Ich verstehe was Du meinst. Aber irgendwie ist es doch auch kritisch, oder? Wer kann denn von uns heute noch klar definieren, was von Bach geschrieben wurde? Sicher hat er in den meisten seiner Kompositionen eine ganz klare Handschrift. Sollen wir dann an allem zweifeln, was von der "Bach-Norm" abweicht?
Wir waren nicht dabei. Wir wissen nicht, ob er seinen Namen freiwillig hergegeben hat, oder ob es sich um einen Übermittlungsfehler der Geschichte handelt.
Und wenn er seinen Namen freiwillig hergegeben hat wissen wir immer noch nicht warum.
Stell' Dir mal vor, Du müsstest Chorwerke am Fließband produzieren. Vielleicht greift man dann doch auf Hilfe zurück. Und wenn man's tut, ist Ghostwriting verwerflich? Wie viele seiner berühmten Messen sind dann von ihm? Denn ein guter Fälscher besticht vor allem dadurch, dass er besser ist, als das Original, nicht dadurch, dass er komplett anders ist.
Solche Themen haben mich schon immer berührt, auch wenn es darum ging, welches der Bilder eines "alten Meisters" von ihm selbst gemalt wurde und welches *nur* von einem Schüler. Obwohl ich selbst studierter Kunsthistoriker bin und mich durchaus mit Fragen wie Händescheidung befasst habe weiss ich nicht, was ich davon halten soll, wenn man heute ein 400 Jahre altes Werk als "Fälschung" deklariert, obwohl es seit langem hochgeschätzt in einem Museum hängt. Bei Musik ist es doch ähnlich.
Sorry für die Abschweifung. Aber irgendwie hat die Sache einen Nerv getroffen.