Warum wollen ständig Leute hier Liedvorschläge?

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tja, warum ist das so? Jeden Tag liest man hier im Board Threads "Ich kann dieses und jenes und jetzt bräuchte ich Vorschläge, was ich noch so spielen könnte"

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was das immer soll? Ich weiß, folgendes klingt blöd, wenn ich sag "früher war das anders"

Entweder hatte man sich mit seiner Platten-/CD-Sammlung beschäftigt und dann rausgefunden, was man eigentlich spielen will. Dann hatte man sich hingesetzt und so lange probiert, bis man es (zumindest ähnlich) konnte.
Oder man hatte einen Lehrer und dem sagte man: Ich will von dem und jenem dieses und jenes Stück lernen, zeig mir das mal.


Heute isses irgendwie ganz anders: erst wird wochenlang das Forum bemüht, bis man dann sein Anfänger-Set beisammen hat (Klampfe und Amp, ja selbst nach Pleks wird gefragt) und dann kommt das große Gejammer, weil man eigentlich garnicht weiß, was man denn nun mit dem ganzen Krempel anfangen soll ???
Man hat ein Büchlein, halt nein, man hat eine DVD, um die gängisten Sachen zu üben (Akkorde+Skalen), aber die wenigsten wissen dann was damit anzufangen. Irgendwie find ich diese Entwicklung traurig, weil Ehrgeiz, "Entdecker-Drang" und musikalische Hingabe irgendwo verloren geht.
Wenn man sich die ganzen Tipps hier zu Herzen nehmen würde, würde jeder die gleichen 30 Lieder spielen und das wohl auch noch mehr schlecht als recht.


An die "ältere" Generation: Seht ihr das auch so????



Foxy
 
Eigenschaft
 
Eine sehr berechtigte Frage .... ich bin noch nie auf die IDee gekommen ... nicht mal ansatzweise, andere ... nach dazu Unbekannte ... zu fragen, was ich spielen könnte ...

aber ich hab es aufgegeben, so manches verstehen zu wollen :D

PS - nachtrag: vielleicht kann man die frage ausweiten: hat schon jemals einer die geposteten unbekannten vorschläge gekauft oder gedownloaded ... sich angehört und gedacht: ja, coole idee ... die spiel ich jetzt??? ... ist ja noch viel mehr aufwand als seine im brain ohnehin vorhandenen favorits zu spielen ...
 
Deswegen werden die Deutschen auch immer dicker, weil keiner mehr seinen A***h hochkriegt, um Erfahrungen zu sammeln, statt vorm Rechner zu erfragen.

Es ist immer so einfach, sich alles vorkauen zu lassen, dann kann man hinterher auch andere dafür verantwortlich machen, wenn es nicht klappt.
 
t
An die "ältere" Generation: Seht ihr das auch so????

nun, dazu mal zwei ideen

erstmal, was mir immer bei jungen leuten auffällt, dank internet und musik auf dem rechner scheinen viele jungen leute keine musik mehr zu "kennen". mir fällt immer auf, dass die teenager zwar viele songs kennen, aber kaum den interpreten oder gar die geschichte und den background der band. das war früher anders. vielleicht besteht da ja auch ein zusammenhang?

ein anderer grund könnte sein, dass andere leute vielleicht mit einem anderen interesse an die gitarre herangehen. das wurde ja in threads wie "warum so viele metal-fans hier" schon mal besprochen: ich, und du vielleicht auch foxytom, bin über das gitarrespielen an die rockmusik gekommen, nicht umgekehrt. die leute, die hier nach starter-equipment fragen, können ja meist bis in die letzte nuance bereits angeben, in welchem unterstil im metal sie mal spielen wollen. ich wollte nur immer nur gitarre spielen, welche musik war in den ersten jahren egal.
wenn man sich musikalisch bereits festgelegt hat, bevor man spielen kann, ist da natürlich eine lücke, die gefüllt werden will, wenn das musikalisch gewollte den eigenen fähigkeiten noch nicht entspricht.
für viele der jungen rockfans scheint eine e-gitarre eher die komplettierung des rock- oder metal-livestyles zu sein, als ein instrument. was nix heisst, kann ja alles noch kommen....

ich habe in der schulzeit sowohl in einer punk-combo als auch im abba-musical mitgespielt.

keine ahnung, ob das mit der heutigen zeit zu tun hat und mit meinem subjektiven gefühl, dass es immer mehr untergenres in den diversen musikstilen gibt. vielleicht gab es die früher auch, ich war da nie so gut drin.

grundsätzlich wäre das dann aber etwas, was nicht auf faulheit des nachwuchses zu führen wäre, sondern nur auf andere sichtweisen.
 
Die ganze Sache fängt schon damit, an dass sich Leute beschweren weil die Fensterheber in dem Auto, in dem sich mitgenommen werden, mechanisch sind. Leute sind sogar zu faul an einer kleinen Kurbel zu drehen, da soll man noch erwarten, dass Denkleistung erbracht wird?

So ist es heute halt, am besten kommt alles auf Knopfdruck und wenn das nicht geht lässt man es halt sein und macht etwas, das auf einen Knopfdruck hin funktioniert.
 
Mir ist das auch schon so ergangen. Wie eine Frau, die vor ihrem überquellenden Kleiderschrank steht und meint, sie hätte nichts anzuziehen, bin ich auch schon mit der Gitarre auf den Knien dagesessen und habe gedacht, ich hätte nix zum Spielen. Ein langweiliges Gefühl :confused:

Dann gibt es halt ein bisschen Spielpause, ein paar Tage vielleicht....und spätestens, wenn ich mich mit jemandem zum jammen treffe oder für einen Anlass was einüben muss oder so, dann kommen auch die Ideen zurück, die alten Sachen spielen sich wieder leichter. Dann merke ich, ich habe noch lange nicht ausgespielt :D

Aber hier im Forum fragen, was ich nun tun soll, mir ist so langweilig; ich glaube nicht, das mir die Antworten da irgendwas brächten...

Andererseits: Das Internet hat das Leben schon einfacher gemacht. YouTube, die Tabs, die vielen Infos machen es einem halt leicht, faul zu werden. Wenn es das alles gegeben hätte als ich noch "klein" war, würde ich heute vielleicht anders reden.

"Generationenproblem",,,?

Gruss, Ben
 
An die "ältere" Generation: Seht ihr das auch so????

Hi foxytom,

ohh, da hast du aber Recht ... :D

Manchmal frage ich mich auch, was die Fragesteller denn so spielen würden, wenn sie sich hier im Forum nicht das Thema der "nächsten Lektion" holen könnten.

Ich habe mich in meiner Anfangszeit vor den Plattenspieler gesetzt und stundenlang zu "meinen" Songs gespielt und versucht herauszufinden, was spielt denn dieser ver**** Gitarrist da für einen Griff. Da gab's noch keine DVDs oder Musiksender, wo man Videos oder Lektionen ankucken konnte. Mann, ich habe tagelang vor Jim Croces "I'll have to say I love you in song" gesessen", bis ich den Akkord erfunden hatte, den der gute Jim da am Anfang spielt. Ich habe den erfunden, später habe ich dann erfahren, daß andere Gitarristen ihn A7+ nennen ... Ähnlich ging es mir mit "Foxy Lady" von Jimi Hendrix ...

Aber ich schweife, sry ...
btt: ich habe mir eben meine LPs (Langspielplatten von 'ner Paula habe ich zu der Zeit noch nicht mal geträumt ... ) und Singles aufgelegt und dann war eben bei dem einen oder 100 anderen Songs der Wunsch da, sie zu spielen.
Oder ich sehe einen Gitarristen, der ein so unglaublich g**les Stück spielt, natürlich hänge ich ihm am Zipfel und lasse mir zeigen, was er da greift (ging mir bei "Stairway to Heaven" so - mein Dank noch heute an diesen unbekannten Gitarristen, den ich bei einem Grillfest in einem Steinbruch getroffen habe).
Alle Stücke die ich spielte (und die ich auch heute noch spiele), spiele ich ich aus dem Wunsch heraus, genau dieses Stück Musik zu (re)produzieren und ihm meinen musikalischen Stempel aufzudrücken (ok, in der Band "muß" ich das eine oder andere spielen, das nicht so ganz meinem eigenen Ehrgeiz entsprungen ist, aber die anderen müssen ja auch meine Stücke spielen ;) ).

Also, mein Fazit:
ich suche mir selbst aus, was ich spielen möchte und lasse mich von meinen Ohren immer wieder zu Neuem hinführen. Wenn jemand anders einen Impuls von außen braucht, könnte das bedeuten, daß die Musik "in" ihm vllt noch nicht stark genug ist, um sich alleine ihren Weg "nach aussen" zu suchen ...

Greetz & macht schöne Musik, die euch gefällt ;) :)
 
ich persönlich finds nicht schlimm auch mal andere leute zu fragen..

stellt euch doch mal vor jemand ist grad gitarrenanfänger, schnappt sich die songs seiner lieblingsband und stellt fest, dass er damit überhaupt nicht zurande kommt, weil ihm ne menge technik fehlt.
also fragt er hier mal nett nach "ich würd gerne sowas wie xyz spielen, was kennt ihr so an einfachen songs in der richtung, die man auch als anfänger lernen kann?"
ich meine bei der gewaltigen musikmenge die es heutzutage gibt kann man unmöglich auch nur ein tausendstel der songs kennen. wieso nicht andere leute fragen, die vllt sowas ähnliches kennen?

hab ich früher auch nicht anders gemacht. okay da ging es eher um klassische gitarrenmusik, die ich zwar gerne spiele, wo es aber schwierig ist zu sagen: "hey ich würd mal gerne die moldau auf gitarre nachspielen", einfach weil es anders angelegt ist. da hab ich dann auch meinen gitarrenlehrer gefragt: "hey guck mal, ich find sowas wie xyz gut, kennste da nochwas in der richtung, was ich mal spielen könnte?"

und den ganzen autodidakten fehlt halt der lehrer also fragen sie im netz..
 
also fragt er hier mal nett nach "ich würd gerne sowas wie xyz spielen, was kennt ihr so an einfachen songs in der richtung, die man auch als anfänger lernen kann?"

Hi Disgracer,

das ist ja jetzt auch was anderes als die Frage "Was kann ich denn mal spielen?"
Nach musikalisch Ähnlichem zu fragen ist vollkommen in Ordnung. Das habe ich früher schon in meinem Plattenladen gemacht: "Ich mag sehr gerne XYZ, was kannst du mir in der Richtung empfehlen?" Und er konnte mir einiges empfehlen ...

Das ist vollkommen in Ordnung!

Greetz :)
 
Die Fragerei nach Songs zum Nachspielen finde ich noch nicht mal soooo bedenklich. Bei mir dreht sichs immer wenn ich Fragen lese wie...

"Welchen Namen sollen wir unserer Band geben"?
"Was soll ich auf der Bühne anziehen"?
"Hab eine Band gegründet. Welche Musikrichtung würdet ihr mir empfehlen"? [ok, ok, etwas übertrieben]

Schlimm wird es halt erst, wenn Kreativität im Informationswahn untergeht.
 
Die Fragerei nach Songs zum Nachspielen finde ich noch nicht mal soooo bedenklich.

Bedenklich finde ich sie auch nicht. Ganz und gar nicht. Nachdem ich aber zumeist ein paar Schritte weiter denke (alte Schachangewohnheit) führt mich die Frage: "Was kann ich denn mal spielen?" zu einigen weiteren Überlegungen, bei denen ich nicht recht schlau werde ... vielleicht könnt ihr mir da beim Denken helfen?? *push* ;)

Ist mein eigener Musikgeschmack so schlecht, dass ich lieber die Lieblingssongs von einem anderen spiele?

Wenn es mir zu anstrengend ist, aus dem Pool meiner Lieblingssongs etwas zu überlegen, ist es dann wirklich einfacher, mich durch die gemachten Vorschlägen – die ich dann sicher nicht alle kenne – durchzuhören? Ich muß dann zuerst suchen, downloaden, kaufen (oder ausborgen etc.) ... durchhören ... aussondern ... was mir nicht gefällt verwerfen ... mit etwas Glück habe ich dann was neues kennen gelernt, das mir selbst so gut gefällt, dass ich es mich unter den Fingernägeln brennt, es zu spielen ...

Oder kenn ich tatsächlich selber nichts? Und hab auch keine Freunde, mit denen gemeinsam ich stundenlang mit vor Begeisterung glänzenden Augen tolle Musik höre, mir deren neue CDs anhöre oder wir uns gegenseitig neue Riffs und Licks zeigen, die dazu passen?

Hab ich ein Generationsproblem? Nun ja ... wofür werden dann fade Unterrichtsstunden heute genutzt? Worüber unterhält man sich da? Über die neue HW, damit ich am Abend dann schneller im Forum fragen kann?

Am interessantesten find ich aber folgende Fragestellung:

Wie oft lest ihr, dass der Threadstarter dann postet: coole Nummern, hab ich mir grade besorgt ... sind lässig zu spielen Eure Vorschläge. Kommt das in Eurer Beobachtung häufig (= deutlich mehr als einmal) vor?

Oder habt Ihr solche Begeisterungsbekundungen Euren Kumpels gegenüber nie geäußert?

Rätsel über Rätsel ... :D

"Hab eine Band gegründet. Welche Musikrichtung würdet ihr mir empfehlen"? [ok, ok, etwas übertrieben]

Finde ich gar nicht ... schrammt nur knapp an dieser Thematik vorbei: https://www.musiker-board.de/vb/coverbands/220304-coverkonzept-welches-bringt.html
 
tja, warum ist das so? ...
An die "ältere" Generation: Seht ihr das auch so????


Was man gerne vergisst:

Wir mußten uns nicht mit Internetzugängen, Handys, PSP, DVD-PLayer, USB-MP3, 160TV-Programme, etc. herumschlagen! Das heißt, daß man vor 20 Jahren noch wesentlich mehr Zeit zum entdecken hatte. Heute muß man erst die "Gesellschafts-Equipment-Pflicht" erfüllen, bevor's ans Individuelle geht.
Die "Jugend von heute" hat einfach zu viele Optionen sich die Zeit zu vertreiben, denn nur wer sich auf wenig konzentriert und nicht die Nase überall dabei haben möchte, kann forschen - gilt aber schnell als Außenseiter (so wie ich, der z.B. seit 13JAhren keinen TV zu hause hat und nie einen Videorekorder besaß).

Grüße, Dirk.
 
Ich denke eher die Gründe dafür sind in der "MP3 Sammel" Gesellschaft zu suchen, ebenso schlimm: "Ich höre und mag eigentlich alles, Charts und so". MTV ist natürlich auch schuldig :D, da wird mehr über den Fuhrpark oder das Liebesleben der Musiker als über die Musik selbst gefaselt. Schlimm ist auch die Tütendenkerei.. "Was für Bands könnt ihr empfehlen punk richtung und so" wodrauf dann meist die Antwort kommt: Green Day, Nirvana, Sum 41 & Offspring :D Minimalismus pur, als gebe es nur eine handvoll gute Bands die Einfluss ausüben, woher die eigentlich ihre Ideen einmal bekommen haben interessiert nicht, sollte es aber.
Statt sich selbst mal auf Entdeckungsreise nach coolen Dingen zu begeben wird "gefragt", meist sind die Antworten dann ebenso platt. Ich hab's vor ein paar Jahren mit Papas Plattensammlung gemacht, die alten Stones, Bob Dylan, die Animals, die Searchers, Herrn Wecker und Bob Marley kennengelernt, zugegeben: es ist auch "nur" das "übliche", aber heute Leute unter 30 zu finden die wirklich auch nur etwas mehr von jenen Künstlern als die üblichen 1-2 Hits kennen ist kaum möglich. Richtig krass wird es dann wen jenen noch nicht einmal auffällt, dass die damalige Musik weder für Konservative Volksparteien noch für Automobilhersteller, eher das totale Gegenteil :D, gedacht war. Das Unverständnis und das Desinteresse zieht sich durch die Fast-Food-Konsumkultur, selbst Werbemacher interessieren sich nicht wirklich für Musik, die ist nur Mittel zum Zweck ob jemand mitbekommt das sie völlig unpassend ist nimmt man in kauf.

Wenn mir mal nichts zum spielen einfällt gehe ich auf Suche beschäftige mich selbst mit Ami Provinz Country oder Folksängern aus den 70ern wenn es sein muss, so wenig einem dieses oder jenes Feld zunächst gefallen mag, wie widerlich die Frisuren und die Klamotten waren, als Inspiration taugen die alle mal.

Untergenres? Ja, die haben in der Tat schon gruselige Ausmaße erreicht, jede Band die nicht wie alle anderen klingt bekommt inzwischen ihr eigenes Genre, aus Marketinggründen, in dem sich dann urplötzlich massenweise Bands sammeln die alle dem Vorbild hinterherhecheln und alle gleich klingen. Das war früher wirklich anders, es gab mehr Vielfalt und kopiert wurde aus vielen Musikrichtungen, genannt wurde es schlicht und einfach Rockmusik, nicht nur von Nirvana oder Metallica. Wer ist schuld, die Musikjournalisten die damit anfingen "klingt so wie" oder der Kunde der "ich will mehr davon"? Wo sind die Zeiten eigentlich hin in denen man noch ernsthaft auf ein neues Album gewartet hat weil man wusste das es etwas total Anderes sein wird?

oldboy, das mit dem dicker werden ist durchaus realistisch, der "Drive in" Markt wird ausgebaut, bei ach so sportlichen Autos will man maximale Ausstattung und Bequemlichkeit, das widerspricht sich, aber egal :D
 
Also ich muss euch zu einem großen Teil recht geben und muss sagen das auch ich mich in dem einen oder anderen Punkt wieder erkenne. Anderseits gibt es innerhalb meines Alters auch wieder zwei Parteien. Einmal die von euch sehr häufig kritisierte, aber auch die andere, die sich durchaus mit Musik der damaligen Zeit auseinandersetzt.
Ich beobachte meinen Jahrgang auch eher mit traurigen Augen. Sweet Home Alabama ist natürlich toll, da es ja auch andauernd auf der Kirmes gespielt wird, aber von wem das Lied ist, was die Band sonst noch so macht, Fehlanzeige. Musikunterricht ist totale Demütigung. Es gibt eine handvoll Musik interessierte und dem stehen ca. 14 Hopper entgegen, die sich nur in Musik eingewählt haben, da man dort nicht malen muss und mit etwas Glück auch noch eine gute Note bekommt. Aufgabe war einmal die Instrumente aus diversen Intros rauszuhören, also simpel aufzuschreiben in Intro 1 kommt Bass, Gitarre und Schlagzeug zum Einsatz etc. unser Musiklehrer hat mal interessehalber gefragt, ob wir die Intros kennen. Let It Be: "Ah, ja schon mal irgendwo gehört," "Ja das kommt doch in der und der Werbung drin vor", Best Of Both Worlds: "Ja das ist doch das von AC/DC, TNT!" usw.
Ja, auch der Begriff der MP3-Sammelgesellschaft trifft ganz gut zu. Jeder hat ne externe 250GB Festplatte voll mit Musik von A-Z, aber hören tut das keiner, bzw. auch nur eine CD davon gekauft hat auch keiner. Man wird heutzutage dumm angemacht, wenn man sich noch CD's kauft. "Du hast doch nen Geldscheißer" heißt es da oft und das kann man von mir wirklich nicht behaupten. Ich setze halt Prioritäten, Rauche nicht und Partys meide ich auch eher, ach ich kauf mir auch nicht alle 2 Wochen neue Puma-Sneaker, weil die ja grade so toll sind.
Heutzutage ist man auch nicht mehr offen für Musik, die nicht gerade in den Charts stehen bzw. die nicht in jeder Dorfdisco gespielt werden und wenn man eine Musikrichtung hört, dann hört man nur das und ja nichts anderes. Als "Rocker" kann man natürlich kein Beethoven hören etc.
Nun möchte ich nun mal was zu dem vereinfachten Lernen sagen. Sicher ist es heute durch Programme wie GuitarPro und die vielen Lern-DVD's, Tabbooks etc. einfacher geworden sich
Dinge beizubringen, aber am Ende steht meiner Meinung nach, immer noch was man selber
draus macht. Man sollte sich halt selbst fragen, möchte ich das genauso machen, wie der und der
das vorschlägt, oder suche ich mir einen anderen Weg.
Nun gut jetzt habe ich viel von mir gegeben, was vielleicht auch nicht immer großen Sinn ergibt, aber ich wollte einfach nur mal zeigen, dass es auch jüngere Leute gibt, die sehr wohl Beatles, Bob Marley, The Who, Santana, Hendrix etc. in ihrer Plattensammlung haben.
 
Mein Grossvater war Organist. So richtig mit Pfeifen und Kirche und so. Als ich in den 60ern angefangen habe, Gitarre zu lernen, hat er schon geschimpft: "Ach ihr mit euren Plattenspielern, Radios und solchem neumödischen Zeugs werdet doch nie und nimmer richtige Musiker. Und wollt ja doch immer nur diese verrückte N****musik spielen" ...

Hört, hört, was wir heute über unsere Jungspunde sagen, klingt schon sehr nach meinem Grossvater damals, ist höchstens etwas politisch korrekter. :)

Handkehrum habe ich mir letztens Noten gekauft für mein Keyboard. Irgendwas lokales von hier aus der Gegend, das ich noch nie gehört habe, nicht kannte. Und habe es nicht auf YouTube oder als MP3 gesucht, sondern einfach nur aus dem Notenblatt heraus erarbeitet. Sowas hatte ich vorher seit vielen, vielen Jahren eigentlich nicht mehr so gemacht. Und es war toll, diese Musik hier bei mir erstehen zu lassen. Irgendwie ist es so viel mehr zu "meiner" Musik geworden, als wenn ich irgendwelche Tabs zu einem MP3 nachexerziert hätte. Es war fast so als hätte ich auch ein ganz klein wenig daran mitkomponiert. Vielleicht beginne ich so doch noch, meinen Grossvater zu verstehen.

Gruss, Ben
 
Naja ich weiss ja nicht ob ich mich mit 18 Jahren als ältere Generation bezeichnen darf, aber ich stimme dir voll und ganz zu... ich hab mit 8 Jahren angefangen GItarre zu spielen um dann 2 Jahre wieder aufzuhören... eben weil mir gesagt wurde, was ich zu spielen hab (Gitarrenlehrerin an der Musikschule... voll der Schund)... ich hab damals nur angefangen weil mein Vater mir immer was mit seiner Westerngitarre vorgespielt+gesungen hat, des wollt ich auch lernen... hab ich aber nicht, weil ich stattdessen irgendwelche Kinderlied melodien nach Noten spielen musste.
Nach 2 Jahren konnte ich keinen Akkord... ach doch einen... G-Dur, der wurde mir am Ende meines zweiten Jahres, aber halt auch nur der (nebenbei wurde mir gesagt, dass mein Vater den vollkommen falsch spielt, weil meine Lehrerin überzeugt war man müsste die hohe e Saite mit dem kleinen Finger greifen um besser auf C wechseln zu können... alle anderen Arten den zu spielen waren natürlich falsch:rolleyes: )

Naja jedenfalls hab ich dann mit 15 die ärzte für mich entdeckt. Da hab ich dann meine E-Gitarre rausgekramt (ich hab sie mir von meinem Onkel auf die Kommunion gewünscht, zwecks können aber nie drauf gespielt) und einfach drauf los gespielt.. ich hab mir von meinem Vater die wichtigsten Akkorde zeigen lassen und den rest hab ich mir per Learning-by-doing beigebracht.

Die Frage was ich denn spielen sollte stellte sich mir gar nicht, ich hab halt einfach das gespielt was mir gefiel und mir einfach keine Gedanken drüber gemacht.
Es gehört doch dazu, dass man seine eigenen Erfahrungen sammelt und nicht alles so macht, wie man es vorgepredigt bekommt, nur so kann man meiner Meinung nach ein unabhängiger Musiker mit eigenem Stil werden.
 
Die Frage was ich denn spielen sollte stellte sich mir gar nicht, ich hab halt einfach das gespielt was mir gefiel und mir einfach keine Gedanken drüber gemacht.
Es gehört doch dazu, dass man seine eigenen Erfahrungen sammelt und nicht alles so macht, wie man es vorgepredigt bekommt, nur so kann man meiner Meinung nach ein unabhängiger Musiker mit eigenem Stil werden.

Amen!
 
Schönes Thema. Es wurden hier schon so viele interessante Dinge geschrieben, dass ich gar nicht weiß, wo ich einsteigen soll. Am besten noch mal vorn:

Man hat ein Büchlein, halt nein, man hat eine DVD, um die gängisten Sachen zu üben (Akkorde+Skalen), aber die wenigsten wissen dann was damit anzufangen.

Nicht mal das ist oft vorhanden. Denn Bücher und DVDs sind doch sooo teuer... Und Google macht auch auch Mühe... Deshalb wird ja nach jedem einfachsten Akkord so oft nachgefragt.

Irgendwie find ich diese Entwicklung traurig, weil Ehrgeiz, "Entdecker-Drang" und musikalische Hingabe irgendwo verloren geht.

Der Entdecker-Drang ist ja noch vorhanden. Aber irgendwie so merkwürdig "outgesourced" und oberflächlich: "Nennt mir einen Blues-Gitarristen". - "AhA" - "Und wie soll ich das jetzt bis morgen spielen?"

Generell leben viele Jüngere heute wohl in einer Welt, die minütlich den Reiz des Neuen bietet und schnellstens zu befriedigen verspricht (Webangebot, Werbung etc.).

Ich sehe das nicht nur hier sondern auch an meinem 14-jährigen Neffen. Es ist Atem beraubend, in welchem Tempo der sich täglich mit Input aller Art versorgt, den er letztlich nicht sortieren kann und auch nicht will. Innehalten würde ja bedeuten, morgen auf dem Schulhof übers Skype-Update von heute nicht mitreden zu können...

Mir tun die Jüngeren heute manchmal leid, weil sie in eine Zeit geboren wurden, wo der natürliche Reiz des Neuen so immens schnelllebig, austauschbar und überfordernd bedient und auch kommerziell geschickt forciert wird.

Persönlicher Rückblick:

Eine meiner ersten Langspielplatten kostete mit 22 DM mein gesamtes Schülermonatsbudget. Es war unglaublich aufregend, mit Herzklopfen dieses unglaublich viele Geld für "Johnny Winter - The Progressive Blues Experiment" auf den Tisch zu legen. Zu dieser Platte habe ich dann monatelang gejammt und mir Ton für Ton rausgehört (soweit es ging), bis ich Geld für die nächste LP hatte... Das war für die Gehör- und Tonbildung rückblickend ein großer Grundstein.

Früher war also alles besser? Bestimmt nicht. Ich wäre nämlich mit meinem immensen Zeitaufwand viel schneller vorangekommen, wenn mir jemand zwischendurch eine Pentatonik gezeigt hätte, wie man einen E7#9 am schnellsten greifen kann, was ein Wechselschlag ist usw. Entsprechende Lehrer gab es nicht, Lehrbücher nicht (vor allem nicht auf dem Dorf) und Internet... Da sind die Möglichkeiten heute ja ungleich anders.

Forum: Sagt eher was über zeitgeistige Befindlichkeiten aus als über jene, die davon nicht so berührt sind

Auch sehe ich, dass dieses Forum nur einen Ausschnitt darstellt. Hier sind ja nicht alle vertreten, die in Deutschland Gitarre oder ein anderes Instrument spielen. Es gibt 10.000e, die mit Ihrem Instrument weitgehend außerhalb der Internetöffentlichkeit arbeiten und lernen und deren Problem es sicher nicht ist, nach 3 Jahren Zugehörigkeit, 4 Jahren Gitarre und 555 eigenen Beiträgen noch den Unterschied zwischen Dur und Moll zu erfragen.

Ich beobachte das Geschehen hier nun seit 4 Jahren. Es sind in der Tat grenzenlos Unbegabte hier, die auch in 100 Jahren, nach dem 100.000. Post und dem 100. Effekt,- Gitarren- und Ampkauf keine 3 zusammenhängenden Töne aus ihrem Instrument hervorholen werden. Aber auch solche, die sich im Laufe der Zeit erkennbar entwickelt haben. Die holen sich hier ab, was sie zur Entwicklung brauchen, kommen wieder oder nicht oder man verliert sie aus den Augen.

Braucht man heute Internet, Foren und Tabs, um später sein Geld dauerhaft mit Musik zu verdienen?

Meine Meinung: Nein. Diskussionen darüber, in welche Tasche man sein Reserveplektrum steckt und welchen PU man wie einbaut, sind reine Sandkastenspiele. Wie schmeckt eine Kokosnuss, wie lange muss ich warten, bis sie vom Baum fällt und warum ist sie so teuer?

Was sagt der heutige 17-jährige im Jahr 2037?

Die Frage, wie der im Threadauftakt beschriebene "heutige Geist" die musikalische Entwicklung prägt, wäre interessant, sie mal in 20 Jahren den dann vorhandenen Profimusikern zu stellen:

"Hallo Meister, wie hast Du im Jahre 2007 geübt, woher hast Du Deine Anregungen und Informationen erhalten, wie bist Du Profi geworden?"

Antwort: "Meine entscheidenden Schübe waren das Internet, Tabs von Metallica, MP3-Downloads, der iPod und ein Musikerforum, das mir die richtige PUs, die besten Tonleitern und den Unterschied zwischen der hohen und der tiefen E-Saiten erklärt hat. Das hat mir damals viel geholfen.."

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