Üben & handling von fehlern

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Den artikel hat mir ein freund gerade empfohlen - ist jetzt zwar nicht akkordeon spezifisch aber passt gerade zu meinem gypsy bossa übungsprojekt

Viel Spaß beim langsamer werden...

Ben
 
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Hallo benprofane,
der Titel Deines Fadens ist vielversprechend und macht neugierig. Allerdings solltest Du im Beitrag selbst wenigstens die Bemerkung "nur für perfekt Englisch-Kundige" anfügen. Bei 42 Zustimmungen (bis heute) erkenne ich, daß wenigstens einige Leute "den artikel" nutzen konnten. Aber, die meisten Leute, die es nicht
können, melden sich erst garnicht. Vielleicht aus Scham, oder um nicht noch mehr Zeit durch den Schornstein zu jagen. Sicher werden jetzt einige Wortmeldungen kommen, um zu zeigen, daß man doch selbstverständlich Englisch kann. Uns, die "so Ungebildeten" nützt das aber überhaupt nichts. Ich wünsche mir, sicher auch im Sinne anderer Forums-besucher, daß man in einem deutschen Forum bei der deutschen Sprache bleibt.
VG Chroma
 
Hallo @Chroma,
ich oute mich hier mal als einer der Zustimmenden - und ich bin sehr froh, daß @benprofane den link hier gepostet hat, weil er bei mir tatsächlich dazu geführt hat, daß ich anders übe - oder das zumindest versuche.
Wenn man im Netz auf einen potentiell für andere Musiker interessanten link stößt, den's nur auf Englisch gibt, hat man halt nur die Möglichkeit, den link zu posten - dann nützt's wenigstens denen, die ganz gut Englisch können - oder das eben zu lassen - dann nützt's gar niemandem. Ich finde die erste Variante besser.
Und weil Du so nett gefragt hast, weil Ostern ist und weil wir hier ein sehr nettes Forum sind und versuchen, einander zu helfen :), versuche ich mich mal an einer kurzen Zusammenfassung:

Der verlinkte Artikel berichtet von einer Studie, in der 17 Pianisten eine ihnen unbekannte dreitaktige Passage (aus Schostakowitschs Klavierkonzert Nr. 1) vorgelegt wurde. Diese durften sie so lange üben, wie sie wollten. 24 Stunden später sollten sie sie dann vorspielen, zwischendurch durften sie nicht noch einmal üben. Die Übungssitzungen wurden aufgezeichnet. Nach dem Vorspiel wurde dann geschaut, welche Übestrategien diejenigen gemeinsam hatten, die die Passage am besten fehlerfrei spielen konnten. Dabei kamen folgende Ergebnisse heraus:
  • Die Länge der Übungssitzung (variierte von 8 1/2 Minuten bis knapp einer Stunde) hatte keinen Einfluß auf den Erfolg.
  • Ebenso hatte die Anzahl der Wiederholungen/Übungsdurchläufe keinen Effekt.
  • Auch, wie oft sie die Passage beim Üben fehlerfrei gespielt hatten, hatte keinen Effekt.
Einen Effekt hatten hingegen:
  • Wie oft sie die Passage mit Fehlern gespielt hatten. Je seltener, desto besser der Vortrag.
  • Der Anteil fehlerfreier Durchläufe beim Üben. Je höher der war, desto besser der Vortrag.
Beim Analysieren der Aufzeichnungen der Übungssitzungen wurden dann 8 Strategien gefunden, die die erfolgreichsten Pianisten häufiger angewendet hatten, als die weniger erfolgreichen. Drei davon wurden von allen der drei "Erstplatzierten" angewendet:
  • Der präzise Ort und Grund jedes Fehler wurde identifiziert, gezielt geübt und korrigiert.
  • Das Tempo der Übungsdurchläufe wurde systematisch variiert; Langsamer, um eine schwierige Stelle hinzubekommen, dann wieder schneller (aber nicht zu sehr), um den Erfolg zu testen.
  • Fehlerträchtige Stellen wurden so lange wiederholt, bis der Fehler beseitigt und die Passage stabilisiert war. In weiteren Übungsdurchgängen trat dieser Fehler dann nicht mehr auf.
Die restlichen 5 "erfolgreichen" Punkte waren:
  • Es wurde von Anfang an mit beiden Händen geübt.
  • Es wurde von Anfang an mit "inflection" geübt. Hier bin ich mir nicht ganz sicher, was der Begriff im musikalischen Kontext bedeutet. Leo gibt unter anderem "Tonfall" an - ich nehme an, das heißt, daß von Anfang an auf den musikalischen Ausdruck geachtet wurde (wobei mir ehrlich gesagt schleierhaft ist, wie man anders üben sollte).
  • Das Üben war "thoughtful" also bedacht/aufmerksam. Indizien hierfür waren etwa stille Pausen beim Betrachten der Noten, Singen/Summen, Anbringen von Notizen in den Noten oder das verbale Ausdrücken von Aha-Erlebnissen.
  • Fehler wurden verhindert, in dem die Übung vor einem erwarteten Fehler abgebrochen wurde.
  • Fehler wurden sofort angegangen, wenn sie auftraten.
Insbesondere das präzise und sofortige Angehen von Fehlern versuche ich derzeit in meine Überoutine aufzunehmen - mit gemischtem Erfolg: Ich gehe zwar immer noch über Fehler hinweg, aber jetzt habe ich wenigstens ein schlechtes Gewissen dabei. :D Im Ernst: Ich habe nicht immer die Disziplin, das umzusetzen, da die Versuchung, einfach weiter zu machen, weil ich's im Kopf ja richtig gehört habe, doch oft zu groß ist, aber ich habe das Gefühl, wenn ich mich doch mal am Riemen reiße und Fehler gleich, systematisch und geduldig angehe, bringt das recht schnell was und ich komme meinem Ziel, ein Stück irgendwann sicher fehlerfrei spielen zu können, deutlich schneller nahe, als mit meiner bisherigen undisziplinierten Übeweise.
 
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Wow, Manul!
Sehr schön.

Eine Anregung: wenn du noch kannst, könntest du das Wort 'häufig' und das Wort 'Anteil' fett hervorheben. Das steht unter "Einen Effekt hatten:".

Das wird in der Zusammenfassung nicht sofort klar, dass im einen Fall die absolute Häufigkeit, im anderen der relative Anteil gemeint ist. Im Englischen liest man es sofort; in der Zusammenfassung hab ich mehr als dreimal hinschauen müssen. Geht vielleicht nicht nur mir so. Auf jeden Fall ganz große Klasse, dass du dir hier die Mühe gemacht hast!

Gruß, Schabernakk
 
Gern geschehen! Freut mich, daß mein Beitrag hier auf Resonanz stößt.

Vielen Dank auch für die Anregung, @Schabernakk - ich habe mal die m.E. wesentlichen Punkte fett hervorgehoben. Ist das so besser/deutlicher?
 
Hallo Manul,
schön daß Du dir die Mühe gemacht hast, den Artikel ins Deutsche zu bringen. Dafür meinen aufrichtigen Dank. Entschuldige bitte, wenn ich da auf irgendwelche Schlippse getreten bin - auf keinen Fall wollte ich unhöflich sein. Ein paar deutliche Worte wollte ich aber schon mal sagen. Das muß doch erlaubt sein. Und siehe, man hat mich ja auch verstanden.
Nun zu dem Artikel selbst: klar ist, daß beim Üben das Umfeld stimmen muss. Übe-platz, Ruhe, Konzentration und dergleichen. Klar ist auch daß, schwierige Stellen
öfter geübt werden sollen, und langsam. Nicht das ganze Stück nochmal spielen. Was mir nicht klar ist, daß die Anzahl der Wiederholungen keine Rolle gespielt haben sollen. Man wiederholt doch in der Regel so oft bis die Stelle fehlerfrei ist. Ob die Probanden alle auf dem gleichen Leistungsstand waren, wird auch nicht erwähnt - wenn ja, dann ist die Auffassungsgabe jedes Einzelnen doch unterschiedlich. Ok, das ist jetzt aber auch nur Theorie. Die Praxis muß dann noch erprobt werden, und das werde ich auch tun. Mich freut es, daß Du nach so kurzer Zeit - der Faden ist doch erst vor 2 Wochen erstellt - schon Erfolg damit hast.
Na, jedenfalls nochmal vielen Dank und ein frohes Rest-Ostern.
VG Chroma
 
Hallo Chroma,

ich verstehe Deine Einwände, aber ich finde es völlig in Ordnung, wenn evtl. fremdsprachliche Artikel verklinkt werden (wie schon von Manul gesagt: besser als nichts).
Jeder von uns hat einen anderen sprachlichen Werdegang, keiner wird für Lücken in irgendeiner einer Fremdsprache gerügt - und man hat in einem Board wie diesem immer die Möglichkeit, nachzufragen! Das gilt bei musikalischen genauso wie bei technischen oder sprachlichen Dingen. :)
Das Nachfragen hat ja auch funktioniert und Manul hat eine sehr schöne Zusammenfassung des Artikels geschrieben. :great:


Was mir nicht klar ist, daß die Anzahl der Wiederholungen keine Rolle gespielt haben sollen. Man wiederholt doch in der Regel so oft bis die Stelle fehlerfrei ist.

Ja, das klingt erstaunlich! Aber es geht eigentlich um das Verhältnis von guten zu fehlerhaften Versuchen. Wenn Du eine Passage zwar eine Million mal übst, davon aber 999.000 mal falsch spielst, dann helfen die 1.000 gelungenen Versuche auch nicht viel.
Dann lieber "nur" 100 mal so konzentriert üben, so daß Du Dich nur 10 mal verspielst - ist das besser für den Übeerfolg.
Es kommt also nicht so sehr auf die Quantität, sondern auf die Qualität an: Man übt ja auch Fehler mit ein, wenn man sie häufig wiederholt. Deshalb ja auch der (durchaus nicht neue) Ratschlag, beim Üben lieber langsam und gut als schnell und schlecht zu spielen.

Natürlich muß man auch Wiederholen, um Sicherheit zu bekommen, das will der Artikel nicht in Abrede stellen. Nur eben "mit Sinn und Verstand".


Ob die Probanden alle auf dem gleichen Leistungsstand waren, wird auch nicht erwähnt

Na ja, es wird immerhin erwähnt, die 17 Versuchskaninchen (frohen Ostern übrigens!) seien alles Studenten mit Klavier oder Klavierpädagogik im Hauptfach. Da gibt es natürlich auch solche und solche...
Interessieren würde mich auch die genaue Passage (welche drei Takte waren es denn nun eigentlich?)...

Viele Grüße und erfolgreiches Üben
Torsten
 
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@Chroma:
Keine Angst, auf den Schlips getreten bist Du mir nicht (ich trage sowas grundsätzlich nicht ;)) und gegen deutliche Worte habe ich auch nix. Ich hab halt nur genauso deutlich geschrieben, daß und warum ich anderer Meinung bin.

Zum Inhaltlichen:

klar ist, daß [...]

Ich denke, der Sinn solcher Studien ist eben u.a., die Dinge, die allen sowieso "klar" sind mal empirisch zu überprüfen - das kann einfach nur Altbekanntes bestätigen, kann aber auch zu erstaunlichen neuen Erkenntnissen führen. Ich hätte zum Beispiel auch gedacht, daß die absolute Anzahl der Übungsdurchgänge einen Einfluß hat...

Vielen Dank auch an @Be-3 fürs Ergänzen, die Qualifikation der Probanden war mir tatsächlich durch die Finger gerutscht. Laut Originalstudie waren das übrigens "graduate and advanced-undergraduate piano majors", also durchweg fortgeschrittene Musikstudenten mit Klavier (oder Klavierpädagogik) als Hauptfach.
 
Bedenklich halte ich die Strategie, "von Anfang an mit beiden Händen" zu üben. Das mag für das Klavier gelten, da wohl aber auch nur mit Einschränkung hinsichtlich des geübten Stückes. Ansonsten und speziell beim Akkordeon halte ich das für falsch. Oder hat jemand tatsächlich andere Erfahrungen?
 
Bedenklich halte ich die Strategie, "von Anfang an mit beiden Händen" zu üben.

Mein Lehrer fordert mich sogar immer wieder ausdrücklich auf beide Seiten getrennt zu üben und zwar so lange, bis jede Seite für sich sitzt. Zwar immer wieder auch zusammen, um die Vorstellung nicht zu verlieren, auf was es insgesamt rauslaufen soll.

Aber durch das getrennte Üben soll jede Seite - linke Hand und rechte Hand die volle Aufmerksamkeit erhalten, so dass man für jede Seite die optimale Ausführung erarbeiten kann. Das gilt speziell, wenn auch auf der linken Seite etwas mehr als 0815 Begleitautomatik läuft. Grad beim Akkordeon hört man oft, dass die linke Hand völlig fantasielos ohne jede Betonung oder Forcierung gespielt wird. Frei nach dem Motto: " schaun wer, dass die Melodie läuft und das bissl Begleitung, läuft doch von selbst. "

Aber die Belgeitung kann sehr wohl und sehr gut auf das Melodiespiel der rechten Hand abgestimmt werden, so dass das ganze Stück insgesamt deutlich besser klingt. Eine gute Belgeitung ist weit mehr als nur Rhytmusgerät. Im Idealfall ergeben linke Hand und rechte Hand zusammen zwei unabhängige Stimmen, die sich perfekt ergänzen. Aber um dies zu erreichen, muss man auch mal das Augenmerk ganz auf die linke Seite legen und auch genau zuhören, was klingt da grad, wie klingt das und wie möchte ich dass das klingen sollte.

Gruß, maxito
 
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Passagen an denen ich motorische Schwierigkeiten habe (und nur diese Passagen) übe ich mit unterschiedlichen Tempi und einzeln, bis die Schwierigkeiten überwunden sind. Ansonsten immer mit beiden Händen aber langsam und jeden Finger bewußt setzend. Das gilt für Klavier, Orgel und Akkordeon.

Gruß
Reini2
 
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Oder hat jemand tatsächlich andere Erfahrungen?

Ja, ich halte es auch wie reini2. Wenn ich Melodie und Bass getrennt übe, dann wirklich nur an sehr, sehr kniffligen Stellen. Zusammen deshalb,
wiel ich einzeln geübt nochmals von vorne anfangen muss. Ich brauche den Gesamtklang zum abspeichern im Gehirn, die einzelnen Seiten nützen mir garnichts.
Aber das wird natürlich sehr individuell sein, auch ist es sicher wichtig, was man gewohnt ist...
 
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Bedenklich halte ich die Strategie, "von Anfang an mit beiden Händen" zu üben.

Mein Lehrer fordert mich sogar immer wieder ausdrücklich auf beide Seiten getrennt zu üben und zwar so lange, bis jede Seite für sich sitzt.

Ich denke eigentlich auch, daß es beser ist, links und rechts einzeln zu üben, bis es jeweils "sitzt". In der Praxis bin ich dafür zu ungeduldig, weil ich möglichst bald hören möchte, wie es sich "insgesamt" anhört, auch um entscheiden zu können, ob ich dranbleibe.

Dann merke ich aber immer wieder, daß ich mit meinem "ungeduldigen Üben", immer wieder die gleichen Fehler mache. Erst wenn ich mir fehlerhafte Passagen genauer anschaue und eben langsam "einzeln" übe, merke ich eine Verbesserung.
Zur Zeit übe ich 23 Stücke parallel, daß ist wahrscheinlich auch nicht so förderlich.

Das meiner Meinung nach Wichtigste ist, so langsam zu Üben, bis kein Fehler mehr auftritt. Insofern bin ich bei Dir , Ben, danke für den Artikel! Und besondern Dank an Manul fürs Übersetzen, ich kann zwar englisch, aber das ist etwas "eingerostet".
 
Also die Studie hat doch ergeben, daß es vorteilhafter ist von Anfang an mit beiden Händen zu üben. Aber langsam. Vorteilhafter deshalb, weil man dadurch insgesamt aber doch Zeit spart. Sicherlich gibt es auch hier mehrere Wege die nach Rom führen. Die Frage ist doch nur, wann kommt man an - wie lange braucht man um ans Ziel zu kommen. Einer so, der andere eben anders.
VG Chroma
 
Auch von mir nochmal einen Dank an Manul für die Mühe!

Durch diese Aussage:
Wenige Wiederholungen langsam und fehlerfrei zu spielen bringt mehr als viele mit Fehlern wird der öfter zitierte Spruch bestätigt: "...wer langsam übt, übt schnell...".

Die Erfahrung habe ich ja auch selbst gemacht, ohne das wörtlich zu wissen:
Zeitlupe ist wichtig für das klangliche Begreifen der Tonfolge und die (meist unterentwickelten) motorischen Fähigkeiten der Finger.
Wie oft fragt man sich am Ende eines Stückes: wieso habe ich vorher geglaubt, daß das nicht geht?
Zum Beispiel einen Ton zu halten und mit den anderen Fingern weiterzuspielen - das ist sicher zum Anfang vielen so gegangen, daß man da verkrampft oder ungewollte Bewegungen macht.

Das gleichzeitige Üben beider Hände am Klavier halte ich persönlich auch grundsätzlich für ein bissl was anderes als das gleichzeitige Üben beider Seiten am Akkordeon.
Möglicherweise aber nur, weil ich kein Klavier spiele...da also ahnungslos bin!
Es ist ein tolles Instrument: ich würde es auch gerne spielen können - hatte aber immer Angst vor der überforderten linken Hand...

Ich MUSS am Akkordeon unbedingt getrennt üben, um wenigstens auf einer Seite die Sicherheit zu haben, es mit der anderen zu versuchen.
Dabei hilft es mir, erst die Melodie rechts zu spielen, also auch summen / singen zu können.
Denn wenn ich dann mit dem Bass beginne und dazu summe, kriege ich erst das richtige Gefühl dafür, an welcher Stelle der Wechsel erfolgt und wie es dann zum Schluß klingen soll.
Und das klappt sogar (oder vielleicht erst recht?) mit Begleitungen, die etwas vom 0-8-15-Schema abweichen.

Die Beguine-Begleitung vom Golden October, die 7/8-Begleitung der Poltonka oder nur zeitweise abweichende Takte in anderen Stücken aus den Haas-Heften hätte ich ohne dieses Splitting nicht hinbekommen.

Es ist doch erstaunlich, daß es bei manchen genau andersrum ist!
Das zeigt doch nicht nur die riesengroßen individuellen Unterschiede, sondern auch die Prägung durch Unterricht und Lehrer.
Und es beweist mal wieder, daß man NIE ein Schema über ALLES stülpen kann - abgesehen von einigen logischen Grundsätzen, die sicher für alle gelten.

Früher habe ich mich dafür geschämt, das Spielen in Zeitlupe zu brauchen und wollte u.a. deswegen auch alleine lernen.
Ich bin total erleichtert, daß Langsamkeit offiziell okay ist!
Habe das ja auch schon selbst als Tip gegeben und gehofft, daß keiner weiß, WIE langsam MEINE Zeitlupe ist... :rolleyes1:
Aber ganz offensichtlich bin ich ja schon etwas voran gekommen und da war mir auch klar, daß es nicht falsch sein kann.

Und ich nehme jetzt von diesem Artikel mit, daß ich meine Ungeduld noch zügeln muß, die Phrasen doch recht schnell schneller zu machen - sie lieber noch öfter langsam zu spielen und immer nur wenig zu steigern im Tempo (um die Prozente der Fehler zu senken).
Ich muß ja noch über die Hürde rüber, es MIT Hinschauen zu lernen und später OHNE Hinschauen zu spielen.

Lernt ihr eigentlich gleich OHNE AUGEN?
Beherrscht ihr eure Instrumente so gut, daß ihr gar nicht schauen müsst?
Dann habt ihr meine Bewunderung!!!

Andererseits hat die JEDER, der was auf einem Instrument spielt und mit seinen Klängen die Zuhörer berührt - eigentlich völlig egal, WIE er das gelernt hat: Hauptsache, ER HAT!
:)
Lieben Gruß von Karin

 
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Ich MUSS am Akkordeon unbedingt getrennt üben, um wenigstens auf einer Seite die Sicherheit zu haben, es mit der anderen zu versuchen.

Hallo Karin,

das ist eben genau der Tenor meiner beiden Lehrer:

Du musst für jede Hand wissen, was die tun soll und weil ein Akkordeon zwei Seiten hat muss jede Hand wissen, was und vor allem wie sie zu spielen hat, bevor man das wieder zusammenmixt. Immer vom Leichten zum Schweren. Zuerst jede Seite für sich, dann zusammenn . Zuerst langsam, und dann erst schnell.

Es ist doch erstaunlich, daß es bei manchen genau andersrum ist!

Das ist vielleicht auch ein bissl die Frage, was für ein Stück man hat. Ich übe grad Klassik mit Melodiebass - da hab ich tatsächlich links und rechts zwei Melodielinien. Aber es gibt auch Stücke, wo die linke Hand nicht einfach einen Rhytmus mit verschiedenen Griff-Folgen spielt, sondern auch Einwürfe hat, die genau auf einen bestimmten Ton der Diskantseite zugedacht sind - da bringt das getrennte Üben wirklich nix. Das geht dann nur zusammen.

-> Also nichts dogmatisch betrachten! Flexibel bleiben und schauen, was passt denn grad besser!

Ich bin total erleichtert, daß Langsamkeit offiziell okay ist!

Auch wenn man das Stück extrem langsam spielt kann man damit Musik machen - man muss es nur wollen und nicht einfach stupide runterspulen, nur weil man es jetzt langsamer spielt. Wer sagt denn, dass man überhaupt das Originaltempo schafft? Da macht es schon eher Sinn auch im langsamen Spielen schon eine schöne Melodieführung zu versuchen.

Beherrscht ihr eure Instrumente so gut, daß ihr gar nicht schauen müsst?

..."Losprust"...ohne gucken, ich bin doch nicht wahnsinnig! Da würd ich ja gar nix mehr treffen!

...Freilich schau ich immer wieder mal, wo ich denn grad stecke und wo s hingeht. Aber es ist schon so, dass ich weite Passagen spiele, ohne zu schauen - beim Bass gehts ja gar nicht anders. Und ich versuche mir Hilfsbrücken zu bauen, um im Blindflug einen Anhaltspunkt zu haben. Es geht dann wenn man entsprechend Übung hat schon aus dem griffmotorischen Gedächtnis heraus, dass man auch Sprünge blind trifft, aber dafür brauchts seeeeehhhhrr viel Übung.

Ziel sollte sein, dass man größere Passagen ohne nachzuschauen spielen kann, denn jedes nachschauen, stört das Gehirn beim Umsetzen des Stücks und man hört es dem Stück dann auch an, wenn zu viel geschaut wird.

-> einfach weiter üben - so wie du das bisher machst find ich, ist das absolut ok und richtig. Der Rest kommt mit der Zeit und der Übung.

Gruß, maxito
 
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Lernt ihr eigentlich gleich OHNE AUGEN?
Beherrscht ihr eure Instrumente so gut, daß ihr gar nicht schauen müsst?
da ich mir den Hals verrenken muss, nur um die Registerdrücker sehen zu können, geschweige denn die Tastatur (oder gar den Bass ;-) ), geht es bei mir nicht anders als blind (größtenteils auch das Registerschalten). Mein früherer Lehrer (der letzte auf Taste) meinte bei großen Sprüngen oder so ab und zu "dann guck halt, wenn du blind nicht triffst ... ach so, geht bei dir ja nicht ..."
Auf Knopfi würde ich zwar aufs Griffbrett sehen, aber das nützt nichts, weil alle Knöpfe weiß sind und die Markierungen (ich habe die Cs und Fs markiert; C-Griff) lassen sich besser fühlen als sehen. Ohne die Markierungen wäre ich allerdings aufgeschmissen; das wäre dann, wie wenn man auf Taste alle schwarzen Tasten entfernen würde (weil man ja eh nur C-Dur spielt und sie nicht braucht). Sprich: auf Taste orientiere ich mich an der Geometrie der schwarzen Tasten, auf Knopf an den Markierungen.
Und bevor Du jetzt vor Bewunderung im Erdboden versinkst: ich habe Dir auf Taste nur ungefähr 40 Jahre Erfahrung voraus ...
 
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Lernt ihr eigentlich gleich OHNE AUGEN?
Beherrscht ihr eure Instrumente so gut, daß ihr gar nicht schauen müsst?

Hallo Karin,

mein Lehrer hat mir erklärt, Schauen ist ein absolutes Dont. Links gehts sowieso nicht, wie schon maxito schrieb. Rechts soll man den Kopf hochnehmen, je weiter unten (dh. Richtung Knie) der zu greifende Ton liegt desto höher.

Beim blinden Greifen muss man meiner Erfahrung nach auf mehrere Dinge achten, die ich teilweise auch bei großen Könnern beobachten konnte.

1. Orientierung ist stets die letzte gespielte Taste - Referenztaste. Den letzten dort befindlichen Finger stets als Orientierung für den nächsten Ton einsetzten. Dieser Finger bleibt auch nach dem gespielten Ton stumm auf der Referenztaste liegen.

2. Jeder Folge-Ton, der von der Referenztaste aus gesehen innerhalb der Reichweite der Hand liegt, kann jetzt gegriffen werden, ohne dass die Referenztaste mit dem dort stumm befindlichen Finger verlassen werden muss. Eventuell muss man den Fingersatz so einrichten, dass der stumme Finger genügend Spreizung der Hand zum Folgeton zulässt.

Beispiel: Wenn der Referenzton a ist, der Folgeton g', dann geht das schlecht, wenn auf dem a der 3. Finger liegt. Also muss man den Fingersatz so einrichten, dass auf dem a der 2. oder der 1. Finger liegt, damit man mit dem 4. oder 5. das g' erreichen kann.

Auf diese Weise kann man "Sprünge" von einer Oktave oder, je nach Größe der Hand, auch mehr sicher bewältigen. Allerdings ist hier Übung nötig, dass man die verschiedenen Distanzen (Terz, Quart, Quint, usw.) sicher in die Finger bekommt. Die jeweiligen Intervalle lassen sich aber mit einfachen Übungen, die man sich leicht selber ausdenken kann, gezielt festigen.

Beispiel für eine solche Übung: c'-f'-d'-g'-e'-a'-f'-h'- .... gebunden spielen mit verschiedenen Fingersätzen 1-3-1-3-..., 1-4-1-4-..., 2-4-2-4-..., 2-5-2-5-... . Abwärts c'''-g''-h''-f''- ... entsprechend, ebenso für andere Intervalle.

2. Manchmal bekommt man den passenden Finger auf die Referenztaste, indem man dort einen stummen Fingerwechsel macht. Das kann bei einem kurzen Referenzton auch danach in nicht gedrücktem Zustand erfolgen. Maxime bei dem Bisherigen ist, das "Sprung"-Intervall sicher von der Referenztaste aus greifen.

Was tun, wenn ein echter Sprung nötig ist, weil die Spreizung der Hand nicht ausreicht? Was jetzt kommt, geht nur bei Tasteninstrumenten, mit Knöpfen rechts kenne ich mich nicht aus.

3. Die Hand orientiert sich an den schwarzen Tasten (Halbtontasten), selbstverständlich ohne diese zu drücken. Durch die 2-3-Gruppierung der Halbtontasten kommt die Hand in eine wohldefinierte Lage, und so kann man den Folgeton sicher ertasten. Eine sehr leichte Übung für dieses Vorgehen ist, am Anfang eines Stückes nicht auf die Tasten zu schauen, sondern den Anfangston zu ertasten. Am Anfang hat man ja beliebig viel Zeit. Mit der Zeit klappt das dann auch an Stellen innerhalb eines Stückes.

Zugegeben, man sollte bzw. muss diese Dinge bewusst üben, wenn es nicht von alleine kommt. Und, was ich bei mir selbst beobachtet habe, man muss konzentriert sein. Wenn man die Konzentration aufgibt, schwups, hat man sich vergriffen.

Gibts eigentlich auch Zielspringen bei der Leichtathletik? Etwa, wer springt am genauesten 5,32m ? Wie auch immer, viel Spaß beim Springen am, mit und ohne Akkordeon ;-) .

morino47
 
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