Zu 1) Ich habe von verschiedenen studierten Gesangslehrern und nach zahlreichen Fachdiskussionen hier im Forum erfahren, dass das Falsett der Randstimme entspricht. Es ist randstimmig, weil nun mal eben die Randkanten schwingen und nicht die gesamte Stimmlippe. Das Register, das bei Frauen randstimmig ist, ist die sogenannte (weibliche) Kopfstimme. Trainierte Sänger können ohne wesentlich hörbaren Bruch von Modalstimme ins Falsett gleiten (z.B. mithilfe von Twang). Da du aber von "echtes Falsett" sprichst, wäre noch interessant, was dann "falsches Falsett" wäre. Etwa das was du als Randstimme bezeichnest? Könnte es sein, dass "echtes" Falsett die sogenannte Fistelstimme ist, die so hauchig ist, sozusagen ungestütze Randstimme und dementsprechend "falsches" Falsett die gestütze Randstimme ist, die durchaus tragfähig und energiereich klingt und gar nicht hauchig?
Zu 2) Ja, ich habe gelesen und mir sagen lassen, dass bei
untrainierten Sängern beim Falsett eine kleine Öffnung der Stimmritze beim Falsett permanent verbleibt. Bei
trainierten Sängern jedoch kommt es zum vollständigen Stimmlippenschluss. Beim Falsett schwingen aber unabhängig davon, ob die Stimmritze gut geschlossen ist oder nicht, die Randkanten. Beim Pfeifregister (Männer können auch eins haben) werden die Stimmlippen überblasen, also die Stimmlippen schwingen nicht bzw. geringfügig, durch eine kleine, permanente Öffnung der Stimmritze wird jedoch die Luft geblasen und verwirbelt und so das charakteristische Pfeifen erzeugt. Pfeifregister ist keine Randstimmfunktion, Falsett jedoch schon. Natürlich ist aufgrund der unterschiedlichen anatomischen Dimensionen bei Mann und Frau nicht alles 100%ig gleich, aber in etwa kann man sagen, dass das physiologische Pendant des weiblichen Pfeifregisters das männliche Pfeifregister ist, und bei der Randstimmfunktion Mann - Falsett und Frau - Kopfstimme.
Aber wäre Falsett das Pendant zum weiblichen Pfeifregister, was wäre dann das Pendant des männlichen Pfeifregisters? Ist Falsett und männliches Pfeifregister dann überhaupt etwas unterschiedliches? Ich sehe aber gerade, dass du schreibst "stimmphysiologisch nicht identische Funktionen". Also doch nicht so gut miteinander vergleichbar?
Etwas kritisch zu hinterfragen heißt noch lange nicht etwas wegzudiskutieren. In der Wissenschaft kann man nicht einfach übernehmen, was andere behaupten bewiesen zu haben. Schon gar nicht ohne zu wissen wieviel Power die Studien haben. Das solltest du ja als belesener Fachmann doch wissen, oder?
Dass man im Unterricht besser mit Bildern und Körpertechniken lernt als mit theoretischem Wissen über die Physiologie, da bin ich mit dir d'accord. Dazu muss man nicht Medizin oder Gesang studiert haben, um das zu merken. Physiologisches Hintergrundwissen kann Schülern, die damit umgehen können und entsprechendes Körpergefühl haben aber auch helfen, das zu verstehen was sie da tun. Wenn man etwas versteht, ist der Lerneffekt größer.
Vielleicht melden sich noch unsere Gesangsregisterspezialisten hier an Board.
PS.: In dem Ursprungsthread ging es mir nur darum Brigitte mitzuteilen, dass der TE ein anderes Gesangsproblem hat als sie.