Warum haben Gitarristen Angst vor Kopfhörern?

[frankpaush]

in einem der Anfragethreads für Wohn/Schlafzimmer-Beschallung ist mir aufgefallen, dass offensichtlich viele Gitarristen sich unter Kopfhörern nicht so wohl fühlen, obwohl die ja für Zwecke, in denen ein schallisoliertes Gitarrensignal die Ideallösung darstellen würde, zumindest technisch, prima wären.

Ich spiele zuhause fast ausschließlich über meinen Pod und einen angeschlossenen AKG K701, klingt bestens, und ist familienfreundlich (Nachbarn stören sich hier eher nicht an mir )

Wie ihr den Antwortmöglichkeiten vermutlich entnehmen könnt, es ist kein Problem für mich, was andere zuhause tun, reine Neugierde und keineswegs todernstes Thema (deshalb auch Biergarten, ich hoffe, den verstehe ich richtig)

 

[Dietlaib]

Man liest immer wieder, dass Gitarren nur gut klingen, wenn man 12" Lautsprecher verwendet. Und die passen nun mal nicht in einen Kopfhörer. Ganz klare Sache also.

 

[dongle]

Auf der Bühne komme ich mir mit inear zu abgeschottet vor und höre das Publikum nicht.
Zu Hause habe ich lange gezwungenerweise Kh gespielt- bin aber sehr froh, das nicht mehr zu müssen.
Ich höre trotz guter Kopfhörer räumlicher u d genauer ohne.

 

[frankpaush]

Man liest immer wieder

...ah, das erklärt wohl dann auch, warum Aufnahmen von Gitarren nur auf bestimmten Wiedergabeanlagen (mit 12" Speakern wohl?) überhaupt gut klingen .... ja, wieder ein Rätsel weniger

 

[Absint]

Ich habe bisher einfach noch keine Kopfhörerlösung gefunden, die auch wirklich klingt. Ich habe meistens meine Box ein paar Meter neben mir stehen, mikrofoniere die und gebe dann das Gitarrensignal nebst Metronom, Backing Track oder was auch immer, über Speaker am PC wieder, habe so den doppelten Raumklang der Gitarre, die Färbung durchs Mikro und das ganze eingebettet in das Hintergrundsignal.
Mit Kopfhörern ist das Signal immer entweder zu mittig (räumlich), braucht einen speziellen Reverb nur für die Kopfhörer (der dann in allen anderen Anwendungen fehl am Platze ist), oder klingt halt einfach nicht.

Deshalb, Kopfhörer: Nono, einfach schon klanglich. Aber daran ist in den Antwortmöglichkeiten nicht gedacht worden, ein vernünftiger Raumklang ist nunmal eben was anderes, als flatternde Hosenbeine.

 

[Slideblues]

Was sind Kopfhörer?

 

[frankpaush]

und höre das Publikum nicht.

du hörst sonst während des Spiels das Publikum? Ambient odersowas?

Ich höre trotz guter Kopfhörer räumlicher u d genauer ohne.

... das finde ich jetzt ernsthaft erstaunlich. Welchen Stellenwert hat die Raumakustik bei deinem Gitarrensound?

 

[Dietlaib]

Aufnahmen von Gitarren

Bei Aufnahmen von Gitarren treten gewissse Sonderregeln in Kraft. Denn streng genommen sind es dann keine Gitarren mehr sondern Aufnahmen von Gitarren. Wenn ein lebender Gitarrist am Gitarrenton beteiligt ist und nicht die Response von mindestens einem 12-Zöller fühlt, kann er die Gitarre nicht mehr gut klingend machen. Bei der Aufnahme einer Gitarre ist dieser Prozess bereits abgeschlossen.

 

[frankpaush]

Ich habe meistens meine Box ...

...beschreibst du da eine homerecording-Situation, oder wie muss ich mir das vorstellen? Falls ja: stören dich die Übersprechungen auf's Mikro nicht?

 

[Absint]

...beschreibst du da eine homerecording-Situation, oder wie muss ich mir das vorstellen? Falls ja: stören dich die Übersprechungen auf's Mikro nicht?

Man könnte das als homerecording-Situation vorstellen, ist für mich aber die ganz normale Übungssituation. Übersprechungen stören in dem Fall nicht weiter.

 

[DelayAndReverb]

Find ich ebenso erstaunlich. Denn: Mit Kopfhörern oder InEars bin ich, was das Hörmomentum angeht, direkt an der Lautsprecherbespannung dran. Näher kann man nicht dran sein. Fürs Timing ist das extrem gut! In der Regel stehe ich auf der Bühne 5-10 m vom Cab weg, zu Hause sind gut und gerne 3m. Pro 1 Meter Abstand gibts 3 ms Verzögerung, bei einer Schallgeschwindigkeit von 343 Metern pro Sekunde. Das wird stellenweise abenteuerlich.

 

[frankpaush]

nicht die Response von mindestens einem 12-Zöller fühlt, kann er die Gitarre nicht mehr gut klingend machen.

...mh, du meinst, jemand, der direkt ins Pult spielt und hinterher reamped, kann keinen guten Ton machen? Ist das jetzt so richtig ganz ernst gemeint oder eher eine Persiflage auf gewisse Mythen?

 

[stoffl.s]

Selten, dass ich Kopfhörer verwende. Ich mag den Sound von echten Lautsprechern - müssen nicht mal 12 Zoll sein, ich hab auch 10 Zoll mit denen ich mich wohlfühle. Bis jetzt hab ich nur keine wirkliche Kopfhörerlösung gefunden, die mir auf die Ohren den Sound so gut bringt wie die Boxen. Aber das könnte natürlich auch an den Kopfhörern liegen - 20€ Funkkopfhörer von Sony. Sicher nicht das Ideal...

 

[prs85]

Fürs Timing ist das extrem gut!

Weil der Strom durch deine Aufnahmekette bestimmt schneller fließt, als der Schall des Lautsprechers bei dir ist

Ich würde vieles unter "Hörgewohnheiten" abstempeln.

 

[V Twin]

Ich spiele zu Hause über DAW und Studiomonitore, im Proberaum über Top und 4x12 so leise wie möglich und InEar. Den reinen 4x12 Sound hab ich also selten.

Und wo ist das Problem?

Den "wirklichen" Sound hab ich nur live, denn darauf kommt's an.

 

[KickstartMyHeart]

Danke @frankpaush ! Dieser Thread ist köstlich.

Ich spiele gern über Kopfhörer - insbesondere wegen der Räumlichkeit. Und da brauche ich noch nicht mal die WAZA Air.

 

[hack_meck]

in einem der Anfragethreads für Wohn/Schlafzimmer-Beschallung ist mir aufgefallen, dass offensichtlich viele Gitarristen sich unter Kopfhörern nicht so wohl fühlen, obwohl die ja für Zwecke, in denen ein schallisoliertes Gitarrensignal die Ideallösung darstellen würde, zumindest technisch, prima wären.

Mein Ohr ist gewöhnt an ein in den Frequenzen durch den Lautsprecher beschnittenes Signal. Signale die am Kopfhörer ausgegeben werden, haben ein Processing hinter sich und klingen ungewohnt. Es ist mir noch nicht gelungen, dem verarbeiteten KH Signal einen Raumanteil zu geben, der sich für mich gut anfühlt. Ich gehe davon aus, dass das geht. Aber mir fehlt der Zug mich da rein zu "fuchsen". Also bleibe ich lieber bei meinen paar Reglern am Amp und gut ist. Zumal ich nicht gezwungen bin, leise (eigentlich müsste das "abgeschottet" lauten) zu üben.

Wo es mir hingegen leichter fällt den KH zu nehmen ist, wenn auch der AMP im Rechner lebt. Daher ist es bei mir auch ein Problem die "analog/digitale Kette" auf den KH abzustimmen. Ohne Zwang, bin ich dafür zu "faul" ...

(P.S. describe yourself in 3 sentences! .... Lazy)

Gruß
Martin

 

[Dietlaib]

Ist das jetzt so richtig ganz ernst gemeint

Auf keinen Fall. Wollte die übliche Aussage zu 12" Speakern nur ein bisschen auf die Schippe nehmen.

Ich schreibe aber auch gerne noch etwas Ernsthaftes zu deiner Frage:

Bisher habe ich Kopfhörer eher gemieden, weil meine bisherigen Signalquellen (altes Line6 Pod II und Line6 X3 Live) am Kopfhörer keinen zufriedenstellenden Sound lieferten. (Aus meiner Sicht.) Mit dem frisch erworbenen Helix LT hoffte ich, hier andere Erfahrungen zu machen. Ausserdem stört mich das Kopfhörerkabel.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass dieser neue Boss Wasaknäcke Kopfhörer was sein könnte. Würde ich definitv testen, wenn ich scharf auf's Spielen mit Kopfhörer wäre.

 

[frankpaush]

Ausserdem stört mich das Kopfhörerkabel.

...das kann ich allerdings gut verstehen. Kabellose habe ich schon lange nicht mehr getestet, die frühen Versuche damit waren eher scheußlich und nachhaltig abschreckend, aber da hat sich vermutlich seitdem einiges getan ... negativ auf jeden Fall der Zwang zu einer Stromversorgung (Akkus oder noch schlimmer Batterien )
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Und wo ist das Problem?

... wir arbeiten daran

 

[Captain Knaggs]

Ich spiele seit 10 Jahren jeden Tag 1-3 Stunden über meine kuscheligen Sony MDR 780 aus dem 18. Jahrhundert