hoffstrat schrieb:
Wenn man mal von den Pickups absieht, klingt eine Strat immer etwas drahtiger, perkussiver.
Und das liegt garnicht mal so sehr am Holz, sondern eher an der unterschiedlichen Mensurlänge.
Es gibt viele Dinge, die zum unterschiedlichen "Klang" dieser beiden Instrumente beitragen. Als da wären:
1. Die Konstruktion der Tonabnehmer
Die Paula hat Humbucker. Sie "sehen" nur einen breiteren Bereich der Saitenschwingung. Ein Single-Coil in der Strat kann aufgrund seiner schmaleren Bauform höhere Frequenzen aufnehmen.
Der Humbucker ist grundsätzlich "lauter" als der Single-Coil in der Strat.
2. Die Resonanzfrequenz der Tonabnehmer
Ein Strat-PU hat typischerweise seine Resonanz zwischen 3,2kHz und 4kHz (je nach Kabellänge). Dadurch ergibt sich ein sehr brillanter bis grell metallischer "Klang". Das es auch Single-Coils mit einem anderen "Klang" gibt, ist davon unbenommen.
Der Humbucker in einer Paula hat eine Resonanz zwischen 2kHz und 2,6kHz. Er klingt daher weich bis brillant. Allein das ist schon ein krasser Unterschied.
3. Die Position der Tonabnehmer
Abhängig von der mechanischen Position des Tonabnehmers können sich bestimmte Frequenzauslöschungen ergeben. Der Neck-PU einer Strat sitzt bei einem Viertel der Mensur. In der Folge fehlt die 3. Harmonische im Spektrum. Details dazu kannst Du in Guitar-Letter II finden.
Beide Gitarren haben eine unterschiedliche Anzahl von Tonabnehmern, die sich auch an verschiedenen relativen Positionen befinden. Ein weiterer Grund für einen unterschiedlichen Klang.
4. Der Hals
Eine Strat hat in der Regel einen Hals aus Ahorn mit Ahorn- oder Palisandergriffbrett. Bei der Les Paul wird Mahagoni und Palisander verwendet.
Entgegen der weitverbreiteten Meinung vieler Musiker, spielt der Hals bei der Klangentwicklung eine größere Rolle als der Korpus. Dazu gibt es mittlerweile auch schon wissenschaftliche Untersuchungen.
Ahorn ist ein recht hartes Holz. Die entstehenden Resonanzen, die der schwingenden Saite Energie entziehen sind in der Regel oberhalb des Arbeitsbereiches der E-Gitarre. Der entstehen Klang enthält daher viele Obertöne.
Mahagoni ist weicher als Ahorn, die Resonanzen liegen im oberen Arbeitsbereich der Gitarre. Diese Frequenzen werden also gedämpft. Die Gitarre klingt "weicher".
Ein Einfluß der Mensur auf den Klang wurde meiner Kenntnis nach bisher nicht nachgewiesen! Ich persönlich glaube auch nicht daran und meine bisherigen Forschungen in diese Richtung bestätigen das.
5. Halsbefestigung
Die Strat hat einen geschraubten Hals. Der Hals der Paula wird eingeleimt. Auch der Art der Halsverbindung sagen viele Musiker bestimmte nebulöse Eigenschaften nach. Walter Kraushaar hat dazu ganz einfach gesagt: "Zwischen fest und lose gibt es keine physikalischen Zustand!"
Ich habe schon Schraubhals-Paulas in der Hand gehabt, die man klanglich nicht von den Versionen mit eingeleimten Hals unterscheiden konnte. Kann man das doch, so ist meisten unterschiedliches Material im Spiel. Eine Paula mit Ahornhals (auch das gibt es) klingt nun mal anderes und wenn der Hals auch noch geschraubt ist, wird das gerne der Verbindung in die Schuhe geschoben. Man sollte also nicht Äpfel mit Birnen vergleichen!
6. Der Korpus
Strat: Esche oder Erle. Paula Mahagoni mit Ahorn-Decke
Hier gelten ähnliche Überlegungen wie beim Hals. Der fette Paula-Sound kommt eindeutig vom Mahagoni. Der Spritzer "Höhen" ist der Ahorndecke zuzuschreiben.
Esche ist härter als Mahagoni. Folglich...
Erle liegt irgendwo zwischen Esche und Mahagoni
7. Zusammenfassung
Stratocaster und Les Paul sind zwei grundsätzlich verschiedene Konstruktionen, die einen ganz unterschiedlichen Klang des Instrumentes zur Folge haben.
Viele Strat-Besitzer wollen gerne den LP-Sound auf ihrer Strat haben und bauen daher einen Humbucker ein. Das das Ergebnis nie identisch sein kann, sollte aus diesem Beitrag deutlich geworden sein.
Ulf