Audiosoftwareprogrammierung als Beruf

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Bäume Sind Cool
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Schönen guten Tag zusammen!

Ich studiere gerade Informatik (erstes Semester) und mache seit geraumer Zeit wieder hobbymäßig Musik am PC (Cubase).
Bin von den Möglichkeiten digitaler Klangerzeugung und -bearbeitung gleichermaßen fasziniert und überfordert :D aber es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Mich würde interessieren, wie es ist, in dem Gebiet, also als Audiosoftwareprogrammierer, zu arbeiten - vielleicht macht das ja sogar irgendjamend hier - und ob ein Informatikstudium überhaupt in diese Richtung geht?
Das ist ja eher allgemein gehalten. Wie kommt man zu den speziellen Kenntnissen? Praktika? Zen-Kloster?
Oder doch eher sowas wie Medieninformatik oder -technik oder -schießmichtot studieren?
Und habt ihr Tipps zu einführender Literatir oder Links zu dem Thema?

Danke & noch einen schönen Sonntag :)
 
Eigenschaft
 
Hallo,
uns wurde zu beginn des Informatik-Studiums immer gesagt: "Wenn ihr fertig seid, könnt ihr erstmal nichts, aber ihr könnt euch in alles einarbeiten."
Ich denke so ähnlich läuft das auch. Das Studium vermittelt an sich die allgemeinen Grundlagen, was man dann daraus macht muss man aber selbst schauen. Also würde ich dir empfehlen, wenn du in die Richtung Audiosoftware gehen willst, dass du dich selbst erstmal hobbymäßig damit beschäftigst und dich in Sachen wie digitale Signalverarbeitung einzulesen. Z.B. könntest du probieren ein kleines VST zu programmieren.

Ein Praktikum in einer entsprechenden Firma kann natürlich auch nicht schaden, würde ich sogar sehr empfehlen wenn du was findest.

Ich denke nicht, dass ein anderer Studiengang, wenn er nicht komplett auf diese Richtung spezialisert ist, signifikant besser oder schlechter geeignet ist um in die Branche einzusteigen. Medieninformatik ist so weit wie ich das mitbekomme auch eher anwendungsbetont und hat weniger mit der eigentlichen Entwicklung zu tun. Das kann aber natürlich auch von Uni zu Uni komplett verschieden sein.
 
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Informatik ist schon das passende Studium. Ich denke Nebenfach Elektrotechnik wäre ganz praktisch, da ja heutzutage viele analoge Schaltkreise in Software simuliert werden und dann entsprechende Elektrotechnik-Kentnisse ein Plus sind.

Ich bin schon einige Jahre Informatiker und mache bei mir in der Firma unter anderem auch Einstellungsinterviews. Ich kann nicht genug betonen wie wichtig es ist, dass Du während Deinem Studium schon Parxiserfahrungen sammelst. Versuche so schnell wie möglich Praktika in den Firmen zu machen, die thematisch zu Deinem gewünschten Schwerpunkt passen. Daraus entwickeln sich oft Nebenjobs, mit denen Du Dein Studium locker finanziert bekommst. Und die Erfahrung die Du dabei gewinnst ist sehr viel Wert.

Ich habe immer wieder Leute im Interview, die super Noten haben, aber praktisch ausser dem ein oder anderen Uni-Projekt nichts gemacht haben. Solche Leute haben es schwer gegenüber denen, die neben dem Studium schon als Informatiker gejobbt haben und weniger gute Noten haben.

Also bleib bei Deinem Informatik Studium und versuche so schnell es geht in eine Firma als Praktikant rein zu kommen.
 
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Da ich quasi direkt neben dran wohne: Das Fraunhofer IIS (bekannt durch den mp3 codec) ist da sicherlich ein lohnender Arbeitgeber. Da wird auch einiges zum Thema angeboten. Zusätzlich bietet es sich (durch die Nähe zur Uni) an, dort eine Bachelor- oder Masterarbeit oder ein Praktikum zu absolvieren.

Ob man neben dem Studium noch groß Zeit für NEbenjobs hat, muss man selber entscheiden. In den Semesterferien geht meiner Erfahrung nach (jetzt 1.Semester Master Physik an der Uni Erlangen) ganz gut. Dieses Semester habe ich noch 8h die Woche nebenher gearbeitet, aber das wird dann schon echt stressig. Gerade am Anfang lieber nicht überheben, es wird ja nicht weniger (andererseits gewöhnt man sich auch mehr an den Leistungsdruck).
Aber das ist natürlich hochgradig vom Studiengang, Ort, Uni oder FH und den eigenen Ansprüchen abhängig.

So Far...
Laguna
 
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Um die ersten Infos zum Einstieg in die Programmier-Praxis bei Audio-Software zu erhalten könntest Du mal nach Christian Budde, Jerome Breebart und Variety of Sound/Bootsy yahooen und diese anschreiben, vielleicht geben sie dir ein paar Tipps.

Ansonsten könntest Du dich mal bei KVR Audio umschauen.

Vielleicht wäre es am Anfang auch sinnvoll, sich mit Synth Edit, Reaktor und ähnlichem zu beschäftigen um grundsätzliches Verständnis über Aufbau und Funktion von Audio-Prozessoren zu erlangen, falls noch nicht vorhanden.
 
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ich würde die Aussagen von Kelu und Laguna etwas erweitern und hätte als Quintessenz:
arbeite intensitätsmässig auf Vollzeitniveau und mach das Studium nebenbei für den Stempel auf dem Abschluss
(für den Fall, dass echte Begeisterung der Motor ist - und du wirklich was erreichen willst...)
Das was du an 'Ideen' im Eingangspost geschildert hast, ist eher wenig zukunftsträchtig.
Dazu ist das Thema schlicht zu ausgelutscht - bis du genug Handwerkzeug 'gelernt' hast, ist der Zug endgültig aus dem Bahnhof.
Für den Audio-Anteil sind Kenntnisse in Akustik und Signalverarbeitung essentiell.
Welche Software Methode du anwendest, ist eher zweitrangig.
Es empfiehlt sich, beim Lernen bereits auf Effizienz und Erfolgspotential von Methoden zu achten - und auf die fokussieren.
Nicht erst alles komplett durchkauen und dann mal sehen... ;)
PC Software ist ein totes Geschäftsmodell, interessanter sind FPGA basierte Lösungen. Stichwort Crystal Core.
Beim Benutzerinterface eher im vernetzten Rahmen denken statt in monolithischen Modellen wie 'ein Plugin für VST'.
Oder anders: klangtechnisch ist eigentlich alles gesagt und in Methoden gefasst.
Wachstum liegt im Bereich der Anwendung und des Workflows. Da aber nicht zu knapp... imho

cheers, Tom
 
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Na, so ganz tot, ist die PC Software nicht, ich beobachte derzeit sogar einen Trend wieder in Richtung PC-Synthese und dies nicht nur bei Audio-Applikationen. Der Grund sind die inzwischen genial effektiven 64-Bit-Rechner, die in den Büros Einzug gehalten haben und die - richtig genutzt - sehr viel Power haben, wenngleich nicht unbeding tunter Windows :)

Es gibt aber Linx-Apps, die z.B. im Bereich RADAR / LIDAR eingesetzt werden. Demgegenüber ist Audio ein Klacks, auch unter den Randbedingungen gesteigerter Anforderungen an die Genauigkeit. Audio-Software-Entwickler mit C werden durchaus gesucht, allerdings mehr im embedded Bereich, also für Microcontroller - weniger für die Plattformen und GUI. In dem Sektor wird eher schlecht bezahlt, da wenig Bedarf ist angesichst der viele Entwickler in dem Umfeld aus Firmen, die in den letzten 10 Jahren pleite gegangen sind. Wenn, würde ich mich also empfehlen, sich in die Richtung embedded MCUs / Linux - gfs Qt entwickeln.

Grundsätzlich stimme ich aber zu, dass der FPGA-Sektor da mehr zu bieten hat. Im Bereich der Selbständigen sind die Projekte etwa 6:1 (C/VHDL) und die Consultants aber etwa 11:1. Der Grossteil der Projekte sind aber non.Audio!

Wenn, dann sind es Speziallösungen z.B. im Bereich non linear pre distorsion bei 1 Bit / PWM auf dem Gebiet industrial audio / video z.B. im Automotive-Umfeld - vereinzelt auch im Consumer-Bereich. Eine App dazu habe ich zufällig gerade aufgefunden:
https://www.musiker-board.de/hiend-rec/119954-gedankenspiel-hi-end-lautsprechern.html

Was man aber sagen muss, ist, dass die Kenntnisse der Elektro und Informatik alleine nicht ausreichen. Es bedarf detaillierter Kenntnisse in der speziellen Algorithmik und gfs auch der Tontechnik und der Musikthematik. Die Programmiertechnischen Anforderungen im Bereich Audio sind indes auch eher mittelmässig - die Thematik dominiert da die Methodik.
 
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Ein aktueller Trend ist ja die Emulation oder Virtualisierung von Hardware. Mittlerweile gibts nix an Hardware, was nicht versucht wird per SW nachzubilden. Sei es über Nebula oder eben VST/AAX etc ...
Ich vermute dass da noch viel Potential drin steckt und auch noch viel zu tun ist.
Ich weis nicht wie weit man da ist, aber ich würde wohl (ob das nun klug ist weis ich nicht) einfach anfangen jedes Bauteil was im Signalweg ist komplett nachzubilden. Wenn ich die gesammte Schaltung durchlaufen habe, müsste so ein Gerät (meinetwegen ein Kompressor, EQ oder sonstwas) keinen Unterschied zum Echten mehr haben.
 
so neu ist die Idee eigentlich nicht... der Amazona Test des Minimax hat fast 10 Jahre auf dem Buckel, das zugrunde liegende Plugin noch einige mehr...
(da wurde aber 'nur' eine relativ übersichtliche Filter/Oszillator Sektion 'in circuit' nachgebaut - den Beispielen nach recht erfolgreich)
erst vor kurzem hat es Waves geschafft die Übertrager der Neve Preamps ansprechend zu modellieren (Scheps73)
...ebenfalls ein äusserst überschaubarer Bereich
Peaveys Revalver sollte natürlich auch erwähnt werden...
in grösserem Umfang fehlt es dann oft an einem 'greifbaren' Modell - Nebula sehe ich eher als Imitator

überrascht hat mich (seit meinem post weiter oben) die Signalverarbeitungs-Performance der ARM CPUs (iPad)
die Amp Emulation BIAS (Positive Grid) spielt ganz weit oben und braucht sich auch vor S-Gear auf einem Intel Boliden nicht zu verstecken. Einen POD HD verspeist sie gerüchteweise zum Frühstück...
Peaveys Revalver sollte in diesem Kontext natürlich auch erwähnt werden, da müsste demnächst eine neue Version erscheinen...

cheers, Tom
 
Hallo Bäume sind Cool,

es wurde ja schon gesagt: neben dem Programmieren an sich brauchst Du vor allem Kenntnisse in Signalverarbeitung. Das lernt man an sich eher in einem Elektrotechnik-Studium als in der Informatik, aber sieh Dich einfach mal um, was Du da an der Uni an Wissen dazu erlangen kannst. Privatinitiative kann natürlich nicht schaden, sowohl was die Grundlagen der Signalverarbeitung betrifft, als auch in Sachen Praxis.

Besorg Dir einfach mal ein SDK, bei Steinberg kannst Du zum Beispiel das VST-SDK umsonst runterladen, nachdem Du Dich registriert hast. Damit kannst Du dann rumspielen, basierend auf den mitgelieferten einfachen Beispielen. Darüber hinaus gibt es auch SDKs, die auf den verschiedenen Hersteller-SDKs basieren und es Dir erlauben, für mehrere Plattformen (VST, AU, AAX etc) gleichzeitig zu programmieren. Laguna verwendet zum Beispiel Iplug/wdl-ol (siehe https://www.musiker-board.de/plugin-effekte-rec/556711-vst-vst3-midside-distortion.html#post6762484), ich verwende JUCE. So kannst Du Dich vom Fachlichen her an das Thema rantasten.

Was die beruflichen Perspektiven betrifft, wäre es gut, schon mit Praktika oder Ferienjobs Kontakte in die Branche zu bekommen. Da ohne Kontakte in die Branche als Studienabgänger reinzukommen, dürfte schwierig sein, deshalb fang bereits während des Studiums an, in die Richtung zu arbeiten. Die Branche ist nicht groß, die Anzahl der Jobs begrenzt.

Ein Großteil der Jobs in dem Bereich hat allerdings nicht so viel mit glamouröser DSP-Effekt-Programmierung zu tun, sondern mit dem ganzen Drumherum. Ich hab das mal von einem Steinberg-Menschen (indirekt) gehört, dass viele "Neue" bei Steinberg enttäuscht sind, dass sie nicht gleich mit den heißen Algorithmen loslegen, sondern sich mit Optionsdialogen, GUIs, Load/Save-Routinen und so weiter beschäftigen müssen, denn diese machen den überwiegenden Teil einer Audio-Applikation aus. Eine guter Teil der Audioprogrammierung erfolgt auch in eher unscheinbaren Branchen wie zum Beispiel ELA (Gebäudebeschallung, Durchsage-Anlagen). Es gibt ungleich mehr Schulen, Einkaufszentren, U-Bahn-Stationen usw. als Tonstudios in Deutschland;) Auch Autos mit Bordentertainment-Systemen gibt es mehr. All dies sind aber Nischenbranchen verglichen mit sagen wir mal Business-Software, darüber musst Du Dir im Klaren sein.

Eine Möglichkeit wäre auch eine Spezialisierung auf DSP-Programmierung, also Embedded-Software auf Signalprozessoren. Oder gar, wie schon erwähnt, FPGAs. Die nötigen Grundlagen in der Signalverarbeitung sind aber dieselben wie bei den nativen Plugins, da kommst Du nicht drum herum.

Soweit mal meine ungeordneten Gedanken, die zwei Hauptpunkte sind Grundlagen erlernen und Kontakte aufbauen. Und Kontakte aufbauen:)

Kennst Du denn eine Firma in Deiner Nähe, die in die Richtung arbeitet? In welcher Gegend wohnst Du denn?

Banjo

- - - Aktualisiert - - -

Nachtrag, den Thread hatte ich vorhin gesucht und nicht gefunden:

https://www.musiker-board.de/musika...r-fuer-hardware-software-aus-deutschland.html

Vielleicht ist ja was in Deiner Nähe dabei.

Banjo
 
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Es gibt ungleich mehr Schulen, Einkaufszentren, U-Bahn-Stationen usw. als Tonstudios in Deutschland;
Banjo

Wobei 95% der Audiotechnik in privaten home-Studios zu finden ist - Tendenz steigend. Das dürfte die Zahl der industriellen Applikationen bei Weitem übertreffen. Bei den I-Apps ist es zudem so, dass andere Randbedingungen gelten: Da muss oft ein MC massivst ausgereizt werden, der Stückzahl wegen, während man bei DSP-APPs auf PCs z.B. richtig klotzen darf, weil der PC nicht Bestandteil des verkauften Produktes ist und daher das Problem des users ist. Ohnehin ist immer mehr PC Power verfügbar.

Ein Punkt noch zu dem Virtualisieren von Hardware: In der Tat dürfte sich das immer mehr ausbreiten, allerdings ist man von der Rechenpower noch weit davon weg, alles machen zu können, was man möchte. Meist sind viel zu viele Kompromisse an die Rechenleistung zu machen. Diese Tatsache führt dann zwangsläufig dazu, dass dort permanenter Anpassungsbedarf ist und es entsprechende Jobs gibt. Allerdings bewegt sich die Softwareentwicklung immer mehr dahin, modellbasiert mit Entwurfswerkzeugen und Baukästen zu arbeiten, z.B. MATLAB /SIMULINK - von daher sind programmier- und hardware-Kenntnisse immer weniger wert und auch dort, wo es nicht so ist, wird es teilweise so gesehen. Ich beobachte industrieweit eine fortschreitende Verflachung des Niveaus: Man greift auf immer jüngere und schwächer ausgebildete zurück und entsprechend entwickeln sich die Einstiegsgehälter. Vor 20 Jahren war man als Softwareentwickler mit SV-Kenntnissen noch ein Unikat, heute ist man einer von Vielen. Besonders im Bereich Audio ist es so, dass es da viel zu viele gibt, die da herumbasteln und durchaus Knowhow haben - nebst dem, was ich schon erwähnte: Etliche Profis aus ehemals existenten deutschen Audio-Schmieden, für die es nicht alle einen Job gibt. Ich kenne da einige, die inzwischen was völlig anderes machen (mussten).

Ich selbst hatte in den letzten 10 Jahren sicher an die 100 Angebote, Projekte im Bereich Audio zu machen. Da war so ziemlich alles dabei: Hersteller von Mischpulten, Digitalmikrofonen, Profi-Audio, Consumer Audio/HIFI, sowie etliche industrielle Anwendungen wie Klangberuhigen, Schallunterdrückung und Themen im Bereich NAVI und Ortung. Die Zahlungsbereitschaft der meisten lag oft deutlich unter dem Durchschnitt. Ich würde den Markt da als ziemlich gesättigt ansehen - von einigen Spezialthemen abgesehen.
 
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Die Zahlungsbereitschaft der meisten lag oft deutlich unter dem Durchschnitt. Ich würde den Markt da als ziemlich gesättigt ansehen - von einigen Spezialthemen abgesehen.

Das stimmt allerdings. Wenn man mit Software reich werden will, sollte man lieber SAP programmieren lernen;) Abgesehen von einigen wenigen, etablierten Spezialisten befindet man sich mit Audiotechnik eher in der unteren Mittelklasse, was Gehälter oder Stundensätze angeht. Im Bereich Homerecording-Software, speziell beim Plugin-Schreiben hat man auch noch den Nachteil, dass das Thema Raubkopien konstant am Umsatz nagt.

Was den Einsatz von MATLAB & Co. angeht, sehe ich aber schon Grenzen, speziell da, wo es um Stückzahlen geht. Das hat seinen Platz in der Entwurfsphase, wo vielleicht Alogrithmen probiert und getestet werden, aber am Ende muss das auf einen Chip oder DSP, der nicht mehr als sagen wir mal $4,75 kosten darf;) Dort wird, wir Du ja schon geschrieben hast, mit jedem Byte Speicherplatz, jedem notwendigen PIN auf der Platine und jedem MHz Takt geknausert, eben weil es sich über die Stückzahl extrem multipliziert. Da sind dann schon die hardwarenahen Frickler gefragt, aber unter Umständen wurde vorher der Job der Algorithmus-Enticklung von jemand anderem in MATLAB gemacht.

Was den Markt betrifft, ja, es gibt eine Menge Leute, die sich dort tummeln und auch auskennen, einfach weil es interessant ist und mehr Spaß macht als SAP. Deshalb braucht man neben soliden Kenntnissen unbedingt Kontakte und sollte frühzeitig damit beginnen, solche aufzubauen.

Banjo
 
ieWobei man zum Thema MATLAB noch einwerfen muss, dass in Sachen Audio alles, was einigermassen realistisch baubar und verkaufbar ist, doppelt und dreifach erfunden und vorhanden ist. Und noch mehr Qualität will keiner. Das ist ja eher auf dem Rückzug. Noch vor 15 Jahren hätte ich einen Markt für qualitativ bessere Audiotechnik gesehen. D.h bessere Algorithmen, mehr Auslastung der Resourcen und Einsatz teurer Hardware, um an SACD etc ranzukommen. Aber schon vor 10 Jahren war eine Trendwende zu beoachten, hin zu Billig. Das betrifft Produktionskosten, Produktionszeiten, Einsatz von Geräten und auch das Hörverhalten ist Billig. Plastikmusik aus Plastikkopfhörern ist etabliert. 90% der Musik wird im Auto oder aus dem MP3-Player, bzw dem Smartphone gehört. Wer will da noch Investment in Recording-Technologie betreiben?
 
Auch im MP3-Player und im Autoradio ist Hard- und Software enthalten, die entwickelt und gepflegt werden muss. Auch wenn das Designziel ein anderes ist als im HighEnd-Bereich, Ingeneure sind dort ebenfalls gefragt. Ob das als Job genauso zufriedenstellt, ist eine andere Frage.

Banjo
 
Ich hatte letzten Herbst bei der Langen Nacht der Wissenschaften die Möglichkeit, beim Fraunhofer IIS (Entwickler des mp3 Codecs) vorbeizuschauen. Die investieren nach wie vor viel Manpower in Codec Entwicklung. Zwar wird heutzutage immer noch mit 128 kbpw mp3 und weniger Musik gehört (von geniessen kann da imho nicht wirklich die Rede sein), aber was die neuen Codecs da auf dem Kasten haben ist schon echt beeindruckend. Früher hat man da deutliche Unterschiede gehört, heute ist zumindest für mich, der Unterschied auch bei niedrigen Bitraten immer schwieriger auszumachen.

So Far...
Laguna
 
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HM, 4 Jahre nach dem Beitrag mal meine Einschätzung zur Fortentwicklung des mp3-Standards: Ich habe den aktuellen mp3 Encoder getestet, wie immer mit generischem Material und Aufgenommenem. Ich höre - auch bei 320bps - nach wie vor massive Artefakte bei der Wiedergabe von AB-Stereophonie, was die Lokalisation und Abbildung angeht. Percussive Instrumente wie eine Triangle oder Pauke verteilen ihr Spektum (oder das was der Encoder bereit ist, davon über zu lassen) munter im Raum und sind verwaschen. Die Transienten, die die Lokalisation und auch die Prägnanz solcher Instrumente (und dafür werden sie kompositionstechnisch eingesetzt) ausmachen, sind so ziemlich weg.

Da ich bei meinem System (und andere Synthesizer) besonders bei elektronischer Musik starke Phaseneffekte verwende, ist man davon besonders betroffen. Nimmt man z.B. ein gut und fein aufgelöstes Flanging, bleibt nach dem Codieren wenig davon über. Umgekehrt entstehen die Effekte, wo gar keine waren.

In den letzten 4 Jahren hat sich da also wenig getan. Ich denke auch, dass die MP3-Technologi am Anschlag ist. Wenn man Musik mit einem Informationsgehalt von durchschnittlich 5 und mehr auf unter 10% zusammenschrumpf, geht auch irgendwie nicht mehr.
 
Das wundert mich jetzt gar nicht.

Dass bei MP3 nicht mehr viel vorangeht, liegt logischerweise daran, dass der Standard den Decoder spezifiziert und andere (neuere) Techniken, die der Decoder lt. Standard nicht versteht, halt nicht zum Einsatz kommen können. Da sind dem Fortschritt enge Grenzen gesetzt und ich würde auch keine wesentlichen Verbesserungen über die Jahre erwarten.

Fortschritte in der Audio-Komprimierung sind wohl eher von neueren Verfahren zu erwarten als davon, noch das Letztmögliche aus den bereits hochoptimierten, aber limitierten MP3-Encodern raus zu quetschen.

Banjo
 
Zuletzt bearbeitet:
Zeit für einen neuen Standard! :)
 

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