tygge)" nun unter diesem Link anhören:
 
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Auch hier: Was genau erinnert dich an Rilkes Panther? Der Versuch einer näheren Begründung könnte viele von uns vielleicht auf interessante Gedanken bringen.
Werde gerne später eine Begründung liefern, bin grad ein wenig beschäftigt. Aber ich hab´s im Hinterkopf, versprochen! :)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Wenn Töne treffen und Schritte hasten, dann höre ich andere Zusammenhänge, als wenn Töne Schritte hastend treffen.

So wie das @Tygge schrieb, könnten mE die Töne des Akkordeons die Schritte „hastend“ treffen.
Aaaah, danke @Jongleur , jetzt verstehe ich besser! Ja, dann muss es so bleiben!
 
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Danke @Jongleur. Du hast mich genau verstanden. So war meine Intention.
Das freut mich sehr! :) Obwohl mir dein Text sehr feinfühlig formuliert erscheint, findet er spürbar viel Anerkennung. Das ist das, was mir in harten Zeiten besonders viel Mut und Freude macht! (y)
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Werde gerne später eine Begründung liefern, bin grad ein wenig beschäftigt. Aber ich hab´s im Hinterkopf, versprochen! :)
Ja, Michael, ich würde mich darüber sehr freuen. Auch weil ich vor einigen Tagen plötzlich eine völlig neue Sicht auf die Machart des Panthers für mich entdeckte. …

Außerdem kommuniziere ich gerade mit @Tygge sehr gern über Rilke. Unter anderem auch deshalb, weil mich ihre sehr speziellen Bilder (Fotographien) unter meinen Texten oft irgendwie an den Meister erinnern!
 
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Ja, Michael, ich würde mich darüber sehr freuen. Auch weil ich vor einigen Tagen plötzlich eine völlig neue Sicht auf die Machart des Panthers für mich entdeckte. …
Muss zugegeben darüber nachdenken, denn es hat mich einfach erinnert, ohne dass ich auf Anhieb sagen könnte, warum. Einfach so aus dem Bauch heraus. Das bedeutet, ich muss nun verstandesmäßig analysieren, was mir mein Gefühl sagt. Das benötigt Zeit.
 
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Muss zugegeben darüber nachdenken, denn es hat mich einfach erinnert, ohne dass ich auf Anhieb sagen könnte, warum. Einfach so aus dem Bauch heraus. Das bedeutet, ich muss nun verstandesmäßig analysieren, was mir mein Gefühl sagt. Das benötigt Zeit.
Naja, spontane Assoziationen sind ja andererseits ebenfalls völlig normal! :)

Mich jedoch überraschte vor einigen Tagen die Entdeckung, dass dieses vielleicht bekannteste Gedicht in unserer Generation nur aus 3-4, ungewöhnlich langen Sätzen besteht. Jede Strophe einem Organ gewidmet: Auge, Gang, Herz

IM JARDIN DES PLANTES, PARIS

Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe
so müd geworden, daß er nichts mehr hält.
Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe
und hinter tausend Stäben keine Welt.

Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte,
der sich im allerkleinsten Kreise dreht,
ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte,
in der betäubt ein großer Wille steht.

Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille
sich lautlos auf –. Dann geht ein Bild hinein,
geht durch der Glieder angespannte Stille –
und hört im Herzen auf zu sein.

Wer die deutsche Sprache halbwegs beherrscht, sollte mE immer mal wieder probieren, wie Rilke es gern vormachte. ganze Strophen mit einem einzigen Satz zu kreieren. Der große Vorteil: ein langer Satz (Satzgefüge) gewährleistet formal automatisch einen logischen Zusammenhalt…. Es fiel mir wohl besonders in einer Zeit auf, wo Schlagzeilen mE unsere Meinungsbilder verblöden.

Damit sage ich gar nichts gegen die kurze Sätze, welche irgendein Detail betonen. Aber ein Texter sollte unterscheiden lernen, wann er Details - und wann und wie man größere Zusammenhänge besingen will - sagt plötzlich eine ungewohnte Stimme in mir… ;)

Ergänzung: Die englische Sprache, ist, syntaktisch gesehen, nicht so flexibel wie die deutsche. Das erklärt teilweise die allmähliche Simplifizierung deutscher Texte. Dabei gab es vor hundert Jahren noch tolle Gassen-Hauer mit herrlichen Satzgefügen. Siehe beispielsweise „Lied von der Krummen Lanke“!
 
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Mir darum geht es bei dem Demo um das Strophe + Chorus Konzept, die rhythmische Umsetzung des Textes und die Übertragung der Glitzerstadt- Stimmung in das Arrangement..
Danke für deine Erläuterung, die mir Zugang zu deiner Musik gibt. Anfangs war ich total überrascht - schnelles Tempo, Computerklänge - wo war die Ruhe meines Textes hin? Meine erste Reaktion war: Um Himmelswillen, was macht er da? Jetzt ist das klarer und die Glitzerstadtstimmung hast du gut eingefangen. Es gefällt mir auch, dass du meinen Text in seiner knappen Form in deine Musik schnörkellos eingefügt hast. Gäbe es auch für die melancholische Müdigkeit des Akkordeons, die sich momentan eher andeutet, mehr Raum?

Am besten den Text parallel mitlesen.
Hilfreicher Rat (y)
Nebenbei - als du Geröchel angekündigt hast, war ich auf eine heftige Reibeisenstimme eingestellt. Alle Achtung, was du trotz Erkältung auf die Beine stellst.
Gute Besserung.
LG Tygge
 
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Hi, @michaw57 , ich weiß nicht, ob das nur ich in deine Vertonung hinein interpretiere… : aber in deiner Vertonung konkurrieren sehr, sehr angenehm der Lärm der Straße mit der Zartheit eines Akkordeons.

Für mich eine alltägliche Situation, weil ich mir fast täglich meine Wege durch die Stadt mit möglichst verrückte Ideen-Suchereien erleichtere. Dabei geht mir oft als Credo durch den Koof

Leicht leben klingt verrückt
Klingt verrückt ist ganz normal

Mein Entwurf, der vielleicht ebenfalls noch etwas mehr Balance braucht, ginge in folgende Richtung

Straßen

In der Straßen
Glitzerwelten
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Menschenleben

An den Rändern
In den Winkeln
Leere Hüte
Alte Hände

Um die Ecke
Spielt verloren
Ermüdet ein
Akkordeon

Um die Ecke
Spielt verloren
Ermüdet ein
Akkordeon

Leicht leben klingt verrückt
klingt verrückt ist ganz normal


Töne treffen
Schritte hastend
Nicht gehört und
Schon vergessen

Fallen klanglos
Auf die Steine
Leuchtreklame
Bannt die Blicke

Um die Ecke
Spielt verloren
Ermüdet ein
Akkordeon

Leicht leben klingt verrückt
klingt verrückt ist ganz normal
Leicht leben klingt verrückt
klingt verrückt ist ganz normal
 
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