Wie funktionierte Lichttechnik vor DMX?

LordB
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Ich bestaune immer wieder die Konzerte aus den 80er Jahren, z.B. Genesis at Wembley Stadium 1986.

Ich frage mich dann, wie so eine riesige Anlage früher gesteuert und betrieben wurde. Allein der Stromverbrauch und die Wärmeerzeugung, aber vor allen Dingen wie wurden diese Lichter, Moving Heads etc. gesteuert?

Hat da jemand vielleicht sogar Erfahrungen die er erzählen mag, oder gibt es dazu interessante Seiten zum nachlesen? im Internet habe ich bisher leider nichts dazu gefunden.

HG
 
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Schau dich Mal bei Vintage Lichteffekte um,dann bemerkst du das es damals schon vieles mit Fernsteuerung über Kabel gab.

Die Dimmer wurden damals soviel ich weiss noch direkt über die Fader gesteuert.

Falls es da schon Scanner gab,denke Mal schon dann würden die über Kabelfernbedienung über Joystick gesteuert.

Moving Heads gab's zu der Zeit noch nicht,wenn dann höchstens die Scanner und Farbwechsler wie Martin Roboscan und Robocolour.

Einiges an Vintage Disco Effekte habe ich selbst noch in den Discotheken in den mittleren 80er Jahren davon gesehen.
Mit 16.Jahren war ich damals ab 1983 schon Discogänger.

Schönster Effekt war die vom Boden beleuchtete Tanzfläche ,bewegliche Punktstrahler,dann noch eine Art Käfig /TanzflächenUmrandung die von der Decke runterkam und man so die Tanzfläche nicht mehr verlassen konnte.
Aber auch die ganzen Farbwechsler,Saturns,Astrodisco,Spiegelkugeln etc.waren schön


Meine Stamm-Disco war damals das E-Dry in Geldern.
Die Discothek gibt's Heute auch noch,allerdings unter anderem Besitzer.

Früher gab's die Effekte von Coemar,Fal,Astrodisco,Clay Paky,etc.
Die Italiener waren führend in den Vintage Disco Effekten.

Eine erfolgreiche Deutsche Discothekenausstatter Firma war damals Stiers Electronic in München für Ton,Licht, Special-Effekts,Film.
Hatte Mal einen schönen Katalog von denen,leider finde ich den nicht mehr,was mich sehr ärgert,da ich ihn immer behalten wollte.

Bekanntester Film wo die mitgewirkt haben war der Film: Die unendliche Geschichte.

Wenn Dich sowas interessiert da gibt's sogar eine Facebook Seite mit Vintage Lighting und auch einen Gebrauchtmarkt zu Lichttechnik der 80er Jahre zu:

https://m.facebook.com/pages/catego...Gebrauchtmarkt-345245772168743/?locale2=de_DE

https://m.facebook.com/Vintage-Nigh...9526478372/photos/?ref=page_internal&mt_nav=0
 
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Also wenn du gerade Genesis ansprichst, das was damals da hing waren Vari*lite Moving Heads....
Vari*lite, einer der ersten Entwickler von Kopfbewegten Scheinwerfern, Genesis waren daran als Geldgeber beteiligt.
VL1 als Spots und später noch VL5 als Wash/Beam kamen dort zum Einsatz, gesteuert wurde das ganze mit Vari*lite eigenem Protokoll, mit Artisan Konsolen. Die Informationen zu Bewegung, Farb- und Gobowechsel wurden dabei in den MHs selbst gespeichert !!

Was sonst an PAR 64 bzw. Konventionellen Scheinwerfern da hing wurde analog gesteuert, d.H. vom Pult kam eine Spannung von 0V bis 10V, entsprechend 0% bis 100% Helligkeit.
Diese Spannung wurde über 37polige Multicore-Signalkabel zu den Dimmer Racks auf der Bühne geführt. State of the Art Analog Konsolen waren damals Celco 90 Gold und Avolites QM 500.

https://pbase.com/paulpelletier/image/64028703

https://www.prg.com/uk/en/our-technology/prg-products/luminaires/vl5-wash
https://pbase.com/paulpelletier/image/64028702
https://pbase.com/paulpelletier/image/63071611
https://www.soundbroker.com/lighting_control/listingview/avolite-qm500-yom-s-tbd-good-7-8/

Kuck dich mal hier auf der Seite um, da gibt es ganz viele Bilder von Technik aus der Lichttechnik

https://pbase.com/paulpelletier/lightingoldies

und diese Console ist die Mutter aller modernen Movinglight KOnsolen:

https://pbase.com/paulpelletier/image/64421483

https://flyingpigarchives.com/
 
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Hey Klasse. Danke für die Infos. Disko und Effekte interessieren mich da weniger, mehr die Bühnentechnik der Großveranstaltungen. Über die Disko-Sachen bin ich auch schon gestolpert beim recherchieren.
Die Infos von @just-lights sind super Lesefutter für mich. Danke dafür. Sehr interessant.
 
Wenn dich Großveranstaltungen interessieren, vielleicht interessieren dich auch die größten überhaupt.

Man hat früher schon wahrhaftige Riesenlightshows fahren können, etwa bei Jean-Michel Jarres Megakonzerten wie Rendez-vous Houston (1986)...


...Destination Docklands (1988)...


(hier ein Making Of)


...oder Paris La Défense (1990).


Da hatte man "Kulissen" gigantischen Ausmaßes. In Houston und Paris wurden Wolkenkratzer von oben bis unten angestrahlt, in London abbruchreife Lagergebäude und eine künstliche Projektionswand, die fast so groß wie ein Fußballfeld war. Es gab Bild-, Film- (!) und Laserprojektionen ebenso wie Höhenfeuerwerk von Gebäudedächern aus, und viel davon lief synchron zur Musik, soweit es eben ging (und sinnvoll war, wenn die Laufzeitunterschiede zwischen PA und Ohren schon innerhalb des Publikums sehr groß sein konnten).

Vor allem in den Achtzigern konnte man da noch nicht viel automatisieren, wenn überhaupt. Schon Fernsteuerung war oft schwierig. Die entsprechenden Steuerleitungen hätten absurd lang sein müssen, weil die zu steuernden Elemente ja nicht nur größere zwei- oder gar dreistellige Meterzahlen von einem etwaigen Lichtpult entfernt waren, sondern manchmal auch noch über 100 m höher lagen.

Einige Elemente gingen sowieso nicht fernzusteuern. Statt Moving Heads hatte man teilweise – auch schon aus Gründen der schieren Dimensionen, das Ganze sollte ja aus drei- bis vierstelliger Meterdistanz noch erkennbar sein – Flakscheinwerfer aus dem 2. Weltkrieg, die mangels Stellmotoren nur per Hand direkt am Scheinwerfer bewegt werden konnten, und auch die Skytrackers ließen sich nicht musiksynchron bewegen. Auch das Feuerwerk, das von den Dächern der angestrahlten Gebäude aus gestartet wurde, wurde anfangs direkt vor Ort gesteuert und war deshalb ziemlich schwierig zu synchronisieren, auch wenn die Pyrotechniker jeweils genau wußten, wie lange die jeweiligen Lunten bis zur Explosion brauchten. Ich weiß nicht, ob die da oben ihre eigenen Monitorboxen hatten.

Für Bilder und Filme gab es noch keine Beamer wie heute (falls es heute überhaupt so starke Beamer gibt), sondern mächtige 6.000-Watt-Analogprojektoren, die so heiß wurden, daß die "Dias", die darin verwendet wurden, häufig nur ein einziges Mal benutzt werden konnten. Die mußten dann per Hand gewechselt werden, wobei sich mindestens zwei Projektoren pro angestrahlter Fläche abwechselten. Möglicherweise wurde zumindest das Abblenden der Projektoren zentral gesteuert, aber sehr viel mußte jeweils direkt am Gerät gemacht werden.

Mit klassischen Lichtpulten ließ sich allenfalls das steuern, was es auf der Bühne selbst an Lightshow gab, wobei die auch schon immens war. Bei so großen Konzerten ließ sich schwerlich alles gleichermaßen gut von einem Ort aus einsehen und steuern – und selbst wenn, hätte dieser Ort so weit von der Bühne entfernt gelegen, daß zum einen die Steuerleitungen noch länger geworden wären und zum anderen die Laufzeit des Schalls von der PA zum Beleuchter jegliche Synchronizität zerstört hätte.

In London kam noch erschwerend hinzu, daß das Publikum auf der einen Seite der Themse war, die angestrahlten Gebäude, die Projektionswand und das Feuerwerk waren auf der anderen Seite und die Bühne selbst auf der Themse ohne Brücke dahin. Wenn man weiß, daß die Bühne 40 m breit und 30 m tief war, kann man die Dimensionen erahnen.

Paris La Défense scheint zumindest bezüglich Fernsteuerung und Automation schon etwas weiter gereift zu sein (1990 wurde ja auch DMX standardisiert). Die neben und hinter der Bühne stehenden Scheinwerfer sind jedenfalls zu synchron, als daß da an jedem Scheinwerfer einer direkt dran rumzerren würde. Perfekt musiksynchron scheinen die aber auch nicht zu sein – das ist auf die Bühne beschränkt. Sie sind motorisiert, aber man sieht, daß sie per Hand gesteuert werden. Gegen Ende des Stücks sieht man auch, daß sie ein paar hundert Meter vor der Bühne wieder eine ganze Anzahl an Suchscheinwerfer gehabt haben müssen, teilweise mit entsprechend soliden und hitzeresistenten, aber eben nur semitransluzenten Farbfolien drauf.

Das Feuerwerk wurde da auch schon mit Sicherheit zentral gesteuert, weil es von mehreren Wolkenkratzern aus absolut synchron gezündet wurde. Aber auch das dürfte noch klassisch analog abgelaufen sein.

Die Laser waren damals nicht nur allesamt echte Laser (in unterschiedlichen Frequenzen für verschiedene Farben), sondern im Vergleich zu heutigen Showlasern um Größenordnungen stärker. Bewegt und ggf. aufgefächert wurden sie mit Spiegeln, die von Schrittmotoren bewegt wurden, also ähnlich wie heute, nur eben, daß alles ein ganzes Stück größer war. Vor allem die Laser Harp beinhaltete eine unter der Bühne aufgebaute, flüssiggekühlte (!) Lasereinheit, die so stark war, daß die Harp zumindest während des Konzerts nur mit feuerfesten weißen Schutzhandschuhen gespielt werden konnte.

Trotz mangelnder Vollautomation war übrigens die gesamte Lichttechnik abgestimmt auf einen exakten Songverlauf. In diesen Größenordnungen mußten also ständig Studiospuren als Backings oder Rückfallebenen mitlaufen (und für Sachen, die nicht händisch spielbar und auf der Bühne nicht live reproduzierbar waren).


Martman
 
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Hey Martman, danke für Deinen Beitrag, als sehr großer Jarre-Fan kenne ich diese Konzertmitschnitte natürlich sehr gut und kann jedes beschriebene Detail sofort zuordnen. Leider erkennt man auf dem Huston Konzert nur sehr wenig von der Bühne. Die Scheinwerfer auf den Dächern der Wolkenkratzer bewegten sich schon recht synchron, finde ich.
Aber mir scheint da allesamt noch viel mit Scheinwerfern plus Gels gearbeitet worden zu sein. Vari*Light war da schon deutlich weiter. So sattes Orange oder Lila bekommt man heute jedenfalls noch nicht aus dem preiswerten LED Zeugs, das ich mir leisten kann... ;-)
Jedenfalls alles recht sehenswert.
Ich liebe Making-Of Dokus zu so etwas, was leider selten zu finden ist.
Die von Genesis kenne ich, zu Jarre gab es aus der Ära 80er- Mitte 90er ja nur wenig. Die erste spannendere ist „Making the Steamroller fly.“ zum Moskau-Konzert 97. Oder kennst Du da noch was?
 
Es gab da mal ein Film / Doku über Depeche Mode in dem sieht man wärend einiger Auftritte wie die light-crew arbeitet.
Die hatten eine Licht-Regie die via Intercom nach Plan angesagt hat was wann zu Schalten ist.
 
Du meinest 101?
 
Ja, das habe ich auch hier. Am spannendsten ist tatsächlich die Geschichte von Vari*Light. Das Bühnenbild von Genesis war schon der Knaller.
Die Konzerte von Jarre sind leider in einer unglaublich miesen Qualität aufgezeichnet. Sei es Houston oder La Defense.
Destination Docklands finde ich gehört zu den schwächsten, ich mag auch die Revolutions nicht sonderlich.
WFC dagegen fand ich schon als Teenager Bahnbrechend und habe die Cassette rauf und runter gehört.
Auch der Schnitt der Mansfield Produktionen ist grottig. Leider gibt er ja keine solche Mega-Konzerte mehr. Ich war von 2009-2016 auf fast jedem das kam. Aber in der Halle ist einfach nicht das Gleiche. Hier zwei Mittschnitte (Jarre genehmigte das ja mal offiziell)
2011, mit dem Original Equipment aus fast allen Epochen.

2016 auf der Elektronika Tour, ich fand die Schiebvorhänge eher störend, aber einen gewissen Effekt hatten sie.
 
Obwohl ich damals auch Jarre Musik gehört habe, fand ich das was mit Licht gemacht wurde eher schwach. Insbesondere die aktuelleren Produktionen sind aus lichttechnischen Sicht überhaupt nicht mein Ding, wenn man bedenkt was taus technischer Sicht machbar wäre.
Da ist ganz wenig Dynamik drin, nix wirklich auf den Punkt, sieht alles nach vorgefertigten Pattern aus, die einfach nur so mitwabern, mit Laser kann man so geile Dinge machen, ist hier auch belanglos.

Um in dieser Richtung zu bleiben was an modernen Produktionen machbar ist, fand ich die Schiller Atemlos Tour vom Licht ziemlich gut.



Mein bis heute State of the Art Licht kommt von Pink Floyd Division Bell Tour von 1994.....

https://flyingpigarchives.com/press/welcome-to-the-machine-lighting-dimensions-sept-1994/

https://flyingpigarchives.com/press/pink-floyd-tci-nov-1994/

https://flyingpigarchives.com/press/tales-from-the-pink-floyd-locker-room-lsi-june-1994/
 
Leider erkennt man auf dem Huston Konzert nur sehr wenig von der Bühne.
Ist der Größe der Show geschuldet. Die ganze Kulisse dürfte fast einen Kilometer lang sein. Da verschwindet die Bühne regelrecht.

In La Défense sieht man die 40×40-m-Bühnenpyramide ja auch nur als klitzekleines leuchtendes Dreieck irgendwo unten in der Mitte.

Die Scheinwerfer auf den Dächern der Wolkenkratzer bewegten sich schon recht synchron, finde ich.
Das kann auch an der Post-Prod liegen. Wie synchron das zur Musik war, hing ja davon ab, wo man stand, wenn man den Ton von der PA bekam. In Houston haben die meisten das Konzert aber nicht über die PA gehört, sondern übers Radio, weil die PA zu weit weg stand. (Gab es da überhaupt eine PA?)

Aber mir scheint da allesamt noch viel mit Scheinwerfern plus Gels gearbeitet worden zu sein. Vari*Light war da schon deutlich weiter. So sattes Orange oder Lila bekommt man heute jedenfalls noch nicht aus dem preiswerten LED Zeugs, das ich mir leisten kann... ;-)
Gab es so große und leistungsfähige Vari*Lights, daß sie mehrere 100 m lange Lichtkegel warfen?

Jedenfalls alles recht sehenswert.
Ich liebe Making-Of Dokus zu so etwas, was leider selten zu finden ist.
Die von Genesis kenne ich, zu Jarre gab es aus der Ära 80er- Mitte 90er ja nur wenig. Die erste spannendere ist „Making the Steamroller fly.“ zum Moskau-Konzert 97. Oder kennst Du da noch was?
Zu Jarre sonst nicht. Vielleicht liest man in seiner Autobio mehr, die nächstes Jahr in Deutschland rauskommen soll.

Die Konzerte von Jarre sind leider in einer unglaublich miesen Qualität aufgezeichnet. Sei es Houston oder La Defense.
Na ja, einerseits gab es die Konzerte nur auf VHS in einer einmaligen Auflage von 1989 (La Défense 1991), und die waren schon ca. ein Vierteljahrhundert alt, als sie mit Consumer-Equipment digitalisiert wurden. Das war ja lange vor digitalen HD-Kameras, und es war auch nie vorgesehen, die Konzerte im Kino zu zeigen, so daß für Fernsehbildschirme der 80er gefilmt wurde.

Andererseits sagt Jarre selbst, daß es deshalb nie digitale Neuauflagen von Konzertvideos von vor Oxygen In Moscow gab, weil da durchweg das Videomaterial räudig ist.


Martman
 
Was auffällt ist auf jeden Fall, dass Genesis mit Vari*Light da einen echtem Umbruch losgelassen hat. Schaut man sich mal Queen 86 in Wembley an sind da nur ausgesprochen wenig bewegte Lichter, aber reichlich statische Pötte mit Gel davor.
Ein Jahr Später zieht Genesis da ganz andere Register.
Dafür hatte Freddie schon ein Funkmikrofon und auch John Deacon scheint Funk zu nutzen während Brain May mit einer Kordel umherläuft.
 
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