To twang or not to twang ...

Foxx
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Mal ein kleiner Videovergleich zum Thema "Twang vs. Rufbelt" ... Twang wird ja oft zugeschrieben, er erleichtere die Höhe und entlaste sogar die Stimme. Bis zu einem gewissen Grad kann ich das zwar nachvollziehen, aber für meinen Geschmack wird der Twang in letzter Zeit zum sagenumwobenen Allheilmittel erhoben. Vor allem dass er im Vergleich zum Rufbelt stimmschonender sein soll, würde ich in Zweifel ziehen.

Wir haben ja vor einiger Zeit mal die Darbietungen von "Defying Gravity"/"Frei und schwerelos" von Idina Menzel, vielgepriesene Erstbesetzung am Broadway und Twangkönigin, und Villemijn Verkaik, die niederländische, deutsche und inzwischen sogar Londoner Besetzung der Rolle in "Wicked", verglichen. Shana sprach mir damals aus dem Herzen, als sie Villemijns Beltingtechnik mit wenig/kaum Twang gegenüber der von Idina lobte.

Zur Erinnerung, hier einmal Idina: http://www.youtube.com/watch?v=q3CQhEEP-fU#t=2m48s
Und Villemijn: http://www.youtube.com/watch?v=U0C2AQbKiVE#t=7m25s


Zu meiner Verwunderung und Überraschung hat bei meinem Estillworkshop damals der Kursleiter sogar behauptet, Idinas Gesang sei gesünder, Villemijns stimmbelastender. Nun ja ... da habe ich eine andere Meinung zu. :)


Aktueller Anlass ist aber Idinas Performance bei den diesjährigen Oscars ... da hat sie den Song "Let It Go" aus Disneys Frozen gesungen, ein Stück das laut den Machern des Films auf sie und ihre Range zugeschnitten wurde. Und ehrlich gesagt hat mich ihre Darbietung ziemlich erschreckt, denn abgesehen davon, dass sie das ganze Stück über ständig aus dem Takt war, waren ihre hohen Töne am Ende des Songs ... nun ja, eher gebrüllt als gesungen.

Man siehe hier: http://www.youtube.com/watch?v=m3ff17im8RQ#t=2m15s


Und zum Vergleich hier Willlemjn, die abermals die deutsche und niederländische Version singt: http://www.youtube.com/watch?v=CpFvQ2WErGE


Natürlich kann man hier keinen Kausalzusammenhang unterstellen und mir ist auch bewusst, dass wir hier von extremen Lagen und in jedem Fall beeindruckenden Stimmen reden ... aber trotzdem finde ich das bezüglich der Wunderstellung, die Twang bisweilen genießt, ganz interessant zu sehen, dass er vielleicht doch nicht so wahnsinnig stimmschonend ist und ein "konventioneller" Beltansatz nicht zwangsläufig unterlegen. Was einem klanglich besser gefällt, sei natürlich dahin gestellt. ;)
 
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Du sagst es ja selber schon, aber anhand der kurzen Aufnahmen und zwei exponierter Sängerinnen kann man eigentlich nicht wirklich was dazu sagen, was jetzt stimmschonender ist, oder auch nur was da im Moment überhaupt los war. Vom Mikro angefangen (gerade die zweite "Brüllstelle"), über ein wenig Schleim am falschen Ort, bis hin zu ner leichten Erkältung kann das vieles gewesen sein. Grundsätzliche Überanstrengung, aus dem Moment heraus zuviel Gas gegeben etc.
Der Rest ist Geschmackssache. Die Verkaik klingt für mich auch angenehmer, aber auch nach ordentlich Krafteinsatz.
 
Vom Mikro angefangen (gerade die zweite "Brüllstelle"), über ein wenig Schleim am falschen Ort, bis hin zu ner leichten Erkältung kann das vieles gewesen sein.

Da hast du natürlich recht, wobei Idina leider inzwischen einen gewissen Ruf für enttäuschende Liveauftritte genießt. Insofern ist das wohl kein Problem der Tagesform.
 
Insgesamt klingt die Stimme von Willemjin Verkaik für mich etwas wärmer, kultivierter. Man hört durchaus einen klassischen Background. Idina Menzel brüllt schon ziemlich herum. By the way: wieso muss am Ende von Musicalsongs eigentlich immer so gebrüllt werden?
 
Willlemjn klingt definitiv besser, ich glaube die andere schreit ja schon fast...

Aber mir gefällt das Lied "Let it go" ansich einfach nicht :ugly:
 
Wobei Idina in dem Beispiel gar nicht so twangig ist.
Der letzte hohe Ton kratzt ganz schön bei ihr, aber sowas passiert selbst dem besten Profi mal.
Trotzdem find eich persönlich Willemijn grandios!! Ich liebe die deutsche Version ;-)

https://www.youtube.com/watch?v=y9TWtssHNO0

Twang versus Rufbelt stimmt so für mich nicht. Der Twang macht vor allem in den sehr hohen Lagen für mich Sinn, als "Twang im Kopfstimmraum". Das bewirkt einen metallischeren, moderneren Sound statt in die Weichheit des klassischen Ansatzes gehen zu müssen. Rufbelt würde da schon gar nicht mehr gehen ;-)
Willemijn macht das auch in der deutschen Version. Und zwar ohne daß es quäkig und eng klingt :)
 
Ah, eine sehr lehrreiche Lektion: man kann direkt an Videostellen linken, indem man "=3m57s" anhängt. Den Tipp sollte mal jemand anpinnen, damit man nicht immer das ganze Video durchguggen muß, weil jemand wissen will, wie Chad Kroeger den einen ganz speziellen Huster hinkriegt :rolleyes:.

Ich würde mal sagen, Idina war etwas angeschlagen - sie wirkte ja auch reichlich nervös. Insofern ist diese Performance wohl nicht gerade repräsentativ. Wenn sie live häufig so klingt, ist das vielleicht tatsächlich ein Indiz dafür, daß ihre Technik nicht die schonendste ist - aber eben nur vielleicht...

Vom produktionstechnischen Standpunkt aus betrachtet, wundert es mich nicht, daß Gequäke beliebt ist. Es knallt mehr und läßt sich leichter abmischen. Man kriegt es einfach besser herausgearbeitet als wohlklingenden runden Sound - sowohl live als auch bei Aufnahmen. Live besteht allerdings die Gefahr, daß es zu schrill wird - und allgemein hört man sich schneller dran satt. Aber es drängt sich einfach mehr in den Vordergrund. Drum hört man ja auch ständig die sog. Money Notes anstatt mal tiefere Stimmen erleben zu dürfen, hohes kommt einfach besser raus. Und das dann noch grell zu machen, ist einfach eine Steigerung davon. Warum tumbes rot wenn man auch fluoreszierendes neonpink haben kann? :gutenmorgen:
 
By the way: wieso muss am Ende von Musicalsongs eigentlich immer so gebrüllt werden?

Bell, kennst Du "The Song That Goes Like This"? Das könnte Dir gefallen, ist eine herrliche Persiflage auf diese typischen Musical-Powerballaden. :D

 
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Danke, Foxx, das ist herrlich :)
 
Insgesamt klingt die Stimme von Willemjin Verkaik für mich etwas wärmer, kultivierter. Man hört durchaus einen klassischen Background.
Vielleicht liegt es auch an den Hörgewohnheiten hierzulande, aber ich finde diesen Einschlag klassischer Technik auch bei Musicalsängerinnen wesentlich angenehmer, als die Twangstimmen aus den USA. Es ist ja nicht nur Idina, ich habe generell den Eindruck, dass dort generell ein viel twanglastigerer Gesang gelehrt wird als bei uns.

Wobei Idina in dem Beispiel gar nicht so twangig ist.
Echt, findest Du? Ich finde ihre Stimme hat immer schon so einen "Grundtwang" drin, der mir persönlich nicht wirklich gefällt.

Trotzdem find eich persönlich Willemijn grandios!! Ich liebe die deutsche Version ;-)

https://www.youtube.com/watch?v=y9TWtssHNO0
Ich finde sie auch klasse, sie hat zusätzlich zu ihrer beeindruckenden Stimme auch ein sehr schönes Timbre. :) Leider gefällt mir die deutsche Übersetzung des Songs aber gar nicht, ich finde die sehr hölzern. Habe mich sogar mal an einer eigenen Alternative versucht. ^^

Twang versus Rufbelt stimmt so für mich nicht. Der Twang macht vor allem in den sehr hohen Lagen für mich Sinn, als "Twang im Kopfstimmraum". Das bewirkt einen metallischeren, moderneren Sound statt in die Weichheit des klassischen Ansatzes gehen zu müssen. Rufbelt würde da schon gar nicht mehr gehen ;-)
Das ist klar, sehe ich auch genau so. Das meinte ich aber nicht - ich habe den Eindruck, dass Twang eben in letzter Zeit auch immer häufiger als "Ersatz" zum "normalen" Belting beworben wird.

Ah, eine sehr lehrreiche Lektion: man kann direkt an Videostellen linken, indem man "=3m57s" anhängt.
Genaugenommen brauchst du noch ein # und ein t, also so: #t=3m57s
Und ja, das ist enorm praktisch. :)

Den Tipp sollte mal jemand anpinnen, damit man nicht immer das ganze Video durchguggen muß, weil jemand wissen will, wie Chad Kroeger den einen ganz speziellen Huster hinkriegt :rolleyes:.
Da haben wir nebenan auch gerade einen aktuellen Fall. :D

Vom produktionstechnischen Standpunkt aus betrachtet, wundert es mich nicht, daß Gequäke beliebt ist. Es knallt mehr und läßt sich leichter abmischen. Man kriegt es einfach besser herausgearbeitet als wohlklingenden runden Sound - sowohl live als auch bei Aufnahmen. Live besteht allerdings die Gefahr, daß es zu schrill wird - und allgemein hört man sich schneller dran satt. Aber es drängt sich einfach mehr in den Vordergrund.
Stimmt schon. Ich kenne das von mir selbst, ich hab mir für Gigs mit Rockband in den letzten Jahren tatsächlich auch angewöhnt, mein Timbre ins etwas Hellere und Quäkigere umzufärben, um einfach präsenter zu sein. Bei Akustikgigs singe ich aber lieber mit wärmerem, rundem Klang.
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielleicht liegt es auch an den Hörgewohnheiten hierzulande, aber ich finde diesen Einschlag klassischer Technik auch bei Musicalsängerinnen wesentlich angenehmer, als die Twangstimmen aus den USA. Es ist ja nicht nur Idina, ich habe generell den Eindruck, dass dort generell ein viel twanglastigerer Gesang gelehrt wird als bei uns.

Ich könnte mir vorstellen, daß das daran liegt, daß die Amerikaner auch schon normalerweise so twangig sprechen. Das deutsche ist doch im Vergleich mit dem Amerikanischen schon von vorneherein viel weicher und offener. (Mal von ein paar seltsamen Dialekten abgesehen vielleicht).

Das ist klar, sehe ich auch genau so. Das meinte ich aber nicht - ich habe den Eindruck, dass Twang eben in letzter Zeit auch immer häufiger als "Ersatz" zum "normalen" Belting beworben wird.

Von wem?
 
Ich könnte mir vorstellen, daß das daran liegt, daß die Amerikaner auch schon normalerweise so twangig sprechen. Das deutsche ist doch im Vergleich mit dem Amerikanischen schon von vorneherein viel weicher und offener. (Mal von ein paar seltsamen Dialekten abgesehen vielleicht).
Dem möchte ich widersprechen. Amerikanisch mag - je nach Region - nasal sein(und hat ein paar Laute weniger), ist aber WESENTLICH weicher als gerade Deutsch. Für einen Amerikaner klingt Deutsch oder ein deutscher Akzent brutal hart und zischend(selbst die weicheren Dialekte wie z.B. Bayrisch).
 
Wahrscheinlich meinte Shana, dass im Deutschen die Vokale offener sind. Ansonsten stimmt es, dass es im Deutschen zu einem härteren Konsonanteinsatz kommt als beim Englischen. Von den Sprachen, die ich bisher so gesungen habe, waren mMn Italienisch und Indonesisch die flüssigsten Singsprachen. Viele offene Vokale und insbesondere im Italienischen sind die Wörter schön verbunden, wie aus einem Guss. Aber Eros Ramazotti näselt wohl eher als dass er twangt, oder?
 
Wahrscheinlich meinte Shana, dass im Deutschen die Vokale offener sind.

Das meinte ich genau.
Und es fällt doch ziemlich auf, daß viele Popsänger aus dem englischsprachigen Raum (nicht nur Amerikaner, sondern auch Engländer) extrem leicht und sehr hoch twangen. Songs von Robby Williams z.B. aber auch von vielen anderen bewegen sich hart an der Grenze, selbst für hohe Veranlagungen.

Ich arbeite daran zur Zeit vermehrt durch einen Schüler, der gerade lernt, Twang und Falsett richtig einzusetzen, um z.B. Songs von Robby Williams, Placebo und anderen singen zu können. Der Schüler hat eine sehr hohe Veranlagung und es fällt hm trotzdem nicht immer leicht, die Kleinheit der Vokale im Twang zu finden. Von Natur aus würde er immer belten.

Ich weiß nicht, aber ich vermute, daß das vielen englischsprachigen Männern leichter fällt, weil es für sie gewohnter ist.
 

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