Zupfen: Warum tun das die Klassiker anders?

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Hi Leute,

ich habe schon lange eine Frage zum Zupfen bzw Fingerpicking.

Und zwar ist mir aufgefallen dass die Leute auf klassischer bzw Flamenco Gitarre die Zupfhand in einem sehr steilen Winkel zu den Saiten halten.
Ich (und viele andere Gitarristen die auf E- und Westerngitarre zupfen) haben aber einen viel flacheren Winkel. Trace Bundy beispielsweise.

Ich für meinen Teil, komme manchmal sogar mit der Daumenkante (also die linke Kante) auf die Saiten die ich gerade nicht spiele. Also die tieferen Saiten.

Gibt es denn bei beiden Techniken Vor bzw Nachteile? Hat das vielleicht damit zu tun dass die Klassiker allesamt lange Fingernägel haben und eben statt mit der Fingerkuppe (wie ich) mit den Nägeln zupfen? Allerdings spielt Sungha Jung (der kleine Chinese) ja mit diesen Fingerpicks die Fingernägel simulieren. Auch der hat so einen flachen Winkel.

Das Zupfen habe ich mir selbst beigebracht, weiß bis heute nicht ob es richtig oder falsch ist, daher die Frage.
Habe allerdings noch niemanden auf der E Gitarre oder Westerngitarre gesehen der so eine "klassische" Haltung beim zupfen hatte. Warum würde ich echt gerne wissen.


Viele Grüße
Mantas
 
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Das liegt daran, dass die klassische Gitarre - entgegen dem landläufigen Sprachgebrauch - eben nicht gezupft wird. Die Saiten werden angeschlagen. Die Finger arbeiten quasi wie kleine Hämmer von den Gelenken am Handansatz. Beim Zupfen sind hingegen die mittleren Fingergelenke beteiligt und reißen eher an den Saiten, als sie zu schlagen.

Mit ein Grund ist, dass in der Klassik oft die Apoyando-Technik verwendet wird. Hierbei wird der anschlagende Finger nicht von der Saite nach oben weggerisssen (wie generell nicht duch den Hammeranschlag), sondern er "ruht" nach dem Anschlag auf der nächst tieferen Saite (bzw. bei Daumenanschlag auf der nächst höheren). Man kann damit sehr kräftig anschlagen, ohne Nebengeräusche zu erzeugen. Dadurch klingt der angeschlagene Ton voller, runder und definierter.
 
Da man es ja mit einem akustischen Instrument zu tun hat, glaube ich ist es vor allem eine Frage der Lautstärke und Präsenz.

Durch den Anschlag aus dem ersten Fingergelenk entsteht wie bereits erwähnt ein voller kräftiger Ton. So eine Nylon-String klingt dann , gekonnt gespielt, deutlich lauter als bei einem ungeübten. Das macht sich natürlich gut . Spielt man verstärkt fällt dieser Faktor weg. Auch wenn natürlich der Sound ein ganz anderer ist. Genauso wie Nägel anders klingen als Fingeruppen.

Die Frage ist dann wohl eher: Warum machen es die E -Gitarristen nicht auch so ? Zum Teil wohl wegen Lautstärke und Verzerrung und der deshalb Notwendigen Dämpfung . Viele spielen ja auch auch gleichzeitig mit Pick und Fingern ( Hybrid Picking ), dann geht das ganze nicht mehr. Im Country z.b. setzten viele die Nebengeräusche oder das scharfe "Anreißen" der Saiten ganz bewusst ein. (ähnlich wie Slappen ) .

Was mich wundert ist, das nicht mehr Stahlsaiten- Akustiker die Klassische Haltung übernehmen.

grüße b.b.
 

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