Welche Technik ist das - Nightwish Floor Jansen

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cracked_copper
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einen schönen Sonntag miteinander,

da ich vermutlich gerade Nightwish für mich wiederentdeckt habe und mir jetzt gerade ein Live-Konzert mit der neuen Sängerin anhöre, wollte ich mal fragen, was das hier technisch ist:

z.B. bei 5:00 und 5:08. Für Belt scheint mir das irgendwie zu wenig Wumms (und viel zu hoch), ist das so ein typischer hoher "Fake"-Belt, also Randstimme mit sehr viel Tweng ( ;) ) und Vordersitz?

Und so generell: der Konzertmitschnitt wurde aber separat abgenommen und dann nochmal zusammengebaut, oder? ôo So superklare Vocals, perfekt in tune, und die Instrumenatlisten spielen zusammen wie Maschinen :weird: (wobei man da dazusagen muss, dass ich da vermutlich ohnehin nur sehr grobe Fehler hören würde :D)
 
Eigenschaft
 
Die ganze Passage ist praktisch durchgängig Mixed Voice, allerdings auf recht hoher Lautstärke. Ihre Grundstellung scheint eher etwas Richtung Twang zu sein, aber diese Passage ist sehr typische und auch sehr gut gesungene mixed voice.

Die I Vokale in der Passage sind möglicherweise Twang, aber auf I sind Twang und laute mixed voice schwer zu unterscheiden und ich denke dir geht es eh eher um die A Vokale. Die sind auf jeden Fall mixed voice und weil es natürlich leichter ist den Modus nicht zu wechseln vermute ich, dass es die I Vokale auch sind.

Ein Fake-Belt würde sich "dünner" anhören, weil er auf dieser Höhe randstimmig ist. Der vollstimmige Twang-Modus würde eine stärkere Überformung der A's nach Ä benötigen. Der "echte" (Ruf-)Belt-Modus ist auf dieser Höhe ohnehin schon kritisch und würde zudem eine Überformung der A's nach O erfordern.

Sie singt die mixed voice meiner Meinung nach lauter als man das normalerweise tun würde. Die mixed voice ist eher für mittlere Lautstärke (mezzoforte) "gedacht". Das lauter Singen der mixed voice tun allerdings viele Sänger und Sängerinnen (z.B. auch Bruno Mars oder Robbie Williams) und solange die Stimme das mitmacht ist das völlig okay. Zum Üben würde ich aber eine geringere Lautstärke nehmen.

Ein großer Vorteil der mixed voice ist, dass man sie auf sehr geringer Lautstärke üben kann, geringer als beim Twang-Modus und geringer als beim Belt-Modus. Das gesamte System des "speech-level-singing" basiert im Grunde auf der mixed voice, die dort dann gerne auch nur "der Mix" genannt wird.

Resonanz-/Sitzmäßig liegt die mixed voice weiter vorne als der Twang, aber weiter hinten als der Belt. Das Hauptresonanzgefühl liegt in der mixed voice ziemlich genau in der Nase und es kann helfen sich vorzustellen, dass man durch die Nase weit nach vorne singt, z.B. auf den typischen "nai nai nai"-Übungen in der "kleine-Mädchen-Stimme" bzw. "Quengel-Stimme".

Wenn du hinterher auf höhere Lautstärke gehst ist es wichtig, dass du die hinteren Resonanzräume nicht zusätzlich öffnest, dadurch fliegt die ganze Koordination auseinander, weil die Stimme dann "zu groß" wird für eine mixed voice. Wir sind ja schließlich keine Klassiker. Wenn du vorhast zwischendurch auf eine volle und laute klassische Kopfstimme zu wechseln ist es besser, das ganze auf dem Twang-Modus aufzubauen, der ähnlich weit hinten "sitzt" wie eine klassische Kopfstimme.
 
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Danke für deine Antwort. Da ich meine ganzen Ansätze sowieso noch nicht auseinanderhalten kann, werde ich das Thema vielleicht einfach irgendwann (wenn ich dann endlich was anderes singen darf als Songs, die konsequent unter c'' liegen :ugly:) in den Unterricht mitnehmen und schauen, was mein GL dazu zu sagen hat.
 
Nach mehrmaligem hinhören würde ich doch sagen, dass es Twang ist, für mixed voice klingt es einfach zu offen, aber wie gesagt gerade auf der Lautstärke sind da die Grenzen fließend. Auf keinen Fall ist es ein Belt und zumindest nach meinen Ohren ist es Vollstimme.
 
Hier schönes Beispiel zur Unterscheidung der Techniken (obwohl es leicht hinkt weil es Frau vs. Mann ist). Hier das Original, achte auf den Refrain, der ist fast komplett gebeltet, nur die I's sind getwangt. Man kann sehr schön hören und auch sehen, wie er für die I's die Lautstärke zurückfährt. Kennzeichnend für den Belt ist vor allem der Rufklang, die starke Überformung nach OH und ÄH und die rohe Lautstärke hinter dem Sound. Für Männer ist diese Tonhöhe so ziemlich das maximale, was noch gebeltet werden kann ohne die Verbindung zur Kopfstimme zu verlieren, bei Frauen geht es noch 2-3 Töne höher:


Hier zum Vergleich: Das ist größtenteils mixed voice, mit ein paar Wechseln auf leichten Twang (versuch den heftigen Autotune mal zu ignorieren). Man hört gut die wesentlich geringere Intensität im Vergleich zum Original, selbst wenn man berücksichtigt, dass die natürlich höher veranlagt ist als Bruce, aber im Belt sind es tatäschlich nur 2-3 Töne unterschied zwischen Männern und Frauen:
 
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