Umstieg von Rythmus- auf Solo-Gitarre

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Burkie
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Hallo,

ich spiele sonst immer nur Rythmus-Gitarre, also Strumming oder auch mal Fingerpicking, aber immer nur Akkorde.
Ich möchte mich gerne richtung Solo weiterbilden.
Also erst mal kleine Melodien mit einzelnen Noten spielen.

Wie ist da die richtige Denke?
Habt Ihr für die verschiedenen Tonarten jeweils die Tonleitern in den verschiedenen Lagen im Kopf?
Oder wisst Ihr auswendig, welcher Ton jeweils auf welchem Bund und Saite liegt?
Wie geht man da zu Beginn richtig vor, um ein richtiges System und Routine zu bekommen?
Übt Ihr Tonleitern rauf und runter?

Grüße
 
Eigenschaft
 
Suche mal nach "Pentatonik", dann hast Du erstmal genug zu tun und bekommst eine Idee, wie Solo spielen aufegbaut sein kann.
 
...ich spiele sonst immer nur Rythmus-Gitarre, also Strumming oder auch mal Fingerpicking, aber immer nur Akkorde.
Ich möchte mich gerne richtung Solo weiterbilden.
Also erst mal kleine Melodien mit einzelnen Noten spielen.

Wie ist da die richtige Denke?

Ich weiß zwar nicht, was man da für eine "richtige Denke" braucht bzw. was du damit meinst, aber fang doch einfach genau damit an: Kleine Melodien mit einzelnen Noten zu spielen... Such ein paar einfach Stücke raus... bspw. ein paar Blues-Nummern und lerne, die Melodie zu spielen.

Habt Ihr für die verschiedenen Tonarten jeweils die Tonleitern in den verschiedenen Lagen im Kopf?
Oder wisst Ihr auswendig, welcher Ton jeweils auf welchem Bund und Saite liegt?
...
Übt Ihr Tonleitern rauf und runter?

Die ersteren Punkte beherrschen die gut ausgebildeten Gitarristen. Letzeres tuen fast alle Gitarristen...

...Wie geht man da zu Beginn richtig vor, um ein richtiges System und Routine zu bekommen?...

Das ist die Schwierigkeit ;) "Pentatonik" ist als Stichwort bereits gefallen. Grundlagen der Harmonielehre (oder auch Noten lesen) helfen auch bei dem Prozess. Viel üben... bspw. anhand einfacher Melodien und einfachen Abwandlungen der Melodien (da geht das Solospiel dann in Richtung Improvisation), die man "erfindet"...

Ich würde empfehlen einfach anzufangen... Hast du einen (einfachen) Song, den ihr spielt? Dann lerne die Melodie zu spielen. Weißt du in welcher Tonart der Song ist? Dann versuche mal die dazu passende Tonleiter (bzw. Pentatonik) zu lernen und dazu zu spielen. Viel geschieht dann auch über "Versuch und Irrtum", d. h. du wirst hören, welche Töne an welcher Stelle besser passen als andere und mit dem theoretischen Hintergrund dazu, weißt du auch warum, bzw. lernst es... ;)
 
Da gits einiges was sich zu lernen lohnt:

- von einigen Bünden auswendig können welcher Ton es ist, müssen aber nicht komplett alle sein imho, da du ja aus den bekannten schnell ableiten kannst was wo anders liegt. Z.b a la zwei Saiten hoch, zwei Bünde hoch und du bist wieder beim gleichen Ton allerdings eine Oktave höher (Ausnahme: wenn die H-Saite beteiligt ist funktioniert es etwas anders). Was du aber auswendig können solltest sind alle Töne auf der tiefen E Saite, alle Töne die erklingen wenn man die Saiten offen anschlägt und noch so ein paar Töne. Oft lässt sichs einfach merken wenn du dir sagt ok ich hab jetzt z.B. nen C Akkord, der tiefste Ton davon ist also ein C (gilt meistens) und der ist im 3. Bund der A Saite, also ist das ein C

- wie sieht eine Dur/Moll/Pentatonik Tonleiter aus (eine Oktave), lern für jedes davon auch wenigstens ein Griffmuster das über alle Saiten geht (da liegt dann die Tonleiter gleich mehrfach drin)

- welche Akkorde passen zusammen und zu welcher Tonart:
Bsp.: C-Dur Tonart mit den passenden Akkorden:
C-Dur Dm Em F-Dur G-Dur Am Hvermindert

Bsp.: G- Dur
G-Dur Am Hm C-Dur D-Dur Em F#vermindert
(wenn du beidest vergleichst sieht du dass es da ein Muster gibt - dur, moll, moll, dur, dur, moll, vermindert - mehr dazu hierhttp://de.wikipedia.org/wiki/Kadenz_%28Harmonielehre%29#Funktionaler_Hintergrund)

- wie finde ich heraus welche Tonart vorliegt
- welche Tonart hat welche Vorzeichen (Prinzip verstehen, Merksprüche, Quintenzirkel, große Auswenidglernerei bringt weniger)

- viel üben, ausprobieren, neben Liedern herspielen, dadurch bekommt man ein bisschen Gehör und Gefühl, und muss weniger bis fast gar nicht mehr überlegen mit der Zeit

Zur Denke: Ich denke im Gegensatz zu anderen Musikern gehen Gitarristen zunächst oft so vor, dass man sich vorher bewusst macht in welcher Tonart man spielt, das sagt einem dann wie man gelernte Griffmuster auf den Griffbrett platzieren kann, und die sagen einem dann welche Töne (welche Bünde) in der Tonart liegen.
Du wirst zunächst mal nicht so vorgehen, dass du dir beim spielen denkst in Bund x ist die Note y und da die Tonart drei Kreuze hat muss ich da jetzt in Bund x+1 greifen.
Das geht besser wenn man Griffmuster verinnerlicht hat und weiß, da und da könnte ich jetzt greifen, vor allem geht viel dann auch übers Gehör und mit der Zeit kriegt man ein Gefühl dafür.

Hier gibts nen sehr guten Thread zu Improvisation und Theorie: https://www.musiker-board.de/griff-...chmelzen-tonleitern-auf-basis-pentatonik.html

Das alles kann man natürlich nicht alles auf einmal in einem Rutsch lernen, das braucht seine Zeit also lern einfach Stück für Stück und mach dir keinen Stress.
 
Ich habe mit «Blues Guitar Secrets» angefangen und würde es wohl wieder so machen. Eventuell gibt es inzwischen schon bessere Schulen, aber das Prinzip bleibt gleich. Es gibt ja vom selben Autor noch das «Rock Guitar Secrets», aber ich würde trotzdem mit Blues-Licks anfangen, ich sehe die als Basis für praktisch alles. ;)
 
Habt Ihr für die verschiedenen Tonarten jeweils die Tonleitern in den verschiedenen Lagen im Kopf?
Oder wisst Ihr auswendig, welcher Ton jeweils auf welchem Bund und Saite liegt?
(...)

Die Tatsache, dass (fast) jeder Ton mehrfach auf der Gitarre vorkommt und an verschiedenen Stellen des Griffbretts zu finden ist, lässt sich gleichermaßen als "Segen" und als "Fluch" betrachten. ;) Einerseits wird das Instrument dadurch ein wenig unübersichtlich, doch andererseits entstehen dadurch mehr Ausdrucksmöglichkeiten und die diversen Fingersätze können als Inspirationsquelle dienen.

Ein Pianist, der nicht weiss, was für ein Ton aus seinem Instrument kommt, wenn er eine bestimmte Taste drückt, oder ein Bläser, der auf Verdacht irgendeinen Ton produziert, ohne ihn benennen zu können, scheinen undenkbar. Doch bei Gitarristen habe ich genau diesen Fall viel häufiger erlebt, als dass die Jungs genau gewusst hätten, was sie da tun. ;)

Idealerweise würde ein Gitarrist jeden Ton auf jeder Saite und in jedem Bund ohne langes Nachdenken benennen können, er hätte für alle 12 Tonarten die passenden 5 klassischen und 7 "modernen" (3NpS) Fingersatzpatterns parat, könnte die Patterns zu anderen Grundtönen spielen, um so die diversen Modes (Kirchentonarten) zum Klingen zu bringen, er könnte die darin enthaltenen Arpeggien und Pentatoniken (inkl. Bluenotes) verwenden, und wüsste auch etwas mit diversen bislang nicht erwähnten Skalen wie z.B. Harmonisch Moll, Melodisch Moll, Halbton/Ganzton usw. anzufangen.

Sicher gibt es solche Gitarristen, doch da muss man zunächst mal hinkommen. Und darauf bezieht sich ja Deine Frage.

Übt Ihr Tonleitern rauf und runter?

Tonleitern zu spielen, lässt sich kaum vermeiden. Aber nicht nur einfach rauf und runter sondern möglichst abwechslungsreich in diversen Mustern bzw. Sequenzen.

Wie geht man da zu Beginn richtig vor, um ein richtiges System und Routine zu bekommen?

Da fallen mir spontan zwei Systeme ein. Das wohl gebräuchlichere versucht zunächst das gesamte Griffbrett in einer Tonart zu erschließen. Dazu fängt man mit dem klassischen Fingersatzpattern Nr. 1 an, mit dem man in der ersten Lage die C-Dur Tonleiter mit Leersaiten spielt. Wenn man das auf der E-Gitarre macht und bereits ein Gefühl für's Instrument hat (also kein totaler Anfänger ist), kann man dieses Fingersatzpattern auch gleich am 12. Bund einsetzen (erster Finger statt Leersaite, alle anderen Finger verschieben sich entsprechend), um nicht zu lange an Tonleitern mit Leersaiten kleben zu bleiben. Sobald man die vier verbleibenden Fingersätze gelernt hat, sollte man zumindest schon mal alle Töne der Tonart C-Dur auf dem Griffbrett identifizieren können. Danach erschließt man sich mit Hilfe des Quintenzirkels die anderen Tonarten.

Ein anderes System (habe ich bei Joachim Vogel gesehen) beschränkt sich zunächst auf 2 Fingersatzpatterns und versucht möglichst schnell einen Zugang zu allen 12 Tonarten zu verschaffen.

Vielleicht findest Du in Deiner Gegend evtl. einen Gitarrenlehrer mit fundiertem Background?

Gruss, Dietlaib
 
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Hallo, danke für die Antworten. Ich denke, ich schaue mir mal die Blues Secrets an. Wie geht Fingersatzpattern Nr.1? Bzw. Gibt es eine entsprechende Tabelle? Mit "Denke" meinte ich, wie man sich die Noten auf dem Griffbrett systematisiert. Z.B. ein "Fingersatz", mit dem man die Tonleiter einer Tonart sich merkt. Wenn man diese Tonleiter von der Lage her eine Quart höher braucht, anderer Fingersatz, usw. so dass man im Zweifel nicht daran denken muss, welche Note man spielt, sondern dass man merkt, man will von einer Note eine Terz oder Quint nach unten oder oben, wo muss man hingreifen. Aber vieleicht kommt das auch alles automatisch mit vielem Üben.. Beste Grüße und vielen Dank.
 
Schau mal hier hinein (Materialien zum Gitarrenunterricht): http://www.peterapel.de/Lektionen/index.htm

O. K. ... was die "Denke" in diesem Sinne angeht... Die "Fingersätze" (oft Pattern genannt) sind auf der Gitarre verschiebbar auf beliebige Bünde (Genau wie Akkorde). Wenn du dir merkst, wo in dem Pattern der Grundton liegt kannst du dieselben Pattern für alle entsprechenden Tonleitern nutzen. Konkret: Das Pattern für eine Durtonleiter mit Grundton auf der E-Saite kann am Hals verschoben werden und du erhältst (je nach Lage) eben eine C-, A- oder E-Dur Tonleiter.
Diese Gesetzmäßigkeiten (wo liegen in bestimmten Pattern die Grundtöne, aber auch die Terzen, Quinten, Septimen etc.) werden sich dir mit der Zeit erschließen und dir bei der Orientierung helfen, wenn du das Lernen der Pattern auch theoretisch unterfütterst, d. h. nicht stumpf auswendig lernst, sondern dir bewusst machst, welche Töne du jeweils dabei spielst.
Es würde auch helfen, dir bei den Akkorden bewusst zu machen, welche Töne du eigentlich spielst, greifst und wo die dementsprechend liegen. Dann kannst du dir bspw. auch schneller herleiten, wie du aus einem A7 einen A9 Akkord machst (und die Arpeggios sind auch ein vergleichsweise einfacher Ansatz eine Melodie zum Akkord zu spielen)...

Und versuche nicht alles auf einmal... Der von Dietlaib genannte Ansatz von Joachim Vogel (ich denke du meinst Jazz Guitar Basics?) ist so ein vereinfachter Ansatz, der rel. schnelles begleiten/mitspielen ermöglichen soll. Für die im Jazz oft verwandte sog. II-V-I Kadenz werden für die drei Akkorde je zwei Varianten vorgestellt. Einmal mit Grundton auf der E-Saite, einmal auf der A-Saite. Wenige Akkorde zu lernen, aber die Griffbretthüpferei wird bereits enorm vermindert. Dazu dann folgerichtig die Pattern mit Grundton auf der E- und auf der A-Saite... Man lernt (erstmal) nur die Töne der E- und A-Saiten über das gesamte Griffbrett (da bleiben nur noch 3 Saiten zum lernen übrig) und kann fortschreitend die D-Saite hinzunehmen usw. ...

Wie du es machst ist letztlich vermutlich recht egal... hauptsache zu machst nicht zu viel auf einmal und machst es von vorneherein richtig (also die Zuordnung der Töne mitlernen)...
 
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