"Warten auf den Anstoß" kein Stadionhit!

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Hi,
nee, der hat nun gar nichts mit Fußball zu tun, was bei Stadionhits aber ja auch schon mal egal ist.
Um das Optimierungspotential auszuloten, wäre ich froh, eure Meinungen dazu zu hören.
Ihr :cool: habt immer so ne feine Nase für die Ungereimtheiten (Ich nenne keine Namen):cool:

Auch hier gibts schon eine ziemlich zügige musikalische Umsetzung, die leichte Punk-Anteile hat. Aber auch davon gibts leider keine brauchbare Aufnahme.:rolleyes:
Das würdet ihr nicht wollen.

Ich wäre aber wie immer froh zu wissen, ob ihr mit diesem Text was anfangen könnt oder nicht.
Grüße
willy

Warten auf den Anstoß

1. Kasten im Kopf,
kein Platz für Hirn
Bittres Gefühl- nichts mehr zu geben.
Starker Geschmack nach Leben.

2. Keile im Herz,
Spuren von Blut
Rote Geburt- hinein ins Leben
und dann nur schwereloses Schweben.

B1. Von Anbeginn zu Anbeginn
und von der Wiege in das Grab.
Von Feuchtigkeit zu bloßem Staub und
von der Gabe bis zum Raub.

R1. Was fang’ ich an, was geb’ ich auf?
lass ich dem Rätsel seinen Lauf?
Wo pack’ ich zu, wann lass ich los?
Warten auf den Anstoß!

Wann lüge ich, was geb’ ich zu?
Wann gibt ein Gewissen endlich ruh?
bleib’ ich so klein, die Welt so groß?
Warten auf den Anstoß!


3. Rausch und Lust,
auch ein Motiv.
Schwere Seele in freiem Fall,
harter Aufprall – zarter Knall

4. Und immer mehr,
so inhaltsleer-
nirgendwo Signale.
Überall nur Kains Male

B2. Von großem Mut zu blinder Wut.
Von wer bin ich, zu war ich gut?
Von tu das nicht, zu Tunichtgut.
Vom gutem Start zum Bettelhut.

R1. Was fang’ ich an, was geb’ ich auf?
lass ich dem Rätsel seinen Lauf?
Wo pack’ ich zu, wann lass ich los?
Warten auf den Anstoß!

Wann lüge ich, was geb’ ich zu?
Wann gibt ein Gewissen endlich ruh?
bleib’ ich so klein, die Welt so groß?
Warten auf den Anstoß!
 
Eigenschaft
 
hiho,

also was ich da sehe ist gutes altbewährtes willy niveau :)
wirklich sehr stark. die strophen stechen besonders heraus. was ich beim lesen empfinde ist schwer zu beschreiben, vielleicht hilfslosigkeit, orientierungslosigkeit, aber auch so ein wenig reue. das tolle am text ist, dass man sich da nicht "reinbeißen" kann. irgendwie kaum konkretes, eher gedankenfetzen - ich denk die ganze zeit "ja! ja! das kenn ich!" aber was genau, kann ich nicht sagen. du schaffst es wohl einfach, gefühle gut in worte zu fassen :)

"kritikpunkte" hätte ich nur zwei: einmal das schnelle aufeinander folgen von leben auf leben in der ersten und zweiten strophe;
und vielleicht die hauptzeile "warten auf den anstoß!". beim lesen hackts da ein bisschen und ich finde, dass die zeile auch zu schwach ist; sie kann diese tonnen an guten metaphern einfach nicht tragen. die zeile geht da meiner meinung nach einfach unter.

also wie gesagt: super super text. tut gut wieder was von dir zu lesen ;)

grüße,
 
Kann ich so nur unterschreiben.

Aber bei mir hakts noch bei den jeweils letzen Bridge-Zeilen - irgendwie ist mir da die Wortwahl etwas zu antiquiert (Tunichtgut, Bettelhut, Gabe bis Raub); ist wahrscheinlich eine Frage des Geschmacks, aber irgendwie stieß mir das beim Lesen etwas auf. Aber davor: "von Feuchtigkeit zu bloßem Staub" - großartig!

Naja, das Meckern auf hohem Niveau halt - toller Text!
 
hehe...riechst du den weihrauch?

ne, ist ja auch völlig berechtigt. man kann dein zeug kaum kritisieren. auch der text ist klasse . aber du hast danach gefragt, deswegen probier ichs und werd bewusst unfair und vielleicht auch unwahr. nur wo, das verrat ich nicht ;-P - folgendes ist daher mit einem großen ;) zu verstehen:

was ich dir "vorwerfe" ist deine unkonkretheit. es ist dein stil, oftmals schwere idetifizierungspotentiale zu schaffen. klar, es reibt, aber die frage ist wo es reibt. ich lese deine texte eigentlich immer mehrmals, bevor ich mich wirklich äußere. irgendwo kann man manchmal schon zuviel reininterpretieren. folge ist: die hitze wandert mit jedem denkanstoß vom herz aus weiter nach oben. klar, es reibt beim lesen, aber im kopf. doch wer leidenschaftlich sinn sucht, kann gar nicht klar denken!
folge wäre zu sagen, du versuchst mich schon beim ersten mal lesen abzuholen..wie? gute frage...kleinere ellipsen, größere fenster, weniger komplexität.


uh, hab ich mich grade aus dem fenster gelehnt.
:)
grüße,
jte
 
Danke euch, für eure, wie immer, wertvollen Eindrücke und Beiträge zum Text.

Ja das "Warten auf den Anstoß" klingt profan und trägt vielleicht nicht die Bilder, beinhaltet für mich aber die zentrale Message des Textes; da ist so eine Sicht von außen auf das Sein, sie bedingt das Warten auf den Moment, wo man nicht mehr staunend zuguckt, nicht mehr zweifelt, was richtig und was falsch ist und man endlich als Handelnder auftritt- als Hauptdarsteller im Film des eigenen Lebens
Wann beantwortet man sich eine Frage selbst, wann sieht man etwas für sich als gewonnene Erkenntnis an, wann zieht man eine Konsequenz, für die man bereit ist, Verantwortung zu tragen?

Eine Frage bleibt zentral: woher kommt der Anstoß? Wenn er kommt?

Und sorry, Morbo... ich steh einfach auf so alte "hallo-wach- Wörter". Nenn es Nabelschau oder
Eitelkeit. Das brauch ich manchmal einfach.

und JTE: natürlich hol' ich dich gerne beim ersten Mal ab, damit das Vögelchen nicht fliegen geht.
Wenn ich ihn aus dem Käfig rauskriege, will ich ihn schließlich auch singen hören.

Ist er dann aber zum Fenster raus, weiß ich zumindest, dass er wieder artgerecht untergebracht ist.

Ein großes Danke!!!
Grüße
willy
 
Hi willypanic,

jetzt habe ich es erneut und wieder gelesen und jetzt schreib ich was.

Das zentrale Bild finde ich absolut klasse und habe auch das Gleiche damit assoziiert wie Du in Deinem post oben: endlich loslegen wollen, endlich starten, endlich wird es ernst - das ist das eine, das vordringliche. Dann doch auch wieder das Muffensausen davor, dass es ernst und jetzt auch unausweichlich ist: wenn Du es jetzt nicht packst, ist es vergeigt und am Schluß zählen nur die Tore. Hinwiederum, wie ein ewig-guter Spruch im Fußball sagt: nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Oder martialischer: vielleicht eine Schlacht veroren, aber nicht den Krieg.

Dann die Frage: Ist nicht schon immer ernst, läuft das Leben nicht schon immer und ist das Warten auf das "wirkliche" Spiel, auf den Anpfiff des Ernstes nicht ein Selbstbetrug? Etwas, mit dem man sich noch ein Päuschen gönnen will, bevor es losgeht - so oder so?

Klasse Metapher, toller Titel.

Den Rest vom songtext kann ich stellenweise zuordnen, je nachdem wie eng die Metapher gesehen wird (und das das Spiel ja das des Lebens ist oder sein kann: klar), ein Parforceritt durch alles, was einem begegnet in seinem eigenen Kopf und drumrum im Stadion: wie Ausschnitte und Szenen aus anderen Spielen, kurz eingeblendet, Applaus oder Verzweiflung, Jubel oder Trauer - und weiter geht´s. Kapieren im Sinne von "Auflösen" kann ich das wenigste. Sollte ich? Müßte ich? Und wenn nun ein Test kommt: Was will uns der Dichter mit den Zeilen 5-9 sagen? Das gibt dann mindestens drei Seiten, eng beschrieben.

Nehmen wir mal an, mir gefällt die Musik: der Titel würde mich über 20 Jahre begleiten und immer würde ich einzelne Zeilen anders verstehen und anders verstehen wollen. Sollte ich? Dürfte ich nicht? Du weißt schon, dass Du die Deutung aus der Hand gibst? Bis dahin, dass es Leute geben wird, die sagen: viele Worte, schwere Worte - sacht mir nix, mir egal. Wenn das okay ist, ist es okay.
Andersrum: ich wüßte nicht, zu welcher Zeile ich was sagen sollte. Gesagt ist gewollt. Gelesen ist nicht verstanden, aber es steht da so und also ist Bedeutung drin. Geschüttelt oder gerührt? Geschmacksache, Tagesform, Lebensphase. Eins hätte ich aber noch, geht aber mehr um den flow:

Bittres Gefühl- nichts mehr zu geben.
Starker Geschmack nach Leben.
Starker Geschmack nach Eigenleben?

x-Riff
 
Wow-- eine Kritik, wie ein Text.
Ich kann dir wohl kaum annähernd nachfühlbar beschreiben, wie es mich bei der Lektüre deiner Worte kalt und warm durchfährt.
Dieses Kartenhaus mit Windstärke 10 durchzublasen und trotzdem stehen zu lassen und die Zweifel zwischen künstlerischer Beliebigkeit und künstlichem Selbstvertrauen bestehen zu lassen ist eben ein
sensibles Runterreißen von schützender Hülle, welches dir hervorragend schmerzfrei gelingt.

Dafür danke ich dir sehr, erhalte ich doch zwei Formen der Bestätigung, die sich vollkommen unterschiedlich anfühlen. Anlass zum Nachdenken...

"Gut" oder "schlecht"
"relevant" oder "unwichtig"
Gelesen und vergessen
oder beachtet und verstanden.

Also wohin damit?
Warum nicht doch in dieses Forum.
Wo die Isolation noch zu ertragen ist.

Grüße an alle Texteschreiber und Kritiker
willy
 
Vielleicht ein drittes - jenseits von "gut" oder "schlecht"?

Es ist doch Dein Gefühl, Dein Anstoß, Dein Spiel. Offen für jeden der mitspielen will, offen für die Ränge, die Abseits schreien, dem Schiedsrichter ein Telefon wünschen, eine Auswechslung beklagen oder fordern, ein neues Spiel, eine andere Entscheidung, ein anderes Sein jenseits von Rang und Namen, ein Spiel das sie selbst spielen, a story of their own.

A song is a song is a song - aber: ein song ist nicht ein song sondern steht in einer Reihe von songs - oh lord don´t let me be misunderstood - are you misunderstood, do you feel misunderstood? Who cares if not you?

Wohin damit? Es ist raus. Das ist die Bewegung des Anstoßes - den Ball schlagen - whatever happens. If you want the ball to be inside the target - do so. If you want others to see you kicking the ball, getting inside your head and your soal while doing so - do it. You´re not alone - not the one way, not the other.

Keep it in mind: there are people who care what you think and what you feel - and others do as well. You´re free to be and do what ever you want. A rose is a rose is a rose. It´s your rose - and we smell at it. Nothing more and nothing less. Let your rose blossom.

sincerly

x-Riff
 

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