Studioboxen klingen anders

[Steinstaub]

hallo,

wir haben in unserem studio Boxen von adam.
mein problem:
beim mix hört sich über die studioboxen alles ganz ordentlich an.
aber wenn man sich das gemixte dann zb. im auto anhört passt gar nichts mehr!
der gesang ist zu laut die gitarren und drums kommen kaum durch.
warum hört es sich über die studioboxen gut an??

 

[sir stony]

Ich nehme an du sprichst hier von einer Autoanlage in Serienausstattung? Deren Lautsprecher und Anordnung sind meist unter aller Kanone. Wenn die irgendetwas einigermaßen gut können, dann ist es typischerweise Sprache, weil das im Zweifelsfall am wichtigsten ist.
Deine Studiomonitore hingegen stehen nicht irgendwo auf Knöchelhöhe, sondern schön direkt vor dir, das Frequenzspktrum ist viel ausgeglichener, und man hat auch nicht die Nebengeräusche wie im Auto. Diese Hörbedingungen sind so verschieden wie sie nur sein könnten, und genau deswegen habe ich es mir auch damals angewöhnt alles woran ich gerade mische bei jeder Gelegenheit auch im Auto, dem Küchenradio oder sonstigen miesen Bedingungen gegenzuhören, um solche Schwächen und Fehler zu erkennen.
Merke: Studiomonitore muß man nicht nur haben, man muß sie auch gut kennen damit sie zu einem richtigen Werkzeug werden. Das ist ein langer Lernprozess ohne den man einen Mix nicht so einfach auf seine echten Qualitäten einschätzen kann. Der häufige Vergleich mit anderen Hörbedingungen oder auch mal mit anderen Produktionen, deren Klang man schon lange im Ohr hat, kann einem helfen diesen Lernprozess zu beschleunigen.

 

[Pars_ival]

Das hat sir tony gut beschrieben.

Merke: Wenn sich ein Mix auf (guten) Studiomonitoren gut anhört und im Auto, zuhause auf der Stereo Anlage, in der Küche usw. schlecht, ist der Mix meist schlecht. Und/Oder der Raum in dem gemixt wurde ist suboptimal. Deshalb ist es oft schwer in verschiedenen Räumen auf verschiedenen Boxen zu mixen, deren Gesamtbild nicht bekannt ist. Man muss sich immer reinhören und wenn es geht viel mit seinen Referenzen vergleichen.

Und abgesehen davon: Man ist im Studio meist emotional so überzeug von der eigenen Musik, dass man im Nachhinein alle möglichen Fehler des Mixes hört. Das passiert glaub ich vielen so

 

[aexel]

Merke: Wenn sich ein Mix auf (guten) Studiomonitoren gut anhört und im Auto, zuhause auf der Stereo Anlage, in der Küche usw. schlecht, ist der Mix meist schlecht.)

warum mische ich dann nicht gleich auf der stereoanlage, im auto oder in der küche

 

[Pars_ival]

@aelex: Probier es doch aus

 

[Michael Burman]

und man hat auch nicht die Nebengeräusche wie im Auto.

Es gibt ja diesen Mixer-Trick: Beim Mixen auf den gesamten Mix das Rauschen zuzumischen, um zu hören, welche Anteile wie gut durchkommen und welche untergehen. Da kann es sein, dass die Gitarren bei diesem Szenario auch auf den Studiomonitoren sich irgendwo im Rauschen verlieren. Dann macht man sie z.B. lauter, aber im Frequenzbereich der Vocals per EQ-Absenkung aufgeräumter. Außerdem kann man so die Kompressionsverhältnisse nochmal überprüfen.

 

[sir stony]

Das müsste ich mal ausprobieren, diesen Kniff hat mir bisher noch niemand zu Gehör gebracht.

 

[Michael Burman]

Habe ich schon mehrmals gelesen, allerdings noch nicht selber ausprobiert, weil ich selber noch keine professionellen Mixe erstellt habe. Man kann auch z.B. einen Fernseher dazu einschalten, wo was erzählt wird, um zu hören wie die Musik im Kontext kommt.

Aber zu dem, was du aus deinem Beitrag wieder gelöscht hast (;-)): Wenn ich so was bei fertigen CDs mache, also z.B. beim normalen Musikhören ins Badezimmer gehen usw., dann höre ich manchmal plötzlich ganz andere Strukturen, ganz andere Melodiegänge. Insb. wenn im Bad auch noch das Wasser läuft!... ;-) So kann man auch auf neue Ideen für neue Songs kommen, weil da z.B. auf einmal ganz andere Grooves, andere Instrumenten-Rhythmen entstehen. Beim Mixen kann man aus solchen Effekten wahrscheinlich auch bestimmte Erkenntnisse ableiten. Evtl. Rhythmus-Fehler/ Ungleichmäßigkeiten aufdecken?... Gehört aber schon eher in die Kategorie "Mixing" (und sogar Composing / Arranging), denn "Studiomonitore" müssen ja den Klang nur möglichst neutral wiedergeben.

 

[TobiasNiedenthal]

Moin,

eine einfache Technik für den Anfang ist, im Studio mit mehreren Abhören parallel zu arbeiten - neben den Monitoren bspw. ein vernünftiger Kopfhörer und eine Hifi-Anlage. So bekommt man schnell ein Gefühl für den unterschiedlichen Klang einzelner Schallwandler, kann die Räumlichkeit besser einschätzen und weiß, bei welchen Frquenzen man besonders aufpassen muss. Pete Townshend von The Who testet übrigens jedes Album final bei einer längeren Autofahrt.


Gruß aus Würzburg

 

[Michael Burman]

Pete Townshend von The Who testet übrigens jedes Album final bei einer längeren Autofahrt.

Aber dann hoffentlich vom Beifahrersitz aus, weil man ja Notizen machen möchte usw.

 

[Steinstaub]

danke für die vielen antworten!
ich war halt total schockiert das wirklich gar nichts mehr passt.
werde mir die sache heute nochmal vorknöpfen!
danke