Vollholzgitarre mit Cutaway bis 2000€

Hi,
zu Corkonian`s Beitrag muss ich sagen, dass ich da nicht ganz mit einverstanden bin. Man kann die Qualitäten einer Gitarre mit PU natürlich auch live hören, aber eher an der "Stimmigkeit" des Gesamtklangs als an den Nuancen. Und so gibt`s immer wieder Dinge die recht unabhängig vom Preis nicht oder besonders gut funktionieren. So klingt z.B. eine Cort mit Fishman oder eine kleine Eastman mit simpel Fishman live oft enorm gut weil sie in sich stimmig ist und eine Gibson Jumbo mit schlecht ab Werk eingebautem Fishman Aura ziemlich mies und rückkopplungsempfindlich.
In der Praxis sind mir immer wieder Lakewood Gitarren(vor allem die mit LRBaggs Anthem) als extrem gut aufgefallen, einfachere Eastmans und Godins aller Art (Seagull, A&L-die Simon&Patrick mit B-Band weniger!). Als weniger gut empfand ich immer Taylors mit älteren Expression Systemen-die wurden regelrecht weggedrückt von anderen Instrumenten.
Es ist meiner Meinung nach nicht sooo sehr von der Gitarre selbst oder vom Pickup selbst abhängig wie gut es Live klingt, sondern eher am Matching Gitarre und Pickup-und da scheinen die Lakewood Leute ein sehr gutes Händchen für zu haben, denn Live ist z.B. eine D-18CP eine absolute Waffe!

Bernie
 
... was immer und immer vor allem am Menschen an der Mische liegt.
Wenn ich meine kleine Koffer-PA flasch einstelle, klingt selbst die beste Gitarre - und ich habe 20+ Gitarren, darunter mehrere Martin, Guild, Ovation und 7 Custom Gitarren von einem sehr guten Gitarrenbauer - Blech oder nicht voll oder dünn oder dumpf.
Selbst ein relativ einfacher, nicht parametrischer 5-Band +/- 12 dB EQ ist da schon eine Waffe.

Aber egal was ich spiele, eine elektrisch verstärkte Gitarre klingt immer anders als eine unplugged. Jeder Tonabnehmer, jedes Mikro hat seine eigenen Artefakte und Limitierungen und jeder Verstärker und jeder Lautsprecher färbt. Und ... ja, einige Hersteller "färben" die PU und Preamps besser als andere, und noch andere Hersteller färben bewußt wenig - was dann im Vergleich "dünn" klingt.

Aber ich würde nicht behaupten, eine verstärkte Fichte/Hog und eine verstärkte Fichte/Palisander Dread ungefärbt auseinander halten zu können. Unplugged noch eher, aber verstärkt färben PU/Pre, Mische, Amp und Boxen zu stark.
 
Hallo Jungs
bin wieder in Graz gelandet uuuund...

*Überraschung*

ich hab eine neue Gitarre mitgebracht. Um es kurz zu machen, es ist eine Taylor 814ce. Warum? Ich versuche es zu erklären:

Wir haben wirklich ausgiebig getestet, vormittags von 09:30 bis 12:30, nachmittags von 14:00 bis 16:00. Das lief so ab:

Erst hat der Juniorchef, selbst ausgebildeter Gitarrenbauer und ein versierter Gitarrist, eine Reihe in Frage kommender Gitarren bereitgestellt. Auch ein paar teurere (also deutlich über meinem Limit von 3800€, soviel kostet die 814ce) waren dabei. Das waren zunächst:
Taylor 812e (Grand Concert), Taylor 814ce (Grand Auditorium), Taylor 410 R (Dreatnought, Sitka-Rosewood), Martin HD28 (Dreat), Huss & Dalton TD-R (Dreat,Sitka-Rosewood, 5000€), Lakewood M32 CP (GA).

1.Durchgang:
Ich habe immer die selbe Solo-Sequenz über alle Saiten von der tiefen bis zur hohen E-Saite gespielt (5. bis 15. Bund), mein Freund hat mich auf einer Martin GPCPA4 begleitet. Dabei hat sich, wie ihr Weisen mir ja schon vorhergesagt habt, schnell herauskristallisiert, dass die Dreatnoughts für diesen Einsatzzweck nur 2. Wahl sein können (Bässe und Höhen satt, aber wo sind die Mitten? Selbst die HD28 und die sehr teure Huss & Dalton konnten absolut nicht überzeugen). Die Grand Concert war da schon besser, aber für meinen Geschmack etwas zu schmächtig. Damit blieben die GA's im Rennen.
Schon da hat mir und auch meinem Freund die 814ce am besten gefallen

2.Durchgang:
Taylor 814ce, Taylor 714ce, Taylor 914ce (optisch ein Traum, aber 5000€), eine Huss & Dalton GA (5000€), Martin GPCPA4, Martin OOO28 Eric Clapton Signature (für mich völlig enttäuschend, auch mein Freund, ein eingefleischter Martin-Fan empfand so), Lakewood M32 CP, Furch G 22 SR HG Cut Anthem.
Ich habe wieder die selbe Solo-Sequenz über alle Saiten gespielt, mein Freund hat mich begleitet. Diesmal mit "fliegendem" Gitarrenwechsel, will heißen, der Juniorchef hat mir während des Spielens eine Gitarre abgenommen und die nächste in die Hand gedrückt, auch mehrmals hin und zurück mit jeweils den selben zwei Gitarren. Dabei wurde immer klarer, dass der 814ce KEINE andere Gitarre etwas entgegenzusetzten hat. Der Test lief in weiterere Folge unter dem Motto 814ce gegen den Rest der Welt. Selbst die Huss & Dalton und die 914ce kamen deutlich NICHT an die 814ce heran.

Zuletzt haben wir die 814ce noch mal mit der HD28 (weil mein Freund es nicht glauben konnte) und einer Larrivee verglichen, beide chancenlos.

Etwas mehr hatte ich mir von der Lakewood und der Furch (nach Aussage des Juniorchefs bis auf Bindings und Einlagen identisch mit der 814ce, also quasi eine tschechische Taylor (O-Ton)) erwartet.
Bitte nicht falsch verstehen, die Gitarren die wir probierten, sind alle saugut (nur die 00028 EC ist etwas abgefallen) und klingen echt toll. Wenn man so eine alleine probiert, kniet man nieder. Die Unterschiede werden erst im direkten Live-Vergleich erkennbar.

Wirklich überrascht hat mich, dass für unsere Ohren die 814ce wirklich so deutlich besser war als der Rest, was mich schließen ließ, dass es wohl eine sehr gut gelungene 814ce ist, bei der einfach alles passt. Das war dann letztlich auch der Grund, warum ich sie mitgenommen habe, nachdem ich mich ursprünglich heute nur orientieren wollte. Ich hatte einfach Angst, später ein nicht so perfektes Instrument zu bekommen. Wie ein indisches Sprichwort sagt: "Was mahatma, hat ma" :)

Dann kommt noch dazu, dass der brilliante klare Ton der Taylor wirklich saugut mit dem warmen Ton der Martin meines Freundes harmoniert.

Wir haben später einhellig festgestellt, dass wir aus einem Geschäft, dass sich rein auf Gitarren spezialisiert hat und eine sehr große Anzahl davon von verschiedenen absoluten Topmarken vorrätig hat, die wohl am besten klingende Gitarre mitgenommen haben.

Der ER-Guitars-Laden in Wels ist übrigens wirklich wärmstens zu empfehlen, die Inhaber sind kompetent und freundlich, und wo hat man schon eine derart große Auswahl an Spitzengitarren zum Vergleich vor Ort?


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Cywolf in Guitar-Heaven :)

Das ist übrigens nur ein Raum voller Gitarren, daneben gibt es noch einen zweiten, wo die Taylors und die Matons hängen.

--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ach ja, Maton-Gitarren:
Der Juniorchef hat gleich zu Beginn gesagt, dass die rein akustisch nicht so toll klingen, dafür angesteckt eine echte "Waffe" sein sollen. Da das für mich nicht so relevant ist, habe ich sie im Vergleichstest gar nicht gespielt. Mein Musikerfreund hat dann zwischendurch eine angespielt (Fingerstyle) und bestätigt, dass sie akustisch nix hergeben.

Zuletzt möchte ich noch sagen, dass die heute gewonnenen Eindrücke natürlich rein subjektiv auf Basis unseres Ton-Geschmacks sind. Andere Ohren mögen hier vielleicht ganz anders empfinden und entscheiden.

In diesem Sinne GLG aus Graz, Wolfgang
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für die schöne Story. Das Thema Dread und Mitten ist leider ein Dauerbrenner, mir fallen mir als positive Ausnahmen (von richtig gut zu ziemlich gut) nur die Takamine Flatpickers, Guild und evtl. noch so gerade die 15er Martin ein, von denen ich recht angetan war.

Viel Spaß beim Spielen.
 
Oh mein Gott, ich habe "Dreadnought" mit hartem "t" geschrieben, vielleicht, weil sie dafür so viel von meinem hart verdienten Geld abrufen ??
Vielleicht wars aber auch an der Zeit, von Dread auf eine andere Gitarrenform zu wechseln, nachdem ich nicht einmal mehr weiß, wie man's richtig schreibt. :)
 
Klingt so, als hätte sich da was gefunden, was auch längerfristig zusammenpasst. Da kann man dann nur gratulieren! :m_elvis:
 
Danke für die frommen Wünsche :)

Heute hatte ich das "Second time falling in love"-Erlebnis, nämlich als ich "Sie" aus dem Koffer genommen und ein paar Takte gespielt habe. Da hab ich mir gedacht "Mein Gott, wie unendlich geil klingt diese Gitarre", es hat mir fast die Tränen in die Augen gedrückt, ehrlich.
 

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