Verkrampfen - Symptom oder Ursache?

  • Ersteller lucjesuistonpere
  • Erstellt am
lucjesuistonpere
lucjesuistonpere
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
12.10.18
Registriert
18.09.04
Beiträge
2.485
Kekse
1.183
Ort
Münster
Die meisten von euch kennen es wahrscheinlich, dass an schwierigen Stellen die Finger gerne mal verkrampfen. Bei Klassik-Stücken kann man es ja zumindest noch dann so lange üben, bis man es unverkrampft spielen kann, aber bei improvisierter Musik oder beim Blattspiel wird das oft zum Problem. Bei Passagen, die schwer zu lesen sind, komplizierten Changes, oder Stellen an denen man sich sonstwie konzentrieren muss, wie auch bei spannungsgeladenen Stellen, in die man sich reinsteigert oder auch, wenn man in wenigen Takten sein super Solo spielen darf, gerät man schnell außer Kontrolle und dann verkrampft's. Zumindest bei mir. ;)

Was mich interessiert, ist nun, ob man in solchen Situationen nun gezielt gegen die Verkrampfung angehen soll - in dem man willentlich entspannt und kontrolliert spielt - oder ob es besser ist, gegen die Ursache anzugehen. Also: komplizierte Stellen vereinfachen, im Solo lieber weniger als mehr spielen (wobei ich gerade oft das verdammt schwierig und verkrampfend finde!), Baldrian gegen Aufregung nehmen etc. Oder sollte man auch grundsätzlich lernen, in Stressituationen unverkrampft und ohne übermäßigen Druck spielen zu können?
 
Eigenschaft
 
Das Letztgenannte ist sicherlich das wichtigste. Das ist aber auch eine Wissenschaft für sich, Entspannung muss man auch üben. Das mit diesem Üben kein Anstrengen gemeint ist, dürfte sich von selbst verstehen. Es hat eher etwas mit Achtsamkeit und Selbstbeobachtung zu tun. Es dauert auch seine Zeit, von heute auf morgen geht das nicht. Das nach meiner Erfahrung Schwierigste daran ist, sich immer wieder für Entspannungsübungen Zeit zu nehmen und beim Üben auch reglmäßig daran zu denken.

Als Entspannungsmethode habe ich mit Progressiver Muskelentspannung relativ gute Erfahrungen gemacht, weil es die Aufmerksamkeit auf das Körpergefühl und die bewusste Steuerung der Anspannung lenkt. Ganz ohne Spannung geht's ja auch nicht, aber es muss halt die richtige, eine "gute Spannung" (daher kommt der Begriff Eutonie) sein und keine überflüssige Spannung, die einem am Ende im Weg steht. Die Entspannung beim Spielen soll letztendlich dazu dienen, alle überflüssigen Anspannungen auszuschalten.

Eine weitere Methode, der übermäßigen Anspannung zu begegnen, ist mentales Training: Dabei stellt man sich die Bewegungsabläufe nur vor, anstatt sie tatsächlich auszuführen. Wissenschaftliche Untersuchungen haben den Schluss nahegelegt, dass es für das Gehirn keinen Unterschied macht, ob man sich die Bewegung nur vorstellt oder sie tatsächlich ausführt. Deshalb lässt sich mentales Training wunderbar ins Üben integrieren, wenn man vermeiden will, dass sich bei zu langem Üben unnötige Muskelanspannungen aufbauen, obwohl man die Stelle doch bloß in die Finger bekommen wollte. Aber die Finger werden halt von Gehirn gesteuert.

Außerdem vermeidet man beim mentalen Üben, dass sich die Gedanken beim Wiederholen verselbständigen. Es lenkt den Gedankenstrom immer wieder auf das Stück, so dass man auf lange Sicht auch mit dem Kopf viel mehr bei der Sache bleiben kann. Bei mir gibt es immer wieder das Problem bei Stücken, die gut im motorischen Gedächtnis abgespeichert sind: Was mache ich, wenn ich plötzlich anfange, über die Bewegungen nachzudenken? Und schwupps bin ich raus. Das mentale Üben beteiligt das Bewusstsein dagegen viel mehr am Übprozess, so dass die Gefahr, dass sich bewusstes und motorisches Gedächtnis in die Haare kriegen, viel geringer ist.
 
Oder sollte man auch grundsätzlich lernen, in Stressituationen unverkrampft und ohne übermäßigen Druck spielen zu können?

Sollte man! Das ist auch eine der größten Herausforderungen an einen Klavierlehrer. Die Feinmotorik in den Fingern und die nötige Mischung aus Spannung und Entspannung.

Sehr gut ist hier Fingerübungen gaaaaaaanz laaaaaaangsam (ich meine damit einschläfernd langsam) zu spielen und jeden Schritt sehr bewusst und übertrieben zu setzen. Damit hat mich meine Lehrerin jahrelang gequält und meinte, dass das Spannungen und Verkrampfungen vorbeugt. Damit habe und hatte ich auch noch nie Probleme.

lg,
Duplo
 
Ganz typisch: man glaubt, die tasten runterdrücken zu müssen, dabei genügt bei den paar gramm das gewicht der hände. Dann versteift sich das handgelenk, und so hölzern klingt es dann auch.
Hände und gelenke müssen beweglich in alle richtungen und geschmeidig bleiben, sie müssen "leben".
Da gibt es ganz einfache übungen und kontrollen.
 
Welche Übungen gibt es da zum Beispiel ?
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben