Im Vorfeld der Musikmesse 2015 in Frankfurt traf ich Gannon Kashiwa und Benny Breuning von Universal Audio in den Ambivalnezstudios in Offenbach zur Präsentation
der neuen Apollo Interfaces sowie einer neuen nativen Marshall "Plexi" Simulation von Softube, die exklusiv für UA Hardware gegen Aufpreis zur Verfügung stehen wird.
Pünktlich zur verabredeten Zeit stand ich vor besagtem Studio und klingelte.
Ich betrat ein sehr aufgeräumtes, schon fast nüchternes Studio bzw. den Regieraum mit einer Neve Konsole und ein wenig analogem Outboard.
Anwesend waren neben den Studiobetreibern und den Produktpräsentatoren noch Topo vom Musikerboard und der House Produzent Alec Di Largo.
Schnell stellte sich heraus, dass Topo als begeisterter UA Nutzer sehr wissbegierig auf die neuen Produkte das Ruder der Gesprächsführung in die Hand nehmen würde, was mir nichts weiter ausmachte.
Ich stehe gerade den plugins von Universal Audio wegen der Preispolitik und der Hardwarebindung etwas kritischer gegenüber. Schließlich gibt es unzählige Alternativen von Freeware bis High End (Price) Plugins zur Emulation alter Studio Klassiker.
Nach einem kurzen Vorgespräch begann die eigentliche Produktpräsentation der neuen Audiointerfaces Apollo 8, 8p und 16.
Die ganze Präsentation haben wir inklusive einiger Fragen von Topo und mir auf Video aufgezeichnet. Die ersten Ausschnitte sind ja hier bereits zu sehen.
Auf die Hardware Neuerungen und die neue Konsole gehe ich hier nicht weiter ein, da diese in den Videos und unzähligen anderen Tests wohl schon zur Genüge abgehandelt werden.
Als Gitarrist war ich natürlich viel neugieriger auf die Simulation des Marshall "Plexi" von Softube.
Nach den Infos über Neuerungen der Bedienung und den technischen Daten wollte ich nun auch mal hören, was der Kram so kann, anstatt nur auf bunte LED Ketten zu starren.
Leider schien das zunächst unmöglich, da es dem Studiobetreiber nicht möglich war die Interfaces an die gute Neve Konsole anszuschließen (Es sollte sich später herausstellen, dass hier hauptsächlich HipHop produziert wird und Fremdgeräte oder echte Musikinstrumente an diesem Tag nicht zu erwarten waren). Ich hatte auch weder Lötkolben, noch meine Festadaptersammlung dabei. So schlug ich vor eins der Interfaces, die vor uns aufgebaut standen, direkt an eine der aktiven Abhörlautsprecher anzuschließen, was sich als Idee des Tages herausstellen sollte.
Ich hatte ohnehin im Anschluss an diesen Termin Bandprobe und somit glücklicherweise meine Klampfen im Auto. Nach dem sich in den Tiefen des Studios auch noch ein Klinkenkabel fand, stand einem echten Live Test der Plexisimulation dann doch nichts mehr im Wege.
Also die SG aus der Tasche gezogen, rein in den virtuellen Plexi und Highway to...nein,
"rechtliche geschützte Kompositionen sollten wir tunlichst vermeiden" warf Topo ein. Ich stimmte ihm zu und legte noch nach, dass ich sowieso nichts nachspielen kann,
was wiederum für Amüsement im Raum sorgte.
Ich spielte also ein paar riffs, die mir gerade so einfielen und Gannon drehte die virtuellen Knöpfe. Wir gingen einige presets durch und kombinierten den "Plexi" noch einmal mit einem virtuellen Verzerrer Pedal aus der UA Library (eine Proco Rat Simulation).
Ich muss zugeben, dass das der Sound und das Spielgefühl sehr authentisch rüberkamen. Ich bin zwar kein typischer "Plexi" Spieler aber der "Amp" reagiert sehr dynamisch auf Anschlag und den Volumenregler.
Ob er einen echten abmikrofonierten Amp, sofern man denn einen solchen besitzt, ersetzen kann, möchte ich an dieser Stelle nicht bewerten.
Deshalb hier nur ein paar "softe" Fakten:
- 100-watt Marshall Super Lead Model 1959, "modelliert" nach einem Original aus dem Marshallmuseum Baujahr 1967. Details zur Schaltung oder Röhrenbestückung waren nicht bekannt
- Lautsprechersimulation eines 4x12 Kabinets 1960BHW mit G12H30 speakern
- Erste von Marshall lizensierte "Plexi" Simulation
- Inputs virtuell frei patchbar
- 3 Mikrofone (FET, Valve und Dynamic) wähl - und mischbar, inkl. panning, wovon 2 Mikes closeup sind und eines als Raummikro dient. Hi/Lo shelving EQs, Lautsprechersimulation abschaltbar
Die Plexi Simulation läuft prinzipiell mit allen UAD Interfaces und Karten, kann aber wohl nur mit den Apollo Interfaces live gespielt werden, da sonst die Latenz zu hoch sei, verriet mir Gannon Kashiwa noch auf der Messe.
Für den live Gitarristen gibt es auch noch keine Möglichkeit das plugin über einen Fußtreter zu steuern. Jedoch bin ich mir sicher, dass sich der "Plexi" auch mit vorgeschalteteten Hardware Bodentretern gut versteht.