Kommt drauf an
Nehmen wir mal den VII aus der C-Dur-Harmonisation auseinander: H D F A
# erzeugt über H = Hmb5/7. OK, das war ja in der Frage schon geklärt
# erzeugt über Dominante G den Charakter eines G9: G(1) H (3) D(5) F(7) A(9)
G9 als Dominnate ist sehr gängig - passt also eigentlich immer.
aber nun wird es strange:
# Cb5/7 = H D F A erzeugt über F den Charakter eines F #11/13: F(1) A(3) H(#11) D(13)
Das geht - wenn eben der Charakter #11/13 erzeugt werden soll. Ähnlich kann man das für die weiteren Akkorde der C-Harmonisation fortsetzen.
Letztlich steht und fällt das mit den drunterliegenden Akkorden. Und da ist die Denkrichtung entscheidend: Sind die Akkorde die Basis meiner Melodie oder ist passe ich die Akkorde der Melodie an? Will ich den #11/13 Sound, darf der F-Akkord der Begleitung keine Quinte enthalten, denn die liegt ätzend 1/2 Ton über #11. Ist hingegen ein "normaler" F-Akkord mit Quinte kompositorisch gewünscht, wird der Verminderte mit der #11 als "Avoid-Note" sehr heikel.
Unterm Strich heißt das:
1. Die größtmögliche Freiheit ist dann vorhanden, wenn lediglich ein Grundton statt Akkord als Begleitung vorhanden ist (z.B. Bass in einem Trio). Auf einem einzigen Grundton lassen sich theoretisch sämtliche Skalen und Arpeggien der Welt spielen. Gitarrenmäßig beispielhaft mal beim Scott Henderson Trio reinhören (
http://www.scotthenderson.net/live.htm). Ansonsten findet man in Miles Davis den Meister bei Umschiffen harmonischer Zwangsjacken.
2. Je stimmhaltiger ein Akkord ist, desto mehr sind logischer Weise die Möglichkeiten eingeschränkt, über diesen zu improvisieren. Beispiele: Ein Dur-Akkord mit add9 verbietet automatisch die spannenden Optionen b9 und #9. Oder: Eine große Terz im Grundakkord oder im Bass vernichtet dem Solisten die Möglichkeit, in seiner Impro selbst zu entscheiden, wohin die Reise gehen soll ("Terzenverschleierungs-Altmeister" Jeff Beck hat solche Optionen maßgeblich herausgearbeitet, wenn im Backing konsequent auf Terzen verzichtet wurde)