Wann ist ein Stück oder eine Improvisation als modal einzustufen?

  • Ersteller Markus Gore
  • Erstellt am
Markus Gore
Markus Gore
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
15.04.24
Registriert
21.08.06
Beiträge
473
Kekse
395
Ort
Düsseldorf, Germany
Kann mir jemand beschreiben wan man ein Stück oder eine Improvisation als Modal einstufen kann? Ich möchte mal zwei Gegenbeispiele bringen um meine Frage zu erklären.

Spielt man eine II V I, in der Tonart der ersten Stufe, dann welchselt man automatisch den Modus. Also Dorisch Mixolydisch und Ionisch. Aber was ja oft gemacht wurde, ist während der ersten Stufe Lydisch zu spielen und die die b5 dazuzunehmen. Ist das nicht ein Ansatz von Modalem spielen?!

Beispiel 2.... "All Blues" ist laut Miles Davis klar ein Modales Stück da 1. Während den Takten 5 und 6 (in dem C7 gespielt wird) G-Moll gespielt. Wir waren ja vorher in G-Mixolydisch. Und 2. Das Ende des Stücks klar nicht Bluestypisch ist ( D7 Eb7 D7 G7 G7 )

Also. Was genau zeichnet Modal aus, was auch nur dort vorkommen kann?

Da Du ein neues Thema ansprichst, wurde es von mir mit einem passenden Titel versehen, ein Thread eröffnet und in das richtige Unterforum verschoben.
klaus111
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Spielt man eine II V I, in der Tonart der ersten Stufe, dann welchselt man automatisch den Modus. Also Dorisch Mixolydisch und Ionisch.
Das stimmt so nicht. Sind die Akkorde auf den betreffenden Stufen II, V und I diatonisch zur Dur Tonleiter, spielst Du im Prinzip modal, und zwar in diesem Falle im Modus Ionisch.
Das Wechseln zu anderen Stufen in einem Modus, in diesem Falle Ionisch, bewirkt nicht ein Wechsel des Modus. Lediglich die "chordscale", also die sich aus den Akkord- und Erweiterungstönen dieser Stufe aufbauende Skala nennt man "dorisch", da sie mit dem Dorischen Modus "zufällig" übereinstimmt.

Also wenn ich im Ionischen Modus (=Dur Tonart) kadenzierenderweise die Stufen wechsle, wechsle ich nicht die Modalität, sondern lediglich die Chordscales - also die Improvisationstonleitern die sich aus dem Akkordaufbau der betreffenden Stufe herleiten.


Aber was ja oft gemacht wurde, ist während der ersten Stufe Lydisch zu spielen und die die b5 dazuzunehmen. Ist das nicht ein Ansatz von Modalem spielen?!
Jain.
Die I Stufe mit #4 anzureichern kann auch als modaler Austausch betrachtet werden, und zwar immer dann, wenn diese Alteration (die #4 eben) nur bei dieser Stufe geschieht. Dies ist in den meisten Fällen der Fall und somit kann man dann nicht von der Modalität Lydisch sprechen.

Beispiel 2.... "All Blues" ist laut Miles Davis klar ein Modales Stück da 1. Während den Takten 5 und 6 (in dem C7 gespielt wird) G-Moll gespielt. Wir waren ja vorher in G-Mixolydisch. Und 2. Das Ende des Stücks klar nicht Bluestypisch ist ( D7 Eb7 D7 G7 G7 )

Im Takt 5 bis 6 wird wie in fast jedem Blues als Chordscale der IV Stufe Mixo gespielt.
Die Progression |V7/I | subV7/V7 V7/I | in den Takten 9 und 10 sind dominantischer Natur.

Beides hat nichts direkt mit modalem Spiel zu tun.



Also. Was genau zeichnet Modal aus, was auch nur dort vorkommen kann?

Modales Spiel zeichnet in erster Linie diatonisches Spiel aus. Darüber mehr auf Anfrage.
 
Ich habe dieses Thema noch nie genauer studiert noch analysiert. Ich will daher in erster Linie meine persönliche Empfindung hier kundtun:

Modales Spiel ist in erster Linie horizontal orientiert, während Akkord-Spiel eher vertikal "denkt". Es ist ja fast amüsant, aber zumindest interessant, daß die 2 stilbildenden Stücke jeder Richtung, nämlich "SO WHAT" (Miles Davis) und "GIANT STEPS" (John Coltrane) im selben Jahr (!) veröffentlicht wurden. Jedes von ihnen in eine andere Richtung weisend ...

Man muß modales spiel vor allem als "Gegensatz" sehen zu dem, was sich die Jahre davor im Jazz getan hat: Akkordfolgen, die immer trickreicher, "komplizierter" und schneller wurden. "GIANT STEPS" ist gewissermaßen die konsequente Weiterverfolgung und Vervollkommnung DIESER Richtung.

Stücke wie "SO WHAT" sind das Kontrastprogramm: Harmonie- und Klangflächen, die über relativ lange Zeit liegen bleiben, und deren MELODISCHE Möglichkeiten durch die zugrundeliegenden Modi ausgelotet werden. Nicht mehr das Ausspielen der (komplizierten) Changes ist das Ziel, sondern das Zaubern von langen, melodischen (!) Bögen über einem Sound (= Modus), ohne großartige harmonische Veränderungen oder Wechsel ...

So ungefähr jedenfalls ...

LG; Thomas
 

Ähnliche Themen


Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben