Zu Besuch bei Universal Audio

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Hallo ihr lieben... Wir waren im Zuge unseres NAMM Trips ebenfalls zu Besuch bei Universal Audio in Scott's Valley, California. Ich habe den Bericht/Post mal hierher kopiert, sodass ihr ebenfalls was in der Plauderecke habt.
Viel Spaß beim Lesen/Gucken/Hören. :)

Universal Audio


Wir waren ebenfalls bei Universal Audio in Scott's Valley, in der Nähe von Santa Cruz zu Besuch. An dieser Stelle einen lieben Dank an Christian Stahl von UA, der uns einfach klasse betreut hat und mit dem wir ein paar ziemlich coole Abende verbracht haben. :)

Bei UA angekommen, sind wir zunächst nett in der Lobby empfangen worden, wo es schon ein paar "Ausstellungsstücke" und Awards an den Wänden zu sehen gab.

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Angefangen hat die Tour im Warenein- und Ausgang. Hier werden ausgehende Waren verpackt und eingehende Waren/Materialien zunächst ausgepackt und geprüft, bevor sie in Umlauf/Gebrauch in der Produktion kommen. Als Lieferanten hat UA diverse Hersteller, bei denen nach eigenen Angaben auch mal die Qualität der Bauteile fluktuieren kann bzw. manche Bauteile nur bei bestimmten Herstellern gekauft werden, andere bei anderen, you get the point... Dennoch kann man sich darauf verlassen, dass immer 100% beste Qualität verbaut und auch verkauft wird, denn alle ankommenden Bauelemente werden auf Qualität geprüft.

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An dem Tag war aufgrund der Vorbereitung für die NAMM nicht allzu viel los, sodass wir im Endeffekt von den einzelnen Produktionsschritten der Analog-/Digitalgeräte nicht soo viel mitbekommen haben. Daher lasse ich hier auch eher Bilder und am Ende die Videos für die Philosophie bei UA sprechen. Selbstverständlich stehen auf der Analogseite höchste Ansprüche an Qualität und Klang, auf der digitalen Seite gibt man sich niemals mit halben Sachen zufrieden und sieht erst ab hohen 90%-Zahlen im Vergleich der Qualität zu analogen Pendants einer Markteinführung positiv entgegen. Das merkt man definitiv in der leidenschaftlichen, familiären Athmosphäre, die vor Ort durchgängig zu spüren ist. So ziemlich alle, die dort arbeiten, haben etwas mit Musik zu tun und beschäftigen sich auch in der Freizeit mit Dingen rund um Musik und Audio.

Weitere Eindrücke:

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Das "burn-in" Regal (sorry für die Unschärfe)

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Testgrounds für Servicefälle und Qualitätssicherung

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Retouren/B-Stock

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Im Endeffekt werden dort also alle Sachen mit größter Sorgfalt handgefertigt und getestet, bevor sie rausgehen. Für mich als (Heim-)Studiobesitzer unglaublich interessant und echt schön zu sehen, dass da bei sowas in der heutigen Welt noch so viel Wert drauf gelegt wird. Von der digitalen Entwicklung/Programmierung habe ich aus Respekt (und Mangel an Business an dem Tag) keine großartigen Fotos gemacht. Im Endeffekt allerdings Entwickler am PC, wie sie auch in anderen IT-Firmen sitzen, nur, dass dort viel UA Gear rumsteht und getestet wird etc. und dass es alles Musiker/Musikverbundene sind.

Hier ein kurzer Eindruck:

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Da ich aber auch Informatiker bin (und weiß, wie sowas stören kann), wollte ich nicht großartig stören und wir sind bald weiter und haben uns zum Beispiel auch den Aufenthaltraum mit Musikanlage, Kicker und Tischtennisplatte (wenn auch nicht zu sehen) angeschaut:

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Zu guter letzt endete die Reise im Studio 610 (in dem übrigens keine Wand parallel zu einer anderen ist!), benannt nach der legendären UA 610 Console, die auch auf der NAMM ausgestellt war.

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Quelle: http://media.uaudio.com/blog/2014/02/trix-610-console.jpg

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In diesem Studio werden zwar auch Bands aufgenommen und ganze Produktionen gefahren, allerdings ist es in erster Linie dafür da, die digitalen Plugins mit den analogen Pendants zu vergleichen und weiterzuentwickeln. Dazu werden hier die Geräte/Plugins mit bestimmten Testspuren gefahren und gegeneinander verglichen. Das tolle daran ist, dass das Feedback direkt zu den Physical-Modellers geht, sodass diese ihre Algorithmen anpassen können, um mit der Beschreibung der Soundengineers zu besseren, näher an den Analoggeräten liegenden Ergebnissen zu kommen. Eine Methode dabei ist zum Beispiel, dass die analogen Geräte und ihre digitalen Pendants in Grenzsituationen-/einstellungen ausgetestet werden, die eher nicht dem Alltag entsprechen. Dadurch kann analysiert werden, wie die Bauteile sich verhalten und die korrespondierenden Algorithmen angepasst werden.

Der Trip war auf jeden Fall Gold wert und ich empfehle jedem, der in der Gegend ist, einfach mal anzufragen. Ich bin mir sicher, dass die Mädels und Jungs von UA immer gerne Besuch empfangen und versichere, dass sie unglaublich gastfreundlich sind!

Am Ende noch zwei "Interviews" von mir mit Lev Perrey (Product Manager) und Flip Ausman (Software Development QA Engineer), die gut die Philosophie und den Vorgang des Physical Modeling beschreiben.




Beste Grüße,
Bacchus
 
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Vielen Dank an Phillip und Martin für die gute Zeit, die wir in Scotts Valley zusammen verbracht haben. Bis zum nächsten Mal!

Christian
 
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Vielen Dank an Phillip und Martin für die gute Zeit,

Das geben wir gern zurück ...

Zur Vollständigkeit hänge ich hier auch mal meinen Teil aus dem NAMM Thread hinten dran ...


Ein Teil der mich immer bei solchen Besuchen interessiert ist die Frage, an welcher Stelle sie in die Produktion einsteigen und Dinge im eigenen Haus und damit unter eigener Kontrolle erledigen. Bacchus hat ja oben schon von der Waren-Eingangskontrolle berichtet die ankommende Bausteine "durchleuchtet" und prüft.

Hier jedoch mal ein Beispiel, bei dem sie sich ihre eigenen Kabelbäume konfektionieren ... Diese Station haben wir ja schon gesehen und aus Einzelteilen entstehen "Bausteine" von denen immer mal wieder welche als "Voraushaltung" in größerer Menge gebaut werden. Danach ist dann an der Station wieder mehrere Tage lang Ruhe.

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An der Lötstation ordentlich verbunden ...

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Und an der Teile-Station eingelagert.

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Da Kabellängen durchaus einen Einfluß auf das analoge Produkt haben, brauchen sie einige spezielle Längen und Anordnungen um dann später die Platine an der "richtigen Stelle" kreuzen zu können. Dabei geht es meist um Einstreuungen der verschiedenen Bauteile - also um Störgeräusche und Rauschen.


Und dann in loser Folge ein paar "Splitter" ..

- Für die Liebhaber von Point to Point ...

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- Und weil sie so stolz darauf sind die Knöpfe der Konsole 610 wieder entdeckt zu haben um sie in Neuzeit-Produkten zu verwenden ...

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- Teststation für Interfaces ... alle Kanäle werden belegt, daher der überdimensionale Kabelbaum, und dann laufen Diagnose Tool über das System. Was wir nicht im Bild haben, ist die Station an der alle Geräte "eingebrannt" werden. Geräte mit Röhren erhalten 24 Stunden Last, nicht nur auf der stromführenden Seite, sondern auch mit passenden Eingangssignal.

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- Platinen ... werden ein paar Kilometer entfernt in einem dafür spezialisierten Betrieb nach genauen Vorgaben für UA hergestellt. Im Hinterkopf behalten sollten wir dabei, dass das alles in Kalifornien passiert, dem Staat mit den strengsten Umweltauflagen der USA (ich erinnere an eloxieren der Bauteile bei National Resophonic, oder dem Aufwand Lack zu trocknen bei Rickenbacker ... das Thema begleitet uns schon eine Weile). Man sollte aber auch erwähnen, dass sich auf der anderen Bergseite von Scotts Valley das Silikon Valley befindet. Platine ist also in der Gegend kein Fremdwort.

- Ich habe mir einige Konstruktionen angeschaut und dabei festgestellt, dass sie bei allen analogen Geräten dafür sorgen, dass die Schalter und Knöpfe der Front einzeln erreichbar und austauschbar sind, selbst wenn sie in einer Platine enden. Es ist also möglich Bauteile zu ersetzen ohne gleich eine ganze Baugruppe zu tauschen.

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- An diesem Arbeitsplatz wird Fehlersuche betrieben. Der Mitarbeiter hatte dafür eine "Flußzeichnung" zum Produkt liegen - die er aus dem Internet gezogen hat. :) Nicht das er den eigenen Unterlagen nicht trauen würde, aber a) prüft er bei der Gelegenheit, ob das was im Umlauf ist auch dem Produkt entspricht ... und ... b) ist es wohl auch immer eine Frage der Lesbarkeit und für die Fehlersuche war dieses Dokument wohl leichter zu interpretieren. Durch ja/nein, wenn/dann Fragen, Bauteile-Tausch und Messungen, hat er sich zumindest schon mal der wahrscheinlich defekten Baugruppe genähert.

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- Qualitätskontrolle Interfaces und digitale Simulation ... in Abhängigkeit von Betriebssystem. Nicht ganz leicht ist es, immer und jederzeit vorherzusehen was ein Betriebssystem Hersteller oder DAW Programmierer als nächsten Twist in sein System einbaut und damit die Einbindung des eigenen Produktes torpediert. Nicht umsonst ja der Leitspruch "Never Touch a Running System". Trotzdem wird seitens UA natürlich dafür Sorge getragen, dass das alles funktioniert und auch auch eine Betriebssicherheit gegeben ist. So erwähnten die Jungs als Beispiel, dass bei einem Interface nur in Verbindung mit einem bestimmten Instrument und in Kombination mit genau einem Betriebssystem ein fürchterliches "Knacken" auftreten kann. Es musste also ein Algorithmus eingebaut werden, der dies verhindert. Für extrem geschulte Ohren nimmt dieses Sicherheitsfeature dem Ansprechverhalten eine Nü der maximal möglichen Power. Aber "Better be Safe than Sorry" ... ein im günstigen Fall zerschossener Monitor, im schlimmsten Fall ein zerschossenes Gehör will man - zurecht - nicht riskieren. Also spielt, testet und sucht man nach Fehlern - auch deutlich ausserhalb zu erwartender Betriebsparameter.

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- Das Studio 610 ist neben allem bereits erwähnten auch Heimat diverser hauseigener Bands, die es als Proberaum benutzen. Und so ist dieser Verstärker auch nicht Master für ihre AMP Simulation, sonder schlicht ein Verstärker eines Mitarbeiters. ...

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... oder auch ...

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- einzig hier würde ich mich nicht festlegen wollen, einfach weil da zwei von der Sorte stehen und ja im Video erwähnt wurde, dass sie wenn möglich ein Vintage und ein aktuelles Modell als Referenz verwenden, sofern die noch produziert werden. :)

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- Das Anschlussfeld im Hintergrund sorgt dafür, dass keine Kabel von Raum zu Raum gelegt werden müssen. So ein Anschlussfeld findet man in jedem der das Studio umgebenden Räume, selbst in der Abstellkammer. Damit kann man für "Band" Aufnahmen die Einspiel-Orte entzerren und übersprechen verhindern. Neben den Zugängen zu den Kontrollräumen ist alles auch mit dem Serverraum verbunden. Die Kontrollräume sind zumindest was Computer anbelangt (wenn der Mitarbeiter nicht sein Laptop dort liegen hat) befreit von Computer Lüftern. Als Server gönnt man sich Apple und um bei den reichlich Metern Kabel die Latenzen deutlich zu reduzieren, wird alles der "digitalen Welt" sofort von Thunderbolt auf "Thunderbolt Glasfaser" umgesetzt

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Soweit meine "Splitter" zur Abrundung der Factory Tour bei Universal Audio. Ich kann mich Bacchus nur anschließen was die Gastfreundschaft und Offenheit anbelangt. Die Zeit bei und mit den Universal Audios hat viel Spaß gemacht - Vielen Dank !!!


Gruß
Martin
 
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danke euch beiden für den geilen Bericht.. geliked und geteilt :)
 
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