Voraussetzungen für die Konstruktion und den Bau eines Akkordeons

Bernnt
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Liebe technikaffine Forumsmitglieder,
bekanntlich ist der 23. Mai 1829 der offizielle Geburtstag des Akkordeons. Cyrill Damian erhielt an diesem Tag das Patent auf das Akkordeon. Und erst Mitte des 20.Jahrhunderts wurden einsetzbare Melodiebassinstrumente konzipiert. Ich frage mich, ob man ein Akkordeon nicht schon hätte früher konstruieren und bauen können. Es wäre doch schön gewesen, wenn das Konzertakkordeon 1723 in Leipzig das Licht der Welt erblickt hätte. Dann hätte Johann Sebastian Bach dafür schreiben können.

Darum meine Frage an die technikhistorisch bewanderten Forumsmitglieder: Sind die technischen Voraussetzungen im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts gegeben, ein Konzert-Akkordeon zu konstruieren und zu bauen? Experimente mit Streich- und Tasteninstrumenten gab es ja genug. Manche sagen, dass das Lautenwerk etwa auf Vorschläge von Johann Sebastian Bach zurückgehen soll.
 
Darum meine Frage an die technikhistorisch bewanderten Forumsmitglieder: Sind die technischen Voraussetzungen im ersten Drittel des 18. Jahrhunderts gegeben, ein Konzert-Akkordeon zu konstruieren und zu bauen?
Jein. Man hätte in aufwändiger Einzelbauweise so was vom technischen Handwerk her bestimmt machen können - kannte aber offenbar Stimmzungen nicht; die sind erst im letzten Viertel des 18. Jhs. nach Europa gekommen (https://de.wikipedia.org/wiki/Durchschlagende_Zunge#Geschichte)

Gegenfrage: Weshalb? Solche mechanischen Instrumente sind vor Einsetzen einer Serienfertigung sehr teuer, Orgel und Klaviere etc. waren zumindest schon fest etabliert, die einfachen Instrumente (Saiten, Holz, Blech) ebenfalls und deutlich günstiger. Notensatz und Musikverlage gab es in der ersten Hälfte des 18. Jhs ebenfalls noch nicht in der Form, wie sie dann im 19. Jh das bürgerliche Musikleben bestimmten, so dass an einen breiten Markt nicht zu denken war.
 
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kannte aber offenbar Stimmzungen nicht
Ah, ein wichtiger Hinweis. Ich dachte zunächst einmal an die alten Musikautomaten, die man herstellte. Wer kleine Teile anfertigen kann, sollte doch auch in der Lage sein, Teile für ein Akkordeon zu produzieren, dachte ich. Aber das mit den Stimmzungen scheint ein Killerargument zu sein.

Notensatz und Musikverlage gab es in der ersten Hälfte des 18. Jhs ebenfalls noch nicht in der Form
Genau. Es ist bekannt, dass Johann Sebastian Bach und die anderen bekannten Musiker Europas nach der Erfindung des Buchdrucks auch als Musikverleger arbeiteten. So konnte man bei Bach nicht nur eigene Werke kaufen, sondern auch die anderer.
 
Wer kleine Teile anfertigen kann, sollte doch auch in der Lage sein, Teile für ein Akkordeon zu produzieren, dachte ich.

Die Geschichte des Akkordeons hängt ganz stark mit der Industrialisierung zusammen und mit den Möglichkeiten viele Teile maschinell schnell und günstig herzustellen.

So ein Akkordeon hätte man zu Bachs Zeiten sicher auch schon herstellen können... aber die Herstellung wäre eine Wahnsinnsaufgabe gewesen, weil jedes aber auch jedes Teil von hand hergestellt hätte werden müssen. Das wäre dann ein Akkordeon geworden, das eines Königs würdig gewesen wäre ... und vermutlich auch nur von solchen hätte bezahlt werden können. Damit hätte man vermutlich eins beim König von Frankreich gefunden, eins beim König von Preußen, eins am Zarenhof und eins im Kaiserpalast in Wien...der König von Württemberg hätte hierfür sicher nicht genügend Geld übrig gehabt. (König Alfons der viertel vor zwölfte hätte vermuntlich auch keins gehabt, denn der hat sich ja bekanntlicherweise den Luxus einer Eisenbahn auf seiner Insel geleistet)

Und damit hätte man dann trotzdem ein tragbares Instrument gehabt, das (nur) einen kleinen Teil der spielerischen und registermäßigen Möglichkeiten einer Orgel gehabt hätte...Und wäre damit mit Sicherheit nur in der Rubrik "Kuriositätenschau gelandet - ähnlich wie eine Glasharmonika... hätte man sich sicher nur zugelegt um den anderen Adelshäusern zeigen zu können, dass man sich solche Spielereien leisten kann, aber nicht als ernsthaftes Musikinstrument
 
Das wäre dann ein Akkordeon geworden, das eines Königs würdig gewesen wäre ... und vermutlich auch nur von solchen hätte bezahlt werden können.
Naja, das galt für die Silbermann-Klaviere auch. Es wird berichtet, dass der Preußenkönig nur sieben von den teuren Kostbarkeiten hatte.

Industrialisierung
Ok. Das macht Sinn und leuchtet ein.

König Alfons der viertel vor zwölfte hätte vermuntlich auch keins gehabt, denn der hat sich ja bekanntlicherweise den Luxus einer Eisenbahn auf seiner Insel geleistet)
Naja, aber vielleicht hätte die Wilde 13 eins geklaut. Sie machten ja nicht mal Halt vor dem Kaiser in China.
 
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Ah, ein wichtiger Hinweis. Ich dachte zunächst einmal an die alten Musikautomaten, die man herstellte.
Ja, aber jenseits anekdotischer Einzelstücke erst NACH Bach, https://de.wikipedia.org/wiki/Mechanischer_Musikautomat
Wer kleine Teile anfertigen kann, sollte doch auch in der Lage sein, Teile für ein Akkordeon zu produzieren, dachte ich.
Ja, aber die Serienfertigung war noch nicht angelaufen. Das hat @maxito schön beschrieben.
Aber das mit den Stimmzungen scheint ein Killerargument zu sein.
Man hätte sie vielleicht erfinden können, aber es passierte halt nicht - nicht, weil man zu doof dafür war, sondern weil man eben andere Dinge erfunden hatte und die Musik der Zeit diese Zungen nicht brauchten.
Genau. Es ist bekannt, dass Johann Sebastian Bach und die anderen bekannten Musiker Europas nach der Erfindung des Buchdrucks auch als Musikverleger arbeiteten. So konnte man bei Bach nicht nur eigene Werke kaufen, sondern auch die anderer.
Jein. Mit "so richtigen Musikverlagen" ging es erst nach Bach los, Breitkopf & Härtel gilt als der erste Musikverlag der Welt, 1719 gegründet. Da lebte Bach noch, aber die Musikvervielfältigung war noch recht simpel aufgestellt, ebenso das Vertriebswesen für Noten. Und ein kompliziertes, aufwändiges Instrument wie das Akkordeon benötigt eine große Käuferschar, die wiederum genug Material. Auch bei den Noten ist die Industrialisierung ein zentraler Aspekt.
 
Und damit hätte man dann trotzdem ein tragbares Instrument gehabt, das (nur) einen kleinen Teil der spielerischen und registermäßigen Möglichkeiten einer Orgel gehabt hätte...Und wäre damit mit Sicherheit nur in der Rubrik "Kuriositätenschau gelandet - ähnlich wie eine Glasharmonika...
Ich bin mir hier nicht sicher. Zu Bachs Zeiten gab es die Konzertinstrumente. Das waren die Cembali. Zuhause hatte man vor allem das Clavichord, das Bach sehr geschätzt hat. Und obwohl das Cembalo lauter und größer war, überlebte das Clavichord. Selbst heute wird es noch hergestellt, obwohl es viel weniger Möglichkeiten als ein Cembalo oder ein zeitgenössisches Klavier hat. Ich bin mir nicht sicher, welche Musikinstrumente sich in der Evolution der menschlichen Geschichte durchsetzen. Aber ich bin mir sicher, mehr spielerische Möglichkeiten heißt nicht mehr Chancen aufs Überleben.
 
Und obwohl das Cembalo lauter und größer war, überlebte das Clavichord. Selbst heute wird es noch hergestellt, obwohl es viel weniger Möglichkeiten als ein Cembalo oder ein zeitgenössisches Klavier hat.
na ja, so richtig überlebt hat das Klavier ... Cembalo gibts heute auch noch als absolute Nische. Genauso wie Klavichord in einer absoluten Nische lebt... Das Rennen hat das Klavier gemacht!

Das Akkordeon sehe ich da von vornherein als "exotischer". Cembalo, Orgel, Klavichord und Klavier hatten allesamt gemeinsam eine flachliegende Tastatur die man mit beiden Händen bespielen konnte - somit war die Umstellung vom einen auf das andere Instrument schon mal sehr viel geringer als auf s Akkordeon, wo rechte und linke Hand getrennt gespielt werden müssen und obendrein noch die Balgführung dazukommt.
 
Guten Abend,

OT-Prolog: In der Geschichte der Menschheit ist es üblich, dass die technischen Voraussetzungen für eine bestimmte Entdeckung schon Jahrzehnte früher gegeben waren. Ernest Duchesne veröffentlichte die Entdeckung der Wirkung von Substanzen, die wir heute als Antibiotika bezeichnen, bereits im 1897. Wir waren etwa 50 Jahre vor ihrer Erfindung durch Alexander Fleming technologisch bereit für Antibiotika. So viele Jungen müssten in beiden Weltkriegen nicht an Infektionen sterben.

Akkordeon und Bach: Ich werde mit einer Gegenfrage antworten: Warum erschien diese Technologie nicht bereits im 1637? Das ist das Geburtsjahr meines geliebten Dietrich Buxtehude. Also: Warum gerade nur Bach und nicht jemand anderes?

Akkordeon und Bernnt: Das größte Risiko der Gegenwart besteht darin, dass die Zeit in der Gegenwart endet. Wenn Sie also fragen, warum nicht Bach, dann frage ich, ob gerade heute ein anderes talentiertes Genie heranwächst, obwohl wir leider einfach nichts über ihn wissen. Die Menschheit hat vorerst ein "offenes Konto“ auf dem Planeten Erde und weitere Generationen von Leuten können geboren werden. Ich weiß mit statistischer Sicherheit, dass bei so großen Zahlen (Milliarden) die statistische Wahrscheinlichkeit der Geburt eines musikalischen Giganten sehr hoch ist. Hier endet jedoch die statistische Sicherheit und die Unsicherheit beginnt: es ist leider nicht sicher, ob er/sie in Deutschland geboren wird und es ist nicht sicher, ob er/sie Spaß am Akkordeon haben wird.

Akkordeon und Akkordeonengel: Es tut mir nicht leid, dass ich die neuen musikalischen Werke des neuen jungen Genies, das möglicherweise noch nicht geboren ist, wahrscheinlich nicht mehr erleben werde. Ich habe Schwierigkeiten, bereits existierende Werke einzustudieren und schaffen. Ich hoffe, dass ich nach dem Verlassen dieser Welt in den Club komme, den mein Avatar darstellt, und dass ich endlich solche Fähigkeiten erreiche, dass ich jederzeit jeden Bach direkt vom Blatt spielen kann. Das kann ich jetzt wirklich nicht...
:hat:

Gruß, Vladimir
 
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Warum gerade nur Bach und nicht jemand anderes?
Weil ich ihn und seine Musik mag.
Das größte Risiko der Gegenwart besteht darin, dass die Zeit in der Gegenwart endet. Wenn Sie also fragen, warum nicht Bach, dann frage ich, ob gerade heute ein anderes talentiertes Genie heranwächst, obwohl wir leider einfach nichts über ihn wissen.
Das gegenwärtige oder zukünftige Genie hat gegenüber Bach einen Vorteil: Der Konverter wurde bereits erfunden und funktioniert sehr gut, so dass er für dieses Akkordeon komponieren kann.
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Also fasse ich mal zusammen: Dass das Akkordeon nicht schon zu Bachs Zeiten erfunden und produziert wurde, hat drei Gründe:
1. Stimmzungen waren in Europa nicht bekannt.
2. Die Voraussetzungen zur industriellen Fertigung lagen nicht vor. Das Instrument wäre dadurch sehr teuer geworden.
3. Das Instrument hat gegenüber der etablierten Kirchenorgel weniger Registrierungsmöglichkeiten und bietet nur den Vorteil der Tragbarkeit.
4. Das Instrument ist ein Exot unter den vorhandenen Tasteninstrumenten, weil das Griffbrett einem nicht vor Augen liegt.

Den 4.Punkt finde ich spannend. Das Griffbrett aufrecht zu konzipieren, scheint ein Paradigmenwechsel zu sein und ist nicht sofort verständlich, wenn man das Instrument noch nie gesehen hat. Wie wohl Cyrill Damian auf diese Idee kam?
 
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Das Griffbrett aufrecht zu konzipieren, scheint ein Paradigmenwechsel zu sein und ist nicht sofort verständlich,

Wie wohl Cyrill Damian auf diese Idee kam?

´... gar nicht! - Die allerersten Akkordeons wurden waagrecht bedient.
Unten wurde festgehalten und nach oben wurde gezogen bzw. von oben gedrückt. Alle Bedienknöpfe lagen auf einer Seite. Eine separate Basseite gabs nicht. Die allerersten Akkordeons waren damals auch in allererster Linie als "Akkord"- eons gedacht - d. h. einen Knopf drücken und einen kompletten Akkord erhalten , so dass man auch mit minimalem Musikwissen ( oder im Vollrausch in der Wirtschaft) die Combo begleiten konnte.
 
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Wer war denn das Genie, der das Akkordeon dann "aufgerichtet" hat? Ich hab immer irrtümlicherweise gedacht, das sei Damian gewesen...
 
Wer war denn das Genie, der das Akkordeon dann "aufgerichtet" hat?
vermutlich irgendeiner, dem es zu blöd geworden ist, sich das Instrument zwischen die Beine zu klemmen und festgestellt hat, dass sich das Ding leichter halten lässt wenn mans nicht mehr waagrecht sondern schräg oder senkrecht hält. Und von da an ist es nicht mehr weit, dass einer auf die Idee kommt., dass man zu den Akkordtönen auch Melodietöne dazunehmen kann, wenn man das Instrument für beide Hände bedienbar macht.

Die aller-, allerersten Akkordeons hatten übrigens nur ca. 4 bis 6 Knöpfe und jeder Knopf war mit einem vollständigen Akkord belegt, gemäß den benötigten Harmonien, die man im Wirtshaus damals so brauchte, um begleiten zu können.... die Dinger hatten mit den Konzertakkordeons von heute so gut wie überhaupt nichts gemeinsam - das war damals noch eine völlig andere Welt und für völlig anderen Gebrauch vorgesehen.


hier kann man eine der ersten Akkordeonausführungen sehen... wobei das auch schon deutlich mehr als die Grundausführung war - also sozusagen schon das erste "De luxe" Akkordeon:

https://akkordeon-museum.ch/beispiel-akkordeon1/

( Dass die Stimmzungen A Mano waren, war damals übrigens Standard! :D )
 
Grund: Satz hinzugefügt
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Aus welchem Material stellte man die Stimmzungen damals her?
 
Mm. Ich habe gegoogelt. Die Herstellung von Messing ist zwar seit alters bekannt, freilich scheint die Messing-Produktion in Deutschland erst Ende des 18. Jahrhunderts so richtig in Schwung zu kommen. Braucht man definitiv Messing, könnte auch das ein Totschlag-Argument sein: Wo kein hochwertiges dünnes Messing, da keine Stimmzungen, da kein Akkordeon. Kann man Stimmzungen auch aus einem anderen, um 1720 benutzten Metall herstellen? Vielleicht Zink?
 
Wo kein hochwertiges dünnes Messing, da keine Stimmzungen, da kein Akkordeon. Kann man Stimmzungen auch aus einem anderen, um 1720 benutzten Metall herstellen? Vielleicht Zink?
natürlich gibts auch andere Metalle .. z.B. Stahl.

Aber:

Federstahl so wie wir den heute kennen, war damals nicht gebräuchlich. Federstahl gabs schon war aber in der Handhabung damals noch recht umständlich. Geläufig hingegen war Messing oder Bronze, was durch hämmern im kalten Zustand in der Festigkeit härter, fester geklopft wurde und gleichzeitig in die Nähe der Enddicke gehämmert wurde, so dass nur noch wenig gefeilt und geschliffen werden muss.

Zink, Zinn, Blei ... von der Festigkeit zu schwach für den Zweck.

Federstahl kam erst im in den 20-er Jahren des letzten Jahrhunderts so langsam in Gebrauch - kann man in alten Katalogen sehen, wenn die Instrumente mit "Stahlstimmen" beworben wurden - um sich klar gegen die weicheren Messingzungen abzusetzen.
 
Wenn Du Federstahl brauchst, wird es nichts mit einem Akkordeon um 1720.

Bei Messing hat sich wohl das Verfahren zur Herstellung geändert. Erst gegen 1780 wird es langsam zu dem Material, das mit unserem vergleichbar ist (zumindest hab ich das in den Internetquellen so verstanden, ich kann aber auch falsch liegen). Und du bringst die Verarbeitung mit ins Spiel, die sich geändert hat. Gehämmertes Messing? Irgendwie glaube ich nicht, dass das für einen Stimmzungen-Satz funktionieren könnte. Die Stimmzungen hätten doch nicht durchweg dieselbe Dichte und Dicke.
 
Gehämmertes Messing? Irgendwie glaube ich nicht, dass das für einen Stimmzungen-Satz funktionieren könnte. Die Stimmzungen hätten doch nicht durchweg dieselbe Dichte und Dicke.
Äh .. wo ist da das Problem?

Gewalzte Bleche so wie wir das heute kennen gabs damals nicht -weil es noch keine Walzwerke gab die so was in industrieller Qualität herstellen können. Wenn jemand ein Blech haben wollte, dann hat das in aller Regel der Schmied ausgeschmiedet! Oder in kleinen Margen konnte das beim Goldschmied in dessen Walzen hergestellt werden.... aber auch da war es dann eher weicheres Material das umgeformt wurde- Und damals wie heute muss der Goldschmied sein Material immer wieder zwischenglühen weil es sonst für seine Walzen zu hart wird... aber so kann man das noch nicht als Federzunge verwenden!

Und Messing kann man nicht durch Wärmebehandlung härten wie Stahl. Messing oder Bronze kriegt man nur härter durch Umformung - also durch kaltschmieden, walzen, ziehen oder eben hämmern. Und wenn man sowieso Zungen braucht die nach vorne hin dünner werden, dann haben die kein Blech geschmiedet und dann die Streifen dünner gefeilt - die haben das Messing oder den Bronzestreifen gleich mit Hämmern in die ungefähre Form gekloppt, dabei nebenbei die Festigkeit des Werkstoffs gesteigert und dann den Rest noch geschliffen oder gefeilt.

Konnte man auch mit Stahl machen, nur konnte man den damals noch nicht so genau kontrollieren. Messing und Bronze hatte man da einfach besser im Griff. Stahl kam erst so richtig in Fahrt zusammen mit Einsetzen der Industrialisierung und vor allem durch die Forschung der Herren Krupp und Thyssen kam der Stahl auf das Qualitätslevel das wir heute kennen.

Es ist ja nicht so, dass Messing damals unbekannt war - das kannte man schon seit ewigen Zeiten. Das Problem für das Akkordeon war, dass man einen schmalen Streifen Blech brauchte, der obendrein noch sehr dünn auslief und der eine sehr hohe Festigkeit hatte und trotzdem genügend Zähigkeit und Elastizität aufwies. Das Zeug auf die Festigkeit + Zähigkeit bringen war der Knackpunkt.
 
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Klasse Erklärung. Vielen Dank, Max.
 

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