Üben mit Pedal schlecht?

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Hey Leute,
ich habe mal wo gelesen das man beim üben kein Pedal einsetzen soll bis man das Stück gut beherrscht und erst dann das Pedal hinzufügen.

Ich erarbeite gerade einige Stücke die viel Pedal erfordern und übe sie auch in langsamen Tempo immer mir Pedal, weil es dann einfach besser uns authentischet Klingt.

Frag mich nun aber ob das schlecht ist?

Was sind Eure Meinungen dazu bzw. wo liegt die Problematik begraben?

THX!
 
Eigenschaft
 
Wenn man gleich von Anfang an mit [viel] Pedal übt, neigt man (zunmindest ich) dazu, die Noten, die das Legato-Spiel erfordern, eher schlampig zu binden. Wenn dann eine Stelle kommt, die aufgrund der Noten etwas weniger Pedal erfordert weil der Klang ansonsten zu matschig wird, reißen die schlampig gespielten Legato-Noten ab ....

Also macht es schon durchaus Sinn, am Anfang auf die Benutzung des Pedals zu verzichten. Aber mit Pedal klingt es natürlich immer phetter.... ;)
 
Grundsätzlich versuche ich, wenn es möglich ist auch bei Pedalangabe mit den Fingern zu binden, und diese Stellen auch ohne Pedal zu üben. Manchmal ist das natürlich wegen den Notenabständen nicht möglich, wenn ich dann ohne Pedal üben würde fühlen sich die Töne für mich so aus dem Kontext des Gesamtwerkes gerissen, deshalb übe ich solche Stellen überwiegend mit Pedal. Ich denke auch es kommt drauf an wie sehr man den Klang mit dem Pedal formt, falls das Pedal essenziell zum Klang des Stücks gehört und nicht nur benutzt wird damit es besser klingt würde ich beim ersten üben nicht unbedingt drauf verzichten... Aber ich denke mal man muss schon sehr drauf achten nicht damit anzufangen unsauber zu spielen.

Ansonsten gibts das Problem auch gegenteilig, ich habe die ersten 2 Jahre das Pedal nicht benutzt und habe den richtigen Gebrauch erst später gelernt.
 
Um auf die Anfangsfrage zu antworten: Nein. Zumindest kann man das nicht pauschal so sagen.

Letztendlich übt man dann am effektivsten, wenn es einem Freude macht und man merkt, dass es immer besser klingt. Und zum Letzteren gehört bei manchen Stellen bzw. Stücken das Pedal einfach dazu. Natürlich macht es im Interesse der Genauigkeit und der Spielkultur Sinn, das Pedal hin und wieder wegzulassen und genau auf die einzelnen Töne zu hören (die bei Pedalgebrauch eher verschmelzen), aber ein Stück, das vom Charakter und Arrangement her zwingend Pedal erfordert, um richtig zu klingen, wochenlang erst einmal ohne Pedal zu üben macht meines Erachtens weder musikalisch (weil es einfach wie Bauhaus klingt) noch physiologisch (weil man die Koordination mit den Füßen nicht übt) Sinn.

Kurz: In der Vielfalt der Übmethoden liegt die Würze. Also sowohl mit als auch ohne Pedal üben, je nachdem, was man in dem Moment bearbeiten bzw. erreichen will.
 
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... die Koordination mit den Füßen ...
Das ist ein ganz wichtiger Punkt!

Auch zum korrekten Pedalspiel gehört eine sehr saubere Fingertechnik. Nur muss die so mit den Füßen koordiniert werden, dass die richtigen Töne zusammen klingen. Um das zu erreichen, übt man in einem so langsamen Tempo, dass 1. jeder Anschlag deutlich zu hören ist und 2. zu hören ist, ob das Treten und Loslassen des Pedals im richtigen Moment erfolgt.

... wenn es möglich ist auch bei Pedalangabe mit den Fingern zu binden ...
Ich mache genau das Gegenteil, übe also bei Pedalangabe ganz bewusst "non legato", obwohl ich beim Orgelspiel sehr viel bindendes Legatospiel geübt habe und zu einem "kriechenden" Fingersatz neige. Das perlende non legato Spiel lässt die Hände ganz anders über die Tasten "fliegen" und man kann ganz anders akzentuieren als beim "kriechenden" Legatospiel. Beim Pedalspiel finde ich es ganz wichtig, dass die Töne sauber perlen und eine gegebenenfalls in den gebrochenen Akkorden enthaltene/versteckte Melodie hörbar wird.
Der häufig kritisierte Klangmatsch entsteht, wenn die Koordination mit den Füßen nicht stimmt und dadurch die falschen Töne zusammenklingen oder das Pedal viel zu lange durchgehend gehalten wird, bzw. der Fuß nicht hoch genug gehoben wird und dadurch die Dämpfer die Schwingung der Saiten nicht ausreichend stoppen. Zum Üben eines guten Pedalspiels gehört also auch, dass das Stoppen der Saitenschwingung kontrolliert wird. Ein weiterer Aspekt ist eine zum Pedalspiel passende Entwicklung der Artikulation bzw. Anschlagstärke. Dabei erarbeitet man, welche Töne sich aus dem Gesamtklang herausheben sollen und welche leise im Hintergrund mitklingen.

Viel Erfolg
Lisa
 
Auch zum korrekten Pedalspiel gehört eine sehr saubere Fingertechnik. Nur muss die so mit den Füßen koordiniert werden, dass die richtigen Töne zusammen klingen. Um das zu erreichen, übt man in einem so langsamen Tempo, dass 1. jeder Anschlag deutlich zu hören ist und 2. zu hören ist, ob das Treten und Loslassen des Pedals im richtigen Moment erfolgt.
Ja, das ist gar nicht so einfach ... :redface:
Ich neige auch eher dazu, Klangmatsch zu akzeptieren, weil es mir so schwer fällt, das richtig zu üben ...
 
sehr komplexes Thema. Kommt auf das Stück an, auf den Moment.....
Es gibt Stücke, bei denen der Pedaleinsatz ein wesentliches Gestaltungsmerkmal ist und deshalb von Anfang an mitgedacht und geübt werden kann. So wie zum Beispiel das Halbpedal bei dem Rachmaninov-Prelude in Cis-moll op. 3.
Ich spiele aber auch Mozart oder Bach mit Pedal. Da macht es aber Sinn, das Pedal wie eine klangliche Zugabe zu verstehen und einzusetzen - und nicht als Legatoersatz.

Ich würde aber nicht linear vorgehen. Also ein "zuerst ohne Pedal, dann mit" geht genauso wie "zuerst mit, dann ohne".
Auch den Rachmaninov übe ich in den Oktavgängen der rechten Hand immer mit einem Legatofingersatz ohne Pedal. Und ergänze das Pedal später. Dagegen spiele ich die fetten Oktavbässe gleich mit Pedal.

Bei meinen Schülern sehe ich immer wieder, dass sie, sobald das Pedal einsetzt die Finger von den Tasten nehmen - und somit die Verbindung zum Klavier verlieren. Sie fangen an über die Tasten zu huschen. Das führt nicht nur zu einer verhuschten Interpretation. Das ganze Spiel ist dann sehr zerbrechlich und bricht bei einer kleinen Irritation (besonders gefährlich bei Auftritten) wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
 
Danke für die zahlreichen und ausführlichen Antworten.

Vor allem McCoy. Super die PDFs. THX!!!
 

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