Mal so gesagt: Es gibt (in jedem Musikstil!) wenige Werke, die einen sofort emotional "umhauen" und 99% andere, bei denen das nicht der Fall ist.
Einerseits ist es legitim: Bitte welche Stücke für mein Ohr?
Andereseits wird die Welt schnell langweilig, wenn man in der Consumer-Ecke verharrt, da ja nur wenige speziell für meine Ohren komponieren und komponiert haben. Das ist schade, weil es ja praktisch ein unendliches Angebot gibt - und deshalb für einen selbst ärgerlich, wenn man nicht nutzen kann, was zur Verfügung steht. Alternative deshalb: Eigenes Bewusstsein erweitern, dann steht einem automatisch auch ein größeres "Angebot" zur Verfügung.
Speziell was Klassik angeht, sind die Werke immer eng mit dem Leben, Leiden und Zeitgeist ihrer Verfasser verwoben. Vieles, was einem zunächst fremd erscheint, wird persönlich emotional stärker, wenn man sich etwas intensiver mit deren Urhebern beschäftigt - alles Menschen wie du und ich, die ihr Leben und ihre Gefühle in der Musik auf unterschiedliche Weise abgebildet haben.
Und speziell was Opern angeht: Einzelne Arien sind immer Bestandteil einer Handlung. Manche dieser "Lieder" "funktionieren" emotional allerdings auch losgelöst davon (m.E. besonders viele bei Puccini).
Die Schönheit (oder Funktion) der meisten jedoch bleibt einem verborgen, wenn man den den Hintergrund der Handlung nicht kennt. Und der ist immer so alt wie die Menscheit - und meist nicht komplizierter als Lindenstraße, GZSZ und jedem Kinofilm:
Es geht um Männer, Frauen, Macht, ums Gute und Böse. Frau zwischen 2 Männern, Herrscher werden attackiert, Intrigen gesponnnen, Fäden und Seilschaften gezogen, es wird erpresst, gemordet, spioniert, geliebt, verdammt, verachtet, geächtet, beschützt, befreit, gelitten, bestraft, triumphiert. All das steckt in der Musik, ihrer Harmonik, den Sängern, den Melodien und den Tonhöhen.
Inwieweit man sich diese reichhaltigen musikalischen Möglichkeiten emotional zugänglich machen möchte, muss halt jeder selbst entscheiden.
Für mich persönlich kann ich nur sagen, dass es nichts Schöneres gibt, als jederzeit die freie Wahl zwischen Mittelaltermöchsgesängen über Barock, Klassik, Romantik, 12Tonmusik, Blues, old & modern Jazz, Rock, Metal, Fusion, Folk, Country, Rap , House und Garagerock zu haben. Sofern es gut gespielt ist, Akzente setzt und nicht erkennnar als billige Kopie einer Modeerscheinung daherkommt. Sehr Vieles hat seinen Platz in der Musikgeschichte. Wenn heute oft beruflich "lebenslanges Lernen" gefordert wird - in Musik und Kunst ist das schon immer Standard - zumindest als "Hörer" hat man alle Möglichkeiten völlig risikolos zur Hand. Welch Reichtum!