Hey,
wir haben uns nun doch entschlossen, mit unser Alternativ-Metalband "ApNoE" eine Booking-Agentur in Anspruch zu nehmen, um mehr Auftritte zu bekommen.
Hey,
zunächst einmal: Geht es just darum mehr Auftritte zu bekommen, oder sucht Ihr wirklich eine Agentur, die Apnoe als Produkt an den Mann bringt? Ist ersteres der Fall, wäre es für Euch einfacher und effektiver, wenn sich einfach ein Freund der Band, ein Bandmitglied oder eine Lebensgefährtin eines der Bandmitglieder ums Booking kümmert. In diesem Fall fallen nämlich viele der Kosten raus, die eine Agentur mit sich bringt.
Eine Agentur verkauft ein Produkt. Das hat mit der Musik oder dem Spaß an der Sache erstmal herzlich wenig zu tun, hier gehts um die Kohle.
1) Welche Voraussetzungen sollte man haben (CD haben wir mit ner 500 Auflage aufgenommen)
Ich beziehe mich jetzt auf "richtige" Bookingagenturen.
Wie schon angedeutet: Ihr müsst Euch im Klaren darüber sein, daß Ihr eine Dienstleistung anbietet. Euer Produkt, daß es zu verkaufen gilt seid Ihr und Eure Show, Eure Musik. Und dieses Produkt muß in gewissem Rahmen marktfähig sein. Dazu gehört in erster Linie eine saubere Produktion, Marketing, eine solide Liveshow, zuverlässigkeit und eine entsprechend große Zielgruppe für die Shows.
Die Voraussetzungen für einen guten Bookingdeal:
-> Ihr arbeitet zuverlässig und professionell. Keine Bookingagentur kann es sich leisten, immer ein Kindermädchen mitzuschicken. Zur professionellen Arbeitsweise gehört die saubere Abrechnung der Gagen, Einhalten von Zusagen, rechtzeitiger und umfassender Informationsfluß. Das Equipment muß verlässlich sein, wie auch der Zustand der Musiker. Die präsentierten Fähigkeiten müssen gefestigt sein und weitestgehend von der Tagesform unabhängig.
-> Die Band muß aktiv sein. Es reicht nicht, einmal ein nettes Album aufgenommen zu haben. Auch dies muß vermarktet werden, in einschlägigen Magazinen und Portalen besprochen, und letztlich verkauft werden. Auf das Album folgt eine Promotour, darauf wieder ein Album mit einer weiteren Promotour und so weiter. Ist die Band richtig vermarktet, findet sich die Käuferschaft - eine gewisse Grundqualität von Produktion und Songwriting vorausgesetzt.
-> Je origineller die Band, desto einfacher lässt sie sich vermarkten. Ist man nur eine weitere aus 10000 Metalbands, wird man sich relativ schwer tun, einen großen Fankreis an sich zu binden. Hat man ein herausstechendes Alleinstellungsmerkmal (vgl. Van Canto, J.B.O., Le Scrawl, Bohren & der Club Of Gore, etc.), wird das Marketing einfacher. Die Fans tendieren bei ausgefallener Musik dazu, sich schneller an die Band zu binden. Man muß nun zwar nicht komplett abgedreht sein und nur noch schräge Musik machen, aber man sollte doch irgendetwas bieten, das dem Höhrer in Erinnerung bleibt. (Ein einziger guter, ausgefallener Song, der gut Vermarktet wird, reicht mitunter schon. Dies kann man sehr schön an Bands wie "The Darkness" sehen.)
-> Die Band muß langfristige Ambitionen haben. Keine Agentur wird eine Band aufbauen, nur damit sie sich in einem Jahr wieder auflöst.
-> Ihr solltet gutes Arbeitsmaterial für eine Agentur haben. Dazu gehört neben der CD auch aussagekräftige Bandfotos, eine vernünftige Bandinfo, vektorisiertes Logo, ausführlichere Bandgeschichte (additiv, nicht selektiv zur Bandinfo), vernünftiger Rider, Sonderwünsche der Band (Alles Vegetarier? Allergien? Krankheiten?), etc.
2) Was sollte man beachten?
Handelt Ihr einen Exklusivdeal aus, sichert Euch die Agentur recht häufig eine bestimmte Anzahl von Shows zu. Man geht davon aus, daß die Musiker davon leben müssen und somit wird die exklusive Bookingagentur zum alleinigen Arbeitgeber der Band. Im Gegenzug muß diese frei agieren können. Private Termine müssen frühzeitig mitgeteilt werden und man muß sicherstellen, daß man immer erreichbar ist und durch die Agentur zugesagte Termine einhält (Egal ob Promoshooting, Tourvorbereitungen, Einzelshows oder Festivalauftritte; egal ob unter der Woche oder am Wochenende, 12 Tage am Stück oder alle zwei Tage, egal ob Regen oder Schnee).
Bei nonexclusive Deals (wie sie Anfangs vor allem bei Newcomern geschlossen werden), entfällt davon viel aus der Pflicht. Doch auch hier ist man schneller draußen als man denkt, Arbeitet man unzuverlässig und bietet nicht die notwendige Konstanz in der Qualität.
Seid auf jeden Fall vorsichtig mit Leuten, die einen Pauschalbetrag vorab kassieren wollen. Wenn die Band Promomaterial stellt ist das nicht notwendig. Ein guter Booker bzw. eine gute Agentur macht sich selbst bezahlt und muß nicht pauschal von der Band beauftragt werden. Die Erstellung eines professionellen Promopaketes wäre etwas, was man in Auftrag geben könnte, das sollte man allerdings im Vorfeld absprechen und vor allem sollte die Band - gerade wenn sie kein Exklusivbooking vereinbart - alle Ergebnisse (in gedruckter und Digitaler Form) kontrollieren können und entsprechende Kopien behalten.
Lasst Eure Verträge auf jeden Fall im Vorfeld durch einen Musikanwalt prüfen. Der kann Euch dann auch darüber aufklären, welche Haken und Verbindlichkeiten ihr unterschreibt. Ebenso solltet Ihr die Gastspielverträge, die die Agentur rausschickt, durch Euren Anwalt prüfen lassen. So geht Ihr sicher, daß die Agentur keine Verbindlichkeiten eingeht, mit denen Ihr nicht zufrieden seid.
3) Ist es von Vorteil, wenn die Agentur vor Ort ist (Berlin)? Könnt Ihr wen empfehlen?
In der Regel ist das nicht so tragisch. Wir vertreten auch zwei Südafrikanische Bands, das ist mal ne ganz andere Ecke.. Wichtig bei einer Agentur ist, daß die Eure Zielgruppe kennt und entsprechende Veranstalter kennt. Gerade Newcomerbands erzeugen kaum Nachfrage (daher auch die non-exclusive-Deals), so daß die Agentur hier viel Aufbau und Überzeugungsarbeit leisten muß.
Basierend auf Eurer Myspaceseite wäre mein Rat, daß jemand aus Eurem Dunstkreis (Gibt es einen Edelfan, der zuviel Zeit hat und eh fast immer mit Euch im Proberaum abhängt? Von Vorteil wäre eine Persönlichkeit, der das Netzwerken leicht fällt.) Euer Booking übernimmt. Habt Ihr dann eine gewisse Bekanntheit (zumindest lokal) erreicht, könnt Ihr euren Booker zum Roadie oder Management ernennen und er verdient in gleichem Maße wie die Band mit. Es ist durchaus nicht unüblich, daß ein Booker, der eine Band aufbaut, prozentual an Folgedeals (zeitlich begrenzt natürlich) oder Plattenverträgen mitverdient.
Wenn es Euch um Auftritte geht, meldet Euch bei den einschlägigen Tauschbörsen an (Gigdealer, regioactive) oder schreibt über Myspace Bands an, mit denen Ihr auftreten wollt und macht Tauschgigs aus. Das scheint mir derzeit am vielversprechendsten.
4) Wenn man für nen GIG 100 Euro kassiert, was ist dann Eurer Meinung nach ein überlicher Anteil der Agentur?
Wie schon durch meine Vorposter gesagt, sind 10% bis 25% der Gage nicht unüblich. Allerdings sind diese Bereiche für eine Agentur schwierig.
Dennoch viel Erfolg auf Eurem Weg.
Besten Grusz,