Die Wahrnehmung des Tastendrucks ist für jeden Spieler subjektiv
Die Taste wird durch die Finger bedient und deshalb ist das Empfinden des Tastendrucks auf jeden Fall subjektiv. Darüber hinaus hängt das auch mit zusammen, was und wie ich spielen will.
Wo genau der Tastendruck gemessen wird ist m.E. nicht so wichtig. Wenn man mit Zahlen hantiert ist bei Tasteninstrumenten nur wichtig, dass das ungefähr im äußeren Bereich der Taste gemessen wird, sonst vergleicht man Äpfel mit Birnen. Für die Finger ist es nicht wichtig, ob der Tastendruck nun 90 Gramm oder 91 Gramm beträgt. Denn je nach Spielsituation drückt man die Taste an andere Stelle. Wichtig ist zuerst mal dass die Tasten alle ungefähr gleich reagieren, sonst kommen die Finger ins Stolpern. D.h. wenn die Tasten auf ca. 95 Gramm eingestellt sind, sollten alle ungefähr bei dem Wert liegen und nicht zwischen 90 und 100 Gramm schwanken - denn das wiederum spürt man und behindert den Spielfluss.
Legt ein Spieler viel Augenmerk auf zartes Spiel, dann kommt dem i.d.R ein leichterer Tastendruck entgegen. Will man aber eher kurze knackige Anschläge produzieren und markantes Stakkato erzeugen, dann tu ich mir mit etwas kräftigerem Tastendruck leichter.
Von meinen 4 hauptsächlichen Instrumenten liegen 2 bei ca. 90 bis 95 Gramm und eines bei etwa 95 bis 100 Gramm und eines bei ca. 85 bis 90 Gramm Tastendruck. Ich hatte mal eine Morino, die lag bei knapp 110 Gramm. Da waren kurze kanckige Stakkati kein Problen, aber sanfte weiche Tonansätze waren hier schwerer zu erzielen als mit meinen anderen.
Oberhalb von ca. 120 Gramm kommt es nach Aussagen mehrerer Instrumentenmacher wohl leichter zu Fingerproblemem und Entzündungen in den Sehnen und Gelenken durch den Spieldruck. Das scheint also nicht ratsam zu sein.
Wenn der Spieldruck aber zu gering wird, bekomme ich mit meinen Fingern ein Problem. Ein Finger kann sehr feinfühlig Druck aufbauen und sich sehr feinfühlig bewegen... wenn etwas Gegendruck da ist, gegen den der Fingermuskel arbeiten kann. Will man den Finger genauso feinfühlig bewegen, ohne dass eine Gegenkraft da ist, dann klappt das nicht weil der Finger zum Übersteuern neigt. Von daher fühle ich mich auf Tastaturen die zu leicht gehen eher unsicher weil mir die Gegenraktion der Taste fehlt. Ich möchte z.B. den Finger auf die Taste legen können, quasi in Bereitschaftsstellung - aber ohne dass die sich gleich bewegt. Bewegen soll die sich erst, wenn ich tatsächlich drücke. Von daher gehört für mich hier ein gewisses Minimum an Gegendruck der Taste unbedingt dazu.
Das könnte der Grund sein, warum ich mich auf meinen Instrument mit ca. 85 bis 90 Gramm eher unwohl fühle, weil ich kein richtiges Gefühl habe ob mein Finger grade mal noch auf de Taste liegt, ohne was zu betätigen oder ob ich die Taste den schon etwas drücke. Ich habe hier eher ein "schwammiges " Tastengefühl, weil ich mit meinen Fingern die Taste nicht mehr feinfühlig genug bedienen kann, weil die gleich davon geht, sobald etwas Druck kommt.
Das Gewicht ist nur ein Parameter, der in Zusammenhang mit allen anderen Details der Tastatureigenschaften steht.
Für mich ist in diesem Zusammenhang auch wichtig, dass die Taste ziemlich spielfrei gelagert ist und sauber läuft, aber nicht komplett ohne jegliches Spiel. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll. Es gibt neuerdings ein paar Akkordeons auf dem Markt, die haben eine extrem spielarme Tastatur. Wenn ich die Tasten drücke, dann bewegt sich mein Finger trotz alledem meist auch etwas seitlich. Und es fühlt sich "komisch " an, wenn die Taste dem Finger absolut nicht mitfolgt und nur auf und zu geht. Ich habe andere Tastaturen, die ebenfalls sehr gut gelagert sind und sehr wenig Spiel haben - aber die haben noch einen kleinen Rest an seitlicher Beweglichkeit. Und auf den Tastaturen meine ich zu spüren, dass sich mit dem Finger einen besseren Kontakt habe und die Taste dem Finger besser folgt. Das bitte aber nicht mit kleben und Taste losbrechen verwechseln. Das Gefühl bezieht sich nur auf den Bereich, wenn ich die Taste drücke, also aktiv spiele.
Wie gesagt, das kann ich nicht technisch oder wissenschaftlich begründen, das ist einfach ein persönliches Gefühl das ich mit den Fingern spüre, wenn ich unterschiedliche Tastaturen spiele. Das kann nun bei jedem auch anders sein. Vielleicht ist das auch nur Einbildung meinerseits.
Zuviel Spiel in den Tastaturen ist aber auch nichts, Z.B. die Tastatur meiner alten Atlantik hat relativ viel Beweglichkeit. Die Taste kann seitlich verkippen und auch seitlich ausweichen. Und obwohl der Tastedruck auch ca 90 bis 95 beträgt habe ich mit der Tastatur ein schwammiges, ungenaues Gefühl in den Fingern. Ich habe hier den Eindruck ich weiß nur ungefähr was die Taste grad macht und kann die Taste nur unsauber und ungenau bedienen.