Cmaj7 - A7b9 - Dm7 - G7/9
wurde zu:
Cmaj7 - Eb7/9 - D7/9 - Db7/9
Wie leite ich sowas selber her? D.h. wie kann ich möglichst simpel rausfinden, was der substitution chord zu einem x-beliebigen Akkord ist? Theorie war noch nie so mein Ding...
Zuerst mußt du wissen, was im Original vor sich geht:
Cmaj7 - A7b9 - Dm7 - G7/9
So wie das aussieht, ist C-Dur deine Tonika.
Der diatonische Quintfall - ich nenne sie lieber
Große diatonische Kadenz - würde so aussehen:
Cmaj7 - Fmaj7 - Hm7/b5 - Em7 - Am7 - Dm7 - G7 (- Cmaj7)
was
I(maj7) - IV(maj7) - VII(m7/b5) - III(m7) - VI(m7) - II (m7) - V(7)
entsprechen würde.
Hier erkennt man deutlich, daß die Ausgangsakkordprogression ein Ausschnitt dieser Großen diatonischen Kadenz ist, der etwas abgeändert wurde:
Cmaj7 - A7b9 - Dm7 - G7/9
Cmaj7 ist klar - I, G7/9 folglich V sein, Dm7 also die II, nur das A7/b9 ist eben kein Am7, aber folgt auch dem Quintfall.
A7 ist wegen seiner 7 sicher als Dominante zur II. Stufe aufzufassen, es liegt also eine dominantisierte Form der VI. Stufe vor (Dominate wegen Dur7...).
In der Grundform mit Am7 ist diese Akkordfolge auch als 1625 bekannt (I-VI-II-V), eine gängige Form eines Giros oder Turnarounds, über das sehr, sehr viel improvisiert wird.
Das A7 kann man auch über Modal Interchange erklären, d.h. die ursprünglich äolische, auf der Tonika basierende Skala über Am7 wird abgewandelt zu einer mixolydischen Variante abgeändert bzw. durch das b9 zu einer HM5 Varinate.
Nach meinem Model würde hier ein Sprung in den
Dominantring, also dem aus Dominanten bestehenden Quintenzirkel, vorliegen, eine Sache, die man eigentlich auf jeder Stufe der diatonischen Skala immer machen kann, sofern es die Melodie zuläßt, und das läßt sie oft...
Schauen wir uns nun die Reharmonisierung an:
Cmaj7 - Eb7/9 - D7/9 - Db7/9
Was auffällt, ist die chromatische Abfolge der Akkorde.
Der Musiktheoretiker Pöhlert geht nun davon aus, daß der Quintfall immer doppelt abläuft, und zwar im Tritonusabstand, andere Modelle erklären diese Tauschmöglichkeit als Tritonussubstitution.
C <=> Gb
Db <=> G
D <=> Ab
Eb <=> A
E <=> Bb
F <=> H
Wenn man das sich im Quintenzirkel anschaut, merkt man, daß man einen zweiten Quintenzirkel übereinandergelegt hat, der um 180° verdreht ist.
Warum das funktioniert, kommt daher, weil mathematisch-strukturell nur Quinte und kleine Sekunde mit ihren Komplementärintervallen eine endlose Folge in einem 12er-System bilden können, das nur nebenbei, es ist also kein Zufall, daß das so ist.
Nun sollte man ganz schnell folgendes erkennen:
Code:
Cmaj7 - Eb7/9 - D7/9 - Db7/9
I VI Trit. II Dom. V Trit.
VI Trit = Tritonussubstitution der VI, skalenbasierte Modelle sprechen hier von einer
Substitutdominante, analog dazu
V Trit = Tritonussubstitution der V
II Dom = dominantisierte Form der II Stufe, die ja eigentlich Moll sein müßte. Auch hier wäre es einfacher, das als Wechsel in den
Dominantring aufzufassen, sie könnte sicher auch als Doppeldominante angesehen werden, nach diversen skalenbasierten Modellen würde man hier von einer Zwischendominante sprechen. Man könnte hier auch einen Tongeschlechtswechsel feststellen, also von Dm nach D, was aber andere Unwägbarkeiten mit sich bringt, besonders was die Skalenwahl angeht.
Es ist also eigentlich ganz einfach, wenn man diese Folge als Quintfallfolge wahrnimmt, wobei eben die einzelnen Stufen durch Substitutionsakkorde ersetzt wurden.
Hier nochmal zusammengefaßt als Vergleich:
Code:
Cmaj7 - A7b9 - Dm7 - G7/9
I VI Dom II V
wurde zu:
Cmaj7 - Eb7/9 - D7/9 - Db7/9
I VI Trit. II Dom. V Trit.